Der Aton-Kult und Echnaton

Solidarnosc

Mitglied
Der monotheistische Aton-Kult war für die damalige Zeit ein Phänomen. Das nur ein Gott verehrt wurde, dass gab es damals nicht. jahrhunderte alte Traditionen wurden über den Haufen geworfen. Wer war nun dieser Echnaton, der riesige Tempelanlagen in seiner neuen Hauptstadt Achetaton bauen ließ?? Ein Visioner oder ein Wahnsinniger?? Und hätte wenn sein Sohn den Aton-Kult bebehalten hätte Ägypten schließlich die erste monotheistische Großmacht der Welt sein können?? Oder eher gesagt wenn die mächtigen Männer um ihn den Kult beibehalten hätten. Schreibt mir eure Meinung.
 
ICh glaub nicht, dass das mit der monotheistischen Religion geklappt hätte, aus dem einfachen grunde, weil die Ägypter dafür noch nicht bereit waren. Über Jahrhudnerte hinweg hatten sie die alten Traditionen und Bräcueh, und plötzlich sollte nur noch Aton da sein? Ich finde, Echnaton hat einen ungemein großen und vor allem auch riskanten, gleichzeitig auch mutigen Schritt getan. Jedoch die Priester haben sich ja dagegen gewehrt. Daher war es abzusehen, dass die Ägypter wieder ihren alten Glauben aufgenommen haben.
Aber gehen wir mal davon aus, Aton wäre als einziger Gott bestanden geblieben, dann wäre es wahrscheinlich die erste Kultur mit nur einem Gott gewesen...ja... Aber wie gesagt, es konnte einfach nicht funktionieren, man kann die Religion nicht von heute auf morgen ändern, das Christentum hat ja auch ein paar Jahrhudnerte gebracht, bevor es sich etablieren konnte.
Liebe Grüße
PS: Noch ein Link aus meiner Sammlung http://www.meritneith.de/start3.htm
 
Zuletzt bearbeitet:
Echnaton wollte ja den alten Glauben abschaffen weil er wegen seiner körperlichen Missbildungen immer von den Tempelgängen seiner Familie ausgeschlossen wurde. Nur zu seiner Mutter Teje hatte er eine sehr enge Beziehung. Aber eine gute Sache hatte Echnatons "Revolution" die so mächtigen Hohenpreister verloren zumindest Zeitweise ihre große Macht, denn am Ende wurden sie zu den eigentlichen Herrschern Ägyptens, weil der Pharao sich bei ihnen Rat holte und nach der Stimmung Amuns zu gewiisen dingen fragte. So konnten sie dem Pharao sagen was er wollte
 
Das alte Ägypten zählt nicht zu meinen Spezialgebieten aber ich glaube mich zu entsinnen dass Echnaton keineswegs eine Monotheistische-Religion etabliert hat - dies ist eine Interpretation späterer Zeit - sondern eher den bisherigen Reichsgott Amun-Re durch eine neue Variation des Sonnengottes, der Sonnenscheibe Aton ersetzt hat.
Die Folgen waren wie oben beschrieben, eine Zurückdrängung der mächtigen Amun-Priesterschaft von Theben. Aber eine Monotheismus wie in die Israeliten ab ca. 1000 BC praktizierten kann man - glaub ich - noch nicht sprechen.
 
Ja, das ist vollkommen richtig. Jedoch hat er nicht nur Aton, den Sonnengott, erhoben, sondern gleichzeitig alle anderen Götter verbieten lassen. Zu Ehren von Aton hatte er sich ja dann auch umbenannt.
Dadurch, das Aton als einziger Gott in Ägypten war, hatte Echnaton nicht die monotheistische Religion eingeführt? Auch wenn sie damals nicht so gesehen wurde?
Liebe Grüße
 
Sissi schrieb:
Ja, das ist vollkommen richtig. Jedoch hat er nicht nur Aton, den Sonnengott, erhoben, sondern gleichzeitig alle anderen Götter verbieten lassen. Zu Ehren von Aton hatte er sich ja dann auch umbenannt.
Dadurch, das Aton als einziger Gott in Ägypten war, hatte Echnaton nicht die monotheistische Religion eingeführt? Auch wenn sie damals nicht so gesehen wurde?
Liebe Grüße
Aber wurde dieses Götterverbot wirklich durchgeführt? Hat er die großen Amun-Tempel von Karnak und Theben schließen lassen oder war es nicht vielmehr so dass er in seiner neuen Hauptstadt Amarna keine Tempel für die alten Götter errichten ließ?
 
also ich kenn das so, dass er die anderen tempel schließen ließ und bilderstürmer noch die abbildungen der götter zerstörten. nur aton sollte verehrt werden. er schmeichelte sich dann auch beim volk ein indem er gold in die menge warf. opportunisten gab es immer.
 
Meiner Meinung nach hätte sich der Glauben schon durchsetzen können, denn trotz der Macht der Priester stand immer noch unweigerlich der Pharao ganz oben. Allerdings hätte es dazu eines erwachsenen männlichen Nachkommens bedurft, denn nach Echnatons und Semenchkares Tod war der neue Pharao ein Kind von 9 Jahren, welches sich natürlich gegen die Einflüsse von 3 etablierten Männern ( Eje, Haremhab, Maja ) nicht wehren konnte. Während Echnatons Herrschaft gab es keine Auflehnung gegen die eingeführte Religion, die erfolgreich gewesen wäre und wenn Tutanchamun schon ein gestandener Mann und unangefochtener Pharao gwesen wär, hätte er durchaus diese Religion weiterführen können.
Desweiteren denk ich, war die Tatsache, daß sich die königliche Familie um Echnaton nach ihrem Umzug nach Achet-Aton (Tell-el-Amarna) im restlichen Land nich mehr blicken ließ, ein weiterer Grund, daß sich die Revolution fast nur auf das Gebiet der derzeitigen Residenzstadt ausbreitete. Denn trotz Verbotes konnte man in anderen Teilen Ägyptens ja fast unbemerkt seinen regionalen Göttern huldigen.
Also mein Fazit: Hätte Echnaton länger regiert, bzw.seine Nachkommenschaft wäre gefestigter gewesen, wär es vorstellbar, daß die neue Religion bestanden hätte.
 
ein wesentlicher Faktor wart noch, dass Echnaton das Militär vernachlässigte es sind Brief von einem Vasallen Echnatons erhalten der ihn um hilfe gegen feinde bittet. Echnaton reagierte aber nicht und wandte sich anderen Dingen in Achetaton zu. Seine Frau Nofretete erlangte auch ungeheuere religiöse Bedeutung in der Amarnazeit, denn sonst galt nur der Pharao als Mittler zwischen den göttern und manschen, aber in Amarna nahm auch Nofretete diese Stellung ein neben Echnaton
 
Rovere schrieb:
Amun-Priesterschaft von Theben. Aber eine Monotheismus wie in die Israeliten ab ca. 1000 BC praktizierten kann man - glaub ich - noch nicht sprechen.

Und auch die Israeliten hatten damals noch keinen Monotheismus.

Fingalo

P.S.: Wer anderer Meinung ist, sollte aber einen anderen thread aufmachen!:still:
Hier wäre das OT

Fingalo
 
Solidarnosc schrieb:
Echnaton wollte ja den alten Glauben abschaffen weil er wegen seiner körperlichen Missbildungen immer von den Tempelgängen seiner Familie ausgeschlossen wurde. Nur zu seiner Mutter Teje hatte er eine sehr enge Beziehung.
Gibt es dafür Quellen, wenn ja kannst du mir diese nennen? Ich habe in meinen Büchern immer nur gelesen, dass man nichts über die Zeit vor seiner Thronbesteigung weiß, aber deine These wäre auch sehr interessant, ist also nur Interessehalber :)
 
Terra_di_nadie schrieb:
Gibt es dafür Quellen, wenn ja kannst du mir diese nennen? Ich habe in meinen Büchern immer nur gelesen, dass man nichts über die Zeit vor seiner Thronbesteigung weiß, aber deine These wäre auch sehr interessant, ist also nur Interessehalber :)

Tut mir leid ich habe das in einer Fernseh-Dokumentation gesehen. Echnaton litt an einer Krankheit die irgendwie Marphern oder so Syndrom hieß. Wenn du dir Bilder der Amarnazeit ansiehst, dann wird dir bei Abblidungen der Königsfamilie auffalllen, dass sie alle sehr komisch geformte Schädel und extrem lange Finger und Zehen hatten. Echnaton hat während seiner Regierungszeit eine realistische darstellung des Pharaos durchgesetzt während vor und nach ihm die Könige immer idealisiert dargestellt wurden. ich hoffe ein wenig geholfen zu haben.
 
Solidarnosc schrieb:
Echnaton hat während seiner Regierungszeit eine realistische darstellung des Pharaos durchgesetzt während vor und nach ihm die Könige immer idealisiert dargestellt wurden. ich hoffe ein wenig geholfen zu haben.
Dem ist eher nicht so. Der Stil ist nicht realistisch, sondern eher expressionistisch. Da in den Darstellungen Nofretete und Echnaton sehr ähnlich dargestellt werden, ist eine realistische Abbildung beider nahezu ausgeschlossen. Sie werden ja wohl nicht beide die selbe Erbkrankheit gehabt haben! Zumal von Nofretete DAS Schönheitsideal schlechthin existiert - das ist tatsächlich annähernd realistisch: http://www.reinhardschmid.de/gewoelbe/pics/f0_ag_nofretete.jpeg

Derartige Darstellungen kann man nur ins Extreme verfremdet nennen: http://www.pernefer.de/images/echnaton1.jpg
Schaut euch die Kinder an und sagt mir noch einmal, die seien realistisch dargestellt.
 
was die Realistik der Darstellungen betrifft - die bekannte Nofretete-Büste und ein aus der Mumie und den Schädelknochen rekonstruiertes Frauengesicht aus einem altägyptischen Herrschergrab weisen verböüffende Ähnlichkeiten auf;

ansonsten:
die Echnaton - Religions"reform" ist ja wohl unter dem (dem) Nachfolger(in) aufgrund erheblicher Probleme wieder zurückgedreht worden, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass einige unterschwellige Ansätze (Monotheismus) in der jüdischen Theologie Einfluss gefunden haben
 
Andronikos schrieb:
Dem ist eher nicht so. Der Stil ist nicht realistisch, sondern eher expressionistisch. Da in den Darstellungen Nofretete und Echnaton sehr ähnlich dargestellt werden, ist eine realistische Abbildung beider nahezu ausgeschlossen. Sie werden ja wohl nicht beide die selbe Erbkrankheit gehabt haben! Zumal von Nofretete DAS Schönheitsideal schlechthin existiert - das ist tatsächlich annähernd realistisch: http://www.reinhardschmid.de/gewoelbe/pics/f0_ag_nofretete.jpeg

Derartige Darstellungen kann man nur ins Extreme verfremdet nennen: http://www.pernefer.de/images/echnaton1.jpg
Schaut euch die Kinder an und sagt mir noch einmal, die seien realistisch dargestellt.


es ist aber unumschstritten, dass die Darstellungen Echnatons von denen anderen Pharaonen abweicht. Klar ist heute nicht mehr nachvollziehbar, ob sie "realistisch" oder einfach nur "anders" dargestellt wurden. Fakt ist aber, dass die traditionelle Darstellung standartisiert waren und alle gleich aussahen, was Statur etc. angeht.
Ich würde auch zu der Interpretation neigen, dass die Darstellungen von Echnaton der Realität näher kommen, als die anderer Pharaonen.
 
pumuckle78 schrieb:
Fakt ist aber, dass die traditionelle Darstellung standartisiert waren und alle gleich aussahen, was Statur etc. angeht.
Das ist nur bedingt richtig, denn innerhalb der Standardisierung hatte jeder Pharao doch unverwechselbare, persönliche Eigenheiten, so dass der Fachmann Darstellungen der "bekannteren" Pharaonen locker zuordnen kann.
pumuckle78 schrieb:
Ich würde auch zu der Interpretation neigen, dass die Darstellungen von Echnaton der Realität näher kommen, als die anderer Pharaonen.
So wie eine Zeitungskarikatur eines Politikers diesem nahe kommt - vorhandene Eigenheiten werden ins Extreme gesteigert und so die Persönlichkeit markanter herausgearbeitet.
Damit kommt man der Realität womöglich näher, als mit einem jugendlich, geschönten Idealbild aber realistisch ist es deswegen noch nicht.

Ich will aber nicht abstreiten, dass es phasenweise in der Amarnakunst auch realistische Abbildungen gab. Diese Bildnisse Echnatons könnten der Realität recht nahe kommen: http://www.edu.uni-klu.ac.at/~mhornboe/amarna/echnaton.jpg
http://www.selket.de/images/echnaton1.jpg

Das dagegen ist es, was ich als Karikatur bezeichnen würde:
http://simsrv.cs.uni-magdeburg.de/~isenberg/egypt/echnaton.jpg

Warum er zeitweise derart extrem dargestellt wurde, bleibt wohl ein Rätsel. Es gibt ja verschiedene Theorien aber bewiesen ist nichts.
 
Abbildungen

wenn ich mich recht entsinne, ist die Größe der Darstellungen das Bemerkenwerte: Echnaton ließ sich nicht mehr in "Übergröße" darstellen wie frührere und spätere Pharaonen. Auf den Wandzeichnungen war genauso groß wie seine Frau, was immer wieder als Hinweis auf die Besondere Rolle der Nofretete interpretiert wurde. Sie hat wolh tatsächlich mitregiert. Außerdem wurde das Herrscherpaar bei alltäglichen Verrichtungen gezeigt, etwa dem Spiel mit den Kindern...
Ich halte Echnaton für einen bemerkenswerten Pharao, wohl der erste Herrscher, der den Monotheismus einführte. Klar, dass es sich dadurch viele Feinde machte und dass nach seinem Tod fast alle Spuren von ihm getilgt wurden. Er machte schließlich ganze Herrscharen von Priestern buststäblich brotlos...
 
Andronikos schrieb:
Das ist nur bedingt richtig, denn innerhalb der Standardisierung hatte jeder Pharao doch unverwechselbare, persönliche Eigenheiten, so dass der Fachmann Darstellungen der "bekannteren" Pharaonen locker zuordnen kann.
So wie eine Zeitungskarikatur eines Politikers diesem nahe kommt - vorhandene Eigenheiten werden ins Extreme gesteigert und so die Persönlichkeit markanter herausgearbeitet.
Damit kommt man der Realität womöglich näher, als mit einem jugendlich, geschönten Idealbild aber realistisch ist es deswegen noch nicht.

Ich will aber nicht abstreiten, dass es phasenweise in der Amarnakunst auch realistische Abbildungen gab. Diese Bildnisse Echnatons könnten der Realität recht nahe kommen: http://www.edu.uni-klu.ac.at/~mhornboe/amarna/echnaton.jpg
http://www.selket.de/images/echnaton1.jpg

Das dagegen ist es, was ich als Karikatur bezeichnen würde:
http://simsrv.cs.uni-magdeburg.de/~isenberg/egypt/echnaton.jpg

Warum er zeitweise derart extrem dargestellt wurde, bleibt wohl ein Rätsel. Es gibt ja verschiedene Theorien aber bewiesen ist nichts.
Wenn man die Abbildungen Echnatons mit Bildern heutiger Personen mit Marfan-Syndrom verleicht, gibt es da sehr wohl Ähnlichkeiten und Gleichnisse zu sehen. Von daher würde ich schon sagen, daß die Darstellungen der Amarnazeit reale Abbildungen sein könnten.
 
Man könnte aber genauso gut spekulieren, dass er einen Hydrocephalus hatte.....letztlich bleibt auch Marfern eine Spekulation wie so vieles andere auch. Und weil man die Mumie bisher nicht gefunden hat und diese u.U. nie mehr finden wird, wirds das auch bleiben.

Dennoch: Sehr interessant. Vor allem wenn ich mir die Geschwindigkeit vorstelle....Da stampft einer innerhalb weniger Jahre eine komplette Hauptstadt aus dem Boden und selbige wiederum liegt nur wenige Jahre darauf wieder darnieder.....
Ob sich der Atonkult durchgesetzt hätte? Ich glaube eher nicht. Er war zu sehr an Echnaton (Amenophsis IV) allein gekoppelt und m.E. die Prister durchaus noch einflußreich genug....
 
Auguste Mariette erfand über Echnaton sogar eine abenteurliche Geschichte, die in so manches Lehrbuch einging:
Bei kriegerischen Unternehmungen zu Lebzeiten Amenophis III sei der Kronprinz von Nubiern in Gefangenschaft geraten, man habe ihn verstümmelt und kastriert...Dies würde die weibiche Erscheinungsform erklären und die ungeschlechtlichen Darstellungen. Allerdings halte ich das für sehr unwahrscheinlich.
Laut Schlögl kamen prominente Pathologen zu dem Schluss, dass Echnaton das "Fröhlichsche Syndrom" (Dystrophia adiposo-genitalis) und einen Wasserkopf (Hydrozephalus) hatte. Symptome dafür sind unterentwickelte Genitalien, die in ein Fettpolster eingebettet sein können, fettleibigkeit in der Bauch-,Brust-,Scham-Schenkel-und Gesäßpartie. (laut Cyril Aldred).
Doch andere meinen wiederum der überdiemensionale Kopf sei eine künstlerische Deformierung, wie hier schon oft erwähnt. Dies halte ich sogar für wahrscheinlich, denn man hat dies ebenso bei einem afrikanischen Stamm nachgewiesen (Mangbetu der name des stammes, in "A propos d'akhenaton von Pillet). Schlögl argumentiert ebenfalls dass pharaonen und götter selten realistisch dargestellt wurden und dass auch eine weibliche Darstellungsform keineswegs ungewohnt für ägypter gewesen sei: Der Nilgott Hapi wurde mit weiblichem habitus dargestellt. zudem war der Pharao Vater und MUTTER des Volkes. Auch der geschlechtlose Urgott war geläufig. Ich persönlich finde Schlögels Argumentation hier sehr gängig. Würde man irgendwelche abstrakten Kunstwerke medizinisch Analysieren, sowürde man wohl die abstrusesten Ergebnisse bekommen...
 
Zurück
Oben