Das vorkoloniale Afrika: Sprachen und Strukturen

@BB:
Absolut OT, aber die Sahara-Zypresse hat es mir angetan: Apomixis(oder hier genauer: Agamospermie) sollte sich theoretisch nur bei Zwittern finden, was bei den Nadelbäumen ja der Fall ist. Zweitens ist dies eine äußerst riskante Form der Inzucht, da nur jeweils zwei Allele zur Verfügung stehen... Dies ist üblicherweise nur in einer recht konstanten Umgebung erfolgreich (da aber besonders). Erstaunlich, dass diese Bäume noch nicht ausgestorben sind... Wie der Artikel sagt: Eine äußerst robuste Art...

@EQ: Netter Link, leider wenig Aktivität in Nordafrika...

@Rena8:
Was das Klima angeht, so sind Wüsten immer anders betroffen als die nördlichen Gebiete: In "Kaltzeiten" wird es im Norden kalt. Im Süden wird es trocken. Die beiden Wasserhochstände sind durch die frühe Zwischenwarmzeit (Bölling/Alleröd Schwankung) bedingt; die Zeit vor 6000 Jahren wurde früher auch als "Neothermales Optimum "bezeichnet, danach wurde es wieder ungemütlicher, was dann (möglicherweise) zur Entstehehung der "Hydraulischen Kulturen" führte)...in wenigen tausend Jahren gibt's dann auch die nächste Kaltzeit - keine Bange!
 
Zuletzt bearbeitet:
Hier nur mal, was das dt. archäologische Institut an laufenden Projekten hat:
Standorte der Abteilungen und Projekte

danke @el Q, das sind die beiden DAI-Projekte, ziemlich weit im Norden aber immerhin vielversprechend, wen es interessiert:
Maroc: Rif Oriental
Wer waren die ersten Siedler im Norden Marokkos. Eine Kooperation mit dem Institut National des Sciences de l'Archéologie et du Patrimoine (Rabat).

Im Moment ist dieser Thread eine weitere Linksammlung zu Afrika, diesmal mit frühgeschichtlichem Schwerpunkt. Ich finde es aber gut sich erstmal einen Überblick zu verschaffen.
 
Seit die Ideen Colin Renfrews von vielen Frühgeschichtlern aufgegriffen wurden, hat sich die Theorie der gleichzeitigte Ausbreitung von Landwirtschaft, Sprache, Gene, anderer Technologie wie Keramik, Bronze, Eisen gut etabliert. Zu einem dieser Ausgangszentren gehört eben Westafrika. (Drei weitere liegen im fruchtbaren Halbmond: Jericho, Catal Hüyük, Ali Kosch (Einkorn, Weizen,..), Nordchina (Hirse), Südchine (Reis), Südostasien , Mexiko, Peru...) Schon spekulativ, aber entlang dieser Ideen findet man erstaunliche Bestätigungen. Wann jetzt die Landwirtschaft jeweils begann, ist in Westafrika offen; durch diese Forschungen rückt das in die gleiche Zeit wie in Asien. Keineswegs abwegig oder überraschend, wenn global-klimatische Ereignisse die Ursachen darstellen...
 
danke @el Q, das sind die beiden DAI-Projekte, ziemlich weit im Norden aber immerhin vielversprechend, wen es interessiert:

Naja, die jeweiligen nationalen archäologischen Behörden und sicherlich Frankreich als ehemalige Kolonialmacht werden auch noch ein paar Projekte laufen haben.
 
Durch die Diskussion in http://www.geschichtsforum.de/f57/vergessene-kolonialprojekte-34249/ stellt sich mir Frage, wie lange wir in welchen Teilen Afrikas von vorkolonialen Strukturen sprechen müssen und ab wann die eigentliche Kolonialzeit einsetzt.
Für Afrika ist diese Frage nicht so einfach zu beantworten wie in Amerika, wo man einfach zwischen vor und nach Kolumbus unterscheidet, obwohl es davon auch Ausnahmen geben sollte.
Für mich setzt der Kolonialismus dann ein, wenn der übermächtige Einfluß der Kolonisatoren eigenständiges Handeln der Einheimischen kaum noch zuläßt. Meine Meinung deckt sich bestimmt nicht mit allgemeinen Definitionen, darum würde ich das gerne hier diskutieren.
Zu Afrika möchte ich noch einmal auf den Link in http://www.geschichtsforum.de/350794-post2.html hinweisen, weil darin ein guter Überblick über unser bescheidenes Wissen zur vorkolonialen Geschichte Afrikas geboten wird.

Für große Teile Westafrikas behaupte ich, dass die vorkolonialen Strukturen iW bis mind. zur Mitte des 19. Jhdt. bestanden und der eigentliche Kolonierungsprozeß erst von den Engländern erkämpft und eingeleitet wurde.
Ich möchte keinesfalls Revisionismus betreiben, Sklaverei ist ein Verbrechen und wird heute absolut zu Recht geächtet.
Es relativiert auch nicht die Verantwortung der europäischen Handelsnationen gerade für die brutalen Auswüchse des Sklavenhandels im Dreiecksgeschäft.
Ich frage mich nur, ob man alle Westafrikaner von 1500 bis 1850 als Opfer sehen kann. Es gab doch auch Täter, Profiteure, die auch relativ gut verdient haben bei dem Geschäft mit der menschlichen Arbeitskraft.
Muß man nicht z.B. Abomey ? Wikipedia wenigstens erwähnen und sich auch in Afrika dieser Verantwortung aus der Geschichte des Sklavenhandels stellen?
 
Sklavenhandel und westafrikanische Entwicklungen

Viele Entwicklungen in Westafrika müssen unverständlich bleiben, wenn man nicht auch die Auswirkungen des europäischen Handels/Auftretens in Rechnung stellt. Die direkte Kolonisation ist hierzu nicht notwendig. Es reichten die befestigten Handelsstützpunkte oder zu Versorgungspunkten des Seehandels eingerichtete Inseln vor dem Kontinent um Seewege und ausreichenden Kontakt herzustellen. Insofern begann der Einfluss der Kolonialmächte auf Westafrika noch deutlich vor Beginn des eigentlichen Kolonialismus, ja sogar in Teilen bereits vor der Entdeckung und Unterwerfung Amerikas! Indem Amerika als drittes Handelsziel neben Europa und Afrika hinzukam, wurde Letzteres auch erst wirklich interessant für den europäischen Seehandel!

Ein sehr schönes Beispiel für die Einflüsse die dabei stattfanden findet sich im oft verklärten Reich der Ashanti, zu dem es auch einen längeren Artikel bei Wiki gibt
http://de.wikipedia.org/wiki/Ashanti_%28K%C3%B6nigreich%29#cite_ref-1
Hier lässt sich der Einfluss der Weißen sehr gut nachvollziehen und das der Sklavenhandel nicht ohne die Hilfe und zuarbeit einheimischer Stämme den bekannten Gang hätte nehmen können. Die Gefangenen innerafrikanischer Kriege oder auch gezielter Überfälle konnten gut an die Europäer verkauft werden. Dazu aus obigem Artikel:
Wiki schrieb:
Die Vertreibung der Portugiesen durch die Holländer von der Goldküste 1642 und die nachfolgende Ankunft von Engländern, Brandenburgern und Dänen führte zu einem völlig veränderten Angebot an Waren. Vor allem die Einfuhr von Feuerwaffen gegen Gold bewirkte eine Verschärfung der sozialen Unterschiede.
Feuerwaffen boten den einflussreichen Familien die Möglichkeit, ihre Macht auszubauen. Die Gesellschaften der goldarmen Gebiete spezialisierten sich auf den Handel mit Sklaven, die sie den europäischen Sklavenhändlern gegen Gold und Feuerwaffen verkauften. Zudem versuchten sie, sich als Zwischenhändler zwischen goldreichen Gebieten und der Küste zu etablieren…
Osei Tutus Nachfolger Opoku Ware I. schlug einen Aufstand der neu eroberten Gebiete in zwei Kriegen nieder. Anschließend wandte er sich gegen die nördlichen Nachbarstaaten Tekiman, Banda, Gyaaman und Gonja und eroberte 1744-45 das Königreich der Dagomba in Nordghana. Damit kontrollierte das Ashantireich auch die Handelsrouten zum nördlichen Niger und tributpflichtige Staaten lieferten einen beständigen Nachschub an Sklaven, die an die Europäer verkauft wurden…

[FONT=&quot]Bezeichnend dafür, dass die Europäer nicht von Beginn an etwa in großem Maßstab selbst auf Sklavenjagd gingen, ist die Entwicklung der Küstenregionen abzulesen, die durch den Kontakt mit den Seefahrern keineswegs etwa entvölkert wurden, sondern als Zwischenstationen teils einen Aufschwung erlebten. Rückschläge gab es eher durch Kriege zwischen den Seemächten, die in Angriffen auf deren Handelsstationen und afrikanische Verbündete führten, bei denen auch Sklaven gemacht wurden.[/FONT]

Einen interessanten Einblick auf Anfänge und Vorgänge des "vorkolonialen Engagements" (?) der Seemächte in Westafrika gibt auch die Geschichte ihres ältesten Forts Elmina
http://de.wikipedia.org/wiki/Elmina
http://de.wikipedia.org/wiki/Historische_Forts_von_Ghana


[FONT=&quot]Kurz: Die westafrikanische Geschichte wurde bereits sehr früh durch die Auswirkungen des Kolonialismus umgestaltet, noch bevor diese Gegend (eigentlich sehr spät) direkt als Kolonien in Besitz genommen wurde. Dabei fällt auf, dass erst nach dem Verbot/Rückgang der Sklaverei europäische Mächte direkt Besitz jener Gegenden ergriffen. Vorher hatte man auch ohne intensives Engagement, im damals noch deutlich lukrativeren Westafrika genügend Gewinne erzielt. Das Wechselspiel zwischen Nachfrage der See- & Kolonialmächte und dem Angebot von Sklaven in Afrika wird darin ursächlich klar.[/FONT]
 
Zuletzt bearbeitet:
[FONT=&quot]Kurz: Die westafrikanische Geschichte wurde bereits sehr früh durch die Auswirkungen des Kolonialismus umgestaltet, noch bevor diese Gegend (eigentlich sehr spät) direkt als Kolonien in Besitz genommen wurde. [/FONT]
Ich weiß nicht so recht, ob man die frühen Handelsbeziehungen schon als auslösenden kolonialen Einfluss auffassen kann.
Handelsbeziehungen zwischen Westafrika und dem Mittelmeerraum sind seit der Antike belegt. Transsaharahandel ? Wikipedia

Selbst die Handelsgüter haben sich nicht grundlegend geändert, Salz, Gold, Pferde, Waffen und auch Sklaven. Dass z.B. besiegte Feinde als Sklaven gehalten und gehandelt wurden, war in der Antike auch in Europa und Nahost verbreitet und wurde nicht moralisch bewertet. Durch das Christentum und den Islam änderte sich die Bewertung in den bekehrten Ländern und es wurden andere hierarchische Strukturen etabliert.
Was sich durch die Aktivitäten der Handelsseefahrer veränderte, waren zuerst die Handelsrouten. Da gab es zunehmend an der südlichen Küste Nachfrager, vorher hatte man diese eher jenseits der Sahara gesucht und da hatten sich bereits durch die arabische Expansion einige Veränderungen ergeben.
Ich denke mir, dass sich die Warenpalette allmählich zu einer immer stärkeren Nachfrage nach Sklaven entwickelte.
Die anderen angebotenen Güter, wie z.B. das traditionelle Gold müssen für die Europäer uninteressanter geworden sein, als sie in Amerika günstiger an Gold und Silber kommen konnten.
Da in Europa und Nordafrika der Produktschwerpunkt durch die Expansionen und häufigen Konflikte in der Waffenproduktion lag, waren Waffen, auch die jeweils älteren Modelle, in Westafrika ein begehrtes Gut. Kriegerische Konflikte waren dort ebenso bekannt. Und wenn sie weiterhin Waffen und andere Güter kaufen wollten, mußten die Westafrikaner eben die Preisänderung hinnehmen und zunehmend verschob sich die Handelsbeziehung von einer partnerschaftlichen zu einer abhängigen.


[FONT=&quot]
Dabei fällt auf, dass erst nach dem Verbot/Rückgang der Sklaverei europäische Mächte direkt Besitz jener Gegenden ergriffen. Vorher hatte man auch ohne intensives Engagement, im damals noch deutlich lukrativeren Westafrika genügend Gewinne erzielt. Das Wechselspiel zwischen Nachfrage der See- & Kolonialmächte und dem Angebot von Sklaven in Afrika wird darin ursächlich klar.
[/FONT]

Dass Afrika letzlich doch für eine Kolonisation ins Auge gefaßt wurde, lag aber auch daran, dass im 19. Jhdt. durch die Industriealisierung, Unabhängigkeiten in Amerika etc. es für die jungen, europäischen Nationalstaaten eine fast zwingende Mode wurde, Kolonien zu besitzen.
 
Ich weiß nicht so recht, ob man die frühen Handelsbeziehungen schon als auslösenden kolonialen Einfluss auffassen kann. Handelsbeziehungen zwischen Westafrika und dem Mittelmeerraum sind seit der Antike belegt. Transsaharahandel ? Wikipedia

Muss man nicht auch einen großen Unterschied zwischen Weiß- und Schwarzafrika machen? Während Weißafrika nördlich der Sahara bereits in der Antike in den Mittelmeerraum integriert war und an der griechischen, hellenistischen, römischen und islamischen Kultur teilhatte - nicht zu vergessen die Phöniker und Ägypter - blieb Schwarzafrika südlich der Sahara noch über 1000 Jahre ein unerschlossener Kontinent.

Der atlantische Sklavenhandel begann im 16. Jh., doch würde ich ihn noch nicht mit dem Beginn des Kolonialismus gleichsetzen, so schlimm auch seine humanen Auswirkungen waren. Man darf nicht verkennen, dass Sklavenjagd in Afrika durch Europäer höchst selten war. Die meisten Sklaven wurden von lokalen Herrschern und Händlern an die afrikanischen Küsten gebracht und dort an europäische Sklavenhändler verkauft, die sie wiederum nach in die Bergwerke, Minen und Plantagen Amerikas transportierten.

Ich stimme eher rena zu und sehe den Beginn des Kolonialismus etwa um 1850, als die imperialistischen europäischen Mächte ihren Wettlauf um afrikanische Territorien begannen und nicht wie die Jahrhunderte zuvor an Afrikas Küstenrändern Halt machten.
 
Muss man nicht auch einen großen Unterschied zwischen Weiß- und Schwarzafrika machen?
Ja, so verstehe ich auch die von rena neuerlich in Gang gebrachte Diskussion! (Auch dem Gebiet der heutigen Südafrikanischen Republik kann man eine Sonderrolle attestieren.)

Für mich setzt der Kolonialismus dann ein, wenn der übermächtige Einfluß der Kolonisatoren eigenständiges Handeln der Einheimischen kaum noch zuläßt. ...
Für große Teile Westafrikas behaupte ich, dass die vorkolonialen Strukturen iW bis mind. zur Mitte des 19. Jhdt. bestanden
Satz 1 kann doch als Arbeitshypothese stehen bleiben! Was Satz 2 betrifft: Der Überblick in http://www.geschichtsforum.de/351318-post25.html, worin ich mich auf Ki-Zerbo beziehe, lässt die "Invasion" des Kontinents auch erst im 19. Jh. beginnen. Sieht man von den Erkundungen an, wie sie etwa die 1778 gegründete British African Association und andere durchführten, tritt das eigentliche, nämlich ökonomische Kolonialisierungs-Motiv erst sehr viel später hervor, als es nicht mehr darum ging, Arbeitskräfte wegzuschleppen, sondern vielmehr "Afrikas Möglichkeiten hinsichtlich Bergwerken und Pflanzungen [im Land selbst] auszuschöpfen und bei Bedarf auch die Produktionsquellen selbst zu überwachen" [1].

Kurz: Die westafrikanische Geschichte wurde bereits sehr früh durch die Auswirkungen des Kolonialismus umgestaltet, noch bevor diese Gegend (eigentlich sehr spät) direkt als Kolonien in Besitz genommen wurde.
Das wäre dann kein Widerspruch zu rena, wenn Du auf den "Kolonialismus"-Begriff einstweilen verzichten könntest. :winke:

Daß die Aktivitäten der Europäer seit dem 16. Jahrhundert (mindestens indirekt) stärkste Auswirkungen hatten, dürfte niemand bestreiten wollen. Allein die Menschenverluste als solche waren ja gewaltig. "Insgesamt hat der Sklavenhandel zu viele lebendige Kräfte, zu viele schöpferische Energie verschlungen, als daß man ihn nicht als die große Wende in der Geschichte Afrikas betrachten müßte" [2]. Man sollte dabei auch an die sozialen und mentalitätsgeschichtlichen Auswirkungen denken:

  • Das gilt zum einen für die Komplizen der Sklavenhändler, worauf rena schon hinwies: Manche Küstenvölker "führen nur noch Krieg miteinander, um ihre Landsleute an barbarische Herren zu verkaufen. Die Könige selbst sehen in ihren Untertanen nur noch eine Ware, die dazu dient, das zu erkaufen, was ihre Launen wünschen".
  • Das gilt zum zweiten für die rassistische Komponente: "Die Entführer [der Sklaven] hatten keine Achtung mehr vor den Menschen"; diese wurden mehr und mehr als minderwertig angesehen.
Ich frage mich nur, ob man alle Westafrikaner von 1500 bis 1850 als Opfer sehen kann.
Rückfrage: Welchen Stellenwert/welche Konsequenz hätte denn die Beantwortung dieser Frage für die Deutung der Geschichte Schwarzafrikas bzw. für die weitere Diskussion?


[1] Ki-Zerbo, aaO, S. 438
[2] S. 235; die beiden nächsten Zitate S. 231
 
Muss man nicht auch einen großen Unterschied zwischen Weiß- und Schwarzafrika machen? Während Weißafrika nördlich der Sahara bereits in der Antike in den Mittelmeerraum integriert war und an der griechischen, hellenistischen, römischen und islamischen Kultur teilhatte - nicht zu vergessen die Phöniker und Ägypter - blieb Schwarzafrika südlich der Sahara noch über 1000 Jahre ein unerschlossener Kontinent.

Mir ist die Schwarzweißunterscheidung nicht besonders sympathisch, ich sehe die Unterschiede viel fließender und nicht an der Farbe festgemacht, sondern an der Entfernung zum Mittelmeer. Vielleicht meinst du das auch so und hast nur die falschen Begriffe gewählt.
Westafrika (z.B. das alte Gana oder Mali) hatten eine lange Handelstradition, Landwirtschaft und Handwerk. Der Handel im Sahel und durch die Sahara verlief wahrscheinlich auch über Zwischenhändler, jedenfalls kann man die Gebiete südlich der Sahara nicht als völlig isoliert betrachten, auch wenn sie iW nur indirekten Kontakt zum Mittelmeer und Europa hatten. Diesen mehr indirekten Kontakt über den Nil muß man auch dem Sudan und Äthiopien zugestehen.
Ein unerschlossener Kontinent war Afrika nur für die Europäer, nicht für ihre direkten Nachbarn.


Rückfrage: Welchen Stellenwert/welche Konsequenz hätte denn die Beantwortung dieser Frage für die Deutung der Geschichte Schwarzafrikas bzw. für die weitere Diskussion?

Das weiß ich noch nicht so genau, einerseits ist das eine tagespolitische Frage, andererseits würde es helfen, die jüngere Geschichte diffenrenzierter zu betrachten.
 
Durch diese Handelsbeziehungen kannten die Afrikaner im Gegesatz zu den Australiern und Amerikanern ja auch schon in der Eisen .

Das kann man nicht mit Sicherheit sagen.
Möglicherweise wurde die Eisenverhüttung auch unabhängig erfunden.
Die zeitliche Einordnung der Funde aus dem 1. Jts BC ist nicht ganz eindeutig. Die zeitlichen Differenzen zwischen Meroe und Taruga im heutigen Nigeria sind nur gering. Geschichte Afrikas - Google Bücher
In Eisenzeit ? Wikipedia wird die transsaharische Übernahme aus Karthago abgelehnt.
Ich fände diese überzeugender, wenn man nördlich von Nigeria, in den Oasen und im Sahel Reste von Eisenverhüttung fände.
 
[FONT=&quot]Kurz: Die westafrikanische Geschichte wurde bereits sehr früh durch die Auswirkungen des Kolonialismus umgestaltet, noch bevor diese Gegend (eigentlich sehr spät) direkt als Kolonien in Besitz genommen wurde...[/FONT]
Das wäre dann kein Widerspruch zu rena, wenn Du auf den "Kolonialismus"-Begriff einstweilen verzichten könntest.

Daß die Aktivitäten der Europäer seit dem 16. Jahrhundert (mindestens indirekt) stärkste Auswirkungen hatten, dürfte niemand bestreiten wollen. Allein die Menschenverluste als solche waren ja gewaltig. "Insgesamt hat der Sklavenhandel zu viele lebendige Kräfte, zu viele schöpferische Energie verschlungen, als daß man ihn nicht als die große Wende in der Geschichte Afrikas betrachten müßte" [2]. Man sollte dabei auch an die sozialen und mentalitätsgeschichtlichen Auswirkungen denken:



Sicher kann ich auf den Begriff einstweilen verzichten^^ Ich hatte mich auch missverständlich ausgedrückt: Als der Sklavenhandel nach Amerika erst so richtig in Gang kam, traten Europäer dort bereits als Kolonialmächte auf, während sie in Westafrika weiterhin nur eher „traditionell“ und vor allem als „vorkoloniale Mächte“ auftraten. Das meinte ich mit frühen Auswirkungen des Kolonialismus. Meine weitere Intention dahinter ist die Frage inwieweit man die einheimischen Herrschaftsstrukturen in Westafrika noch als frei von kolonialen Einflüssen bewerten kann?

  • [FONT=&quot]Das gilt zum einen für die Komplizen der Sklavenhändler, worauf rena schon hinwies: Manche Küstenvölker "führen nur noch Krieg miteinander, um ihre Landsleute an barbarische Herren zu verkaufen. Die Könige selbst sehen in ihren Untertanen nur noch eine Ware, die dazu dient, das zu erkaufen, was ihre Launen wünschen".[/FONT]
  • [FONT=&quot]Das gilt zum zweiten für die rassistische Komponente: "Die Entführer [der Sklaven] hatten keine Achtung mehr vor den Menschen"; diese wurden mehr und mehr als minderwertig angesehen.[/FONT]
Das sind sehr wichtige Punkte! Die Afrikaner kannten ebenso wenig wie antike Germanen oder Kelten oder Indianer (um nur einige zu nennen) eine gemeinsame, verbindende Identität! Für sie waren die Angehörigen benachbarter Stämme eben Fremde, mit denen sie weniger verbinden konnte, als mit den fremden Händlern, von denen sie begehrte Waren erhalten konnten. Nur aus dem Blickwinkel von „Fremden“ (Römer über Germanen; Weiße über Indianer; Weiße über Schwarzafrikaner) ergeben sich diese Gemeinsamkeiten – aber eben keine gemeinsame Identität! Derartige Ansichten sind wohl Ergebnisse modernen Nationalismus, die eben größere Gruppen zu definieren gewohnt sind, als die Horizonte früherer Lebenswirklichkeit der Menschen zuließen. Die meisten Könige verkauften eben selten ihre „eigenen Untertanen“, als unterworfene oder abhängige „Fremdmenschen“. Allgemeine, gar allgemeinverbindliche Menschenrechte kennt man erst seit relativ kurzer Zeit und in vorstaatlichen Rechtskulturen (Blutrache, Sippenrecht…) hat ein Einzelner sowieso keinerlei Rechte: Teils nicht einmal das, als Mensch anerkannt zu werden!
Eine Polarisierung: Hie unterdrückte „Schwarze“ – dort ausbeuterische „Weiße“ ist daher viel zu Oberflächlich. Sklaverei ist eine Wirtschaftsform und kein zwingender Bestandteil von Rassismus.

Zu Schade, dass ich den Titel eines genialen „Western“ vergessen habe, bei der ein tumber, weisser Herumtreiber mit einem gebildeten Schwarzen (als „Sklaven“) durch die Landschaft zieht. Dabei macht der Schwarze den ungläubigen Hinterwäldler darauf aufmerksam, dass es früher auch weisse Sklaven gegeben habe, etwa bei Caesar. Der Weisse schaut verblüfft in die Gegend und sagt dann etwa „Wirklich? Caesar? …den Mann habe ich noch nie kennen gelernt…“
 
Da würde ich dir durchaus widersprechen...eine gemeinsame europäisch-abendländische Identität gab es bereits im Mittelalter und zwar über Landes- und Stammesgrenzen hinweg. Das ganze manefestierte sich in einer gemeinsamen Religion (dem Christentum in unterschiedlichen Ausprägungen), einer gemeinsamen Gelehrtensprache(Latein) und einem gemeinsamen kultur- und Zivilisationshorizont. Und das hielt Europa trotz aller Gegensätze wie eine Klammer zusammen , ermöglichte aber auch paneuropäischen Gedankenaustausch.
Vergleichbares war auch im arabischen Raum zu finden, nicht jedoch im präkolumbischen Amerika und im präkolonialen Afrika südlich der Sahara.
 
Zurück
Oben