Das Leben in Deutschland in den Jahren nach dem Ende des 2. Weltkrieges

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Gast

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Was bestimmte das Leben 1945-1949 in West und Ost zu dieser Zeit noch?
 
Laut aussagen meiner Grosseltern: Hunger, Typhus, Sklavenarbeit und plünderne Polen. Und zum Schluß eine lange Bahnreise ohne Gepäck nach Westen.
 
Das bisschen, was man noch hatte wurde in Kartoffeln und Getreide umgesilbert. Das muss eine Prachtzeit für die Bauern gewesen sein. Der Schwarzhandel blühte. Ein paar Kohlen auf dem Bahnhof klauen. Nach dem Marshallplan war der Unterschied noch schlimmer. Der Ostblock hatte diese Hilfslieferungen ja erwartungsgemäss abgelehnt. Kurz und Bündig, es war ein Überlebenskampf. Nur der starke setzte sich durch. Dann auch noch dieser Kältewinter 46/47.Es muss grausam gewesen sein.
 
nicht zu vergessen die große wohnungsnot. die häuser zerbombt und viele flüchtlinge die untergebracht werden mußten ( einquartierung ). es wurden notunterkünfte gebaut die zt. noch in den 50er jahren standen ( baracken/nissenhütten ).
 
Zitat" . noch in den 50er jahren standen "
Bei mir in der Nähe gibts eine Siedlung die heute noch aus diesen Hütten besteht. Die Flüchtlinge kamen alle aus dem selben Dorf und wohnten so nach der Vertreibung zusammen. Als in den 50ern die Wohnungsnot aufhörte und richtige Häuser zur Verfügung standen, weigerten sich die Bewohner die Siedlung zu räumen (SIe liegt auch wirklich idyllisch am Wald und Seeufer). Und ein Jahrzehnte langer Rechtsstreit begann. Ende der 80er wurde die Flüchtlingssiedlung, in dem Fall "illegale Siedlung" für rechtens erklärt. Heute ist es ein offiziell Ortsteil eines 2 km entfernten Dorfes.
 
Deine Story wird niemand glauben.... :rofl: :yes:

Da fährt man durch Afrika und sieht auf einmal 1000 (oder mehr) Scheißhäuschen auf der grünen Wiese stehen (bis zum Horizont). Sonst nix. Nur Scheißhäuschen. Auf die Frage, was das soll, folgende Antwort: Da hat jemand versucht, ein Township umzuplanen und die Häuschen waren als Starthilfe gedacht. Nur hat niemand die Leute des Township gefragt, ob sie überhaupt umziehen wollen. Wurde ganz vergessen....
 
Zitat: "Deine Story wird niemand glauben.... "

Ich fahre daran vorbei, wenn ich zu meinen Eltern fahre. Ich kann mich auch noch an die Zermonie erinnern als sie "eingemeindet" wurden. Sie sind natürlich nicht im Barackenzustand, aber man erkennt diese Bauweise noch.
 
Kenn ich auch noch. Meine Oma und Vater wurden in so einer Baracke verfrachtet und meine Oma wohnte bis 1990 noch in dem Ding. Natürlich etwas aufgepuscht
 
Aus der Sicht der Mayner Bürger bestanden die Nachkriegsjahre aus Wiederaufbau. Die Stadt war nahezu komplett eingeäschert. Man mußte die Trümmer beiseite räumen (die Trümmerlok stand lange Zeit als Denkmal am Bach), die Wasserversorgung wieder aufbauen, Häuser errichten...
Und dabei irgendwie Nahrungsmittel organisieren und irgendeine Form von Alltag installieren.
Viele Mayner hausten noch lange in den Nachbardörfern oder in provisorischen Unterkünften in den Brüchen.
 
Hemer hatte bei Kriegsausbruch eine Wehrmachtsgarnison im Rohbau mitten in der Stadt (Garnisonsvertrag von 1937). Die "Rohbaukaserne" wurde kurzerhand bei den anfänglichen Massen an Kriegsgefangenen zu einem Kriegsgefangenenlager umfunktioniert (Stalag VIa). Bei Kriegsende gab es dann auch befreite Kriegsgefangene (vorwiegend Russen), die aus Hunger in Häuser einbrachen und rohe Kartoffeln oder auch Waschmittel hinunterschlangen.
Da Hemer selbst vorwiegend ländlichen Charakter hatte, war das Versorgungsproblem nicht so stark ausgeprägt. Stattdessen kamen per Bahn, Fahrrad oder zu Fuß viele Leute aus dem Ruhrgebiet auf der Suche nach Nahrungsmitteln ins Sauerland. Kriegsschäden hat es keine gegeben. Vor allem wohl deshalb, da kriegswichtige Industrie nicht direkt in Hemer vorhanden war (Iserlohn war Ziel vereinzelter Luftangriffe) und alle noch vorhandenen Wehrmachtsteile sich auf dem Iserlohner Rathausplatz ergaben und ihre Waffen ablieferten und so vorzeitig alle Kampfhandlungen beendet werden konnten.

http://www.hemer.de/STALAG_IVa/
 
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Meine Mutter hatte über den Krieg Pflegeeltern und danach weiter. Nach dem Krieg war der Gang zum Schwarzmarkt wichtigstes Ereignis. Gependelt zwischen Pflegeeltern und ihrer richtigen Mutter in Mecklenburgs Städten. Gehungert hat sie nach dem Krieg glaube ich nicht, die Pflegeeltern hatten Geld unterm Bett gebunkert und später "umgerubelt".
Vater kam als Vertriebener (Sudeten) nach Mecklenburg in ein Dorf. Auch von ihm nie gehört, dass er hungern mußte. Wohnte bei seinen Eltern in einem Bauernhaus mit allem drum und dran.
Wovon allerdings viel berichtet wurde, waren die Ernteschlachten Ende der 40er-Jahre auf den verstaatlichten Feldern und bei den Privatbauern. So lernten sich auch meine Eltern kennen.
 
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