Deutschland nach 1945: Westintegration oder Wiedervereinigung?

G

Gast

Gast
Hi! ich sitze schon seit geraumer Zeit an meiner Facharbeit finde aber nicht wirklich das was ich brauche. Kennt ihr vielleicht das Thema und könnt mir helfen?

Danke im Voraus
 
Ein interessantes Thema in diesem Zusammenhang ist Stalins Angebot zur Wiedervereinigung Deutschlands als neutraler Staat, ungebunden in den Militärbündnissen aus den frühen 50er Jahren - so ähnlich wie Österreich.
Adenauer und die Westmächte lehnten das ja ab.

Habe grad wenig Zeit einen guten Link zu suchen, aber hier finden sich ein paar Stichworte: http://www.cabot.ac.uk/Berlin web/resources/essays/4957.html
 
Arne schrieb:
Ein interessantes Thema in diesem Zusammenhang ist Stalins Angebot zur Wiedervereinigung Deutschlands als neutraler Staat, ungebunden in den Militärbündnissen aus den frühen 50er Jahren - so ähnlich wie Österreich.
Adenauer und die Westmächte lehnten das ja ab.
Der Hinweis ist gut, jedoch sollte in einer Facharbeit unbedingt berücksichtigt werden, dass die aktuelle Forschung sich bis heute nicht einig ist, ob die sog. Stalin-Noten tatsächlich ernst gemeint waren oder ob es sich um einen Versuch des Diktators handelte, über den Umweg der Neutralisierung Deutschlands den Gesamtstaat später in den Einflussbereich der Sowjetunion zu zwingen.
 
Kirlon schrieb:
Der Hinweis ist gut, jedoch sollte in einer Facharbeit unbedingt berücksichtigt werden, dass die aktuelle Forschung sich bis heute nicht einig ist, ob die sog. Stalin-Noten tatsächlich ernst gemeint waren
Die Beurteilung wird wohl immer kontrovers bleiben.
Eine gute Dokumentation bietet die Arbeitsstelle Archivpädagogik am Staatsarchiv Marburg:
http://www.digam.net/
 
Mercy schrieb:
Die Beurteilung wird wohl immer kontrovers bleiben.
Eine gute Dokumentation bietet die Arbeitsstelle Archivpädagogik am Staatsarchiv Marburg:
http://www.digam.net/

Interessant scheint mir in diesem Zusammenhang, was auch immer die Sowjets beabsichtigt haben, die Frage: warum haben die USA erst gar nicht ernsthaft versucht auszuloten, wie seriös es die Sowjets gemeint haben.
Ich glaube, es spricht viel dafür, dass die USA und auch die Adenauer-Regierung von einer Position der Stärke aus (s. Entwicklung des atomaren Kräfteverhältnisses zwischen Ost und West) zu einer deutschen Wiedervereinigung unter pro-westlichem Vorzeichen zu gelangen.
 
Klaus P. schrieb:
Interessant scheint mir in diesem Zusammenhang, was auch immer die Sowjets beabsichtigt haben, die Frage: warum haben die USA erst gar nicht ernsthaft versucht auszuloten, wie seriös es die Sowjets gemeint haben.
Ich glaube, es spricht viel dafür, dass die USA und auch die Adenauer-Regierung von einer Position der Stärke aus (s. Entwicklung des atomaren Kräfteverhältnisses zwischen Ost und West) zu einer deutschen Wiedervereinigung unter pro-westlichem Vorzeichen zu gelangen.
Die Adenauer-Regierung hatte zu dieser Zeit wenig zu sagen; dass Adenauer als damals amtierender Aussenminister den Schulterschluss mit den Alliierten suchte, ist klar.

Den Historiker-Streit: War die Vorgehensweise der westlichen Allierten und Adenauers richtig? beantworteten mit
Nein
Rolf Steininger
Wilfried Loth
Josef Foschepoth
mit Ja
Hermann Graml
Gerhard Wettig
Gottfried Niedhart

http://infos.aus-germanien.de/Stalin-Noten
 
Gast schrieb:
Hi! ich sitze schon seit geraumer Zeit an meiner Facharbeit finde aber nicht wirklich das was ich brauche. Kennt ihr vielleicht das Thema und könnt mir helfen?

Danke im Voraus

Die Jalta-Konferenz im Januar 1945 war bereits die Besiegelung der Teilung Deutschlands. Hier wurde auch Österreich geklärt, in welchem Einflußgebiet es nach dem Krieg fällt, obwohl ja die Rote Armee den Ostteil Österreichs säuberte.
Mit der entsprechenden Europateilung im Januar 1945 waren sich alle Beteiligten sicher, dass es keine andere Option geben wird.
 
Hurvinek schrieb:
Die Jalta-Konferenz im Januar 1945 war bereits die Besiegelung der Teilung Deutschlands. Hier wurde auch Österreich geklärt, in welchem Einflußgebiet es nach dem Krieg fällt, obwohl ja die Rote Armee den Ostteil Österreichs säuberte. (...)


Nichts für ungut, lieber Hurvinek, aber dieses Satzgefüge ist arg fragwürdig. Was meinst du denn damit? Und was glaubst du, entstehen da für Vorstellungen bei allfg. unbedarften Betrachtern?
Aber hier soll/darf ja nicht diskutiert werden...
 
ning schrieb:
Nichts für ungut, lieber Hurvinek, aber dieses Satzgefüge ist arg fragwürdig. Was meinst du denn damit? Und was glaubst du, entstehen da für Vorstellungen bei allfg. unbedarften Betrachtern?
Aber hier soll/darf ja nicht diskutiert werden...
Was Hurvinek damit meint ist mir auch nicht klar.
Österreich wurde evenfalls in Besatzungszonen eingeteilt. Die Voraussetzungen für eine Vereinigung waren dort die selben, wie in Deutschland.
 
der hauptunterschied zwischen österreich und deutschland waren rund 70 mio. einwohner. das relativ kleine österreich konnten beide großmächte in die neutralität entlassen (bei beiden gabs widerstände dagegen, vielleicht sogar größere bei den usa, die ja so die kontrolle über die startegisch wichtigen alpenpässe verlor).
 
Klaus P. schrieb:
Interessant scheint mir in diesem Zusammenhang, was auch immer die Sowjets beabsichtigt haben, die Frage: warum haben die USA erst gar nicht ernsthaft versucht auszuloten, wie seriös es die Sowjets gemeint haben.
Ich glaube, es spricht viel dafür, dass die USA und auch die Adenauer-Regierung von einer Position der Stärke aus (s. Entwicklung des atomaren Kräfteverhältnisses zwischen Ost und West) zu einer deutschen Wiedervereinigung unter pro-westlichem Vorzeichen zu gelangen.

naja... die CSR war ja defakto bis 1948 ebenso neutral wie östereich... da die SU aber vermehrt einfluss gewann und die kommunistische partei immer mehr stimmen erhielt, oppositionspolitker einfach verschwanden und der sowjt. geheimdienst überall zugegen war etc.pp.... wurde 1948 die CSSR gegründet... also aus einem neutralen staat ein sozial./kommunis.

die westmächsten nahmen zu recht an das mit gesamtdeutschland das selbe geplant war...
 
da pery schrieb:
da pery schrieb:
die westmächsten nahmen zu recht an das mit gesamtdeutschland das selbe geplant war...


Machst du es dir da nicht etwas zu einfach!?
Die Welt war 1948 schon ein wenig komplizierter - meine Festplatte hat mich dazu z.B. an folgendes Zitat erinnert:

"Britisches Geheimdokument: Adenauer war für die Teilung
Hamburg, 12. März (dpa).
Nach einem jetzt freigegebenen britischen Dokument, von dem das „Deutsche Allgemeine Sonntagsblatt" nach eigenen Angaben vom Abteilungsleiter am Deutschen Historischen Institut in London, Joseph Foschepoth, eine Kopie erhalten hat, hat der frühere Bundeskanzler Konrad Adenauer gegen freie Wahlen in ganz Deutschland interveniert. In der neuesten Ausgabe der in Hamburg erscheinenden Wochenzeitung wird das Dokument zitiert, nach dem der erste Bundeskanzler Tendenzen der britischen Regierung, auf sowjetische Angebote für freie Wahlen in ganz Deutschland positiv zu reagieren, durch eine drastische Demarche unterband.

Adenauer habe den bundesdeutschen Botschafter in London, Herwarth von Bittenfeld, beauftragt, dem Staatssekretär im Foreign Office, Ivone Kirkpatric, eine streng vertrauliche Mitteilung zu machen. In der als „top secret" klassifizierten Aufzeichnung des britischen Staatssekretärs vom 16. Dezember 1955 heißt es - das „Allgemeine Deutsche Sonntagsblatt" zitiert - unter anderem über die Ausführungen des Botschafters: „Dr. Adenauer habe kein Vertrauen in das deutsche Volk. Ihn treibe die Furcht um, daß, wenn er erst einmal von der Bühne abgetreten sei, eine künftige deutsche Regierung sich mit den Russen auf einen Handel einlassen könnte, und zwar auf deutsche Kosten. Folglich sei er (Adenauer) der Meinung, daß die Eingliederung Westdeutschlands in den Westen wichtiger sei als die Vereinigung Deutschlands."

Über die Geheimhaltungsbedürftigkeit der Demarche Adenauers heißt es in dem Dokument: „... daß es natürlich ganz verheerend für seine (Adenauers) politische Stellung wäre, wenn die Ansichten, die er (der Botschafter) hier mit solcher Offenheit mitgeteilt hat, jemals in Deutschland bekannt würden."

(Frankfurter Rundschau, 13.03.86)


Ferner gab es nicht nur die CSR und Österreich, sondern auch Indochina und Korea. Oder denke z.B.mal daran, was in dieser Zeit in Griechenland los war:

„... Um die Ereignisse des Jahres 1947 zu verstehen, das sich als der entscheidende Wendepunkt der Nachkriegszeit erwies, muss man sie vor dem Hintergrund des Bürgerkrieges in Griechenland betrachten. Dieser Bürgerkrieg war es nämlich, der Truman die Gelegenheit bot, zu erklären, dass die Welt in zwei alternative `ways of life´ aufgeteilt sei, und einen Kreuzzug gegen die unamerikanische Lebensweise zu proklamieren.

Als der zweite Weltkrieg 1944 in Griechenland zu Ende gegangen war, hatte die EAM oder die Nationale Befreiungsfront fast das ganze Land unter Kontrolle... `Bis zum Zeitpunkt der Befreiung zählte die EAM unter mehr als sieben Millionen Einwohnern etwa zwei Millionen Mitglieder. Sie... hatten allen Grund zu der Annahme, dass sie nach Vernichtung der deutschen die uneingeschränkte Macht würden übernehmen können...´

Unter den EAM-Führern gab es viel Liberale und Sozialdemokraten, doch waren de Kommunisten eindeutig in der Mehrzahl. Hätte man die Frage nach der höchsten Macht in Griechenland dieser Organisation und der zurückkehrenden ( von monarchistischen Offizieren kontrollierten) griechischen Armee zur Entscheidung überlassen, wäre die EAM aus diesem Kampf als Sieger hervorgegangen. Doch sollte dieser Sieg de EAM nicht zuteil werden. Denn gegen sie standen nicht nur die Monarchisten, denen man das Vertrauen entzogen hatte, sondern auch die britischen Streitkräfte... `Dies war eine Niederlage für die griechischen Kommunisten, die nicht auf innergriechische Machtverhältnisse, sondern auf die Intervention der Engländer zurückzuführen war; ohne das Eingreifen britischer Streitkräfte wäre Griechenland unter das gleiche Regime wie Jugoslawien geraten.´ Die EAM war 1944 in das Kabinett einer Regierung der Nationalen Einheit eingezogen und trat erst zurück (am 2. Dezember), als der britische kommandierende General (Scobie) den Befehl erließ, sämtliche Widerstandsbewegungen... zu entwaffnen. Am 4. Dezember eröffnete die Polizei das Feuer auf eine genehmigte öffentliche Demonstration von Anhängern der EAM... Dieser Vorgang löste den Bürgerkrieg aus...[Am] 12. Februar 1945 kapitulierten die geschlagenen Griechen...

Nach Ausschaltung der linksgerichteten Kräfte schickten die Engländer Truppeneinheiten durch das Land, in deren Gefolge die Nazischergen der Nationalgarde [der griechische Ministerpräsident hatte nach den Bürgerkriegskämpfen den Angehörigen der ehemaligen griechischen nazistischen `Sicherheitsbataillonen´ den Eintritt in die neue Nationalgarde ermöglicht] auftauchten, um das Land zu `befrieden ´...“
(aus: David Horowitz in seinem Buch „Kalter Krieg. Hintergründe der US-Außenpolitik von Jalta bis Vietnam“, Bd. 1, Berlin 41973, S. 55 ff,)

Entschuldige bitte die langen Zitate.
 
Adenauers strikte Westorientierung hat sich im Nachhinein als erfolgreich herausgestellt, theoretisch hat sich im Hinblick auf die ehemalige DDR auch die Magnettheorie bestätigt, wenn auch erst lange nach Adenauer. Daß die Bewohner beider Teile Deutschlands, v.a. aber die des Ostteils, nun die Folgen der langen Spaltung erfahren, steht auf einem anderen Blatt.
Andererseits wäre eben diese Entfremdung zwischen Ost und West durch eine schnelle Wiederverreinigung nicht erfolgt. Dafür wäre Deutschland politisch weitgehend auf sich selbst gestellt gewesen, hätte sich v.a. aus der westeuropäischen Politik der Annäherung heraushalten müssen.
Ich glaube nicht, daß es damals nur die eine Alternative gab, deren Umsetzung wir erlebt haben, andererseits hätte der Weg der gesamtdeutschen Neutralität weitaus mehr Risiko beinhaltet.
Man muß immer akzeptieren, daß Politiker Menschen sind mit ganz bestimmten Vorstellungen, die sie natürlich umsetzen wollen, sonst wären sie keine Politiker. Und Adenauer war eben von der Vorstellung einer politischen Annäherung der westeuropäischen Staaten beherrscht, so daß darüber die Frage der deutschen Einheit für ihn mehr in den Hintergrund trat, als er der Öffentlichkeit gegenüber zugeben wollte. Nicht, daß er die Einheit nicht gewollt hätte, aber sie konnte für ihn nicht die Priorität haben wie beispielsweise für die SPD-Führung oder aber den Ex- Kabinettkollegen Gustav Heinemann.
Von Adenauer konnte man daher auch keine wohlwollende Prüfung der Stalin- Offerte erwarten, die jede politische Zusammenarbeit mit den westlichen Nachbarstaaten vielleicht nicht unmöglich gemacht, aber doch massiv erschwert hätte.
Kein Mensch kann aber heute sagen, wie eine SPD- geführte Bundesrepublik das Problem bewältigt hätte. Die Prioritäten wären natürlich anders gesetzt worden- zuerst die politische Einheit durch freie Wahlen, dann allmähliche Zusammenarbeit mit den westlichen Nachbarstaaten-, ob und inwieweit sich dieses Konzept aber hätte verwirklichen lassen, kann man wohl heute nicht mehr beantworten.
Man hätte eben in jedem Fall das OK der Alliierten gebraucht, und das wäre schwer zu erreichen gewesen.
 
Sicher hätte Adenauer auch nicht gewollt, daß alle die Errungenschaften, die durch die schnelle Westintegration in Deutschland aufgebaut wurden, nun wieder zunichte gemacht werden und die Gefahr besteht, daß es gar nicht die Magnettheorie zum tragen kommt, sondern der Impulserhaltungssatz. (Denk an die Kugeln die gegeneinander geschlagen werden)
 
Klaus P. schrieb:


Machst du es dir da nicht etwas zu einfach!?

ok wenn man es gaaaanz einfach machen will... dann muss man nur die grundtriebe eines jeden politkers in betracht ziehen... denn als solches ist es dann eine reine innenpolitische entscheidung...

es geht um MACHT, EINFLUSS und GELD... und um nicht anderes...

hierfür würde ich dann gern: Allison, Graham, Philip Zelikow, 1999: Essence of Decision: Explaining the Cuban Missile Crisis, Pearson PTP. heranziehen...

Allison hat sich drei wunderschöne erklärungsmodelle für aussenpolitik ausgedacht... im dritten seiner modelle geht es darum das politk bzw. aussenpolitik von einzelpersonen betrieben wird, welche nacht macht geld und einfluss streben... diese personen stehen zumeist einer gruppe von menschen vor, welche ähnlich interessen und befürchtugen haben...

zum thema... abgesehen von adenauer gab es sicherlich viele junge aufstrebende politker in den jungen westzonen welche um eben jenes fürchten mussten, bei einer wiederveinigung zu verlieren was sie wollten... macht geld und einfluss...

das und nur das ist das einfache und beschreibt es doch treffend... :-}

Klaus P. schrieb:

Ferner gab es nicht nur die CSR und Österreich, sondern auch Indochina und Korea. Oder denke z.B.mal daran, was in dieser Zeit in Griechenland los war:

„... Um die Ereignisse des Jahres 1947 zu verstehen, das sich als der entscheidende Wendepunkt der Nachkriegszeit erwies, muss man sie vor dem Hintergrund des Bürgerkrieges in Griechenland betrachten. Dieser Bürgerkrieg war es nämlich, der Truman die Gelegenheit bot, zu erklären, dass die Welt in zwei alternative `ways of life´ aufgeteilt sei, und einen Kreuzzug gegen die unamerikanische Lebensweise zu proklamieren.[/font]

hm jaaa... griechenland und churchills berühmte drei streichhölzer... wobei sich meines wissen stalin völlig aus griechenland raus gehalten hat... dar war einzig tito und jugoslawien der die rebellen gegen GB unterstützte...
nur verstand die westl. welt nicht das es nicht nur einen komm./sozial. gegner gab...

verbleiben korea und die unabhänigkeitskriege in indochina... wobei man zu den kriesen noch iran(46) zählen kann finnland(46) insel bornholm(45 oder 46)... das alles bekräftigt aber die containment strategie des NSC...

____________________________________________________________
es erklärt aber nicht warum die westmächte gegen ein neutrales wiedervereinigtes deutschland waren!!! zumal wenn es wirklich neutral gewesen wäre es einen perfekten sicherheitsgürtel gegen den kommunismus abgegeben hätte...
 
Gast schrieb:
...
es erklärt aber nicht warum die westmächte gegen ein neutrales wiedervereinigtes deutschland waren!!! zumal wenn es wirklich neutral gewesen wäre es einen perfekten sicherheitsgürtel gegen den kommunismus abgegeben hätte...

Wie sich bald nach Kriegsende zeigte, waren die USA im Rahmen der Ost-West-Auseinandersetzung durchaus an der militärischen Stärke (West-)Deutschlands interessiert.
Adenauer (der "junge, aufstrebende Politiker" - guter Scherz!) übrigens auch.

Außerdem sollten bei der Frage der Westintegration die ökonomische Integration der (west-)deutschen Wirtschaftskraft und die Bedeutung des (west-)deutschen Absatzmarktes nicht vergessen werden - nicht zufällig sind gerade die deutschen Industriegebiete vielfach bei den alliierten Bombardierungen säuberlich ausgespart worden.
Für die US-amerikanische Umstellung von Kriegsproduktion auf Friedenswirtschaft spielte - neben anderem - der Wiederaufbau in Europa eine herausragende Rolle (s. Marshall-Plan-Politik/European Recovery Program ERP).

Und da findet sich wieder der Anknüpfungspunkt zur politischen Integration (Marshall-Plan/Truman-Doktrin).
 
Vielen Dank für die interessanten Ausführungen, die einen Eindruck von der Differenziertheit der Problematik geben. Für eine Facharbeit dürfte die Vielzahl der zusammengetragen Aspekte ein wenig zu umfangreich sein, aber sie vermitteln einen guten überblick über das Spektrum möglicher Fragestellungen.

Ich werde versuchen, weitere Aspekte zu ergänzen.

1. Zunächst möchte ich mich auf den tendenziell suggestiven Titel konzentrieren, der zwei politische Optionen darlegt, welche die konträren Perspektiven zweier politischer Lager (v.a. in Person von Adenauer [CDU] bzw. Schumacher [SPD]) zu repräsentieren und sich gegenseitig auszuschließen scheinen. Auch wenn die schon früher entwickelten außenpolitischen Konzeptionen und Ideologien der beiden genannten Exponenten deutscher Politik ihnen als Richtschnur für ihr späteres politischen Handeln galten, war der Pfad der deutschen Außenpolitik nach 1945 in keiner Weise determiniert.

Um diesen Aspekt zu verdeutlichen sei darauf hingewiesen, dass für Adenauer die Integration in westliche Bündnisse in keinem Fall ein Aufgeben des Ideals der Wiedervereinigung bedeutete, sondern einen notwendigen politischen Schritt darstellte, der die Grundlage für einen prosperierenden Westen schaffen und eine Wiedervereinigung auf demokratischer Basis ermöglichen sollte.
"Aus einer solchen Position der Stärke heraus sollte dann auch die Wiedervereinigung Deutschlands angestrebt werden, die ohne gesicherte Westbindung nur um den Preis der Sowjetisierung ganz Deutschlands zu erreichen wäre." (BPB, Die deutsche Frage in der internationalen Politik- Paragos Link)
Auf der anderen Seite betrachtete auch Schumacher, bei dem die Wiedervereinigung allerdings Priorität besaß, eine Orientierung (jedoch keine Integration) nach Westen als notwendige politische Maßnahme.

Natürlich war die Realität deutlich komplexer als hier dargestellt; es soll nur ein Eindruck davon vermittelt werden, dass die deutsche Außenpolitik der verschiedenen politischen Lager keine Einbahnstraße darstellte und die Frage der Westintegration/Wiedervereinigung nicht simplifiziert mit einer Frage nach dem "Entweder - oder" erfasst werden kann.

2. Interessant erscheint mir vor allem die Fragestellung nach dem Erfolg der Adenauerschen Politik und die -aufgrund fehlender historischer Erprobung zwingend theoretische- Erörterung einer alternativen Politik.

Da in der Vielzahl der bereits vorgestellten Links (Danke dafür :winke:), die wirtschaftlichen und politischen Vorteile der raschen Integration in westliche Bündnisse bereits umfangreich erläutert wurden, möchte ich mich auf andere Gesichtspunkte beschränken, die ein Plädoyer für den -vor allem in der Gegenwart ersichtlichen- Erfolg der Adenauerschen Politik darstellen.

Hier ist zunächst zu fragen, was die Adenauersche Politik im Kern ausmachte und wo fundamentale Neuerungen im Vergleich zu früheren außenpolitischen Konzeptionen lagen.
Eine massive Abkehr von früherer Außenpolitik stellte vor allem das Bekenntnis zum Multilateralismus dar, das sich vor allem in der Schaffung multinationaler Bündnisse (Nato u.a.) manifestierte und die rein national ausgerichtete Außenpolitik ad acta legte. Die negativen Erfahrungen des deutschen Großmachtsgebarens in der Kaiserzeit und erst Recht die Folgen einer rassistischen Weltmachtpolitik unter Hitler, welche das Deutsche Reich in den Untergang rissen, flossen ein in die außenpolitische Ideologie Adenauers, die bewusst von vergangener deutscher Politik Abstand nahm und sich politischen Konzepte der Moderne annäherte.

"...
es erklärt aber nicht warum die westmächte gegen ein neutrales wiedervereinigtes deutschland waren!!! zumal wenn es wirklich neutral gewesen wäre es einen perfekten sicherheitsgürtel gegen den kommunismus abgegeben hätte..."

Eine Formulierung, die das Interesse der Allierten widerspiegelt, lautet:
"Sicherheit mit Deutschland und Sicherheit vor Deutschland"

Politische Integration in westliche Bündnisse ist ein effektiverer Schutz gegen nationale Sonderwege, als eine zwar vertraglich fixierte, jedoch labile Neutralität.
Diese These bestätigt alleine der Erfolg der Europäischen Union, welche einen Krieg auf dem europäischen Festland nahezu unmöglich gemacht hat und durch die politische und wirtschaftliche Verpflechtung der Mitgliedsländer nationalen Egoismen Einhalt gebietet.

Sogar Adenauer misstraute der demokratischen Reife und Stetigkeit der Deutschen und sah in den Westlichen Bündnissen auch einen Schutz der Deutschen vor sich selbst und ein stabilisierendes Element für die noch junge Demokratie.

---
Ich werde meinen Standpunkt in Kürze noch ein wenig weiter ausführen.
 
Zurück
Oben