Der Aton-Kult und Echnaton

1334 "verschwindet" Amenophis IV und zeitgleich Semenchkare
Äh,das hab ich irgendwie anders in Erinnerung:
Echnatons zweite Gemahlin nach Nofretete war Kija,die ab 1340 an Stelle von Nofretete in den offiziellen Darstellungen auftrat.Nach Echnatons Tod wurde sie nicht nur zur zeitweise bestimmenden Figur der ägyptischen Politik,sondern sie stürzte das Reich auch in eine außenpolitische Krise.
Sie bat den Hethiterkönig Suppiluliuma ,wie aus hethitischen Quellen bekannt ist,darum ,ihr einen seiner Söhne als Gemahl zu schicken.Der schickte tatsächlich seine Sohn Zannanza. Zwischenzeitlich hatte aber Kijas Gegnerin Meritaton ,die Tochter Nofretes mit Hilfe des Aja die Macht übernommen und ließ diese sowie Zannanza töten. Darauf setzte Suppiluliuma seine Kriegsmaschinerie gegen Ägypten in Marsch was zur Folge hatte,daß dieses fast ganz Kleinasien aufgeben mußten
Erst ab diesem Zeitpunkt ,also 1335 trat Semenchkare ,der den Thronnamen Anchcheperure annahm,in Erscheinung, wobei nicht klar ist,ob er möglicherweise bereits in der Endphase Echnatons als Schwiegersohn und formeller Mitregent agierte.
Belegt wird seine Existenz durch ein Relief des Semenchkare mit seiner großen königlichen Gemahlin Meritaton im Grab des Merire Ii in Amarna und einer Darstellung nebst Inschrift aus dem 3. Jahr seiner Regierung im Grab TT139 des Pa-iri in Theben-West, die ihn bei der Anbetung des Amun zeigt sowie einige Siegelabrollungen mit seinem Namen.
Beides spricht gegen die Nofretete-Theorie und auch die genetischen Ergebnisse stützen diese m.E. nicht. Wenn man diese von Harris, Wilkinson und Reeves aufgestellte These zu Ende denkt, wäre Meritaton die Große Königsgemahlin der seit einigen Jahren verschwundenen Nofretete sowie deren Nachfolgerin gewesen .Das klingt doch sehr unwahrscheinlich.
 
Dennoch scheint der Sturz eines Pharaos nicht unmöglich gewesen zu sein, zumindest wird bei Mentuhotep IV. vermutet, dass er möglicherweise von seinem Nachfolger Amenemhet I. gestürzt wurde, und zumindest in der Spätzeit kam der Sturz eines Pharao mehrmals vor. Daneben gab es natürlich immer noch die Möglichkeit, einen Pharao zu ermorden, was in der ägyptischen Geschichte auch mehrmals vorkam.


Letztlich ist nicht einmal geklärt, wer in der Zeit zwischen Amenophis IV. und Tutenchamun regierte, somit lässt sich auch nicht wirklich sagen, was sich sonst dazwischen ereignete.


Schön, dass Du so genau weißt, was ich meine.
Allerdings hast Du nicht von der SonnenSCHEIBE geschrieben, sondern von der Sonne:

Daraufhin habe ich geantwortet:

Mit der Sonne hatten doch wohl beide, Re und Aton, zu tun, beide waren eine Form der Verehrung der Sonne als Hauptgottheit. Wie Du aber aus meiner Formulierung ableiten kannst, dass ich Re und Aton gleichgesetzt habe, weiß ich nicht.


Du hast geschrieben:

Wieso schreibst Du also von einer "monotheistischen Weltsicht", zu der Amenophis IV. inspiriert worden sei, wenn Du gar nicht der Ansicht bist, dass er eine monotheistische Weltsicht vertrat?


Wieso soll ich die wirkliche Macht des Pharao unterschätzen? Du bist es doch, der ihn als eine Marionette bzw. einen Tanzbären der Amun-Priesterschaft hinstellt:

Da habe ich doch glatt das Fragezeichen bei der Übernahme des Beitrages aus meiner Kladde vergessen.
Den Pharao aber als Tanzbären, wörtlich, zu bezeichnen, ist dann aber doch etwas zu flapsig.

Du schreibst, daß es heute immer noch unklar ist, wer vor Tutanchaton das Land regierte.
Es ist unvorstellbar, dass bei dem Totenkult der Ägypter und der Inthronisation des neuen Pharao 3-4 Jahren vergangen sein sollen
(Stichwort: Mundöffnung des alten Pharao durch den neuen Pharao, die im Grab des alten Pharao abgebildet sein musste, als Legitimation der Nachfolge)
Mich macht stutzig, daß die heutigen Ägyptologen sich nicht einig darüber sind, von wann bis wann z.B. Amenophis IV 17 Jahre regierte (1353 bis 1336 oder 1351 bs 1334 )
 
Es ist unvorstellbar, dass bei dem Totenkult der Ägypter und der Inthronisation des neuen Pharao 3-4 Jahren vergangen sein sollen
(Stichwort: Mundöffnung des alten Pharao durch den neuen Pharao, die im Grab des alten Pharao abgebildet sein musste, als Legitimation der Nachfolge)

Abbildungen können doch nachträglich eingefügt werden, oder täusche ich mich? Meines Wissens war die Nachfolge nicht immer gleich sicher.
Von diesem Brauch habe ich noch gar nicht gehört, wo kann man da denn mal genaueres nachlesen?
 
Ich hatte ja letztens den Literaturhinweis auf Habicht, Nofretete und Echnaton. Das Geheimnis der Amarna-Mumien (2011) gegeben, und habe das Buch nun gelesen. Da ich mich ein wenig verantwortlich für den Tip fühle, komme ich nicht umhin, eine kleine Wertung abzugeben.

Normalerweise sollte man sich ja in der Nutzung von Superlativen zurückhalten, aber ich kann mich wirklich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal ein so schlechtes Buch gelesen habe. Abgesehen davon, daß bei der fehlerhaften Rechtschreibung und den vielen Druckfehlern offensichtlich nie ein Lektor über den Text geschaut hat, ist das Buch inhaltlich so schlecht zusammengeschustert, daß man im günstigsten Fall noch sagen kann, der Autor hätte schlichtweg nicht verstanden, was er in anderer Literatur gelesen hat, meine Meinung für den ungünstigsten Fall halte ich zurück, weil ich sonst strafrelevante Grenzen verletze.
Keine innere Logik, keine Zusammenhänge, keine Stringenz, man kann nur hoffen, daß wenigstens die harten Fakten stimmen, wenn schon jede Interpretation so danebengeht. Ob nun auch die DNA-Ergebnisse falsch wiedergegeben wurden, müßte man mal überprüfen.
Ich bin zwar kein Experte, aber doch Archäologe genug, um festzustellen, ob ein Text auch einen Sinn ergibt. Ich war schon kurz davor, vom Verlag mein Geld zurückzuverlangen, noch nie habe ich mich so über 20 ausgegebene Euro geärgert :motz:.

Also, wer sich seriös über die Amarna-Mumien informieren möchte: Hände weg von diesem Machwerk.

Bevor nun alle denken, "was schimpft der denn so?", ein kleines Beispiel:

Als der Autor begann, das Sonnensymbol des Aton, die Scheibe mit den nach unten gerichteten Strahlen, mit dem Wappen der DDR-Jugendorganisation FDJ - eine aufgehende Sonne - in eine Beziehung zu setzen, ist mir erstmal das Buch vor Schreck aus der Hand gefallen.
 
Als der Autor begann, das Sonnensymbol des Aton, die Scheibe mit den nach unten gerichteten Strahlen, mit dem Wappen der DDR-Jugendorganisation FDJ - eine aufgehende Sonne - in eine Beziehung zu setzen, ist mir erstmal das Buch vor Schreck aus der Hand gefallen.

Äh - oh! :eek:
Hatte da einer zuviel Rotlichtbestrahlung oder hat er 1989 verpennt und nicht gemerkt, daß nicht mehr jedes Bändchen über das Liebesleben der Hirschkäfer MEW zitieren muß?

Das Werk scheint mir eine überaus hübsche Bereicherung für diesen Thread:

http://www.geschichtsforum.de/f7/schlechte-geschichtsb-cher-11372/

Stell es doch bitte dort ein, damit da reinwächst, was zusammengehört, oder so :D. Der Thread liegt ja schon ein paar Tage unbeachtet in der Gegend rum, der kann ein wenig Futter gebrauchen.
 
Ob nun auch die DNA-Ergebnisse falsch wiedergegeben wurden, müßte man mal überprüfen.
Da die Meldung seinerzeit durch das Netz geisterte gehe ich mal davon aus,daß er wenigstens die Grundzüge rictig wiedergegeben hat ;)
 
Echnatons zweite Gemahlin nach Nofretete war Kija,die ab 1340 an Stelle von Nofretete in den offiziellen Darstellungen auftrat.Nach Echnatons Tod wurde sie nicht nur zur zeitweise bestimmenden Figur der ägyptischen Politik,sondern sie stürzte das Reich auch in eine außenpolitische Krise.
Sie bat den Hethiterkönig Suppiluliuma ,wie aus hethitischen Quellen bekannt ist,darum ,ihr einen seiner Söhne als Gemahl zu schicken.Der schickte tatsächlich seine Sohn Zannanza. Zwischenzeitlich hatte aber Kijas Gegnerin Meritaton ,die Tochter Nofretes mit Hilfe des Aja die Macht übernommen und ließ diese sowie Zannanza töten. Darauf setzte Suppiluliuma seine Kriegsmaschinerie gegen Ägypten in Marsch was zur Folge hatte,daß dieses fast ganz Kleinasien aufgeben mußten

Wie sicher ist denn, daß dieser Witwenbrief von Kija stammt, ich lese immer überall, daß der Name der bittenden Königin gar nicht bekannt ist?
 
Nun ja, Zannanza wurde durch das die Gruppe um Meritaton,Semenchkare und Eje ins Jenseits befördert. Wenn jemand aus diesem Umfeld die "Königswitwe" gewesen wäre wäre es nicht zu dem Mord gekommen.
Also kommt nur die Gegenspielerin,also letzte Gemahlin Echnatons Kija als "Königswitwe"in Frage, zumal dieser offenbar die Hausmacht fehlte,so daß sie sich Unterstützung von aussen holen mußte.
 
Das baut aber darauf auf, daß man weiß, wer den Hethiterprinzen ermorden ließ, was aber meines Wissens nicht gesichert ist.
Vor allem ist ja die Frage, inwiefern man Semenchkare, Meritaton und Eje als einen Block mit übereinstimmenden Interessen werten kann?
 
Semenchkare, Meritaton und Eje hatten übereinstimmende Interessen, nämlich sich gegen Kija durchzusetzen und die Hethiter draußen zu halten.Hinzu kam die verwandschaftliche Bande: Semenchkare und Meritaton waren Eheleute und möglicherweise auch verschwistert und Eje war der Vater Nofretetes und der Großvater von Meritaton- im Prinzip ging es denen darum,daß der Eje-Clan seinen Einfluß auf die ägyptische Politik behielt .
Der Gegenpol zum EjE-Clan war Kija und ihre Entourage.Folgt man der Theorie,daß Kija eine Mitanni-Prinzessin gewesen sei, so wurde das auch deren Angebot an den Hethiterkönig erklären.
 
Wenn Kija eine Mitanni-Prinzessin war, was aber meines Wissens nur eine Annahme ohne jeden Beweis ist, wäre aber gerade das Gesuch an die Hethiter höchst fragwürdig, die ja eine stete Konkurrenz und Bedrohung für Mitanni ausmachten.

Wenn Kija außerdem eine fremdländische Prinzessin war, die an den Hof Echnatons gekommen war, wäre auch zu fragen, auf welche Macht sie sich hätte stützen wollen, die auch stark genug gewesen wäre, daß sich Semenchkare, Meritaton und Eje gegen sie stemmen mußten.
Und wenn Semenchkare der Nachfolger Echnatons war, warum sollte Kija einen neuen König suchen? War sie als Königswitwe in Gefahr? Zumal in dem Brief ja eindeutig steht, daß kein Sohn vorhanden ist. Wo wäre denn dann Tut ench Aton?

Im übrigen scheint ja durch die DNA-Untersuchungen klar zu sein, daß Nofretete nicht die Tochter von Eje ist, denn sie war ja wohl die Schwester von Echnaton, also eine der Töchter von Amenophis III.
 
Im übrigen scheint ja durch die DNA-Untersuchungen klar zu sein
Vorausgesetzt bei der untersuchten Mumie handelt es sich um Nofretete und da bin ich mir bei dem Chaos um die Amarna-Mumien nicht ganz so sicher.
Zumal in dem Brief ja eindeutig steht, daß kein Sohn vorhanden ist.
Das könnte auch dahingehend interpretiert werden,daß sie keinen Sohn hatte, es aber andere Söhne Echnatons gab.
auf welche Macht sie sich hätte stützen wollen
nun sie wäre die letzte Gemahlin des Pharao gewesen möglicherweise mit kultischer Funktion und sieist sicherlich nicht ohne Rückhalt zur Hauptfrau aufgestiegen.

Eine Nachricht,die ich heute gelesen habe könnte allerdings unsere ganze Diskussion obsolet werden lassen:
Laut dpa sei eine Tafel bei Amarma gefunden worden,aus der hervorgehen soll,daß Nofretete garnicht vorzeitig gestorben oder vom Hof verschwunden ist ,sondern bis zum Ende von Echnatons Regierung als erste frau im Staate amtierte.
Leider war der Originaltext nicht veröffentlicht, sodaß ich nicht prüfen konnte was da dran ist.
Hat jemand hier im Forum Zugang zu dem Text ?
 
Vorausgesetzt bei der untersuchten Mumie handelt es sich um Nofretete und da bin ich mir bei dem Chaos um die Amarna-Mumien nicht ganz so sicher.

Ok, gehen wir vom Tatbestand aus. Die Mumien von Amenophis III, der Eltern von Teje, also Tuja und Juja, und von Tut sind sicher, da beschriftet.

Die Mumie KV 55 ist sicher der Sohn von Amenophis und sicher der Vater von Tut.
Die Mumie KV 35 YL ist sicher die Schwester von KV 55 und die Mutter von Tut.
Die Mumie KV 35 EL ist sicher die Mutter von KV 55, höchstwahrscheinlich die Mutter von KV 35 YL (denkbar wäre sonst nur noch eine Schwester) und die Tochter von Tuja und Juja.

Ich denke, da müßte man schon ganz schon konstruieren, um hier noch Echnaton und Nofretete auszuschließen.

Das könnte auch dahingehend interpretiert werden,daß sie keinen Sohn hatte, es aber andere Söhne Echnatons gab.

Da wäre sicher möglich, aber würde dann der Ruf nach einem Regenten Sinn machen, wenn es doch natürliche Thronerben gegeben hätte? Nehmen wir an, Zannanza wäre nicht ermordet worden, sondern nach Memphis gekommen. Mit welcher Rechtfertigung (außerhalb von Gewalt, und er kam ja nicht mit einer Armee) hätte er sich gegen den Anspruch der Thronerben durchsetzen sollen?




nun sie wäre die letzte Gemahlin des Pharao gewesen möglicherweise mit kultischer Funktion und sieist sicherlich nicht ohne Rückhalt zur Hauptfrau aufgestiegen.
Eine Nachricht,die ich heute gelesen habe könnte allerdings unsere ganze Diskussion obsolet werden lassen:
Laut dpa sei eine Tafel bei Amarma gefunden worden,aus der hervorgehen soll,daß Nofretete garnicht vorzeitig gestorben oder vom Hof verschwunden ist ,sondern bis zum Ende von Echnatons Regierung als erste frau im Staate amtierte.
Leider war der Originaltext nicht veröffentlicht, sodaß ich nicht prüfen konnte was da dran ist.
Hat jemand hier im Forum Zugang zu dem Text ?

Ja, von dieser Steinbruchinschrift habe ich jetzt mehrfach gehört. Gestern wurde ja in Berlin die neue Amarnaaustellung eröffnet, und eine liebe Freundin (Ägyptologin) meinte, es würde wohl einen Aufsatz dazu im Katalog geben. Wenn ich es am Montag mal schaffe, rüberzugehen und hineinzuschauen, melde ich mich sofort wieder.
 
Nehmen wir an, Zannanza wäre nicht ermordet worden, sondern nach Memphis gekommen...
Nun ja,er hatte zwar keine Armee bei sich,hätte aber die Armee der Hethiter im Rücken gehabt. Und man kann wohl auch davon ausgehen, daß Kija als amtierende First Lady eine gewisse Machtbasis am Hof hatte, sonst wäre sie direkt nach Echnatons Tod sang- und klanglos verschwunden. Es muß also nach dem Tod des Pharao m.E. zumindest 2 starke Fraktionen gegeben haben, die um die Macht stritten.

...es würde wohl einen Aufsatz dazu im Katalog geben....

Das würde mich natürlich höchst interessieren. Wie lange läuft die Ausstellung eigentlich ?
 
Also, ich war heute in der neuen Ausstellung "Im Licht von Amarna" im Neuen Museum SMBPK. Eine ganz nette Ausstellung, viele Dinge, die man kennt, aber es war auch ganz nett, diese wieder mal so nebeneinander gestellt zu sehen.

Auf die neuen Möglichkeiten, die sich nun aus der INterpretation der DNA-Analyse ergeben, geht die Ausstellung nicht ein.
Dafür wird die neue Inschrift gezeigt und kurz erläutert. Es handelt sich um ein Graffito aus einem Steinbruch etwas nördlich (glaube ich) von Amarna, auf einem Pfeiler mit Farbe angebracht. Entdeckt wurde die Inschrift schon vor einiger Zeit, aber erst durch die Auswertung der Photos konnte sie jüngst gelesen werden. Und dort wird nun Nofretete mit vollem Titel im 16. Jahr von Echnatons Regierung genannt. Damit ist erst mal die Behauptung, daß sie nach dem Jahr 14 nicht mehr erwähnt wird, obsolet.
 
Wenn das definitiv feststeht , daß Nofretete im 16. Regierungsjahr noch in Amt und Würden war, dann müssen die Umarbeitungen der Nofretete- in Kijareliefs nach dem Tod Echnatons erfolgt sein - möglicherweise im Rahmen des Machtkampfs nach Echnaton.
Hast Du den genauen Text der Inschrift oder kannst Du an den rankommen ?
 
Vielen Dank für die Info.
Wäre ja mal interessant das Ergebnis der Leidener Diskussion zu erfahren .Vielleicht hat ja irgendwer im Forum Zugang dazu
 
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