Der Krieg ist verloren!


Besonders schrecklich ist das spurlose Verschwinden der 4. Kompanie, und noch erschreckender, dass auch von den Verantwortlichen niemand mehr wußte (oder wissen wollte), was mit diesen Kindern geschehen ist. Anzunehmen ist wohl, dass die Kinder in einem anonymen Massengrab irgendwo liegen.

Die im Artikel erwähnte Anspielung zum Rattenfänger von Hameln ist passend.
 
Krieg verloren, Endsieg usw.
Wie sehr die Deutschen an den Endsieg glaubten, zeigt das Eiserne Sparbuch. Der Andrang hielt sich eisern in Grenzen, da die Rendite an den Endsieg gekoppelt war.
 
Ashigaru schrieb:
]Unabhängig vom Hauptthema des Artikels, fand ich auch die Randnotiz interessant, dass der spätere Gauleiter Franz Schwede den Ehrennachnamen "Coburg" führe durfte - ein Element des NS-Personenkults, dass ich so noch nicht kannte. Gibt es für das Verfahren noch andere Beispiele?
Kann das nicht eine profane Ursache gehabt haben? Irgendwo habe ich aufgeschnappt, dass man im Reichstag ein Gesetz oder Verordnung abgenickt hat, wonach man einen häufig auftretenden Nachnamen mit seinem Geburts- oder Wohnort ergänzen konnte. In meiner Erinnerung verbinde ich das mit dem Begriff "Lex Hagen", weil der Initiator aus Hagen stammte. Loriot hat den Nachnamen Müller-Lüdenscheid zur großen Berühmtheit gebracht.

https://de.wikipedia.org/wiki/Müller_(Familienname)

Beim Reichskanzler Hermann Müller soll es laut Wiki nur zur Verklarung im internen Reichstags-Gebrauch so gewesen sein ("Müller-Franken").

https://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_Müller_(Reichskanzler)

Das war nicht nur in Deutschland so, auch in der Schweiz finden wir diese Vorgehensweise
Hermann Müller (Thurgau) ? Wikipedia

Könnte Herr Schwede nicht einfach seinen Namen durch den Zusatz Coburg etwas aufgepeppt haben. Schließlich trugen auch mal englische Könige diesen Namensteil?
 
Schade,daß ich das Thema erst jetzt entdeckt habe.

Mein Vater (Jahrgang 1925) hat mir zu dem Thema mal gesagt,daß es in der Wehrmacht eigentlich schon nach Stalingrad, aber spätestens im September 1944. nachdem die Amerikaner und Briten an der Westgrenze des Reichsgebietes standen jedem klar war,daß der Endsieg nicht stattfinden würde. Die letzte Endsieg-Rede hatte er im April 45 im Radio gehört , nachdem seine Einheit gerade einen Stellungwechsel von der West- an die Ostfront hatte- über eine Entfernung von ca. 80-100 km !!!
Es gab jedoch bis zum Schluß immer noch völlig Verblendete, denn mein Vater hat auch immer erzählt, daß ,als sich seine Einheit im Mai 45 in der Gegend um Torgau Richtung Westen über die Elbe zurückziehen wollte , der weg durch eine SS-Feldjägereinheit blockiert wurde, die bereits etliche Landser aufgehängt und erschossen hatte.Er berichtet dann,sie hätten sich den Weg zur Elbe mit ihren Panzern quasi freigeschossen.
Mein Großvater und mein Patenonkel haben mir berichtet,daß im meinem Heimatort auch der Volkssturm eingezogen wurde,als die Amerikaner am anderen Rheinufer auftauchten.Ein kleiner SS-Trupp und ein Infanteriezug hätte sich im Wald verschanzt der 2km vom Ort und 4 km vom Rhein entfernt lag und weiter vom Endsig gefaselt, während der Volkssturm den Ort verteidigen sollte und man einige HJ-Buben ans Rheinufer geschickt hatte -
Zwei der Jungs wurden leider erschossen als die Amerikaner übersetzten, der Rest , darunter mein Patenonkel , hat sich rechtzeitig aus dem Staub gemacht.
Der zwischenzeitlich im Ort versammelte Volkssturm der alten Männer /darunter meine beiden Großväter) hat dem Ortsgruppenleiter wohl eindeutig zu verstehen gegeben,daß es gesünder für ihn wäre, nichts zu tun und ihn ,als er sich uneinsichtig zeigte ,kurzerhand irgendwo eingesperrt. Und so löste sich der Volkssturm auf,nachdem der anwesende Bäcker noch sein im Ofen befindliches Brot an die Männer verteilt hatte.
Kurze Zeit später rückten die Amerikaner in den Ort ein und begannen dann mittels Artillerie das noch verbliebene Widerstandsnest im Wald auszuradieren.- Und dann war der Krieg für meinen Heimatort zu Ende
 
Kann das nicht eine profane Ursache gehabt haben? Irgendwo habe ich aufgeschnappt, dass man im Reichstag ein Gesetz oder Verordnung abgenickt hat, wonach man einen häufig auftretenden Nachnamen mit seinem Geburts- oder Wohnort ergänzen konnte. In meiner Erinnerung verbinde ich das mit dem Begriff "Lex Hagen", weil der Initiator aus Hagen stammte. Loriot hat den Nachnamen Müller-Lüdenscheid zur großen Berühmtheit gebracht.

https://de.wikipedia.org/wiki/Müller_(Familienname)

Beim Reichskanzler Hermann Müller soll es laut Wiki nur zur Verklarung im internen Reichstags-Gebrauch so gewesen sein ("Müller-Franken").

https://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_Müller_(Reichskanzler)

Das war nicht nur in Deutschland so, auch in der Schweiz finden wir diese Vorgehensweise
Hermann Müller (Thurgau) ? Wikipedia

Das stimmt. Das erstere scheint mir aber eher eine Mode des frühen bis mittleren 20. Jahrhunderts gewesen zu sein.
Ich kenne auch einen Vertreter aus den 50er Jahren:
Hermann Schmitt-Vockenhausen ? Wikipedia

Könnte Herr Schwede nicht einfach seinen Namen durch den Zusatz Coburg etwas aufgepeppt haben. Schließlich trugen auch mal englische Könige diesen Namensteil?[

Laut wiki hat er den Beinamen bekommen, als er schon Gauleiter in Pommern war.
Franz Schwede ? Wikipedia
Ich denke, es dürfte schon eine Art Ehrenbeinamen sein.

Ich stieß übrigens doch noch auf ein weiteres Beispiel, den SS-Esoteriker Wiligut. Hier erfahre ich, dass sein mir schon bekanntes Pseudonym "Weisthor" offenbar nicht selbstgewählt war, sondern verliehen wurde:
Karl Maria Wiligut ? Wikipedia

Jetzt aber genug Offtopic.
 
hier auch noch ein bedrückendes Kapitel aus der Endphase des 2. Weltkrieges:
Hitlers Kindersoldaten: Wie die SS Minderjährige rekrutierte - SPIEGEL ONLINE

Die Jungs wurden zur Waffen-SS verpflichtet, dann hatten sie die "Wahl", entweder zu kämpfen zu fallen oder bei Gefangennahme direkt erschossen zu werden oder als Zwangsarbeiter nach Sibirien verschickt zu werden, oder zu desertieren und dann als Deserteur von den eigenen Truppen erschossen zu werden.
 
Kann das nicht eine profane Ursache gehabt haben? Irgendwo habe ich aufgeschnappt, dass man im Reichstag ein Gesetz oder Verordnung abgenickt hat, wonach man einen häufig auftretenden Nachnamen mit seinem Geburts- oder Wohnort ergänzen konnte.

Der liberale (DDP) Politiker Erich Koch-Weser trug das "Weser" im Namen als Reverenz an seinen Geburtsort Bremerhaven und seinen Wahlkreis Weser-Ems. Als Reichsjustizminister kämpfte er Ende der 20er Jahre gegen die Todesstrafe. Während seiner Amtszeit gab es im Deutschen Reich keine Hinrichtungen.
 
"Die Deutschen": Wer ist das? Die höheren Offiziere, Funktionäre der Rüstungsindustrie, Gauleiter oder der "einfache" Soldat an der Front?

Nur wenige hohe Offiziere in den Spitzenstäben von Heer, Luftwaffe und Marine besaßen einen Überblick über die Gesamtlage. General Jodl, der Chef des Wehrmachtführungsstabes äußerte wenige Tage nach dem Krieg, er hätte ab der Jahreswende 1941/42 nicht mehr an einen vollständigen Erfolg geglaubt.

Nun fällt auf, dass er sich nach dem Tode Hitlers geäußert hat; außerdem stellt sich die Frage, was "vollständiger Erfolg" bedeutete. Ich vermute, dass Jodl nach dem Kriegseintritt der USA und dem Scheitern von "Unternehmen Barbarossa" erkannt hatte, Deutschland könne höchstens noch die militärischen Voraussetzungen für einen "Vergleichsfrieden" erreichen. Doch Hitler, und das musste auch Jodl bald einsehen, dachte nur in den Kategorien Sieg und Untergang.

Bleiben wir bei den militärischen Führungsstäben: Der Diktator hatte als Oberster Befehlshaber der Wehrmacht ja die Parole vom "Endsieg" ausgegeben. 1943 erging eine Weisung Hitlers, nur derjenige solle ein höheres Truppenkommando erhalten, der Zuversicht ausstrahle und die nationalsozialistische Weltanschauung innerlich bejahe.

Im Klartext: Wer Zweifel äußerte, der gefährdete seine Karriere, und die war den Offizieren wichtig.

In den Memoiren des Generals Westphal, der unter anderem Chef des Generalstabes bei den Feldmarschällen Kesselring und von Rundstedt war, las ich, dass Westphal im Frühjahr 1944 in das Führerhauptquartier befohlen worden war, weil ein deutscher Angriff an der Italienfront nicht den erhofften Erfolg gebracht hatte.

Westphal - auch Memoiren sollte man kritisch lesen - legte angeblich dar, dass die Truppe nicht mehr angriffsfähig sei. Hitler hätte sich das ohne Wutausbruch angehört (andere Memoiren wissen nichts von Wutausbrüchen zu berichten).

Nach dem Verlassen des Raumes sagte Generalfeldmarschall Keitel, der Chef des Oberkommandos der Wehrmacht zu Westphal, wenn er sich das herausgenommen hätte, dann müsse er jetzt mit harten Strafen rechnen.

Mir ist nicht bekannt, dass Hitler Offiziere erschießen ließ, die am Lagetisch Zweifel am "Endsieg" äußerten.

Allerdings scheint es so gewesen zu sein, dass ab der Jahreswende 1942/43 die Zweifel wuchsen. Adolf Galland, von 1942 bis 1945 General der Jagdflieger, schreibt in seinen Erinnerungen, dass weite Teile der militärischen und zivilen Führung nach den Luftangriffen auf Hamburg Ende Juli/Anfang August 1943 den Krieg für verloren gehalten hätten.

Gleichzeitig gab es immer Meldungen über neue Düsenjäger, modernere Unterseeboote, die zu der Hoffnung verleiteten, man könne dem Krieg noch eine Wende geben.

In der Zivilbevölkerung wurde Stalingrad als Wendepunkt erlebt, aber ich bin immer skeptisch, wenn Zeitzeugen in Fernsehdokumentationen berichten, sie hätten damals gedacht, dass der Krieg verloren sei. Da muss man als junger Mensch schon arg viel Weitblick besessen haben.

Am Schluss noch mein Geschichtslehrer aus dem Jahr 1975 (ich weiß, keine wissenschaftliche Quelle). Er war Jahrgang 1923, Leutnant (Berufsoffizier) und erst nach der russischen Januaroffensive 1945 hielt er den Krieg für verloren. Denn er wollte sich nicht eingestehen, dass der ganze "Dreck" (so wörtlich) umsonst gewesen sei.
 
Zuletzt bearbeitet:
Am Schluss noch mein Geschichtslehrer aus dem Jahr 1975 (ich weiß, keine wissenschaftliche Quelle). Er war Jahrgang 1923, Leutnant (Berufsoffizier) und erst nach der russischen Januaroffensive 1945 hielt er den Krieg für verloren. Denn er wollte sich nicht eingestehen, dass der ganze "Dreck" (so wörtlich) umsonst gewesen sei.


In einer Doku wurden Aufzeichnungen, von Menschen die den Kampf um Berlin erlebten, vorgestellt.
Ein Soldat schrieb in dieser Zeit auf, dass zwar alles verloren sei aber wenn man jetzt Schluss macht macht man sich in den nächsten Jahren nur Vorwürfe, dass man nicht bis zum Ende gekämpft hat.

Quasi: Wir haben jetzt jahrelang gekämpft warum also 1. Sekunde vor 12 damit aufhören?
 
Da muss man als junger Mensch schon arg viel Weitblick besessen haben.

Es gab sicherlich ausreichend kritische Personen. Nur sind diese kritischen Gedanken nicht umfassend dokumentiert.

Neben der Begeisterung, auch lange anhaltend, für das NS-Regime gab es natürlich auch beim "normalen" Bürger Skepsis.

Ein Beispiel ist folgendes Tagebuch. Es basiert auf der kritische Wahrnehmung ganz "normaler", also gleichgeschalteter, Zeitungen.

"Vernebelt, verdunkelt sind alle Hirne" | bpb
 
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