"Deutscher" Kolonialismus

T

Tekker

Gast
Hallo Forengemeinde, ich bin der Neue. :winke:

Ich befasse mich regelmäßig mit deutscher Kolonialgeschichte.

Im Zuge des erwachenden Nationalismus nach den Befreiungskriegen
gab es auch "Ideen" zum Erwerb deutscher Kolonien.
Dieses nicht unbedingt von irgendeiner staatlichen Seite,
sondern mitunter von einzelnen nationalen Gruppierungen.

Später wurden derlei Gedanken z.B. vom Deutschen Kolonialverein
oder auch den Alldeutschen aufgegriffen.

Es gab aber auch schon zu Beginn des Kolonialismus durchaus Stimmen
im alten Reich nach Erwerb eines "Neu-Deutschland".

Mir geht es hier um eine sehr spezielle Frage zu dem Thema.

In der ersten Hälfte des 19. Jhdt. soll es Pläne gegeben haben,
TEILE KANADAS UND MEXIKOS als "deutsche" Kolonialgebiete
zu erwerben.

Leider habe ich keine Details dazu gefunden, daher hier meine Frage:
Welche Teile sollten das konkret sein???

Bisher konnte mir da niemand weiterhelfen, aber vielleicht gibt es ja hier
jemanden...

THX
 
Tekker schrieb:
Mir geht es hier um eine sehr spezielle Frage zu dem Thema.

In der ersten Hälfte des 19. Jhdt. soll es Pläne gegeben haben,
TEILE KANADAS UND MEXIKOS als "deutsche" Kolonialgebiete
zu erwerben.

Wo hast du denn diese Information her? Ich habe ja schon von einigen "exotischen", meist kurzfristigen Unternehmungen gelesen, aber das ist mir neu. Und welches Land soll das in diesem genannten Zeitraum (1800-1850) geplant haben?

Die Episoden von Brandenburg-Preußen (Großfriedrichburg/Westafrika und St.Thomas/Karibik) waren bereits im 17. Jahrhundert und scheiterten schließlich so kläglich, daß danach meines Wissens aus der Richtung nichts mehr kam.

Das, was es zu dieser Zeit gab, waren Versuche Auswandererzahlen zu lenken. Das heißt sie in einem möglichst geschlossenem Gebiet anzusiedeln. So wie zum Beispiel den "Hamburger Colonisationsverein von 1849", der Auswanderer nach Brasilien führte (12.448 bis 1878). Das war der einzige derartige Verein, der länger als ein paar Jahre existierte. Alle anderen scheiterten nach kurzer Zeit, wie z.B. auch der Mainzer "Texas-Verein" (1844).

Was du also da gehört hast, kann nur so eine private Geschichte gewesen sein. Aber, das waren nie(!) Kolonien im Sinne von deutschem Hoheitsgebiet. Diese Vereine wollten lt. Programm immer unter dortiger staatlicher Hoheit siedeln. Kein Wunder in Deutschland gab es niemanden, der sich derart engagieren wollte.
(Siehe: Dr.Demhardt "Die Deutsche Kolonialgesellschaft", Kapitel "Lenkung der Massenauswanderung") Wiesbaden, 2002
 
Zuletzt bearbeitet:
@Arne

Das Buch habe ich leider derzeit nicht zur Hand.

Es handelte sich auch nicht um eine "Unternehmung" eines deutschen Staates.
Vielmehr wurden z.B. in Burschenschaften o.ä. "Vereinigungen" IDEEN diskutiert,
man müsse auch für "Deutschland" kolonialen Besitz erwerben.

Verschiedene Gebiete wurden dabei konkret benannt. Ich hatte mal ne Übersicht,
aber die is leider futsch. Die "Teile Kanadas & Mexikos" konnte ich bisher nicht
geographisch konkretisiert finden.
 
Wie gesagt, es gab da diverse Ideen für manche Ecken der Welt. Die Hamburger Sieveking und Godefroy von der Deutschen Colonisationsgesellschaft schlugen vor eine deutsche "Antipoden Colonie" auf den zu Neuseeland gehörenden Chatman-Inseln zu gründen. England winkte ab.

Spezielle Auswanderungsvereine für Kanada und Mexiko fand ich bisher nicht. Ich denke aber, daß diese Planungen alles Luftschlösser waren. Demhardt erwähnt allerdings, daß der "Hamburger Colonisationsverein" der einzige war, der in Nord-,Mittel- und Südamerika eigene Kolonisationsprojekte betrieb - ohne Zahlen für Gebiete ausserhalb von Brasilien zu nennen. Es könnte also sein, daß du Projekte/Siedlungen dieses Vereines suchst.
 
Zum Thema scheint mir folgender Quellenband ganz interessant zu sein:
Horst Gründer (Hg.): '. . . da und dort ein junges Deutschland gründen'
Rassismus, Kolonien und kolonialer Gedanke vom 16. bis zum 20. Jahrhundert, München (dtv Bd.30713) 1999
Für Interessenten/innen hier eine Rezension aus der FAZ vom 29.07.1999, S. (8)
...Horst Gründer hat seine "Geschichte der deutschen Kolonien" jetzt mit einer Quellensammlung ergänzt. In einer gelungenen Kombination von wissenschaftlichen Einleitungen und 135 ausgewählten Quellentexten nimmt er den Leser mit auf eine Reise von den Anfängen kolonialer Planungen im 16. Jahrhundert über die koloniale Schwärmerei des Kaiserreiches bis zum Kolonialrevisionismus in der Weimarer Republik und im Dritten Reich.
Der Schwerpunkt liegt auf den Jahren 1884 bis 1918, in denen Deutschland überseeische Territorien besaß. Deren größte und wichtigste lagen in Afrika: Togo, Kamerun, Deutsch-Ostafrika (Tansania) und Deutsch-Südwestafrika (Namibia), aber auch Kiautschou in China und einige Inselgruppen in der Südsee; sie alle beflügelten die Phantasie einer Generation von Kolonialenthusiasten. Ein zusammenhängendes Imperium in Mittelafrika, das "deutsche Indien", sollte den Anspruch des Kaiserreichs, Weltmacht zu sein, für alle sichtbar demonstrieren, ebenso die mit der Bagdad-Bahn verbundenen Kolonisierungsziele im Vorderen Orient.
Die in diesen Forderungen durchscheinende Geisteshaltung läßt sich durch eine reine Schilderung der Fakten nicht erfassen, man muß die Kolonialbefürworter selbst hören. Die Stärke von Gründers Band liegt darin, die Quellen sprechen zu lassen. "Bauern-Neuland, ein großes Wirtschaftsgebiet, . . . Einigung des Gesamtdeutschtums, offene Türe im Südosten und freien Weg für das Deutschtum auf seinen alten Pfaden": Forderungen wie diese, die der Alldeutsche Verband 1913 in einer Broschüre über Siedlungspläne im Nahen Osten erhob, verweisen schon auf die Idee des Lebensraums im Osten, die nur wenige Jahre später die Politik bestimmte.
Breiten Raum nimmt auch die koloniale Praxis in den deutschen "Schutzgebieten" ein. Die Dokumente belegen, daß das koloniale Gedankengut auch außerhalb der organisierten Kolonialbewegung florierte. So hieß es in dem 1911 neu aufgelegten "Praktischen Kochbuch für die gewöhnliche und feinere Küche" von Henriette Davidis: "Die Behandlung des eingeborenen Dienstpersonals will auch erlernt sein. Es gibt unter ihnen viel arbeitsscheues Volk; die hauptsächlichen Untugenden, die man zu bekämpfen hat, sind Trägheit, Unreinlichkeit und ein großer Hang zum Stehlen . . . Bei der Einlernung ist eine gewisse Nachsicht zu üben sehr am Platze . . . Hinzu kommt noch der unleugbar vorhandene Respekt des Farbigen vor der weißen Frau, in der er eine Art höheren Wesens sieht, wodurch dann ein gewisses, scheues Ehrfurchtsgefühl bei ihm ausgelöst wird, daß ihn manche Ungeschicklichkeit begehen läßt. Vor allen Dingen hat sich die weiße Frau den Eingeborenen gegenüber stets als Herrin im besten Sinne des Wortes zu fühlen und vergesse nie, ein starkes Rassebewußstein an den Tag zu legen."
Als Kulturbringer verehrt, die schwere Aufgabe der Kolonisation auf sich nehmend - so sahen sich die Kolonialisten am liebsten. Das in der Wirklichkeit keineswegs so unterwürfige Verhalten der Kolonisierten wurde brutal geahndet. Jeder organisierte Widerstand wurde in einer Serie von Kolonialkriegen blutig gebrochen, wobei der Feldzug gegen die Herero und Nama in Namibia (1904 bis 1907) in den ersten Genozid der deutschen Geschichte mündete.
Gründer füllt mit dieser wissenschaftlichen Standards verpflichteten Edition eine Lücke.
JÜRGEN ZIMMERER"
 
Professor Horst Gründer zählt ohne Zweifel zu den führenden Kolonialhistorikern. Das erwähnte Buch macht zwar äußerlich wenig her, gehört aber unbestritten zur Standartliteratur, wie sein bekannteres Buch "Geschichte der Deutschen Kolonien".
Ich schaue zuhause mal rein, aber wenn ich mich recht erinnere, geht Gründer dort nicht auf die Auswanderungsvereine ein.
 
Zuletzt bearbeitet:
Texas war bis 1845(?) für einige Jahre unabhängig. Gehörte davor zu Mexiko. In den Jahren der Unabhängigkeit gab es wohl Sondierungen von Privatleuten bei der bayerischen Regierung (König?), ob man dort am Erwerb interessiert sei, da die realpotitische Lage dort dafür nicht ungünstig wäre...Rest bitte ergoogeln, ich weiß die Quelle gerade nicht. Leider.
Gruß
 
Zuletzt bearbeitet:
Tekker schrieb:
Mir geht es hier um eine sehr spezielle Frage zu dem Thema.

In der ersten Hälfte des 19. Jhdt. soll es Pläne gegeben haben,
TEILE KANADAS UND MEXIKOS als "deutsche" Kolonialgebiete zu erwerben.

Inzwischen konnte ich etwas weiter recherchieren. Die Empfehlung von Klaus P. war übrigens tatsächlich sehr gut. Gründer beschäftigt sich im ersten Kapitel mit den diversen Unternehmen und auch Vorgängen, die über eine Planungsphase kaum herausgekommen sind. Die einzelnen Vorstöße sind allerdings unterschiedlich ausführlich abgehandelt.

Ich habe das Kapitel mal nach deinen Gebieten abgeklopft. Dabei kam folgendes heraus:

1) Mexiko.
Damit ist das "preussische Kalifornien-Projekt" gemeint. Es gab ca.1845 Verhandlungen, daß Preussen von Mexiko Oberkalifornien und Teile von Texas kaufen sollte. Die Verhandlungen scheiterten aber unter anderem daran, daß Mexiko 6 Millionen Dollar dafür haben wollte. Der Hauptgrund war aber wohl, daß es dort wachsende politische Probleme vor Ort gab, die schon 1846 zum Krieg mit den USA führten. Die USA annektierten ja daraufhin Kalifornien.

2) Kanada
Etwa zeitgleich gab es viele Stimmen, die eine gezielte Auswanderung in "Kolonien" forderten. Im Gespräch waren da auch(!) "oberkanadische Gebiete". Gründer gibt als Quelle hierzu das Vorwort zum Buch von Ernst Ludwig Brauns "Neudeutschland in Westamerika. Oder Welches ist die zur Ansiedlung für auswandernde Deutsche geeigneteste Weltgegend?" Lemgo/Detmold 1847.
Frag mich jetzt nicht, was genau als "Oberkanadisch" in "Westamerika" zu werten ist. Da mußt du wohl mal tiefer eindringen.

Ich habe durch deine Frage den Antrieb gefunden, mich mit einem Thema zu beschäftigen, das ich bisher links liegen gelassen hatte und so wieder etwas dazu gelernt. Danke für die Anregung :)
 
Zu dem Thema früher deutscher Siedlungskolonien habe ich einen vielversprechenden Buchtitel gefunden:

Karl Emil Jung "Deutsche Kolonien - Ein Beitrag zur besseren Kenntnis des Lebens und Wirkens unserer Landsleute in allen Erdteilen" Leipzig und Prag, 1884. Lt. Antiquariatsbeschreibung: Die Deutschen in Amerika, Zentralamerika, Australien und Polynesien, Rußland, Ungarn, Galizien, Südafrika usw.
 
Hallo,
ich war lange nicht hier deswegen blieb eine Antwort meinerseits aus, sorry!

Danke euch für die Beiträge, da bin ich wiedermal einen Schritt weiter. Insbesondere dein Punkt bezüglich Mexiko klärt exakt meine Frage.

Zu Ober- bzw Unterkanada hab ich schon mal was in einem meiner historischen Atlanten gesehen. Werd alsbald mal nachschauen.
Was nun aber Westamerika ist... ?
 
Oberkanada

<-- mal gegoogelt hat :fs:

"Oberkanada (englisch Upper Canada) ist ein früherer Name für das Land am Oberlauf des Sankt-Lorenz-Stromes.
Als Oberkanada wurde das Gebiet zwischen dem Nipissingsee im Norden und dem Sankt-Lorenz-Strom, dem Ontariosee und dem Eriesee im Süden und der Georgsbucht im Osten bezeichnet, dazu die Küstenlinie des Oberen Sees. Durch das Verfassungsgesetz von 1791 wurde die Provinz Québec in die Regionen Oberkanada und Niederkanada (Lower Canada) aufgeteilt.
Ziel der Aufteilung war es, die königstreuen amerikanischen Siedler in Oberkanada der britischen Gesetzgebung zu unterstellen.
Die Region Oberkanada ist der südliche Teil der heutigen kanadischen Provinz Ontario.
Am 1. Februar 1796 wurde die Hauptstadt von Oberkanada von Newark (dem heutigen Niagara-on-the-Lake) nach York verlegt, dem heutigen Toronto.
Im Jahr 1840 wurden Oberkanada und Niederkanada zur Provinz Kanada vereinigt und wurde 1867 in der Kanadischen Konföderation zu der selbständigen Provinz die heute den Namen Ontario trägt."


Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Oberkanada
 
Wer speziell etwas über die deutsche Auswanderung nach Lateinamerika sucht, kann hier vielleicht mal nach Literatur suchen:

LA-Studien, Herausgegeben von W. L. Bernecker, T. Heydenreich, H. Kellenbenz, G.Siebenmann, H. Steger, F.Tichy
Universität Erlangen-Nürnberg, Zentralinstitut für Regionalforschung, Sektion Lateinamerika

Band 02: Manfred Illi
Die deutsche Auswanderung nach Lateinamerika. Eine Literaturübersicht.
1977. 176 S. (ISBN 3-7705-1474-2)

http://regionalforschung-erlangen.de/Lateinamerika/LAS.htm
 
Gestern bin ich bei Wikipedia über etwas sehr Interessantes zur Thematik dieses Threads gestolpert:
Im frühen 19. Jahrhundert tauchte ein erster Händler in Nicaragua auf, zu Koloniebildungen kam es nach 1850.
Davon hatte ich noch nie gehört. Als "Referenz" sind zwei Seiten angegeben:

Alemanes en Nicaragua und SELVA NEGRA, MATAGALPA, NICARAGUA

Da ich kein Spanisch kann, hätte ich hier gern gewußt, was dort zu lesen ist... :confused:


Noch ein kleines - eigentlich viel faszinierenderes - Offtopic:

Die belgische Kolonie Santo Tomás in Mittelamerika! :nono:

Verzeichnet ist dies auf dieser Karte bei maproom.org.
(Im Anhang befindet sich das entsprechende Detail der Karte.)

Hier noch einige weitere Links zu dieser Sache:
Santo Tomás de Castilla - Wikipedia
Santo Tomás de Castilla - Wikipedia, the free encyclopedia
Verzet.org - Een kortstondige kolonie. Santo-Tomas de Guatemala (Stefan van den Bossche)
Guatemala - België. Het gras is altijd...

:)
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Da kann ich nur das Inhaltsverzeichnis sehn... :confused:
Trotzdem danke! :friends:

Hier wird dargestellt, das die Südamerikaauswanderung hauptsächlich auf die Länder Brasilien, Argentinienen und Chile gerichtet war.
Ja, sicher richtig. Zu Brasilien sei aber noch angemerkt, daß es in Preußen (FRAGEZEICHEN) ein Auswanderungsverbot gab, welches quasi das ganze Land betraf, obwohl die Gründe für dieses lediglich im tropischen Teil zu suchen waren.
 
Komisch, bei mir funktioniert der Link. Kannst ja aber selbst nochmal im Internet schauen, hier ist der ganze Titel:

Globalisierung und Nation im Deutschen Kaiserreich von Sebastian Conrad

Und wie meinst Du das, mit dem Auswanderungsverbot?
 
Als "Referenz" sind zwei Seiten angegeben:

Alemanes en Nicaragua und SELVA NEGRA, MATAGALPA, NICARAGUA

Da ich kein Spanisch kann, hätte ich hier gern gewußt, was dort zu lesen ist... :confused:

Der erste Link listet im Prinzip nur Nachrichten von Deutschen (oder deutschstämmigen US-Amerikanern) in der Gegend auf, von 1847 aufwärts, das meiste davon nach dem Reisenden Wilhelm Marr.
Die meisten waren Händler, Seeleute, einer hatte 'ne Pflanzung.
Beinahe das interessanteste Detail ist noch, dass einige Deutsche sich angeblich darauf spezialisiert hatten, Kaimane zu jagen, weil diese angeblich eine moschusartige Substanz in den Köpfen hätten. Das Leben eine anderen Deutschen habe nur in der Abwechslung aus Fieber- und Whiskey-Delirien bestanden.
 
Gestern bin ich bei Wikipedia über etwas sehr Interessantes zur Thematik dieses Threads gestolpert:
"Im frühen 19. Jahrhundert tauchte ein erster [deutscher] Händler in Nicaragua auf...
Ich finde das bestätigt bei Alfred Zimmermann, Geschichte der Deutschen Kolonialpolitik, Berlin: Mittler 1914, S. 6:
Einer der lebhaftesten Verfechter von deutschen Unternehmungen in Costa Rica erwies sich bei näherem Zusehen als ein seinerzeit in Deutschland mit den Gerichten in unangenehme Berührung gekommener Mann, dem auch in seiner Heimat manches Bedenkliche nachgesagt wurde.
Der Autor verweist für die "abenteuerlichen Ansiedelungsversuche in Texas und Mittelamerika" auf seine "Geschichte der preußisch-deutschen Handelspolitik" (Oldenburg: Schulze 1892, 850 S. [!]) und zeigt vorliegend auf, dass der kolonialen Phantasie bereits vor der Hälfte des 19. Jahrhunderts, besonders aber ab den 60er Jahren keine Grenzen gesetzt waren. So gab es mehr oder weniger ernst gemeinte Vorschläge in Bezug auf

  • Formosa, Hainan, Timor
  • Madagaskar, Mosambik (sollte Portugal abgekauft werden)
  • Neuguinea
  • Patagonien, Uruguay, Rio Grande
  • Philippinen
  • San Thomas, Surinam, Curaçao (sollten Dänen/Niederländern abgekauft werden), Kuba
  • Sulu-Inseln und Nord-Borneo
1871 votierten solche Interessenten dafür, statt Elsaß und Lothringen Teile des französischen Kolonialreichs an sich zu bringen. Bismarck soll das mit den Worten zurückgewiesen haben: "Ich will auch gar keine Kolonien. Die sind bloß zu Versorungsposten gut... Diese Kolonialgeschichte wären für uns genau so, wie der seidene Zobelpelz in polnischen Adelsfamilien, die keine Hemden haben" (zit. aaO, S. 10).
 
Danke dir, so weltbewegend also leider nicht. Was sagt der zweite aus?

Und wie meinst Du das, mit dem Auswanderungsverbot?
Jetzt nur so aus dem Kopf. Es gab auch deutsche Auswanderung in die tropischen Gebiete Brasiliens. Den Auswanderern bekam aber das Klima nicht, Krankheit und Tod waren die Folge. Daraufhin, d.h. eigentlich zum Schutz der Leute, wurde ein Auswanderungsverbot ausgesprochen, das faktisch ganz Brasilien betraf, also auch den zur Besiedlung geeigneten Südosten des Landes. :)

1871 votierten solche Interessenten dafür, statt Elsaß und Lothringen Teile des französischen Kolonialreichs an sich zu bringen.
Danke auch dir, js. So kommt ja mal wieder Bewegung in meinen ersten Thread. :)
Namentlich ging es 1871 m.W. insbesondere um Cochinchina, dies zur Ergänzung. :winke:
 
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