Deutung der Höhlenmalerei

Mit deinem letzten Posting bist du von meiner Ausgangshypothese gar nicht mehr soooo weit entfernt.
ja :) das sehe ich genauso, und völlige Einigkeit wird erreicht sein, wenn der gemutmaßte "asketische Aspekt der Herstellung"*) (also die Strapaze als bewußte Selbstkasteiung und quasi Gegenleistungsopfer) wegbleibt.

die Herstellung sakraler oder kultischer Räume dürfte immer schon einigen Aufwand benötigt haben, wobei aber dieser Aufwand bei der Herstellung eigentlich kaum als Teil des religiösen Kults überliefert wird; oder salopper gesagt: die Tempelbaustelle interessiert den zuständigen Priester weniger als der fertige Tempel.

innerhalb der Möglichkeiten, die den Höhlenmalern zur Verfügung standen, ist das im flackernden Feuerschein lebendig wirkende Bild eigentlich eine geniale Idee, denn die Wirkung ist unabhängig von der Tageszeit (in Höhlen ist es tief genug drinne ja immer dunkel) - Tempel bauen konnte man ja offenbar noch nicht, ebensowenig sakrale Texte fixieren.



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*) der sich in deinen Formulierungen so liest:
Man mag sich überlegen, ob die in Kauf genommenen Strapazen eine Malerei an einer abgelegenen Höhlenwand zu fertigen, nicht vielleicht auch eine Ort Opfer sind, z.B. als eine Gegenleistung für den Geist des schon erlegten oder noch zu erlegenden Tiers.
 
...unter uns Pastorentöchtern: ist die Skepsis bzgl. der religiös motivierten Askese so ganz und gar nicht nachvollziehbar? Woher und seit wann kennen wir solche Praktiken??
Sicher ist die Skepsis nachvollziehbar. Mir scheint nur, dass hier auch wieder ein Definitionsproblem vorliegt. Es hat ja niemand die Existenz einer prähistorischen Flagellanten-Sekte postuliert. Letztlich geht es doch nur um die Frage, warum die Bilder oft nicht an die Höhlenwand neben dem Herdfeuer gemalt wurden, sondern ganz bewusst an Wände, die nur durch erheblichen Aufwand erreichbar waren - sei es in Form von Klettertouren oder vorbereitendem Gerüstbau.

Religiös motivierte Askese kommt ja schon deshalb nicht in Betracht, weil man Schamanismus gar nicht als "Religion" begreifen kann. Ist es konsensfähig, wenn wir die Formulierung "religiös motivierte Askese" ersetzen durch "aus spirituellen Gründen selbst auferlegte Mühen"?

ein theologisch-religiöses Motiv solcher Art (Askese, Selbstkasteiung etc.) ist eine geistige Haltung, und wo diese nicht bildlich oder schriftlich fixiert / tradiert ist, da kann man sie nicht nachweisen.
...
...oder sachlicher formuliert, da wiederhole ich mich, klingt es nach Rückprojektion (was wir nicht erklären können, das deuten wir mit unseren Motiven))
Nachweisen kann man gar nichts. Weder die These noch das Gegenteil. Man kann nur mehr oder minder begründet vermuten. Ich bin allerdings im Gegensatz zu Dir der Ansicht, dass Rückprojektion in dem Zusammenhang gar nichts verwerfliches ist. Wie schonmal geschrieben, können wir ungezwungen davon ausgehen, dass die Menschen, die vor 25.000 Jahren gelebt haben, uns sehr ähnlich waren. Wir können genauso davon ausgehen, dass sie ähnliche Lösungen für ähnliche Probleme gefunden haben. Oder eben ähnliche Ideen entwickelt haben. Ein Beleg dafür ist die Tatsache, dass es praktisch überall auf der Welt Schamanismus gab und gibt.

Dessen prägendes Element ist die Erkenntnis, dass es eine materielle Welt (Fleisch, Knochen, Steine...) gibt, daneben aber auch eine immaterielle: Geist. Ich denke, also bin ich etc. Jenseitsvorstellungen hängen eng damit zusammen. Was passiert mit dem "Geist" eines Mammuts, wenn wir es aufgegessen haben? Oder was passiert mit dem Geist von Kollege Mug-Wumb, wenn das Nashorn ihn umgenietet hat? Dass die Menschen damals die Überreste von Mug-Wumb und seinen Leidensgenossen bestattet haben, betrachte ich als Beweis, dass sie Vorstellungen von Leben und Tod entwickelt und das als Mysterium begriffen haben.

Schamanismus ist der Versuch, dieses Mysterium mangels wissenschaftlicher Erklärungsmöglichkeiten mit "Magie" zu lösen. Es ist der Versuch, mit dem Geist in unsichtbare Bereiche der Welt vorzudringen. Etwa in den Geist von Beutetieren. Oder ins "Jenseits". In so ziemlich allen schamanistisch geprägten Gesellschaften wurden diese "Geistreisen" unter anderem auch mit Praktiken zu ermöglichen, die man überspitzt als "Askese" bezeichnen könnte. Wie gesagt, spielte auch regelmäßig gewisse bewusstseinsverändernde Substanzen eine Rolle. Schon der Steinzeitmann wusste eben: No Dope, no Hope.

Sicher ist es nicht beweisbar, dass Mug-Wumbs Zeitgenossen das auch so gemacht haben. Es erscheint aber plausibel.

...(scherzando)... noch was zum lachen: WENN die Askese beim herstellen sakraler Bildwerke ein inbrünstiges Anliegen gewesen wäre (je strapaziöser desto heiliger), DANN hätte man doch in 5-10m Tiefe unter Wasser bildritzen oder gar malen versuchen sollen: unter Wasser schnauft es sich noch weitaus schlechter, als in kaum be- bzw. entlüfteten Höhlen :D:D:D:D
Wir sollten die Politik zwingen, in der universitären Ausbildung viel stärker die Unterwasserarchäologie zu fördern. Wenn Du Recht hast, sind dadurch bahnbrechende Erkenntnisse möglich. :pfeif:

wie ist das denn in nicht künstlich belüfteten Höhlen: wenn man da 1-2-3 Stunden rummalt (oder forscht) und dann die Luft schlecht wird, man rechtzeitig rausgeht: wie lange dauert es, bis man wieder 1-2-3 Stunden drin rummalen oder forschen kann?
Wenn ich das richtig verstanden habe, dann ist es bezüglich der zitierten Höhle in Frankreich so, dass die Luft für drei Stunden Arbeit reicht und dass sie sich am nächsten Tag so weit ausgetauscht hat, dass man wieder drei Stunden arbeiten kann. Das wird aber von Höhle zu Höhle verschieden sein. Und es beantwortet nicht die Frage: Warum machte man sich die Mühe, in einer Höhle rumzumalen, in der man sich nur kurzzeitig aufhalten kann? Warum bemalte man nicht lieber ganz entspannt die gemütliche eigene Wohnhöhle?

Der Faktor "selbst auferlegte Mühe" scheint für den Prozess des Malens wichtig gewesen zu sein. Jedenfalls in einigen Fällen. Bekanntlich gibt es ja auch Malerein und Ritzungen an gut zugänglichen Stellen.

MfG
 
.....
Na, das ist doch der Kern unserer Diskussion! Die Menschen haben diese Bilder definitiv gemalt. Wenn sie nicht vorhatten, die Bilder einem staunenden Publikum zu zeigen: Welche Gründe hatten sie denn dann, die Bilder überhaupt zu malen? Mir scheinen "religiöse" Gründe eine gute Erklärung zu sein
....

MfG
(Hervorhebung durch mich)

Galeotto hat das doch ganz wunderbar beschrieben:
http://www.geschichtsforum.de/680651-post88.html

Warum sollen denn ""religiöse" Gründe" plausibler sein als das was der Künstler Galeotto (das ist er ja wirklich, Kompliment an ihn bei der Gelegenheit) ebenso plausibel spekulierte.

Ist vielleicht so, dass hohe Deutungen früher Kunst den heutigen Betrachter einfach mehr faszinieren als profane oder praktische?
 
Ist es konsensfähig, wenn wir die Formulierung "religiös motivierte Askese" ersetzen durch "aus spirituellen Gründen selbst auferlegte Mühen"?
ja, das ist (cum grano salis) konsensfähig :) - übrigens ein ganz herrlicher Beitrag! - cum grano salis weil es freilich Vermutung bleibt (aber das ist schon ok)

nebenbei weisen gerade die an beschwerlichen Orten geschaffenen Bilder auf eine recht komplexe (vielleicht schon arbeitsteilige) Gesellschaft hin: dass der schwer schnaufend schuftende Maler nicht nur seine Farben und Gerätschaften bastelte, sondern auch noch zur Mammutjagd zog, dürfte ihn terminlich überfordert haben - ich vermute, ja spekuliere, dass die Höhlenmalersozietät ihn versorgte.
 
ja, das ist (cum grano salis) konsensfähig :) - übrigens ein ganz herrlicher Beitrag! - cum grano salis weil es freilich Vermutung bleibt (aber das ist schon ok)

nebenbei weisen gerade die an beschwerlichen Orten geschaffenen Bilder auf eine recht komplexe (vielleicht schon arbeitsteilige) Gesellschaft hin: dass der schwer schnaufend schuftende Maler nicht nur seine Farben und Gerätschaften bastelte, sondern auch noch zur Mammutjagd zog, dürfte ihn terminlich überfordert haben - ich vermute, ja spekuliere, dass die Höhlenmalersozietät ihn versorgte.
Was denn, hauptberufliche Künstler??? Das ist ja noch gewagter als die Sache mit den Asketen! :devil:

Aber ich verstehe schon. Ganz sicher war nicht jeder Mensch fähig, so prachtvolle Bilder zu malen, wie man sie in dieser oder jener Höhle findet. Ich selbst zum Beispiel kriege mühsam ein Strichmännchen hin. Gerade noch oberhalb des Kopffüßlers.

MfG
 
ja, das ist (cum grano salis) konsensfähig :) - übrigens ein ganz herrlicher Beitrag! - cum grano salis weil es freilich Vermutung bleibt (aber das ist schon ok)

nebenbei weisen gerade die an beschwerlichen Orten geschaffenen Bilder auf eine recht komplexe (vielleicht schon arbeitsteilige) Gesellschaft hin: dass der schwer schnaufend schuftende Maler nicht nur seine Farben und Gerätschaften bastelte, sondern auch noch zur Mammutjagd zog, dürfte ihn terminlich überfordert haben - ich vermute, ja spekuliere, dass die Höhlenmalersozietät ihn versorgte.
(Hervorhebung durch mich)
Ich wüsste erstmal garnicht wie das anders denkbar wäre.
Andererseits hatten die ja auch Zeit.
Dabei wär die Frage interessant wieviele Künstler über welchen Zeitraum die Bilder von Lascaux erschufen.

Ob der/die Künstler tätsachlich, unter Sauerstoffmangel leidend, schwer schnauften ist zweifelhaft.
Sehr interessant ist in diesem Zusammenhang der Link von Sascha66 http://www.arge-grabenstetten.de/www2/wp-content/uploads/2010/11/17ARGE_Klima.pdf.

Es ist halt auch so, dass geringe Änderungen der Druckdifferenzen sehr erhebliche Änderungen der Strömungsgeschwindigkeiten ergeben.
Die Strömungsgeschwindigkeit ist halt mal quadratisch proportional zu Druckdifferenz (Bernoulli).
Ebenso ist zu fraglicher Zeit einerseits ein wesentlich anderes Klima gegeben und zum anderen lag ja da Lacaux damals mehr als hundert Meter höher über dem Meeresspiegel mit womöglich anderen Windverhältnissen.
Die Spekulation des sauerstoffarmen Künstlers ist Grundlage für die nächstfolgende. Und die freilich führt dann elegant zur nächsten Rückübertragung auf die Befindlichkeit der frühzeitlichen Akteure. :autsch:

Dabei ist es doch so, dass es oft interessanter ist zu sehen was man eben nicht wissen kann. :D

hatl
 
ich darf mit allem Respekt noch einmal auf die 'Schamanische' Variante eingehen, auch wenn ein Beweis, warum die Bilder usw. hergestellt wurden, dadurch nicht gegeben ist.
Ich habe mir erlaubt, Bilder einzustellen welche

a. mittelsteinzeitliche Hirschmaske, gefunden Erftal bei Bedburg
b. sibirische Tungusen, gez. Nicolaas Witsen (1641-1717)

darstellen. Es gibt wohl eine 'schamanische' Tradition über die Zeiten. Die sogen. 'weisse Dame' der Höhlenmalerei am Brandsberg (Namibia) weist in die gleiche Richtung.

Wenn wir vielleicht nicht die spirituellen Gründe der Malerei und die 'Anbringung' an oft schwer zugänglichen Stellen erklären können, so ist die Frage nach den 'Bildnern' wohl geklärt, dass es - wie später bei den indigenen Völkern Nordamerikas auch - eine Sippen/Stammesordnung gab, welche Schamanen/Heiler/Seher usw. von der Nahrungsbeschaffung 'befreite' damit sie medizinisch/spirituelle 'Dinge' bewerkstelligen konnten.

Es gibt eine - archäologisch umstrittene - Bärenkultansicht, begründet aus Schweizer Steinzeithöhlen, wo Bärenschädel wie auf einem 'Altar' aufgereiht waren: wie gesagt, es ist umstritten.
 

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Ich glaube wir werden leider nie wissen, was die Bedeutung (oder Bedeutungen) der Höhlenmalerei ist, wir können nur darüber spekulieren.
Zweifellos hatten sie eine religiöse oder zumindest geistliche oder magische Bedeutung, da all die Menschen glaubten die Welt war gefüllt mit Magie, Geisten und Götter, aber eine genaue Bedeutung ist unmöglich davon zu schlussfolgern. Dafür brauchen wir eine Zeitmaschine...wir können nur hoffen, oder?
 
Zweifellos hatten sie eine religiöse oder zumindest geistliche oder magische Bedeutung, da all die Menschen glaubten die Welt war gefüllt mit Magie, Geisten und Götter,
Mangels schriftlicher Aufzeichnungen, die uns Einblick in die Denkweise dieser Menschen bieten würden, können wir das auch nicht mit Sicherheit wissen.
 
Schamanismus kann als Erklärung für die Hirschmasken sicher herhalten, ich sehe (schon aufgrund der Datierung und des Fundortes) keinen Zusammenhang zur Höhlenmalerei.
In der europäischen Höhlenmalerei sind Tier-Mensch-Mischwesen eher selten sind.

Was mich interessieren würde, ist, ob die Leute damals schon wussten, das sie Kunstwerke für die Ewigkeit schaffen und ob der Besuch der Höhlen durch nachfolgende Generationen nachgewiesen werden kann.

Zur Frage der Selbstkasteiung der Höhlenmaler:
Die Farbe soll wohl mit dem Mund aufgespukt oder gepustet worden sein, wobei der Farbstoff vorher mit dem Mund aufgenommen wurde, was sicher in der Hinsicht ein interessanter Prozess sein dürfte.
 
Die Farbe soll wohl mit dem Mund aufgespukt oder gepustet worden sein, wobei der Farbstoff vorher mit dem Mund aufgenommen wurde, was sicher in der Hinsicht ein interessanter Prozess sein dürfte.
wie kommt man darauf, dass damals diese merkwürdige Malweise praktiziert wurde? (gelegentlich kaum genug Luft in der Kluft, wenig Licht, unbequeme Wege und dann noch den Mund voller Farbe? das ist heavy...)
 
Schamanismus kann als Erklärung für die Hirschmasken sicher herhalten, ich sehe (schon aufgrund der Datierung und des Fundortes) keinen Zusammenhang zur Höhlenmalerei.
In der europäischen Höhlenmalerei sind Tier-Mensch-Mischwesen eher selten sind.

Im Verlauf dieser Diskussion haben wir gesehen, dass der Impuls zur Höhlenmalerei nur spekulativ zu beantworten ist.

Ich glaube nach wie vor, dass die Bilder nicht nur aus Lust an der Malerei entstanden, sondern dass es sich um magische Bilder handelt. Die Menschen waren der Natur völlig ausgeliefert und versuchten wahrscheinlich durch Beschwörung übernatürlicher Kräfte das Naturgeschehen zu beeinflussen.

Eine der wichtigsten Zeremonien, die man heute noch bei Jägervölkern beobachten kann, ist der Initiationsritus. Möglicherweise waren die Bilder Teil eines solchen Ritus, bei dem auch Schamanen eine Rolle spielten. Demnach sind die Bildergalerien in schamanistisch-religiöse Praktiken - Initiationen und Jagdbeschwörungen - eingebunden, deren Hergang uns heute verborgen bleibt.

Beweisbar ist das nicht, wie wir uns überhaupt bei dieser Thematik mit Analogien und Hypothesen behelfen müssen.
 
wie kommt man darauf, dass damals diese merkwürdige Malweise praktiziert wurde? (gelegentlich kaum genug Luft in der Kluft, wenig Licht, unbequeme Wege und dann noch den Mund voller Farbe? das ist heavy...)
Darauf ist man bei archäologosiches Experimenten gekommen. Irgendwie fand man heraus, dass das nur mit einer Air-Brush-Technik funktioniert.
Bestimmte Flächen wurden mit den Händen abgedeckt und dann mit Farbe besprüht. Am leichtesten verständlich wird die Technik bei den Handnegativen. Die Hand wurde an die Felswand gehalten und danach wurde die Farbe wurde die Farbe aufgetragen. Anschließend hatte der Künstler nicht nur einen mit Ocker bespuckte Handrücken sondern die Farbreste wahrscheinlich auch noch im Mund.
Alternativ zur direkten Aufnahme und Abgabe mit dem Mund, kann natürlich noch über Hilfsmittel wie Blasrohre etc. spekuliert werden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Darauf ist man bei archäologosiches Experimenten gekommen. Irgendwie fand man heraus, dass das nur mit einer Air-Brush-Technik funktioniert..

Ein interessantes Verfahren, das supermodern anmutet - und das vor 20 000 Jahren! ;)

Ich habe mit Leuten gesprochen die sagten, dass die Tiere der Höhlenmaler so lebendig wirken, als würden sie einem förmlich entgegenspringen.
 
Die Tiere wurden mit Sicherheit nicht auf die Wände gespuckt.
Maglor meint die Hände, bei denen rund um sie Farbe aufgetragen wurde . Die Hand wurde auf die Wand gelegt und die Farbe ,mittels Mund daraufgesprüht, das halte ich für wahrscheinlich. Im Prinzip eine Schablonentechnik. Wäre aber auch gegangen die Farbe, mit Schwung aus einem Gefäß auf die Hand zu schütten.
 

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Alternativ zur direkten Aufnahme und Abgabe mit dem Mund, kann natürlich noch über Hilfsmittel wie Blasrohre etc. spekuliert werden.
Oder einem Blasebalg! So ein Teil ist mit einem Rohr und einer Schweinsblase oder einem Ledersack relativ leicht herzustellen,
 
Multimedia-Freaks?

Bin just durch Zufall auf etwas gestoßen, was mir im Zusammenhang der Deutung von Höhlenmalereien bislang noch nicht begegnet ist, und was sich zumindest sehr interessant anlesen ließ, da es unbesehen der uns unbekannten Gedankenwelt der Steinzeitler erst mal auf etwas schlicht sinnliches abzielt:
Der Aspekt der Akustik in Höhlen. Neben vielem anderem Denkbaren vielleicht eine ebenso vorstellbare (Teil-)Motivation für die Künstler von anno dazumal bei der Auswahl ihrer "Leinwände".
Bin dem nicht weiter nachgegangen, stelle den gerade gelesenen, schon etwas älteren Spiegelartikel aber mal hier ein, vielleicht interessiert's ja wen:
Höhlen-Akustik: Steinzeitkünstler setzten auf Multimedia - SPIEGEL ONLINE

Habe diesen Thread vor längerem mal durchhüpft, kann mich gerade nicht daran erinnern, hier etwas über Akustik gelesen zu haben. Sollte dem dennoch so sein, T'schulligung!
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe mich jetzt im Urlaub in Frankreich in die Höhlenkunst gestürzt und die Kopien n Lascaux 2 und Chauvet 2 sowie die Originale Rouffiniac und Abri Cap Blanc angeschaut.
also fast das volle zugängliche Programm.
Die beiden Kopien sind m.E. sehr gut gelungen und aus konservatorischen Aspekten sicherlich das Optimum was zu erreichen ist. man hat in beiden Fällen wesentliche Teile der Höhlenwände 1:1 nachgeformt und dieZeichnungen auch entsprechend übertragen.
Wobei sich in Lascaux 2 das Höhlenfeeling besser einstellt als in Chauvet 2 ,was daran liegt,dass letztere Höhle weitläufiger ist und sich vom Gesamtkonzept her langsam der Grenze zum Höhlen-Disneyland nähert.
Würde mich mal interessieren wie hier Eure Meinung zu diesen Nachbauten ist-

Aber zur Kunst an sich: Die Höhlen weisen teilweise völlig unterschiedliche Techniken auf Lascaux kolorierte Bilder, die Farbe wurde teilweise in Tupftechnik (mit Moos als Tupfer ) ,in der oben angesprochenen Sprühtechnik und als Umrisszeichnung aufgebracht, Die Tiere sind allerdings eher schematisch
In Chauvet wurden ebenfalls diese Techniken verwendet wobei die einzelnen Tiere wesentlich individueller gestaltet sind. Da hat es z.B.4 Pferdeköpfe nebeneinander von denen jeder einen anderen Ausdruck hat oder der Kopf eines Höhlenlöwen der so echt ist,dass er auch aus Dürers oder Leonardos skizzenbuch stammen könnte
Rouffinac verichtet ganz auf Kolorierung, statt dessen sind hier zwei Techniken teilweise sogar in Kombination angewendet worden. Zum einen wurden mit Manganoxid monochrome schwarze Zeichnungen hergestellt ,zum anderen ,wo der Untergrund weicher war wurden Ritzzeichnungen eingraviert. Kombiniert wurden beide Techniken an Stellen mit verschiedenen Untergründen-ein Beweis,dass die damaligen Künstler sich auch bewusst mit dem Untergrund auseinandersetzten. Die Höhle enthält Darstellungen von 157 Mammuts,28 Bisons,17 Pferden,12 Ziegen und Steinböcken 10 Nashörnern , 4 humanoiden Gestalten und diversen abstrakten Zeichen . Das Tolle ist auch hier der Individuelle Ausdruck der Tiere ,die teilweise sogar zu grinsen scheinen. und Top ist ein Bison,der ein menschliches Gesicht aufweist, das ebenfalls schon fast als KarikatuHier hat der Zeichner offenbar ne ganze Prise Humor mit eingesetzt.
Interessant ist ,dass die Zeichnungen erst 600 bis 1000 Meter im Höhleninneren beginnen-
Abri cap Blanc wiederum ist in einer ganz anderen Technik gehalten -hier ist ein Tierfries- besonders Pferde- im Halbrelief aus einer Felswand modelliert worden und dieses weist auch Pigmentrest auf,war also wohl ursprünglich koloriert..

Die Fragen die sich mir stellen sind hier:
-Zu allererst: Wie haben die Künstler das damals mit der Beleuchtung hingekriegt so tief im Berg -weil Rußspuren von Fackeln gibt es kaum.

-Warum tauchen-von Chauvet abgesehen nur vereinzelt Raubtierdarstellungen auf. wohl aber die großen Pflanzenfresser .Und zwar bis auf den damaligen Hauptnahrungslieferanten,das Rentier. das kommt wiederum eher selten vor.


Hatte das ganze tatsächlich den magisch-religiösen Hintergrund,der heute da rein interpretiert wird. Die Abdrücke von Kinderhänden an den Wänden, die teilweise karikaturenhaften und individuell ausdrucksstarken Darstellungen sprechen m.E. dagegen- Kultfiguren weisen (z.B. in den frühen Hochkulturen wie Ägypten) meist eine eher schematisch-festgelegte Ikonographie auf.



Rouffignac und der Abri de Cap Blanc sind auf jeden Fall zu empfehlen
 
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