Deutsche im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg

Carolus Rex

Gesperrt
Keine Ahnung, ob das hierher gehört...
Ich schreib grad ne Arbeit über die Ansbach-Bayreuther Truppen im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg und finde das Thema wirklich interessant.
Immerhin kämpften 30 000 Deutsche, darunter viele Hessen für die Englische Krone in Amerika.
Viele blieben dort.
Was wisst ihr zu diesem Thema? Haltet Ihr es moralisch für gerechtfertigt, dass viele Deutsche von ihren Landesherren in die Neue Welt verschachert wurden? Kennt ihr Geschichten und Einzelschicksale dieser armen Teufel, die für eine fremde Sache verbluteten?

Hier noch ein paar Links:
http://home.t-online.de/home/jochen.seidel/usa1777.htm
http://www.bnbt.de/~tr1035/bt/wer/index.htm
http://home.t-online.de/home/jochen.seidel/1777.htm
http://de.wikipedia.org/wiki/Amerikanischer_Unabh%C3%A4ngigkeitskrieg
 
Ich habe neulich einen Bericht über das Saarland gesehen, darin kam vor, das auch zahlreiche deutschstämmige Söldner unter Lafayette auf Seite der Amis gegen die Briten kämpften.
 
Interessantes Thema; ich habe mich mal mit den Hessichen Soldaten beschäftigt, da kamen natürlich auch die Ansbach-Bayreuther immer wieder zur Sprache. Einige Hinweise:
PM hatte mal das Thema aufbereitet
http://www.pm-online.de/de/heftartikel/ganzer_artikel.asp?artikelid=719

Aus dem Kriegstagebuch eines hessischen Soldaten
http://grebenstein.topcities.com/soldaten_amerika.htm

Die Erlebnisse eines Wisseners im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg. Es handelt sich um die Transskrption einer handschriftlich überlieferten Archivalie „J.G. Theis in Wissen. Begebenheiten auf der Reise nach America. Anno 1777“
http://www.genealogienetz.de/vereine/wgff/trier/Veroeffentlichungen/Artikel/JGTheis.doc

Viel Erfolg bei deiner Arbeit.
 
Papa_Leo schrieb:
Und den Fritz von Steuben nicht vergessern ...
Ganz gewiss nicht.
Aus einer Steuben-Site:

Unter den von hessischen Werbern Gepreßten und nach Amerika Verschacherten war auch ein später berühmt gewordener Mann, Johann Gottfried Seume. Der Soldatenhandel wurde von der öffentlichen Meinung in Deutschland stark gemißbilligt. Kant, Herder, Klopstock und Lessing eiferten dagegen; auch Schiller in seinem Drama "Kabale und Liebe". Wirklich etwas dagegen tun konnte nur ein Fürst wie Friedrich der Große. "Wäre der hessische Landgraf", so schrieb er, "aus meiner Schule hervorgegangen, so würde er seine Untertanen nicht wie Vieh, das an die Schlachtbank geführt wird, an die Engländer verkauft haben. Das ist ein unwürdiger Zug in dem Charakter eines Fürsten. Solches Vertragen ist durch nichts als schmutzige Selbstsucht hervorgerufen."

Friedrich protestierte nicht mit bloßen Worten, sondern verbot den Durchzug der verkauften Leute durch preußisches Gebiet
.

http://www.jaduland.de/north-central-america/usa/text/deutschtumusa2.html
 
Mercy schrieb:
"Wäre der hessische Landgraf", so schrieb er, "aus meiner Schule hervorgegangen, so würde er seine Untertanen nicht wie Vieh, das an die Schlachtbank geführt wird, an die Engländer verkauft haben.
Und das ist umso ersaunlicher, wenn man bedenkt, dass Carl-Alexander Friedrich als sein Vorbild ansah, immerhin war er sein Neffe.
Aber wenn ma C-A. wegen seines Handels verurteilt, so muss man sich jedoch auch vor Augen führen, dass die Grafschaft Ansbach-Bayreuth hoch verschuldet war. Für C.-A. war das die einzige Chance den Staatshaushalt zu sanieren. Und im Vergleich zu den anderen Fürstentümern gab er viel für soziale und kulturelle Einrichtungen aus. Er mag zwar ein Herscher gewesen sein dem die Staatsräson über alles ging, aber es gab durchaus schlimmere.



Danke für die Links! ;)
 
oh mann, bin grad echt verzweifelt:

ich such das Tagebuch des Soldaten Döhla:¬A¬ Hessian diary of the American revolution
und zwar online, da ich keine Zeit hab auf eine Bestellung zu warten, ich brauchs jetzt!
Kann mir jemand sagen, obs das im Netz gibt?!?:confused:
 
Danke Mercy!:hoch:

Naja, entweder ich fahr nach Bayreuth und schaus mir da an oder ich zitiere einfach aus Büchern, die Döhla sowieso zitieren...;)
 
Hallo allseits,
gibt es diesse Tagebücher des J.C. Döhla (wenn auch nur in Auszügen) online?

Dank im voraus und mit freundlichen Grüßen
Lykurgos
 
Es gibt einen Verein für hessische Militärgeschichte, der sich neben Reenactment auch mit solchen Themen befasst. Sie haben einen interessanten Aufsatz zu diesem Thema online gestellt, der einmal die andere Seite des Soldatenhandels beleuchtet:
http://www.hessen-militaer.de/handel.htm

Es bleibt anzumerken das in jener Barockzeit der Soldatenhandel absolut üblich war. Die stehenden Heere jener Epoche sicherten ihren Herrschern, selbst den kleineren Landesfürsten eine gewisse europäische Bedeutung. Große Mächte griffen gerne auf die gut ausgebildeten Söldner solcher kleineren Mächte zurück. Über Kontrakte wurden die Truppen dann vermietet. Immerhin war die Unterhaltung eines nennenswerten stehenden Heeres keineswegs billig. Darum vermieteten die Landesfürsten ihre Truppen gerne um deren Unterhalt langfristig zu finanzieren und dabei noch Gewinne (in Geld oder politischem Entgegenkommen) einzustreichen. Vor allem große Mächte konnten niemals auf Dauer ein Heer unterhalten, welches für größere Konflike ausreichend war - wegen der hohen Kosten. Typische Einsätze für Kontraktheere sind vor allem die Türkenkriege und die Kriege des Reiches mit den expandierenden Franzosen.....
Moral steht auf einem völlig anderen Blatt. Gerade Heere, die in großer Entfernung ihrer Heimat eingesetzt werden müssen effektiv sein und von ausreichender Motivation erfüllt sein. Die laufenden Kosten um eine Truppe zu verpflegen sind gleich hoch, egal ob es sich um Profis oder schlecht ausgebildete Milizen handelt. Ein stehendes Söldnerheer bot also den besten Kosten/Nutzen Effekt. Der hervorragende Ruf, gerade der hessischen Söldner bewährte sich sogar in Amerika.
Auf dem von mir geposteten Link zeigt sich eine weiter Facette dieser Söldnermentalität. Ein Regimentsinhaber im hessischen Dithfurt etwa unterhielt während des 7jährigen Krieges gleichzeitig ein Regiment für Hessen-Darmstadt und ein Grenadierregiment für Preußen... Unvorstellbar aus heutiger Sicht!
 
Warscheinlich gibts schon einen ähnlichen Tread und wenn ja, stößt mich mit der Nase drauf!
Mich würden Biographien oder Vorstellungen von Deutschen interessieren, die im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg gekämpft haben und man heute noch etwas über sie weis.
Preussen schickte Soldaten für die Engländer in den Kampf - wir kennen ja alle den Hessen aus Sleepy Hollow - by the way - gibt es für ihn eigentlich ein historisches Vorbild oder ist er reiner Fiktion entsprungen?

Habt Ihr Links oder vielleicht wollen wir hier auch ein paar Lebensläufe vorstellen, wie schon gestern bei den Kreuzfahrerpersönlichkeiten....
 
Nein, auch für den Hessen gibt es Vorbilder. Ein Vorfahr von mir aus Hessen, munkelt man in der Verwandschaft, ist von seinem Fürsten als Soldat nach Amerika vermietet worden und später wieder zurückgekehrt (also schon mal nicht der Hesse aus Sleepy Hollow :rofl:).
 
Der wichtigste Deutsche im Unabhängigkeitskrieg war ohne Zweifel Friedrich Wilhelm August von Steuben. In den USA ist er ein Volksheld, hier kennt ihn kaum einer. Zumindest auf Englisch sollten wohl gute Biographien über ihn zu finden sein. Das wäre sicher schonmal ein guter Startpunkt.
 
Hier ein paar Links:

Allgemein zum Komplex "berühmte Deutschamerikaner":
http://usa.usembassy.de/germanamericans.htm

Der ehemalige Kriegsminister der badischen Revolution Franz Sigel kämpfte im amerikanischen Bürgerkrieg auf Unionsseite als Generalmajor und wurde nach dem Bürgerkrieg Finanzminister des Bundesstaates New York:
http://www.zeit.de/2002/34/200234_a-sigel_xml?page=1. Wer Tom Wolfe, Fegefeuer der Eitelkeiten, gelesen hat, weiß, wo in NYC das Sigel-Denkmal steht.;)

Wolfgang Helbich/Walter Kamphoefner (Hrsg.), Deutsche im Amerikanischen Bürgerkrieg. Briefe von Front und Farm 1861-1865, Ferdinand Schöningh Verlag, Paderborn 2002, 580 S., kart., 39,90 €.
http://www.uni-erfurt.de/nordamerika/babs/doc/civil_war.html
 
Zuletzt bearbeitet:
El Quijote schrieb:
Nein, auch für den Hessen gibt es Vorbilder. Ein Vorfahr von mir aus Hessen, munkelt man in der Verwandschaft, ist von seinem Fürsten als Soldat nach Amerika vermietet worden und später wieder zurückgekehrt (also schon mal nicht der Hesse aus Sleepy Hollow :rofl:).

Die Fürsten verliehen die Soldaten? Das ist aber ein ziemlicher Einsatz, um den sie da spielten, oder? Ich meine, dass es schwer war, einen Schadensersatzanspruch zu stellen, wenn der Soldat kaputt ging oder nach dem Krieg in der Heimat verschollen blieb, weil er sich in Amerika angesiedelt hatte.
Ich habe mal irgendwo gelesen, dass Preussens Lange Kerle auch nach Amerikae ausgeliefert wurden. Verwunderlich oder, da Friedrich doch so hohe Preise für sie bezahlte?!

Shay schrieb:
Friedrich von Streuben

Stimmt, von dem habe ich noch nie was gehört, aber die Biographie liest sich spannend...
 
Zuletzt bearbeitet:
Shay schrieb:
Der wichtigste Deutsche im Unabhängigkeitskrieg war ohne Zweifel Friedrich Wilhelm August von Steuben. In den USA ist er ein Volksheld, hier kennt ihn kaum einer. Zumindest auf Englisch sollten wohl gute Biographien über ihn zu finden sein. Das wäre sicher schonmal ein guter Startpunkt.

Das Hohenzollerische Landesmuseum in Hechingen
http://www.hzl-museum.de/hlm_set.html

hat eine recht umfangreiche Steuben-Sammlung, die umbaubedingt allerdings zur Zeit nicht gezeigt wird.
Bei größerem Interesse ist ein Kontakt aber sicher lohnend.

Von den badischen 48ern ist nicht nur Sigel, sondern viele andere in die USA, insbesondere Carl Schurz und Friedrich Hecker.
Die demokratischen 48er (nicht die liberalen!), inhaftiert nach der Revolution, wurden oft vor die Wahl gestellt Auswanderung oder längjährige Gefängnisstrafen.
Und da war natürlich die USA 1. Wahl. Schon für die geflohenen wie Sigel oder Hecker..

Grüße Repo
 
SRuehlow schrieb:
Die Fürsten verliehen die Soldaten? Das ist aber ein ziemlicher Einsatz, um den sie da spielten, oder? Ich meine, dass es schwer war, einen Schadensersatzanspruch zu stellen, wenn der Soldat kaputt ging oder nach dem Krieg in der Heimat verschollen blieb, weil er sich in Amerika angesiedelt hatte.
Ich habe mal irgendwo gelesen, dass Preussens Lange Kerle auch nach Amerikae ausgeliefert wurden. Verwunderlich oder, da Friedrich doch so hohe Preise für sie bezahlte?!



Stimmt, von dem habe ich noch nie was gehört, aber die Biographie liest sich spannend...

Schau mal da: http://www.schubbi.org/cfd/lebenslauf.html
Stichwort Kapregiment


Grüße Repo
 
Ich glaube die Hessen wurden nicht im Bürgerkrieg eingesetzt, sondern früher, ich nehme mal an in irgendeiner Auseinandersetzung zwischen Engländern und Franzosen, also quasi noch während des Hochabsolutismus... ich muss leider gestehen, dass ich kaum etwas darüber weiß.

Hah! Hab' was gefunden, scheint wohl mit dem Unabhängigkeitskrieg zusammenzuhängen:
http://archiver.rootsweb.com/th/read/QUEBEC-HESSIANS/2003-05/1053790710

Kein Wunder, dass der Hesse :gun: aus Sleepy Hollow so ein fieser Kerl ist.
 
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SRuehlow schrieb:
Die Fürsten verliehen die Soldaten? Das ist aber ein ziemlicher Einsatz, um den sie da spielten, oder? Ich meine, dass es schwer war, einen Schadensersatzanspruch zu stellen, wenn der Soldat kaputt ging oder nach dem Krieg in der Heimat verschollen blieb, weil er sich in Amerika angesiedelt hatte.
An dieser Stelle muss ein Link zu Schiller kommen. in Kabale und Liebe wird auch offen über den handel mit Soldaten geschwätzt:
http://www.kabale-und-liebe.de/akt2szene2.php
beachtenswert die damalige Methode um Freiwillige zu finden
lachender Kammerdiener schrieb:
O Gott - Nein - lauter Freiwillige. Es traten wohl so etliche vorlaute Bursch’ vor die Front heraus und fragten den Obersten, wie teuer der Fürst das Joch Menschen verkaufe? - aber unser gnädigster Landesherr ließ alle Regimenter auf dem Paradeplatz aufmarschieren und die Maulaffen niederschießen. Wir hörten die Büchsen knallen, sahen ihr Gehirn auf das Pflaster sprützen, und die ganze Armee schrie: Juchhe nach Amerika! -
 
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