Aufgrund meiner Beschäftigung mit dem mittelalterlichen Fehderecht in Spanien bin ich auf Eugen Wohlhaupter gestoßen, ein Rechtshistoriker der Uni Kiel.
Ich habe von ihm Studien zur Rechtsgeschichte der Gottes- und Landfrieden in Spanien vorliegen, in Deutschrechtliche Beiträge Bd. XIV, 2 (1933), dann Gesetze der Westgoten, erschienen in der Reihe Germanenrechte (Bd. 11, 1936) und, dieselbe Reihe, dasselbe Jahr, Altspanisch-gotische Rechte. (Bd. 12).
Während er im Band von 1933 noch recht sachlich ist, ist der Sprachstil in den beiden Bänden von 1936 dem der nationalsozialistischen Machthaber sehr angepasst, er argumentiert völkisch.
Bei Klee (Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945) wird er als
Hans Hattenhauers Rechtswissenschaft im NS-Staat. Der Fall Eugen Wohlhaupter wurde wohl übersehen oder absichtlich ausgelassen.
Dieses Buch habe ich nämlich eher zufällig in der Bib entdeckt und mir mal kurz angeschaut, es ist Wohlhaupter gegenüber sehr wohlwollend und bringt am Ende Belege für Wohlhaupter als Opfer* des Nationalsozialismus. U.a. ein Brief an den Rektor der Universität von 1943, in dem Wohlhaupter zwar einräumt, dass der Vorwurf ihm gegenüber katholisch zu sein, zwar stimme, aber sein Katholizismus kein politischer sei. Und dass er sich in seinem Forschungsgebiet viel mit der Kirche beschäftige, läge nun mal daran, dass man in der Rechtsgeschichte des Mittelalters nicht an der Kirche vorbeikomme. Im Übrigen sei er nationalsozialistisch eingestellt. (Aus dem Gedächtnis heraus, die Reihenfolge der Aussagen ist nicht unbedingt die Reihenfolge der Aussagen im Brief.) Ob man letztere Aussage gegen ihn verwenden darf oder nicht, sei dahingestellt, man muss das wohl als Konzession an die Machthaber zum Stellenerhalt sehen.
Ansonsten finden sich Briefe von (ehemaligen) Studenten Wohlhaupters aus dem Sommer 1945 darin, die sich an die Besatzungsmacht richten und die man als Leumundszeugnisse/Persilscheine wird einstufen müssen. Das einzige Zeugnis, welches ich würde gelten lassen wollen, ist ein Dokument von mehreren Studenten, welches diese nach Wohlhaupters Tod verfasst haben.
Hat zufälligerweise jemand den Prahl oder den Hausmann (Deutsche Geisteswissenschaft 1998, Auch im Kriege schweigen die Musen nicht 2001) zur Hand?
Was meint ihr zu Wohlhaupter?
Ein Opfer?
Ein Mitläufer?
Ein überzeugter Nationalsozialist?
Ich würde ihn aufgrund meines Wissensstandes für einen Mitläufer halten, der sich, um seine Position zu halten, den Nazis angedient hat, als Katholik aber gerade den besonders antikatholischen Funktionären unter den Nazis missfallen hat und somit wohl tatsächlich, trotz seines Mitläufertums, Anfeindungen aushalten musste.
Aber es muss einen Grund geben, dass er 1935 ausgerechnet nach Kiel berufen wurde.
*Ich weiß nicht mehr, ob es Hattenhauer selbst war oder Wohlhaupters Studenten, nach dessen Tod 1946. Aber der frühe Tod Wohlhaupters wird damit erklärt, dass Wohlhaupter durch die Demütigungen während der NS-Zeit gebrochen war.
Ich habe von ihm Studien zur Rechtsgeschichte der Gottes- und Landfrieden in Spanien vorliegen, in Deutschrechtliche Beiträge Bd. XIV, 2 (1933), dann Gesetze der Westgoten, erschienen in der Reihe Germanenrechte (Bd. 11, 1936) und, dieselbe Reihe, dasselbe Jahr, Altspanisch-gotische Rechte. (Bd. 12).
Während er im Band von 1933 noch recht sachlich ist, ist der Sprachstil in den beiden Bänden von 1936 dem der nationalsozialistischen Machthaber sehr angepasst, er argumentiert völkisch.
Bei Klee (Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945) wird er als
dargestellt und seine "Mitarbeit am Kriegseinsatz der Geisteswissenschaften" erwähnt. Literaturangaben bei Klee: Frank-Rutger Hausmann (bei Klee im Lit.-Verzeichnis 2x) und Hans-Werner Prahl (Die Uniformierung des Geistes. Universität Kiel im Nationalsozialismus.)"stockkatholischer" nicht beamteter (1944 beamteter) ao. Professor für Rechtsgeschichte der bedingungslos nationalsozialistischen Stoßtruppfakultät Kiel
Hans Hattenhauers Rechtswissenschaft im NS-Staat. Der Fall Eugen Wohlhaupter wurde wohl übersehen oder absichtlich ausgelassen.
Dieses Buch habe ich nämlich eher zufällig in der Bib entdeckt und mir mal kurz angeschaut, es ist Wohlhaupter gegenüber sehr wohlwollend und bringt am Ende Belege für Wohlhaupter als Opfer* des Nationalsozialismus. U.a. ein Brief an den Rektor der Universität von 1943, in dem Wohlhaupter zwar einräumt, dass der Vorwurf ihm gegenüber katholisch zu sein, zwar stimme, aber sein Katholizismus kein politischer sei. Und dass er sich in seinem Forschungsgebiet viel mit der Kirche beschäftige, läge nun mal daran, dass man in der Rechtsgeschichte des Mittelalters nicht an der Kirche vorbeikomme. Im Übrigen sei er nationalsozialistisch eingestellt. (Aus dem Gedächtnis heraus, die Reihenfolge der Aussagen ist nicht unbedingt die Reihenfolge der Aussagen im Brief.) Ob man letztere Aussage gegen ihn verwenden darf oder nicht, sei dahingestellt, man muss das wohl als Konzession an die Machthaber zum Stellenerhalt sehen.
Ansonsten finden sich Briefe von (ehemaligen) Studenten Wohlhaupters aus dem Sommer 1945 darin, die sich an die Besatzungsmacht richten und die man als Leumundszeugnisse/Persilscheine wird einstufen müssen. Das einzige Zeugnis, welches ich würde gelten lassen wollen, ist ein Dokument von mehreren Studenten, welches diese nach Wohlhaupters Tod verfasst haben.
Hat zufälligerweise jemand den Prahl oder den Hausmann (Deutsche Geisteswissenschaft 1998, Auch im Kriege schweigen die Musen nicht 2001) zur Hand?
Was meint ihr zu Wohlhaupter?
Ein Opfer?
Ein Mitläufer?
Ein überzeugter Nationalsozialist?
Ich würde ihn aufgrund meines Wissensstandes für einen Mitläufer halten, der sich, um seine Position zu halten, den Nazis angedient hat, als Katholik aber gerade den besonders antikatholischen Funktionären unter den Nazis missfallen hat und somit wohl tatsächlich, trotz seines Mitläufertums, Anfeindungen aushalten musste.
Aber es muss einen Grund geben, dass er 1935 ausgerechnet nach Kiel berufen wurde.
*Ich weiß nicht mehr, ob es Hattenhauer selbst war oder Wohlhaupters Studenten, nach dessen Tod 1946. Aber der frühe Tod Wohlhaupters wird damit erklärt, dass Wohlhaupter durch die Demütigungen während der NS-Zeit gebrochen war.
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