gibt es irgendwo Tabellen mit einigermaßen zuverlässige Wechselkurse der Geschichte? Ich meine, wenn ich z.b. weiß, wieviel Akçe (Silberwährung) im Osm. Reich 1560 wieviel der oben erwähnten engl. Pfund entspricht?
Interessant wäre dabei auch ein Vergleich der Kaufkraft, z.B. was kostete in beiden Reichen ein Brot, wie lange musste ein Metzger arbeiten, damit er ein Brot kaufen konnte, usw.
Ein ausgesprochen spannendes Thema... Ich habe da vor längerer Zeit mal gegraben, bin aber nicht wirklich fündig geworden. "Offiziell" kann da auch aus vielerlei Gründen nichts sein (s.u.); Kaufkraftangaben schwanken 1:100.
Man kommt bis ins letzte Drittel des 19. Jh. gut mit dem Silberpreis zurecht; danach gibt es durch hohe Fördermengen dann große Probleme, die dann zu zwischenzeitlicher Golddeckung oder Bimetallwährungen geführt haben.
Nichtsdestotrotz ist der Vergleich des Silberfeingehalts eine gute erste Approximation:
1 Siberdollar = 25 g = 8 Reales ("Piece of eight") = 1 Crown (=1/4 Pound Sterling); Taler etwa 16 g, Gulden etwa 10 g
Das Problem ist die Kaufkraft:
Beispiele:
Ein Optio/Leutnant bekam um 300/um 1770 1,7 kg/2 kg
Ein Handwerker verdiente um 300/um 1770: 2 kg/1,2 kg
Ein Ochse kostet um 300/um 1300: 43 g/70 g (leider keine Zahl von 1770)
Seit frühester Zeit kommt eine Familie mit einer "Drachme" = 4,3 g Silber täglich aus.
Jetzt muss man aber gucken, was "auskommen" heißt. Ein deutscher Student kommt knapp mit 30 Euro täglich aus. In weniger zivilisierten Gebieten kann man mit 1 Eu/Tag fast fürstlich leben.
Ein wirklich großes Schiff hat immer um 1 Milliarde $ (nach heutiger Kaufkraft) gekostet (Fluzeugträger natürlich mehr, die Titanic etwas weniger; die "Syracusia" wird in einem ähnlichen Preisbereich gelegen haben). Aber es gibt keine irgendwie vergleichbaren "Warenkörbe": Bei uns ist heute Brötchen, Handy, Fernsehen, Auto, Fussbodenheizung drin. Bei einem "Normalrömer" wäre es nicht einmal die "Fußbodenheizung". Niemand vor 1950 wird sich vorgestellt haben, was -realativ - heutzutage ein "Brötchen" kostet... Man bekommt einen Mp3-Pöayer schon für 1 Dutzend Sesambrötchen
Das Steuereinkommen ist m.M. nach ein guter Indikator: ich hatte oben ja schon 2 Pfund/Kopf für England um die Kanalbauzeit herum herausgesucht. Letztendlich ist dies auch oft der einzige zugängliche Wert...
Es gibt plausible Theorien, dass die steuerliche Belastung die Zeiten hindurch immer etwa gleich geblieben ist: 50% vom "Überschuss", was meist das Gleiche war wie etwa 10% der Erlöse.
Bei "Großprojekten" kommen andere Probleme hinzu; es gibt vier Kostenquellen:
- Finanzierung (= Zinsen oder Dividenden)
- Abgaben (Lizenzen, Bestechungsgelder, Schutzgebühren)
- Arbeiter
- Maschinen (Arbeitsmittel)
- Material
(die klasischen "4M" : money, men, machines, material)
Die STRUKTUR dieser Kostenblöcke ist in jedem Jahrhundert unterschiedlich.
Es würde mich wirklich interessieren, wie teuer heute der Bau der Cheopspyramide wäre im Verhältnis zum Ägyptischen BSP. Ich bin sicher, das hat schon mal jemand ausgerechnet.... ALLES was mit der Cheopspyramide zusammenhängt, hat man schon mal ausgerechnet