Das Leben in der napoleonischen Armee

Immerhin hatte der Feind dasselbe Wetter, dieselben mehr oder wenigen guten Transportwege, dieselben Probleme bei der Versorgung der Truppe mit Nahrungsmitteln und Pferden usw.
Und der Winter kam erst auf dem Rückmarsch von Moskau. Aber da war die Grand Armee schon längst nur ein Schatten ihrer selbst.

Bis zum Uebergang ueber die Beresina kann man durchaus noch von einer intakten, wenn auch kleinen Armee sprechen, die sich trotz widrigster Umstænde noch erstaunlich tapfer hielt.

Es ist richtig, dass die meisten Verluste auf dem Hinweg zu verzeichnen waren. Es sind nur etwa 100.000 Soldaten in Moskau angekommen.

Ich glaube aber, dass JEDE Armee der damaligen Zeit bei diesem Feldzug mit den gleichen Verlusten gescheitert wære. Es war seinerzeit einfach nicht leistbar. (Ob dieses Napoleon hætte im Vorfeld erkennen kønnen?)

Man braucht nicht annehmen, dass es den Russen so viel besser ging.
Insgesamt gesehen, waren die Verluste der beiden Gegner im Russlandfeldzug etwa gleich hoch.

Gruss, muheijo
 
Ich weise darauf hin, dass es nicht nur die Verluste durch Kämpfe und Krankheiten waren, die die Armee auf dem Hinweg nach Moskau schwächten.

Überall auf dem Hinweg mußten an bestimmten wichtigen Punkten auch Besatzungs-Kontingente zurückgelassen werden, um die Etappe und den Nachschub zu sichern.

Sicher auch ein merkbarer zusätzlicher "Aderlaß".

Gruß
 
Was hat nun der Verlauf des Russlandfeldzuges mit dem Alltag der Soldaten zu tun?

Manchmal denke ich, vielen fällt beim Thema Napoleonische Kriege nix anderes ein.
 
Was hat nun der Verlauf des Russlandfeldzuges mit dem Alltag der Soldaten zu tun?

Manchmal denke ich, vielen fällt beim Thema Napoleonische Kriege nix anderes ein.


Beides hängt unmittelbar zusammen, wenn Seuchen grassieren und Zehntausende desertieren. Das machen die ja nicht ohne Grund.

Deutlich wird die exorbitant hohe Verlustrate in einer französischen Grafik von 1869. Bemerkenswert auch, daß von den 100.000 Soldaten, die aus Moskau abmarschierten, gerade einmal vor dem Übergang über die Beresina noch 20.000 übrigblieben.
 
Wie recht Du hast.

Der Bruder eines Vorfahren war 1807, als die Preußen gingen, Offizier geworden. Hatte einen hohen württ. Militär-Verdienst-Orden, Familien-Saga: Moskau, konkreter sogar Fourage-Chef der Württ. Truppen.
Vor ein paar Jahren ging ich der Sache nach,

Die Familien-Saga war demnach so falsch nicht, bis auf das "kleine Detail" Moskau.
Das verstehe ich jetzt nicht ganz. Hast Du vielleicht ein paar Wörter vergessen?

Deine Familienüberlieferung besagte was über einen Bruder Deines Vorfahren? Dass er in Moskau war?


Und was hat das nun wiederum mit dem Alltag in der Napoleonischen Armee zu tun? Welcher Erkenntnisgewinn erwächst uns daraus?

War Dein Verwandter nun Fourage-Chef? Wenn ja, welchen Rang hätte das in der württembergischen Armee bedeutet?
Bei den Franzosen gab es auf recht unterer Ebene den Caporal-Fourier, der sich mit der Organisation der Versorgung der einzelnen Truppen beschäftigte. Die Unteroffiziersdienstränge waren im Allgemeinen wichtig für die Gestaltung des Alltags der Soldaten, denn dies waren ja im direkten Kontakt mit den Soldaten, überwachten den sachgemäßen Umgang mit den Ausrüstungsstücken und der Verpflegung.

Leider kenne ich mich zu den Armeen anderer Staaten nicht so sehr aus, um von daher Vergleiche herran zu ziehen wie dort ein anderer Aufbau der Truppen und Aufgaben innerhalb der Ränge gestaltet war und in wie weit der Soldatenalltag vom französischen abwich.

Ganz schön fand ich den einen Hinweis, dass man doch einmal sagen solle, ob es denn Unterschiede zwischen den Offiziersverlusten der verschiedenen Armeen gab, welche die Meinung bestätigen, dass man im Falle der französischen Armee von einer ganz besonderen Führung der Truppen von Vorn sprechen kann.

Nennenswerte Unterschiede gab es allerdings sicherlich in der Zusammensetzung des Offizierskorps, da ja bei den Franzosen viele Offiziere mit adeligem Hintergrund selbstständig die Armee verließen oder dann den Säuberungen durch die republikanische Regierung vor allem in der Zeit des Terreur zum Opfer fielen. Gerade bei den Freiwilligenbataillonen der ersten Jahre der Koalitionskriege spielte noch die Wahl sogar der Offiziere durch die Truppen eine wichtige Rolle, was positive und negative Auswirkungen hatte, da teilweise eben keine Männer nach der militärischen Tüchtigkeit, sondern nach der Beliebtheit ausgewählt wurden. Andererseits gab es dann eine enge Bindung zu den Befehlshabern, welche aus der selben Region wie die einfachen Soldaten stammten.

Auswirkungen dürfte über dies gehabt haben, dass die französischen Regimenter grundsätzlich kaum Ausländer in ihren Mannschaftsstämmen hatten, da diese Ausländer seperate Fremdregimenter bildeten, was auch in den Revolutionskriegen so fortgesetzt wurde. Dem gegenüber hatten manche Staaten Europas wie Preußen einen hohen Ausländeranteil in den Regimentern, auch wenn diese sich ja auch traditionell aus den Kantonen rekrutierten.
 
Du hast wieder recht.
Was mich ich mich auch zum Affen.
Die Literaturliste habe ich gleich mit gelöscht.
 
Du hast wieder recht.
Was mich ich mich auch zum Affen.
Die Literaturliste habe ich gleich mit gelöscht.

Welche Literaturliste?


Ich war doch auf dem richtigen Pfad. Fourage als Thema hätte ich zum Beispiel sehr interessant gefunden. :) Gerade über die Württemberger weiß ich fast nichts, dabei sind sie ja auch als Verbündete Teil der Napoleonischen Armee gewesen, würde ich sagen.

Es wäre interessant, wo sich die Württemberger Anregungen für das Militärwesen holten. Vielleicht kupferten sie ja auch etwas von den Franzosen ab.
 
Welche Literaturliste?


Ich war doch auf dem richtigen Pfad. Fourage als Thema hätte ich zum Beispiel sehr interessant gefunden. :) Gerade über die Württemberger weiß ich fast nichts, dabei sind sie ja auch als Verbündete Teil der Napoleonischen Armee gewesen, würde ich sagen.

Es wäre interessant, wo sich die Württemberger Anregungen für das Militärwesen holten. Vielleicht kupferten sie ja auch etwas von den Franzosen ab.


Die Württemberger kupferten militärisch eigentlich alles von den Franzosen ab, 1806 wurden die Preussen Feinde, und sehr viele Offiziere, da geborene Preussen verließen die Armee, deshalb bekamen bürgerliche Unteroffiziere analog dem franz. Heer die Chance Offizier zu werden. Darunter er.

Mein Verwandter hatte mit der Fourage nix zu tun, der war (damals Hauptmann) unmittelbar vor Dennewitz "malträtiert" worden und war deshalb nicht direkt bei der Truppe. Als die Rheinbundtruppen geschlagen waren und flüchteten, hat er sich wohl aufgerafft und sich um den Tross gekümmert den die Preußen dann nicht kriegten, jedenfalls bekam er dafür das Ritterkreuz des württ. Militärverdienst-Ordens was mit dem persönlichen Adel verbunden war.
Das Regiment hat dabei auch den Tross eines franz. Regiments gerettet, den sie auf dem Rückmarsch nach Württemberg einer zufällig getroffenen franz. Einheit übergaben.

Die Offiziers-Ausstattung war so schweinisch teuer, dass sein Vater, zuvor ein angesehener Handwerker, auf "die Gant" kam und seine Tage als Wart des "Oberen Thores" in meiner Heimatstadt beendete. Was die Liebe zwischen dem späteren Major und seinen Geschwistern erkalten ließ....

Ein, zugegeben, sehr persönlicher Einblick in die Militärgeschichte der napoleonischen Zeit.

Es gibt jede Menge Literatur dazu, insbesondere von Anfang des 20. Jahrhunderts, deshalb antiquarisch.
Aber meine Liste ist gelöscht und bleibt es.
In Stgt. im Hauptstaatsarchiv haben sie alles:scheinheilig:


Das Zusammentragen dieser Infos hat 2 Jahre gedauert, abgesehen davon bin ich eh zZ "dünnhäutig" (nicht wegen dem Forum) daher meine Reaktion
 
Zuletzt bearbeitet:
Ein, zugegeben, sehr persönlicher Einblick in die Militärgeschichte der napoleonischen Zeit.
Aber gerade solche Aufstiegsmöglichkeiten sind doch interessant für das Thema.:)

Man kann sich doch leicht vorstellen, dass der Umgang zwischen Offizieren, die aus dem Mannschaftsstand aufgestiegen waren, und adeligen Offizieren und den einfachen Soldaten ein anderer war. Von daher war ich auf Deine Ausführungen gespannt, da ich ein bisschen einen bürgerlichen Hintergrund vermutete.

In Sachen Motivation wird ja gern angeführt, dass die Aufstiegsmöglichkeiten in der französischen Armee einen Antrieb für den Soldaten dargestellt hätten. Wenn man sich die Revolutionskriege mit den von mir schon begründeten scharfen Einschnitten beim Offizierskorps anschaut, dann stimmt das offensichtlich auch. Späterhin hatte sich aber auch schon im Empire wieder festere Strukturen gebildet und die Generäle wurden ja auch nicht mehr so häufig wie im Terreur entfernt. Man denke allein schon an Custine, Houchard, Beauharnais, Westerman - alles bedeutende Generäle - die 1793/94 hingerichtet wurden und deren Stellen zu besetzen waren.
 
Altwürttemberg hatte keinen Adel.
Der Neuwürttembergische Adel mochte den dicken Friedrich nicht, und ist lieber in österr. Dienst getreten.
Blieb, wenn die Offiziere von Adel sein sollten, nur der Rückgriff auf Mecklenburger und Preußen.
(Ein Zeppelin wurde 1814 in Frankreich als württ. Offizier standrechtlich erschossen, ist mir aber gerade nicht erinnerlich, was er auf dem Kerbholz hatte, im Hauptstaatsarchiv ist mir mal sein Abschiedsbrief untergekommen)

Oder eben, siehe Beispiel der Rückgriff auf bürgerliche. Was für diese mit der sehr hohen Hürde der Ausrüstungskosten verbunden war.

Auch ein bürgerlicher Offizier aus dem schönen Meersburg am Bodensee:
Vierter Koalitionskrieg in Hersfeld [Bearbeiten]


Denkmal für Lingg von Linggenfeld in Bad Hersfeld


Im vierten Koalitionskrieg war Hersfeld wieder von französischen Truppen besetzt. In Hersfeld rückte am 24. Dezember 1806 eine Kompanie des ersten italienischen leichten Infanterieregiments (Teil der Koalitionsarme von Napoléon) unter Kapitän Guillien ein. Sie sollten am nächsten Tag weiter nach Kassel und dann weiter an die Front in Polen marschieren. Viele Soldaten der Kompanie (etwa 160 Mann) wurden in Privathaushalten einquartiert. Nach dem Kirchenbuch der Stadtkirche, kam es zwischen dem Tuchbereiter Pforr in der Wallengasse und dem Sergeantmajor Martinelli zum Streit wegen des Nachtlagers. Martinelli zog seinen Degen und es kam zum Kampf. Durch den Lärm im Haus, kamen dem Sergeantmajor weitere italienische Soldaten, die sie gerade vor dem Haus befanden, zu Hilfe. Daraufhin lief Pforr an ein Fenster und rief „Bürgerrecht". Der Auflauf vor dem Haus und auf den Straßen wurde immer größer und Gerüchte über die entlassenen kurhessischen Soldaten, die sich noch in der Stadt aufhielten, kursierten. So geriet die Situation außer Kontrolle. Viele Bürger bewaffneten sich mit „Äxten, Sensen, Stangen und dergleichen Mordgewehr“ und griffen die Italiener die sich auf den Straßen aufhielten an. Es fielen Schüsse, dabei kam ein italienischer Soldat ums Leben und ein Hauptmann wurde verletzt. Die anderen wurden entwaffnet und gefangen genommen.
Erst als sich daraufhin die Lage wieder beruhigte, wurden die Bürger sich der Lage bewusst, in die sie durch den Aufruhr geraten waren. Kurfürst Wilhelm I. war zu diesem Zeitpunkt von Napoléon schon abgesetzt worden, so bat Bürgermeister Johann Michael Gesing beim französischen Generalgouverneur in Kassel um Gnade für die Stadt. Hersfeld musste zunächst Einquartierungskosten für die anrückenden badischen Truppen und eine Wiedergutmachungsleistung zahlen (z. B. 5000 Paar Schuhe, 1000 Soldatenmäntel und 5000 Taler).
Napoléon entschied dennoch, die Stadt zu plündern und an allen vier Ecken anzuzünden. Mit der Ausführung wird der badische Oberstleutnant Johann Baptist Lingg beauftragt. Am 20. Februar 1807 führte dieser, mit stillschweigender Duldung seiner französischen Vorgesetzten, den Befehl nur wörtlich aus. Es wurden nur vier einzeln stehende Häuser angezündet. Es waren ein Heu- und Strohmagazin am Stift, ein bretternes Exerzierhaus neben dem Brauhaus auf dem Markt, ein kleines Gebäude in der Nähe der Tuchfabrik Braun und das Sondersiechenhaus an der Fuldabrücke. Somit rettet Lingg die Stadt auch vor Plünderung und völliger Vernichtung. Er wurde für sein Handeln von den hessischen Kurfürsten Wilhelm I. und Wilhelm II. mit dem Großkreuz des hessischen Löwenordens ausgezeichnet und geadelt. Er führte später den Namen Lingg von Linggenfeld.

Ich musste mal eine sehr pathetische Rede, die er zu diesem Anlass gehalten haben soll, zergliedern. Dass es "deutschen Soldaten unwürdig wäre usw."
habe sie jetzt leider nirgends gefunden.
 
Altwürttemberg hatte keinen Adel.
Der Neuwürttembergische Adel mochte den dicken Friedrich nicht, und ist lieber in österr. Dienst getreten.
Blieb, wenn die Offiziere von Adel sein sollten, nur der Rückgriff auf Mecklenburger und Preußen.
(Ein Zeppelin wurde 1814 in Frankreich als württ. Offizier standrechtlich erschossen, ist mir aber gerade nicht erinnerlich, was er auf dem Kerbholz hatte, im Hauptstaatsarchiv ist mir mal sein Abschiedsbrief untergekommen)

Oder eben, siehe Beispiel der Rückgriff auf bürgerliche. Was für diese mit der sehr hohen Hürde der Ausrüstungskosten verbunden war.

Auch ein bürgerlicher Offizier aus dem schönen Meersburg am Bodensee:


Ich musste mal eine sehr pathetische Rede, die er zu diesem Anlass gehalten haben soll, zergliedern. Dass es "deutschen Soldaten unwürdig wäre usw."
habe sie jetzt leider nirgends gefunden.


Hersfeld wurde im Siebenjährigen Krieg übrigens schon einmal von den Franzosen gebrandschatzt. 176o konnten sie fast ganz Hessen und Thüringen erobern und zum erstenmal rechts des Rheins überwintern, im Frühling 1761 ging Ferdinand von Braunschweig zur Gegenoffensive über. In der Stiftskirche hatten die Franzosen Stroh und Hafer gelagert, um zu verhindern, dass es dem Gegner in die Hände fiel, ließ der Herzog de Broglie das Gebäude anzünden und verbot den Hersfeldern zu löschen. Das Gebäude wurde übrigens nie wieder aufgebaut. Die Stiftsruine gibt heute eine malerische Kulisse für die Hersfelder Festspiele ab, die in der Stiftsruine stattfinden.
 
Ich habe die "Personalakte" in kopie des Bewußten vorliegen:

"Sowieso, aus E....
vom Unteroffizier der Garde zu Fuß
den 6. Juni 1809
zum Unterlieutenant bei dem Regiment von Franquemont
den 9. Aug. 1809
Oberlieutenant bei dem Regiment von Scharffenstein
den 12. Aug. wieder zur Garnison dabehalten
(die württ. Truppen wurden aufgeteilt, ein Teil zog ins hohenlohische, Grenzschutz gegen Österreich die von Böhmen her nach Oberfranken kamen, die anderen ins Allgäu gegen die Tiroler)
den 28. Aug.
wieder zum Regiment Scharffenstein
den 22. Jan 1813
zum Infanterie Regiment Nr. 6 Kronprinz
den 25. Juni
zum Stabshauptmann bei demselben
den 6. Oktober zum Infanterieregiment Nr. 2
den 16. Nov. zum Infanterieregiment Nr. 6 Kronprinz
den 14. Febr. 1814 Ritter des Militär-Verdienstordens
den 4. Juni zum wirklichen Hauptmann bei demselben
den 31. März 1817 dem neuformierten 6. Infanterie Regiment zugetheilt
den 19. März 1832 den Titel als Major erhalten
den 24. Febr. 1834 auf seinen Wunsch mit jährlich 1020 fl. pensioniert

In der Schreibweise habe ich versucht mich ans Original zu halten.

Noch zu den genannten Regiments-Kommandeuren:
Scharffenstein war Schillers Jugendfreund
Fraquemont ein "natürlicher Sohn" Herzog Carl-Eugens als solcher war er einer der ganz ganz wenigen die mit dem Kap-Regiment ausgezogen sind und Europa wieder gesehen hat.


Analog Franquemont gehörte Kronprinz Wilhelm zu den Überlebenden des Rußlandfeldzugs, er war krank geworden und wurde daraufhin nach Hause transportiert. Wer sich das nicht leisten konnte, verreckte in den Lazaretten insbesondere in Wilna.
Wilhelm hat dann seinen Vater genötigt Winterausrüstung, insbesondere Schuhe nach Rußland zu schicken, die (analog 1941, Militär sind auch nur beschränkt lernfähig) die Truppe nicht mehr erreichte.

die Herren werden zu ergoogeln sein


Die Hektiken der Neuaufstellungen, Neuformierungen usw. 1809 und 1813/14 sind deutlich sichtbar
 
Zuletzt bearbeitet:
@ Repo

Das Beispiel aus Hersfeld finde ich sehr interessant. :) Das erinnert mich auch an Ausschreitungen gegenüber Franzosen während des 1. Koalitionskrieges, wobei sich dabei ebenfalls die städtischen Magistrate bemühten, schon im Vorhinein Vergeltungsmaßnahmen der Franzosen abzuwenden.
Im Grunde spielt natürlich für das Leben der Soldaten auch eine gewisse Verrohung eine Rolle, was es aber selbstredend wohl in jeder Armee gab. Dennoch wurden die Franzosen auf Abbildungen im besonderen Maße als Plünderer dargestellt, was natürlich auch auf die schlechte Versorgung der Truppen zurück zu führen sein dürfte.
 
Zwei meiner Vorfahren sind als Soldat in den Napoleonischen Kriegen gefallen. Einer davon in Rußland.

Eine Heiratserlaubnis gab es erst nach abgeleistetem Kriegsdienst.

Die Frauen bekamen aber in beiden Fällen keine Kirchenstrafen, auch bekamen die Kinder die Namen ihrer Väter.

OT:
Der in Rußland gefallene war der 1. seines Namens in meiner Heimatstadt, der Bruder meiner Großmutter, der letzte dieses Namens, ist 1918 an der Somme gefallen.
Das sind die Aspekte der europäischen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, Massengrab, wenn es hochkommt Knochensack.
Muss man auch wissen.
 
Zwei meiner Vorfahren sind als Soldat in den Napoleonischen Kriegen gefallen. Einer davon in Rußland.

Eine Heiratserlaubnis gab es erst nach abgeleistetem Kriegsdienst.

Die Frauen bekamen aber in beiden Fällen keine Kirchenstrafen, auch bekamen die Kinder die Namen ihrer Väter.
Das heißt, die Frauen schenkten unehelichen Kindern das Leben? Diese beiden Frauen waren die, ich sag mal so, "Lebensgefährtinnen" der beiden, welche fielen? Die Frauen durften also die Männer nicht heiraten, da diese den Kriegsdienst nicht abgleistet hatten und bevor sie es konnten, fielen sie schon und so konnten die Kinder auch nicht nachträglich durch ihre Väter ligetimiert werden, erhielten aber dennoch die Namen ihrer Väter? Habe ich das richtig verstanden?

Ich muss mal schauen. In einer Primärquelle zur inneren Polizei in der französischen (oder auch westfälischen) Armee habe ich auch mal gelesen, wer sich um die rechtliche Abwicklung der Verbindlichkeiten von Soldaten gegenüber geschwängerten Frauen kümmerte. :grübel:
 
Dem gegenüber hatten manche Staaten Europas wie Preußen einen hohen Ausländeranteil in den Regimentern, auch wenn diese sich ja auch traditionell aus den Kantonen rekrutierten.
Wobei man dabei nicht übersehen sollte, daß diese "Ausländer" im wesentlichen aus den deutschen Nachbarstaaten Preußens kamen und mit ihrer Dienstzeit auch das preußische Bürgerrecht erwarben.

Für die Integration in die Truppe und die Moral/Kampfkraft der Einheiten war der rechtliche Status dieser "Ausländer" ziemlich unwichtig.
 
Somit rettet Lingg die Stadt auch vor Plünderung und völliger Vernichtung.
Vielen Dank für diese Geschichte.

Gerade letzte Woche stand ich in Meersburg vor einem Denkmal für Lingg als "Retter Hersfelds" und konnte mir nicht vorstellen, was das wohl bedeuten sollte.
 
Hersfeld wurde im Siebenjährigen Krieg übrigens schon einmal von den Franzosen gebrandschatzt.
Kurzer Hinweis:
Bei einer Brandschatzung wird eben nicht abgebrannt!
Vielmehr ist das (lange Zeit übliche) Erpressung durch besetzendes Militär der Art: "Geld her, oder wir zünden die Stadt an".

Eine gebrandschatzte Stadt stand also noch, mußte aber ordentlich Geld abliefern (deswegen das Wort "Schatz").
 
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