Der Hund ist Europäer

ich habe Verständnisprobleme mit diesem Satz:
wie zeugt ein kleiner Hund Nachkommen gegen einen großen Hund?
überhaupt wie zeugt man gegen??
und was ist daran europäisch?

Das "gegen" bezieht sich auf die Gegensätzlichkeit. Ich dachte das sei offensichtlich genug.
Und was ist europäisch an dem anderen Zoo (Schwarzbär, Kojote usw.) der hier aufgezählt wurde ?
 
Wenn der Rüde das Kleine Hündchen ist geht das ja noch, wobei das schon schwierig genug wird. Aber wenn der Rüde im Format Kalb und die Hündin im Format einer halben Katze ist, könnte das Probleme beim Austragen mit sich bringen. Aber was haben unsere Superlative nun mit der Frage zu tun, ob der Hund in Europa entstanden ist?
 
Ach, wir haben uns da einfach mal reingesteigert. Kann passieren.
Auslöser war das hier:
:pfeif:
Dass die Menschen irgendwann begonnen haben, absichtlich in die Fortpflanzung ihrer Hunde einzugreifen, um erwünschte Eigenschaften zu fördern und unerwünschte zurückzudrängen, ist offensichtlich. Der Eingriff beim Hund ist zudem ungewöhnlich tiefgreifend, da hier regelrecht eine neue Art erzüchtet wurde, zudem mit einer ganz ungewöhnlichen Spannbreite, allein schon von der Körpergröße her, wenn man mal Rehpinscher und Neufundländer vergleicht. /// Ich denke dass wirklich erhebliche Formabweichungen vom Wolf erst möglich wurden, als den Menschen klar geworden war, dass sie diese Wirkung absichtlich erzielen konnten.....
:)
 
Nun gut, bezogen auf den Wolf haben wir im Laufe des Threads erfahren, dass es da erhebliche Größenunterschiede gibt. Allerdings wohl bei weitem nicht solch gigantische wie beim Hund. Ich habe da eine Größenordnung von Faktor 3 beim Gewicht im Kopf. Aber ist nun der Hund in Europa erzüchtet worden oder irgendwo anders?
 
Aber ist nun der Hund in Europa erzüchtet worden oder irgendwo anders?

Die Autoren der Studie schreiben selbst im Eingangssatz der Zusammenfassung: "The geographic and temporal origins of the domestic dog remain controversial, as genetic data suggest a domestication process in East Asia beginning 15,000 years ago, whereas the oldest doglike fossils are found in Europe and Siberia and date to >30,000 years ago."

Die Forscher untersuchten die mtDNA von 18 Hunden und Wölfen, die vor 1.000 - 36.000 Jahren gelebt haben, und verglichen sie mit der DNA heutiger Hunde, die fast alle mit den fossilen europäischen Hunden bzw. Wölfen nah verwandt sind.

Zwei untersuchte Hundefossilien waren nur entfernt verwandt mit den anderen fossilen und heutigen Hunden. Dies könnte auf eine mehrmalige Domestikation des Hundes deuten, wobei einige Domestikationen in eine Sackgasse führten.

Zu bedenken ist auch, dass in dieser Studie nicht die DNA von Hundefossilien aus China oder dem Nahen Osten untersucht wurde. Hier könnte sich noch Anderes ergeben.

Also, die zeitliche und örtliche Herkunft des domestizierten Hundes bleibt umstritten, wobei diese Untersuchung für den Beginn des Domestikationsprozesses hin zum heutigen domestizierten Hund in Europa spricht.

Complete Mitochondrial Genomes of Ancient Canids Suggest a European Origin of Domestic Dogs

http://www.nature.com/news/prehistoric-genomes-reveal-european-origins-of-dogs-1.14178
 
Zuletzt bearbeitet:
Ein neuer Artikel, gibt dem Menschen eine Mitschuld am Aussterben der Mammuts durch die Domestizierung des Hundes was ihn überhaupt erst zum überlegenen Jäger machte:

Partnerschaft von Hund und Mensch löste eiszeitliche Sterbewelle aus - SPIEGEL ONLINE

Hier der volle Artikel in Quarternary international

How do you kill 86 mammoths? Taphonomic investigations of mammoth megasites

Manche könnten ihn von ihren Uninetzwerken umsonst ziehen. Ich muss mal gucken ob ich von meiner Uni drankomme.
 
Hund zweimal domestiziert?

Hier eine neue Studie zum Thema:

theatlantic.com/science/archive/2016/06/the-origin-of-dogs/484976/, Der Spiegel hat eine verkürzte Fassung.

Autor Greger Larson, Archäologe und Genetiker in Oxford, hat gut erhaltenes Gen-Material eines 4.800 Jahre alten Hundes aus Irland untersucht und mit anderen Wolfs- und Hundeproben verglichen.

Er kommt zum Schluss, dass die heutige Hundepopulation zwar auf einen Ursprung in Ostasien zurückzuführen ist.

Er weist aber auch nach, dass zu der Zeit, als die fernöstlichen Hunde Europa erreichten, dort bereits Hunde existierten.

Daraus schliesst er, dass der Hund zweimal domestiziert wurde, und die fernöstliche Variante den alten westlichen Hund verdrängt hat. Etwa 10 Prozent des Erbguts ("ancestry" im Original) moderner westlicher Hunde seien auf den alten westlichen Hund zurückzuführen.
 
Autor Greger Larson, Archäologe und Genetiker in Oxford, hat gut erhaltenes Gen-Material eines 4.800 Jahre alten Hundes aus Irland untersucht und mit anderen Wolfs- und Hundeproben verglichen.
Irland ist natürlich auch ein extremes Randgebiet Europas. Bekanntermaßen ist Irland eine Insel, zumindest seit ca. 15.000 Jahren. Es ist daher mit einer weitgehend isolierten Population zu rechnen.

Der letzte irische Wold wurde 1786 erlegt. Ich glaube nicht, dass besonders viele DNS-Proben irischer Wölfe gibt.
 
Irland ist natürlich auch ein extremes Randgebiet Europas. Bekanntermaßen ist Irland eine Insel, zumindest seit ca. 15.000 Jahren. Es ist daher mit einer weitgehend isolierten Population zu rechnen.

Der letzte irische Wold wurde 1786 erlegt. Ich glaube nicht, dass besonders viele DNS-Proben irischer Wölfe gibt.

Larson hat gut erhaltenes Gen-Material eines 4.800 Jahre alten Hundes aus Irland untersucht, nicht eines Wolfs. Das hat er nun mit anderen Wolfs- und Hundeproben aus ganz Eurasien verglichen.

Sorry, ich hatte unscharf formuliert.

Das Larson sich auf einen irischen Hund stürzte, ist Zufall und hat mit dem Fundort nichts zu tun: es konnte bei diesem Fund sehr gut erhaltenes Erbgut isoliert werden. Das kommt wohl gar nicht so oft vor.
 
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Vielen Dank für den Hinweis!

Die ersten Meldungen gestern bezogen sich auf die nature-News, die eine entsprechende Publikation unter dem 18.7. ankündigten.

Interessanterweise ist die Publikation - in nature communications - zur Zeit noch gar nicht freigeschaltet, wird aber wohl im open access verfügbar sein.
https://www.sciencenews.org/article/dog-domestication-happened-just-once-ancient-dna-study-suggests
https://www.nature.com/articles/doi:10.1038/ncomms16082

Jedenfalls scheint das Ergebnis spannend zu aein, konträr zu den Veröffentlichungen aus 2016 mit der These, der Hund sei zweimal domestiziert worden (Europa und Sibirien). Die älteren Aufsätze setzten allerdings die Zeitphase in einem großen Intervall an.

Nunmehr scheint man sich auf einmalige Domestizierung festzulegen, und relativ "exakt" um 40.000 BP. Daraus sollen dann die beiden weiteren Verästelungen um 20.000 BP entstanden sein.

P.S. Diese Strategie, Pressewirbel zu veranstalten, bevor die Publikation freigeschaltet ist, scheint ein Trend zu sein. Z. B? Ganz ähnlich war der Ablauf bei der Publikation zum Reis, hier war die Publikation tagelang nicht greifbar, während die news services die Meldung herumschaufelten, so dass dies in 24 Stunden um den Globus lief. Einer schrieb vom anderen ab.
 
Mal was Philosophisches: Meine Faszination an DNA-Analysen ist nach wie vor groß, aber die Zweifel an deren Aussagekraft wachsen.

Hier konkret: jeder Idiot kann ein Wolfsjunges abrichten, das passiert jeden Tag. Und jede stabile Gruppe kann daraus in einer Handvoll Generationen so was wie Hunde züchten.

Frage: Warum sollte der Hund also in der ganzen Menschheitsgeschichte nur einmal "erfunden" worden sein?

Ich persönlich glaube, dass die DNA-Fixierung mittlerweile mindestens so viel Schaden wie Nutzen anrichtet. Da werden zu oft Einzelbelege über Gesamtlogik gestellt
 
Mal was Philosophisches: Meine Faszination an DNA-Analysen ist nach wie vor groß, aber die Zweifel an deren Aussagekraft wachsen ...
Ich persönlich glaube, dass die DNA-Fixierung mittlerweile mindestens so viel Schaden wie Nutzen anrichtet. Da werden zu oft Einzelbelege über Gesamtlogik gestellt
Mein Interesse für das aufstrebende Forschungsgebiet ist auch groß. Hier kann man gerade wissenschaftlichen Fortschritt verfolgen. Wichtig ist die Interpretation der gewonnen Ergebnisse und welche Aussagekraft ihnen zugemessen wird. Dabei kommt es m.E. teilweise noch zu Über- bzw. Fehlinterpretationen in Forschung und Öffentlichkeit, aber das wird sich einrenken.
 
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