Der Kaiser mit dem Bart

heinz

Aktives Mitglied
Mit dem Tod des letzten Saliers, Heinrich V., war ein weiterer Versuch gescheitert, auch im deutschen Königshaus eine dauerhafte Dynastie zu etablieren.So nutzten die Mächtigen des Reiches die Gelegenheit, ihr Wajlrecht zu demonstrieren, indem sie dem Schwaben Konrad von Staufen die Krone verliehen. Als Konrad III hatte er aber mit dem glücklosen zweiten Kreuzzug keinsonderlich gute Presse, doch war ihm eine Steigerung des Ansehens der Kaiser- und Königskrone gelungen, von der dann sein Neffe und Nachfolger Friedrich I. profitierte.

Der neue König mit dem auffälligen roten Bart erwies sich rasch als geschickter Politiker, der den innenpolitischen Ausgleich mit der Welfenfmilie suchte. Bereits drei Jahre nach der Königskrone empfing er aus der Hand des Papstes die Kaiserkrone.
Der Widerstand der norditalienischen Städte wuchs sich zum offenen Krieg aus, der erst nach 25 Jahren mit einem Kompromisfieden beigelegt werden konnte. Außerdem verweigerte Heinrich der Löwe, Herzog von Bayern und Sachsen dem kaiserlichen Vetter die Gefolgschaft, um sich seiner eigenen Machtpolitik im Norden widmen zu können. Die Zerschlagung des Welfenstaates wurde so zur wichtigsten Aufgabe der späteren Regierungszeit Friedrichs I..
Zuletzt erfüllte sich der Kaiser den höchsten Traum eines christlichen Ritters - die Teilnahme am Kreuzzug. Ein Herzschlag beendete dann jäh das große Abenteuer des 68-jährigen Herrschers, den die daheim gebliebenen Untertanen allmählich zur Legendenfigur verklärten. :thx:
 
Ich dachte immer, dass die Umstände seines Todes mysteriöser waren?! :kratz: War da nicht etwas mit Ertrinken? :confused:
 
Naja, wenn man sich zum Zeitpunkt des Herzanfalls gerade beim Baden in der Türkischen Rivera befindet, dann kann das sein, das man dabei Ertrinkt.
 
askan schrieb:
Naja, wenn man sich zum Zeitpunkt des Herzanfalls gerade beim Baden in der Türkischen Rivera befindet, dann kann das sein, das man dabei Ertrinkt.
Ich bin im Mittelalter nicht so bewandert. Kann mir jemand sagen, ob das mit dem Herzanfall quellentechnisch gesichert ist oder ist das nur neueste "vermutende" Forschung? :kratz:
 
Wie genau willst du den Begriff "Herzanfall" definiert haben?
Ich kann mir vorstellen, das ein Mediziner gleich ein halbes Dutzend Krankheiten aufzählen kann, die wir alle allgemein als "Herzanfall" bezeichen.
Barbarossa war jedenfalls schwimmen, er könnte auch theoretisch wegen einem Wadenkrampf ertrunken sein, eine Autopsie hat auf jeden Fall nicht stattgefunden! :rolleyes:
 
Salvete,

Gesichert ist auf jeden Fall der Tod des Kaisers im Flusse Saleph, dem heutigen Göksu. Er machte dort Rast und nahm ein ausgiebiges Mahl zu sich. Der Tag war brennend heiss, er legte seine Kleidung ab und sprang ins Wasser. Kurze Zeit später wurde sein Körper ans Ufer geschwemmt, das Herz schlug nicht mehr. Die Kombination: strapazenreicher Marsch, Hitze, ausgiebiges Mahl und kaltes Wasser lässt den Schluss zu, dass es ein Herztod gewesen ist, aber auch ein Hitzschlag, der den Kaiser ereilt hat, ist denkbar.
"Hier versagt unsere Feder", klagt der Kölner Chronist," und die Rede verstummt, unfähig, die Furcht und die Not der Ritter zu schildern, die nun ratlos waren, ohne Trost, ohne Haupt. Der Herr hat nach seinem Gefallen gehandelt...aber nicht barmherzig...."
Die Soldaten legten den Leichnam Friedrichs in ein Fass mit Essig, um ihn vor der Verwesung zu schützen. Die feuchte Sommerhitze aber war stärker: in Antiochia musste die Leiche in kochendem wasser gesotten werden, damit das Fleisch sich von den Knochen lösen ließ und bestattet werden konnte. Wo die irdischen Überreste ruhen, weiss wohl niemand mehr genau. An der mutmasslichen Stelle ist übrigens ein Gedenkstein, auf der Strasse von Konya nach Silifke. Liebe Grüsse. echnaton rex.
 
Ihhh, eine Leiche kochen und ich dachte immer die Papuas sind eklig, weil sie ab und zu ihre Toten räuchern!

Ich habe mal eine Doku (von Peter Milgner oder so ähnlich) auf WDR über die Kreuzzüge gesehen, darin wurde eine kleine Kapelle in Küstenähe gezeigt, die die Grabkapelle von Barbarossa sein soll, sie wurde später zu einer kl. Dorfmoschee umgewandelt und ist heute eine Ruine am Rand einer Landstrasse.
 
echnaton schrieb:
Salvete,

in Antiochia musste die Leiche in kochendem wasser gesotten werden, damit das Fleisch sich von den Knochen lösen ließ und bestattet werden konnte. Wo die irdischen Überreste ruhen, weiss wohl niemand mehr genau.
Was wurde da bestattet? Das Fleisch oder die Knochen? Und warum die ganze Aktion?
 
DAs ist nichts ungewöhnliches im katholischem Kulturkreis.

Die polnischen Könige wurden nach ihrem Tod auch zerstückelt. Die Herzen wurden im Wawel und der Restkörper in Heimaterde begraben. Bei den Franzosen war es ähnlich.
 
Salvete,

auf Manganites Frage: Das Fleisch wurde bestattet. Die Gebeine führte man weiter mit sich, in der Hoffnung, sie in Jerusalem beisetzen zu können.(wollte keinen verwesten Leichnam transportieren) Das Ziel aber wurde nicht erreicht.
 
echnaton schrieb:
Salvete,

auf Manganites Frage: Das Fleisch wurde bestattet. Die Gebeine führte man weiter mit sich, in der Hoffnung, sie in Jerusalem beisetzen zu können.(wollte keinen verwesten Leichnam transportieren) Das Ziel aber wurde nicht erreicht.
So bekommt die Sache Sinn (aus damaliger Sicht).
 
AUs rein praktischer Sicht würde ich gern wissen, ob das Arbeit für den Priester war oder ob der Koch/ Schlachter diese "Behandlung" durchgeführt hat.
 
Es war Papst Bonifatius VIII. (1294-1303), der 1299 die Sitte, die im oder auf dem Weg ins Heilige Land verstorbenen Ritter an Ort und Stelle abzukochen, um ihre Gebeine zurück in die Heimatländer mitnehmen zu können, verbot. Ab 1300 belegte er sogar Leichensektionen mit dem Bann.
 
echnaton schrieb:
Die Soldaten legten den Leichnam Friedrichs in ein Fass mit Essig, um ihn vor der Verwesung zu schützen. Die feuchte Sommerhitze aber war stärker: in Antiochia musste die Leiche in kochendem wasser gesotten werden, damit das Fleisch sich von den Knochen lösen ließ und bestattet werden konnte. Wo die irdischen Überreste ruhen, weiss wohl niemand mehr genau. An der mutmasslichen Stelle ist übrigens ein Gedenkstein, auf der Strasse von Konya nach Silifke.
Jein, also das Fleisch wurde in der Peterskirche von Antiochia beigesetzt, die Knochen vermutlich in der Kathedrale von Tyros, nachdem sich Friedrich von Schaben nicht bis Jerusalem durchschlagen konnte.

askan schrieb:
AUs rein praktischer Sicht würde ich gern wissen, ob das Arbeit für den Priester war oder ob der Koch/ Schlachter diese "Behandlung" durchgeführt hat.
Aufgrund praktischer Überlegungen würde ich auf Totenwäscher oder Totengräber tippen und falls diese nicht vorhanden sind wohl die nächsten Verwandten bzw. bei Adeligen die Privatbediensteten des Verstorbenen. Sind aber nur Mutmaßungen.

askan schrieb:
Die polnischen Könige wurden nach ihrem Tod auch zerstückelt. Die Herzen wurden im Wawel und der Restkörper in Heimaterde begraben. Bei den Franzosen war es ähnlich.
Den Brauch der "Zerstückelung" gibt es in fast jedem europäischen Herrscherhaus, das ist wirklich nichts besonderes. Ganz egal ob in Bezug auf Leichenöffnungen nun ein päpstlicher Bann bestand oder nicht.
 
Zuletzt erfüllte sich der Kaiser den höchsten Traum eines christlichen Ritters - die Teilnahme am Kreuzzug. Ein Herzschlag beendete dann jäh das große Abenteuer des 68-jährigen Herrschers, den die daheim gebliebenen Untertanen allmählich zur Legendenfigur verklärten.
thx.gif
Friedrich I. war schon bei dem Kreuzzug seines Onkels Konrad III., noch als Herzog von Schwaben, dabei. Die Teilnahme beim 3. Kreuzzug war also schon sein zweite Teilnahme. Dieser "höchste Traum" erfüllte sich also schon einmal für ihn. Ob man das Desasaster des 2. Kreuzzugs wirklich einen Traum nennen will, lasse ich mal im Raum stehen.:D
 
Kennt ihr die Geschichte des Thile Kollup?
Er hat sich erfolgreich als Kaiser Friedrich Rotbart ausgegeben. Nach Aufenthalten in mehreren Rheinischen Städten kam er auch nach Wetzlar. König Rudolf hat Wetzlar dann kurz belagert um seine Auslieferung zu erreichen. Dies geschah. Thiele Kollup wurde dann auf dem Scheiterhaufen hingerichtet u. im Kaisersgrund an der Friedensstraße beerdigt.
 
Tile Kolup gab sich als 90jähriger Kaiser Friedrich II. (1194-1250) aus. Hätte er sich als Barbarossa (1122-1190) ausgegeben, hätte dies keinerlei Sinn gemacht.
 
Wenn ich mich recht erinnere, dann sind neben Knochen und Fleisch Barbarossas auch noch die Eingeweide (sprich: vor allem das Herz) extra bestattet worden, wahrscheinlich in Tarsus (im Südosten Kleinasiens).
 
Muck134 schrieb:
Ich dachte immer, dass die Umstände seines Todes mysteriöser waren?! :kratz: War da nicht etwas mit Ertrinken? :confused:

Lieber Muck,
der arabische Chronist Imad ad-Din schildert den Tod Barbarossas wie folgt:
"Der deutsche Kaiser wünschte im Fluss zu baden..., da befiehl ihn eine jähe Krankheit, und er stürzte in das Feuer der Hölle". :rolleyes:
 
Zurück
Oben