Sepiola
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Oft kann man lesen, Hindenburg habe Hitler als "böhmischen Gefreiten" bezeichnet. Den frühesten Beleg habe ich bisher in Konrad Heidens Hitler-Biographie (Band 1 "Das Zeitalter der Verantwortungslosigkeit", Zürich 1936, S. 288) gefunden. Da wird der Ausspruch auf Hindenburgs erste Begegnung mit Hitler (10. Oktober 1931) zurückgeführt:
Um eine Ernennung Hitlers zum Reichskanzler kann es bei dieser Gelegenheit nicht gegangen sein.
Bringt Heiden zwei Episoden durcheinander?
Es gibt eine (allerdings umstrittene) Notiz des damaligen Chefs der Heeresleitung, Kurt von Hammerstein-Equord, laut der Hindenburg wenige Tage vor der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler gesagt haben soll:
"... er dächte gar nicht daran, den österreichischen Gefreiten zum Wehrminister oder Reichskanzler zu machen‘ (wörtlich am 26. Januar 1933 um 11.30 Uhr vormittags vor einem Zeugen)."
http://slub.qucosa.de/api/qucosa%3A7428/attachment/ATT-0/
Ein weiteres angebliches Hindenburg-Zitat geistert in der Literatur herum:
"Reichskanzler will der werden? Höchstens Postminister. Dann kann er mich auf den Briefmarken von hinten lecken."
Weiß jemand, wann und wem gegenüber des Wort vom "böhmischen Gefreiten" wirklich gefallen ist?
Otto Meissner, Staatssekretär im Büro des Reichspräsidenten und engster Mitarbeiter Hindenburgs, erinnert sich an die Begegnung wie folgt:Einen Tag vor der Harzburger Kundgebung treten die beiden vor Hindenburg an. Die nationalsozialistischen Darstellungen sind sehr schweigsam über diese Begegnung, die ein schwerer Mißerfolg von Hitlers Verhandlungskunst ist. Offenbar hat er vergessen, daß ein alter Soldat nur auf die Fragen seines Feldmarschalls antwortet; er kommt nach seiner Gewohnheit ins unendliche Reden und wird dem alten Herrn lästig. Nach der Begegnung sagt der Präsident zu Schleicher, er habe ihm da einen sonderbaren Kerl geschickt; dieser böhmische Gefreite wolle Reichskanzler werden? Niemals! "Höchstens Postminister."
Otto Meissner: Ebert, Hindenburg, Hitler - Erinnerungen eines Staatssekretärs 1918-1945, Esslingen/München 1991, S. 202 (Erstausgabe 1950 unter dem Titel "Staatssekretär unter Ebert, Hindenburg und Hitler")Während der Regierungsbildung am 10. Oktober 1931 empfing der Reichspräsident neben anderen Parteiführern zum ersten Mal auch Adolf Hitler zu einer Unterredung. In dieser Besprechung versuchte Hindenburg den Führer der Nationalsozialisten zu einer positiveren Einstellung zur Reichsregierung und zu einer Beteiligung oder Tolerierung des neuzubildenden Kabinetts Brüning zu gewinnen. Hitler, der von Göring begleitet war, antwortete ausweichend, legte in längeren Ausführungen seine und seiner Bewegung Ziele und seine Auffassung über die Notwendigkeit einer einheitlichen Regierungsführung dar, versicherte aber unter Hinweis auf seine zeugeneidliche Aussage im Leipziger Prozeß gegen die drei Reichswehroffiziere, daß er seine Ziele nur auf legalem Weg erreichen wolle. Als ihm Hindenburg die scharfen Reden seiner Unterführer und die häufigen gewalttätigen Überfälle seiner Anhänger auf politische Gegner vorhielt, die mit dieser Legalitätsversicherung nicht in Einklang ständen, erwiderte Hitler, daß er seine Partei angewiesen habe, ihre Ziele nie mit ungesetzlichen Mitteln zu verfolgen und daß er gegen jeden ihm zur Kenntnis gebrachten ÜBergriff einschreiten werde. Seine Versammlungen und Anhänger würden aber häufig von den Linksradikalen angegriffen und handelten in Notwehr, wenn sie sich dagegen verteidigten. So endete diese erste Unterhaltung zwischen Hindenburg und Hitler trotz des dringlichen Appells des Reichspräsidenten an Hitlers Vaterlandsliebe und soldatisches Pflichtgefühl ohne irgenein Ergebnis.
Um eine Ernennung Hitlers zum Reichskanzler kann es bei dieser Gelegenheit nicht gegangen sein.
Bringt Heiden zwei Episoden durcheinander?
Es gibt eine (allerdings umstrittene) Notiz des damaligen Chefs der Heeresleitung, Kurt von Hammerstein-Equord, laut der Hindenburg wenige Tage vor der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler gesagt haben soll:
"... er dächte gar nicht daran, den österreichischen Gefreiten zum Wehrminister oder Reichskanzler zu machen‘ (wörtlich am 26. Januar 1933 um 11.30 Uhr vormittags vor einem Zeugen)."
http://slub.qucosa.de/api/qucosa%3A7428/attachment/ATT-0/
Ein weiteres angebliches Hindenburg-Zitat geistert in der Literatur herum:
"Reichskanzler will der werden? Höchstens Postminister. Dann kann er mich auf den Briefmarken von hinten lecken."
Weiß jemand, wann und wem gegenüber des Wort vom "böhmischen Gefreiten" wirklich gefallen ist?
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