Das Schönheitsideal im 18.Jh.

Bliebe nur noch die Frage zu klären, was denn nun eine "schöne Wade" im Sinne des Zeitgeists gewesen ist.

Da liegt des Pudels Kern begraben. :winke: Was das 'schön' ausmacht müssten wir herausfinden, aber ich denke nicht, daß wir auf Waden als Blickfang erst gestern von den Medien konditioniert wurden. Die Existenz von den von @Brissotin angesprochenen ausgestopften Strümpfen, impliziert meines Erachtens nach, daß die Waden auch damals als Blickfang gedient haben. Wie diese dann aussehen sollten, oder wie wir sie heute als 'schön' empfinden ist sicher nicht zeitlos.

Leider habe ich auf die Schnelle nichts über Männerbeine im 18. Jahrhundert gefunden, sondern nur über Frauenbeine, wo uns jedoch das gleiche Problem entgegenschlägt insofern in meiner Quelle die Damenbeine als 'graziös' und 'elegant' beschrieben werden, und der einzige Hinweis auf tatsächliche Form sich eher aus der angenommenen Jugend der Beschriebenen und dem Hinweis, daß es sich um kleine Füße und schlanke Fesseln am Beinende handelte, ergeben kann. Will heißen: keine konkreten Maße, sondern nur die durch die Zeit anders bedeutungsvollen Adjektive.

(Quelle: J. Peakman (2004) "Lascivious Bodies: A Sexual History of the Eighteenth Century", Atlantic Books, London. Seiten: 271ff)
 
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1. Da liegt des Pudels Kern begraben. :winke: Was das 'schön' ausmacht müssten wir herausfinden, aber ich denke nicht, daß wir auf Waden als Blickfang erst gestern von den Medien konditioniert wurden. Die Existenz von den von @Brissotin angesprochenen ausgestopften Strümpfen, impliziert meines Erachtens nach, daß die Waden auch damals als Blickfang gedient haben. Wie diese dann aussehen sollten, oder wie wir sie heute als 'schön' empfinden ist sicher nicht zeitlos.

2.
Leider habe ich auf die Schnelle nichts über Männerbeine im 18. Jahrhundert gefunden, sondern nur über Frauenbeine, wo uns jedoch das gleiche Problem entgegenschlägt insofern in meiner Quelle die Damenbeine als 'graziös' und 'elegant' beschrieben werden, und der einzige Hinweis auf tatsächliche Form sich eher aus der angenommenen Jugend der Beschriebenen und dem Hinweis, daß es sich um kleine Füße und schlanke Fesseln am Beinende handelte, ergeben kann. Will heißen: keine konkreten Maße, sondern nur die durch die Zeit anders bedeutungsvollen Adjektive.

(Quelle: J. Peakman (2004) "Lascivious Bodies: A Sexual History of the Eighteenth Century", Atlantic Books, London. Seiten: 271ff)
1.
Durch Kniebundhosen und Kniestrümpfe (wie dann noch im Empire durch teilweise extrem enge lange Hosen) wurden ja nunmal auch die Waden sehr betont bzw. der Aufmerksamkeit preisgegeben.

2.
Auch wenn modisch hinter dem Rock versteckt, war es beliebt sie zu zeigen. Das heißt, es war wohl gerade deswegen ein seltener Anblick und daher auf Gemälde gebannt, so dass man Damen, die sich das Strumpfband binden und dazu die Röcke hochziehen oftmals sieht. (vgl. "Der Morgen" File:Boucher toilette 1742.jpg - Wikimedia Commons - auch mit ganz kleinen Füßchen :fs:)
 
1. Bei Frey wurde für die „Tadlerinnen“ 1726 angegeben. Der Text mit der Turmfrisur ist also sogar noch älter. Ich hatte das bei den Literaturangaben mit angegeben, da der Link auf die 3. Auflage von 1748 führt. Zur Überprüfung der DNB-Link:

https://portal.d-nb.de/opac.htm?met...tResultId=tadlerinnen%26any&currentPosition=5

2. Tatsächlich sind so allgemeine Aussagen wie in der Sekundärliteratur nicht zufrieden stellend. Ich stelle mir die Frage, wie das im Detail ausgesehen hat. Und da fehlen mir Informationen zu drei Bereichen:


a) zeitliche Begrenzung des Schminkens
Wenn ich gestern nicht noch über den Trombsdorff gestolpert wäre, hätte ich noch etwas zu meiner Vermutung geschrieben, dass die Bedeutung des Schminkens im Laufe des 18. Jahrhunderts abgenommen hat. Die betreffende Stelle bei Dane habe ich heute morgen leichter wiedergefunden:

„Während noch im ausgehenden 17. Jahrhundert und beginnenden 18. Jahrhundert die Schminkpraxis mit dazu beigetragen hatte, die soziale Stellung der Individuen zu betonen, verlor sie im Laufe des 18. Jahrhunderts an Aussagekraft.“

Dane begründet das damit, dass diese Form der Selbstdarstellung so auf die Spitze getrieben worden war, das nach neuen Möglichkeiten sich von anderen abzusetzen gesucht werden musste.
Dane nennt für das Entstehen der Schminkpraxis den Hof Ludwigs des XIV.
Die von mir zitierte Aussage Danes, das Schminken sei bei beiden Geschlechtern üblich gewesen, folgt wenige Sätze später. Vielleicht nahm das Schminken als Mode zu Beginn des 18. Jahrhunderts bei Männern schon bald ab.

b) Welche Männer haben sich (exzessiv) geschminkt?

Bei Gottsched werden „Stutzer“, „Gecken“ beschrieben. Vielleicht war das Schminken bei einer jungen Gruppe von Modenarren, deren Stellung eben nicht so hoch war und die auf andere Weise Aufmerksamkeit suchten, verbreitet, bei „gestandenen Mannsbildern“ wie wir sie von Gemälden der Zeit kennen aber nicht üblich. Besonders der Kaufmannssohn kann sich den Müßiggang nur leisten, weil er von Vater (und Mutter als kleine polemische Spitze) finanziell gestützt wird. Der Kaufmann selbst dürfte weniger Müßiggang gepflegt haben.

c) Wie haben sich Männer geschminkt?

Nur was ich dann eben nicht verstehe, habe ich in Punkt 2d) beschrieben. Das Befolgen der Reinigungsrituale war ja vor allem auch ein Dienst an den Anderen. Eine Idee, wie Schminke und wohl vor allem Puder zur Reinigung verwendet werden konnte, ohne allzu große optische Wirkung, liefert mir die “Corinna“ bei Gottsched.

„Sie schabet den Puder mit Messern vom Gesichte, und wenn sie die Kleider ausschüttelt, wird der Boden ihres Zimmers weißer, als die Straße ist, wenn es eine Nacht durch geschneyet hat.“

Wie kann man sich eine trockene Gesichtsreinigung vorstellen. Schminke, Puder und Duftwasser(?) sollten den Schmutz binden und wurden dann abgeschabt? Haben Männer vielleicht eine „light“-Version der Schminkpraxis gepflegt?



Mir läuft gerade die Zeit davon und ich werde die nächsten Tage leider nicht online sein.
Ich wäre sonst gerne genauer auf Eure antworten eingegangen.

Nur kurz zum Pudern der Haare. Dane und Frey beschreiben das Weißpudern der Haare als natürliche Fortsetzung des Gesichtschminkens. Die Haarfarbe sollte der Geschichtsblässe angepasst werden. Frey beruft sich auf einen Titel, den ich im Netz leider nicht finden konnte, der aber (auch allgemein) weiterhelfen könnte:

Boehn, Max von: Die Mode. Eine Kulturgeschichte vom Mittelalter bis zum Barock / (.) vom Barock bis zum Juggendstil. Bearbeitet von Ingrid Loschek. EA. der Bearbeitung. 2 Bände.

(besonders bedauerlich, ich werde in der Nähe von Paris sein, ohne Gelegenheit, mich im Louvre mal für unser Thema umzuschauen…Grmmml)


EDIT: Wie gesagt die Zeit, besonders für das Sichten von Bildern. Ein interessantes, fast eine Karrikatur, habe ich noch gefunden:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/0/06/William_Hogarth_042.jpg
 
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@ Traklson

Zumindest würde es stimmen, dass wohl an der Wende vom 17. zum 18.Jh. das Schönheitspflästerchen des Herren noch recht üblich war, wie manche Modestiche belegen. (Vieleicht hat Saint-Simone, weil eher ihre Zeit, welche zur Hand.)
Diese Schönheitspflästerchen würde ich mal auch unter "Schminken" rechnen.

Hier nun das Zitat (endlich) vom Lehndorff:
"Dezember [1758]
...Hier trifft der neue holländische Gesandte ein, ein Herr v. Verelst, ein großer, schön gewachsener Mann, der aber, wie man sagt, sich schminkt. ..."

PS:
Bitte nicht Ihrzen, das kam selbst im 18.Jh. aus der Mode und wurde durch das Siezen ersetzt. =);)
 
(Aktbilder von wirklich zierlichen Damen kenne ich keine. Das sagt ja schon was aus über den Geschmack der Zeit.)
Ok, dann lass uns doch bzgl. der Figur bei Frauen mal festhalten: tendenziell adipös. (würde ich jetzt auch auf das Gesicht übertragen: Doppelkinn, dicke Backen, diese allgemein fleischige Wirkung und diese hypertonischen roten Wangen)

Vielleicht versuchte Boucher bei dem berühmten Bild von 1756 einen Spagat zwischen der jungen, eher zierlichen Pompadour aus der Zeit ihrer sexuellen Beziehung zum König und der tatsächlichen, eher pummeligen Hofdame der Mitte der 1750er.
War denn die Pompadour in ihrer Jugend "zierlich"? Mit zierlich verbinde ich eine Figur an der Grenze zum Untergewicht. Abbildungen einer zierlichen Pompadour sind mir ehrlich gesagt nicht bekannt. Die sieht auf jedem mir bekannten Bild dicklich, auf einigen der späteren sogar richtig fett aus.

3. Kopfform
Meist auch rundlich, jugendlich.
Dadurch sind Herren und Damen gerade auf den Tableaux de Mode kaum zu unterscheiden. NGA - The Age of Watteau, Chardin, and Fragonard: The Declaration of Love
Auf mich wirken gerade die mit adipösen Merkmalen (Doppelkinn, hyperton-rote Wangen, dicke Backen) versehenen Gesichter alles andere als jugendlich. Unisex ja, da bin ich dabei.

4. Taille
Die ist recht unterschiedlich. Bei manchen Porträts wirkt sie aber auch geschönt "verschlankt". Das klappt auch mit Kunstgriffen wie wenn man einen Teil in einem Schatten "verschwinden" lässt oder aber durch eine gewisse geschickte Drappierung z.B. von Hermelinumhängen bei Porträts von Herrscherinnen. Meines Erachtens ist das aber häufiger der Fall, wenn die Damen Hofkleider tragen, gerade bei deutschen Hofkleidern. (Habe auf die Schnelle leider kein bildliches Beispiel gefunden.)
In dem Falle wird doch dann aber nicht nur die Taille verschlankt, sondern der gesamte Oberkörper oder? Es wurden mit den Korsetts ja auch keine Rundungen im Sinne eines mehr oder weniger natürlichen Folgens der weiblichen Figur geschnürt, sondern der Verlauf war doch eher "dreieickig-kantig".
 
Beschreibungen weiblicher Schönheit und Mäkel in der "Harris' List of Covent Garden Ladies" (Ausgabe 1793)

Bei der Harris' List handelt es sich um eine Art Katalog der Prostituierten Londons, die jährlich 1757- 1795 erschien, eine Beschreibung der Damen, ihrer Spezialitäten und Preise enthielt. Mir liegt leider nur die Ausgabe von 1793 vor, und in Auschnitten eine andere, aber vielleicht lässt sich trotzdem etwas über 'Schönheit' Ende des 18. Jahrhunderts in England herauslesen.

Seite 33 (im Reprint von 2007) über eine Mrs P-ge: Ihre Gesichtszüge sind gut, mit Ausnahme ihres Mundes, der etwas zu groß ist, besonders wenn sie lacht, was sie oft tut.

Seite 36 über Mrs B-rd: Sie kann nicht für ihre Reize bewundert werden, denn sie hat kaum welche; tatsächlich sind wir so blind, daß wir keine sehen können. Sie ist groß und kräftig, hat ein totes Auge und eine flache Nase, und hat gute Zähne, und lacht gerne, und trägt sehr kurze Röcke.

Seite 38 über Miss Dav-s: Sie hat eine helle Gesichtsfarbe und hervorragende Gesichtszüge; ihr Mund ist klein und wenn er geschlossen ist sieht er aus wie eine gerade erblühende Rose; ihre Augen jedoch gereichen ihr nicht zum Vorteil, weil sie klein und grau sind.

Seite 49 über Miss Sto-s:
Ihre Augen entflammt und funkenstrahlend; ihre Wangen in den Farben von Rosen und Lilien; ihre Nase war gerade [...]*; ihre Lippen leuchteten heller als Korallen; ihr Busen zwei schneebedeckte Hügel; auf denen zwei klare Rubine leuchteten: obwohl man ihre Taille umfangen konnte (vermutlich mit den Händen?), konnte man das gleiche kaum mit ihren Oberschenkeln tun; ihr sich nach unten verschmälerndes Bein übertraf alles was man je gesehen hatte. (* im Original steht da: "Her nose was straight and just its height", wobei der letztere Teil an mir vorbei geht, weswegen ich mich auch nicht an eine Übersetzung wage)

Seite 52 über Miss Br-ley: Ihre annehmliche Art macht ihren Mangel an Schönheit wett; da ihrem Gesicht jegliche Perfektion fehlt. Sie hat jedoch schöne Augen [...] und eine helle Gesichtsfarbe.

Seite 53 über Miss Les-er: Sie war damals noch nicht zwanzig, groß und gut gebaut, mit einem feinen offenen ausdrucksvollen Gesichtsausdruck, sehr großen Augen; ihre anderen Gesichtszüge in Symmetrie; ihr Mund sehr angenehm; und ihre Zähne gerade; Sie war, kurzum, damals eine der feinsten/hübschesten Frauen der Stadt [...] die üblichen Unfälle ihres Berufes haben ihre Reize gemindert, die einmal so attraktiv waren; Ihr Gesicht ist jetzt sehr aufgequollen, und ihr Körper ist maskuliner geworden.

Seite 72 Miss Wa-s: Sie ist groß und elegant gebaut, mit heller Haut und etwa neunzehn Jahre alt; [...] ihre Füße und Beine haben die Form, die ein Bildhauer einer Medici-Venus geben würde [...]

Aus einer früheren Ausgabe:

Seite 136 über Bet Ellis: Weder ihre Zähne, noch ihre Beine sind gut, und da sie rothaarig ist gibt sie einen solchen Geruch von sich, der auch die Begeisterung eines [eleganten Verführers] dämpft.

An anderer Stelle wird jedoch rotes Haar zwar gesondert beschrieben, aber weniger negativ im Sinne der Liste dargestellt, insofern als das es als Zeichen für sexuelle Freizügigkeit beschrieben wird (Seite 135).

Immer wiederkehrend ist die Beschreibung "fine plump girl" im Bezug auf Statur, also "moppelig". Ebenso auffallend ist die immer wiederkehrende Erwähnung der Zähne, der hellen Haut und der Augen.


Quelle: H. Rubenhold (2007) "The Harlot's Handbook: The Harris List" Tempus Publishing Ltd, Chalford

Anmerkung: Auf meiner Ausgabe befinden sich die Abbildungen des Deckblattes der Harris' List von 1793, welches drei nackte Damen zeigt, die eine Girlande halten. Alle drei Damen zeichnen sich durch relativ breite Hüften, herabfallende Schultern und die beschriebenen sich nacn unten verschmälernden Beine aus.
 
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1.
Ok, dann lass uns doch bzgl. der Figur bei Frauen mal festhalten: tendenziell adipös. (würde ich jetzt auch auf das Gesicht übertragen: Doppelkinn, dicke Backen, diese allgemein fleischige Wirkung und diese hypertonischen roten Wangen)

2.
War denn die Pompadour in ihrer Jugend "zierlich"? Mit zierlich verbinde ich eine Figur an der Grenze zum Untergewicht. Abbildungen einer zierlichen Pompadour sind mir ehrlich gesagt nicht bekannt. Die sieht auf jedem mir bekannten Bild dicklich, auf einigen der späteren sogar richtig fett aus.

3.
Auf mich wirken gerade die mit adipösen Merkmalen (Doppelkinn, hyperton-rote Wangen, dicke Backen) versehenen Gesichter alles andere als jugendlich. Unisex ja, da bin ich dabei.

4.
In dem Falle wird doch dann aber nicht nur die Taille verschlankt, sondern der gesamte Oberkörper oder? Es wurden mit den Korsetts ja auch keine Rundungen im Sinne eines mehr oder weniger natürlichen Folgens der weiblichen Figur geschnürt, sondern der Verlauf war doch eher "dreieickig-kantig".
1.
Das sehe ich auch so.

2.
Hier finde ich sie, im Verhältnis zu den anderen Bildern eher zierlich oder zumindest schlanker:
File:pompadourlouvre.jpg - Wikimedia Commons
Ich glaube, es gibt noch mehr ähnliche Bilder. Wollte nur nicht so lange suchen. Man sieht sie im Ausstellungskatalog, der großen Pompadour-Ausstellung in München "Madame de Pompadour - L'Art et l'Amour"(2002).


3.
Ich dachte immer, das Rundliche soll Reste von Babyspeck andeuten.:rotwerd:

4.
Gut, da bin ich, sehe ich ein, nicht firm genug. Waren nur meine Überlegungen. Wenn ich die Bilder sehe, fällt mir das immer wieder auf, aber finden tue ich sie natürlich nicht, wenn ich sie suche.:weinen:
 
OT Fehler in der Übersetzung

Beschreibungen weiblicher Schönheit und Mäkel in der "Harris' List of Covent Garden Ladies" (Ausgabe 1793)

Seite 53 über Miss Les-er: Sie war damals noch nicht zwanzig, groß und gut gebaut, mit einem feinen offenen ausdrucksvollen Gesichtsausdruck, sehr großen Augen; ihre anderen Gesichtszüge in Symmetrie; ihr Mund sehr angenehm; und ihre Zähne gerade; Sie war, kurzum, damals eine der feinsten/hübschesten Frauen der Stadt [...] die üblichen Unfälle ihres Berufes haben ihre Reize gemindert, die einmal so attraktiv waren; Ihr Gesicht ist jetzt sehr aufgequollen, und ihr Körper ist maskuliner geworden.

Mir ist da gerade ein kleiner Übersetzungsfehler aufgefallen. Im Original heißt es an der hervorgehobenen Stelle "on the town", was ich nichtssagend mit "der Stadt" übersetzt habe, und nun nicht mehr ändern kann. "On the town" heißt aber soviel wie "auf dem Strich", also handelt es sich hier nicht um eine allgemeine Aussage über die schönen Frauen der ganzen Stadt London, sondern nur um Frauen die der gleichen Berufsgruppe angehören. :rotwerd:
 
Burke, der den Ästheten zuzurechnen ist, spricht 1757 von der Schönheit des Kleinen.
Im Kontrast zum "Erhabenen" hatte Burke 1757, etwa zeitgleich mit Baumgartens "Aesthetica", in einer der bedeutendsten und einflussreichsten (und darüber hinaus vergnüglich zu lesenden) Schriften zur Ästhetik eine Liste von Schönheitsmerkmalen zu erstellen und zu begründen versucht. In den "Philosophischen Untersuchungen über den Ursprung unserer Ideen vom Erhabenen und Schönen" entwirft er seine Vorstellungen über die "wahren" Merkmale und Ursachen der Schönheit. Schöne Objekte sind nach Burke zum einen "verhältnismäßig klein". Diese Merkmalsbestimmung ist wie die folgenden abhängig von den empfindsamen Gefühlswerten, die Burke mit der Wahrnehmung des Schönen verbunden sieht. Es sind keine überwältigenden Leidenschaften ("desire"), sondern sanftere Gefühle zärtlicher Liebe ("love"). Dafür, dass schöne Dinge eher klein sind, spreche, "daß man in den meisten Sprachen von den Objekten der Liebe mit Diminutiven, also mit Wörtern spricht, die einen verkleinernden Zusatz enthalten". Diminutiv-Endungen sind häufig "Zeichen der Zuneigung und Zärtlichkeit". In der englischen Umgangssprache sei es "üblich, allen Dingen, die wir lieben, das Zärtlichkeitswort 'little' (klein) hinzuzufügen." Dinge, die als schön empfunden werden, sind nach Burke weiterhin eher zierlich, zart, weich, glatt und glänzend. Schöne Farben sind rein und hell (nicht trüb und düster), schöne Töne klar, ruhig, sanft und leise. Und wie schöne, anmutige Bewegungen und schöne Färbungen gehen sie fließend ineinander über.
aus Schönheit und Geschlecht - Konstruktionen von Weiblichkeit und Männlichkeit in ästhetischen Theorien : literaturkritik.de

Dem widerspricht nicht, dass man breite Hüften anziehend fand, weil man sie als "weiblich" und "gebärfreudig" empfand. Erben zu zeugen sah man mit als wichtigste Aufgabe einer Frau.

Im übrigen kenne ich kein Bild (1600-18..), das eine Frau, wennauch mit schmaler Taille nicht mit verhältnismässig breiten Hüften zeigt. :grübel:
 
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Da habe ich ein wenig Verständnisschwierigkeiten.

Kann mir jemand erklären, warum dieses Attribut als besonders schön bzw. attraktiv empfunden werden soll ?
Ich denke, da geht es um schmale Fesseln und Waden, im Gegensatz zu dicken Fesseln und Waden, die man bei uns "Krautstampfer" nannte. Sorry, für den Vergleich, aber das macht es vielleicht deutlicher.
 
Da habe ich ein wenig Verständnisschwierigkeiten.

Kann mir jemand erklären, warum dieses Attribut als besonders schön bzw. attraktiv empfunden werden soll ?

'tschuldige, im Original heißt es 'tapered', was sich besser als "sich zuspitzend" oder "verjüngend" übersetzten ließe. @ Caro hat da mit ihrer Interpretation ganz recht. Was als schön betrachtet wurde waren kräftige Oberschenkel, schmalere Waden und schlanke Fesseln.
 
Dem widerspricht nicht, dass man breite Hüften anziehend fand, weil man sie als "weiblich" und "gebärfreudig" empfand. Erben zu zeugen sah man mit als wichtigste Aufgabe einer Frau.

Im übrigen kenne ich kein Bild (1600-18..), das eine Frau, wennauch mit schmaler Taille nicht mit verhältnismässig breiten Hüften zeigt. :grübel:

Ich hab' mal ein bisschen nach Bildern gesucht, und das erste Problem über das ich gestolpert bin, war die Kleidung, die dann die Hüften betont hat. Bei weiblicher Unterwäsche gehörte ja für sehr lange Zeit im 17. Jahrhundert eine gestopfte Rolle, die man sich um die Hüfte binden konnte, damit sie dann entsprechend eine weitere Hüfte macht, dazu. Im 18. Jahrhundert kamen dann ja allerlei andere Erscheinungen hinzu, die ungefähr den gleichen Effekt erzielen sollten.

Also habe ich mal bei Nacktbildern geschaut, wobei ich davon ausgegangen bin, daß in einschlägigen Veröffentlichungen die ideale Phantasie bedient wird, und zumindest bei denen, die mir auf die schnelle aus dem Jahr 1789 vorliegen, hat die bei weitem überwiegende Mehrheit der dargestellten Frauen breite Hüften. Ich hab' genau zwei gefunden bei denen das nicht der Fall ist. Bei anderen 8 Illustrationen aus dem Jahr 1748, haben alle dargestellten Frauen betont breite Hüften und Oberschenkel.

(Mein Link ist nicht ganz jugendfrei :rotwerd:, da es sich bei den Illustrationen um extrem graphische Darstellungen handelt, aber bei Interesse gebe ich ihn gerne raus. :winke:)
 
Die Hüftrollen gab es ja im späten 18.Jh. wieder für die Mode der Polonaise ganz sinnhaft. (Vielleicht gab es sie bei der Unterschicht auch durchweg.)

(Mein Link ist nicht ganz jugendfrei , da es sich bei den Illustrationen um extrem graphische Darstellungen handelt, aber bei Interesse gebe ich ihn gerne raus. )
Ich fürchte, was sonst so im Internet kursiert ist weit weniger jugendfrei und auch frei zugänglich. Von daher sehe ich keine Probleme. Mit dem Ergoogeln einschlägiger Künstler sieht man genug nackte Frauen und auch Herren in eindeutigen Handlungen...
 
Ich fürchte, was sonst so im Internet kursiert ist weit weniger jugendfrei und auch frei zugänglich. Von daher sehe ich keine Probleme. Mit dem Ergoogeln einschlägiger Künstler sieht man genug nackte Frauen und auch Herren in eindeutigen Handlungen...

Dem habe ich nichts entgegenzusetzen, also:

1789: Juliette : AMEA // World Museum of Erotic Art

1748: Divine Inspiration : AMEA // World Museum of Erotic Art

Ihr seid gewarnt. :scheinheilig:
 
@Saint-Simone
leider kann ich die Bilder nicht sehen, weil mein PC "fragwürdige" Dateien sperrt, aber ich kenne diverse Aktbilder und Portraits, die gerne weiche, weibliche Rundungen zeigen, was in meinen Augen die Mütterlichkeit verstärkt, selbst wenn es um erotische Darstellungen geht. Nachdem bis in die Neuzeit
erotische Bilder fast ausschliesslich von Männern gemalt wurden (Queen Viki nehm ich hier aus), geht es hier auch um deren Phantasien.
 
@Saint-Simone
leider kann ich die Bilder nicht sehen, weil mein PC "fragwürdige" Dateien sperrt, aber ich kenne diverse Aktbilder und Portraits, die gerne weiche, weibliche Rundungen zeigen, was in meinen Augen die Mütterlichkeit verstärkt, selbst wenn es um erotische Darstellungen geht. Nachdem bis in die Neuzeit
erotische Bilder fast ausschliesslich von Männern gemalt wurden (Queen Viki nehm ich hier aus), geht es hier auch um deren Phantasien.


Oh, das ist ja gar nicht gut. Kriegst du eine Virus-warnung? Mein Computer schweigt sich darüber aus, aber das wäre ja mal gar nicht gut, wenn ich hier unversehens Viren verbreite!

Hmm, auf die Schnelle finde ich keine Darstellungen die von Frauen gemalt wurden, es sei denn man (frau) nimmt an, daß einige der anonymen Stiche von Frauen stammen, aber da käme ich dann arg ins spekulieren. Vielleicht könnte man also eher Schlüsse darauf ziehen wie sich im Laufe der Zeit das weibliche Schönheitsideal bei Männern geändert hat, oder nicht.

OT: Obwohl, wenn man sich heutzutage im Kiosk die Magazine für Frauen und die für Männer nebeneinander stellt die Frauendarstellungen beinhalten- Heim & Garten, Fernsehzeitschriften, Autos etc nehme ich aus- dann scheint es da auch Unterschiede zu geben. Ohne es genauer studiert zu haben, scheint es mir immer so zu sein, als würde die Models die bei FHM uä abgelichtet sind, nicht in die gleichen Kleidergrößen passen, die die Models bei Cosmopolitan etc tragen.
 
Oh, das ist ja gar nicht gut. Kriegst du eine Virus-warnung? Mein Computer schweigt sich darüber aus, aber das wäre ja mal gar nicht gut, wenn ich hier unversehens Viren verbreite!
Nein, nein. Es geht um Herkunft und Inhalte. Pornographie z.B. , wobei "normale" Aktportraits, die teilweise in Auststellungen zu finden sind wohl als problemlos eingestuft sind.
 
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