Deutung des Harzhornereignisses

Sepiola

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Die Schlacht belegt nur, dass hier römische Truppen auf feindliche Verbände trafen; woher diese stammten ist unklar.

Sie stellten sich dem zurückmarschierenden römischen Heer in den Weg.

Das ist eine mögliche Interpretation des Befundes.
Wenn Du eine schlüssige Alternative hast, bitte heraus damit.

Eine Idee hätte ich schon mal: Gemeinsames Manöver mit befreundeten germanischen Truppen?
 
Eine Idee hätte ich schon mal: Gemeinsames Manöver mit befreundeten germanischen Truppen?

auf "feindlichem Gebiet " und mit scharfen Geschossen ?
 
Möglicherweise handelt es sich um einen Rachefeldzug des Kaiser Maximinius Thrax (berichtet in der Historia Augusta), dessen Truppen im Jahr 238 von Mainz aus ein paar Hundert km nach Norden marschierten, um germanische Überfälle in den vergangenen Jahren zu rächen, wobei der Feldzug schon von seinem Vorgänger Severus Alexander geplant gewesen sein soll. Allerdings gelten die Daten in der Historia Augusta nicht gerade als zuverlässig.
 
Hier ist die Schilderung des hypothetisch mit "Harzhorn" zusammenhängenden Feldzugs in der Historia Augusta in Lateinisch und Englisch, darunter die deutsche Übersetzung der entsprechenden Stelle bei Herodian. Auffällig ist die Ähnlichkeit des Schauplatzes (Moor, Feuchtgebiet) in beiden Schilderungen mit dem Moorgelände der Harzhorn-Schlacht.

(Historia Augusta)

And truly Alexander had constructed a
splendid war-machine, and Maximinus, they say,
greatly added to it. XII. He marched, then, into Ger-
many across the Rhine, and throughout thirty or forty
miles of the barbarians' counlry 3 he burned villages,
drove away flocks, slew numbers of the barbarians
themselves, enriched his own soldiers, and took a host
of captives, and, had not all the Germans fled to the
swamps and forests, he would have brought all Ger-
many under Roman sway. He himself did much
with his own hand, especially when he rode into a
swamp 4 and would have been cut off by the Germans
had not his men extricated him as he was mired with
his horse. For he had that barbaric rashness which
made him think that even the emperor always owed
the help of his own hand. In the end, a sort of naval
battle was fought in the swamp, and very many
were slain.
And when he had thus conquered Germany, 1 he
despatched a letter, 2 written to dictation, to the senate
and people at Rome, the purport of which was this :
" We cannot, Conscript Fathers, tell you all that we
have done. Throughout an area of forty or fifty miles
we have burned the villages of the Germans, driven
off their flocks, carried away captives, killed men in
arms, and fought a battle in a swamp. And we should
have pushed on to the forests, had not the depth of
the swamps prevented our crossing." Aelius Cordus
says that this oration was entirely his own. (...)

[12 1] ingressus igitur Germaniam Tra<n>srenanam per tr<igi>nta vel quadr<a>g<i>nta milia barbarici soli vicos <incendit>, greges abegit, praedas sustulit, barbarorum plurimos interemit, militem divitem reduxit, cepit innumeros, et nisi Germani <a c>am<pi>s ad paludes et silvas confugisse<n>t, omnem Germaniam in Romanam ditionem redegisset. [2] ipse praeterea manu sua multa faciebat, cum etiam paludem ingressus circumventus es<se>t a Germanis, nisi cum suo equo inh<a>erentem <milites> liberassent. [3] habuit enim hoc barbaricae temeritatis, ut putaret imperatorem manu etiam sua semper <uti> debere. [4] denique quasi <n>av<a>le quoddam proelium in palude fecit plurimosque illic interemit. [5] victa igitur Germania litteras Romam ad senatum et populum misit se dicta<n>te conscriptas, quarum sententia haec fuit: [6] «non possumus tantum, p. c., loqui, quantum fecimus. per quadraginta <vel> quinquaginta milia Germanorum vicos incendimus, greges abduximus, captivos abstraximus, armatos occidimus, in palude pugnavimus. pervenissemus ad silva<s>, nisi altitudo paludium nos transire non permisisset.» [7] Aelius Cordus dicit hanc omnino ipsius orationem fuisse.


(Herodian)

Maximinus drang tief in germanisches Gebiet vor, machte viel Beute und überließ seinen Truppen alles Vieh, dessen man habhaft wurde. Die Germanen indessen hatten die Ebenen und die baumlosen Gegenden geräumt und sich in die Wälder und Sümpfe zurückgezogen, so dass die Kämpfe dort stattfinden würden, wo die dicht stehenden Bäume die Geschosse und Pfeile ihrer Feinde wirkungslos machen sollten, und wo die tiefen Moore die Römer bedrohen würden, die die Landschaft nicht kannten […]. Und so fanden die meisten Gefechte in solchen Gebieten statt, und hier geschah es auch, dass der Kaiser selbst und sehr mutig an einer Schlacht teilnahm: Als die Germanen sich in eine große, feuchte Senke zurückzogen und die Römer zögerten ihnen nachzufolgen, stürzte sich Maximinus selbst in die Niederung, bis das Wasser bis zum Bauch seines Pferdes stand; und so hieb er auf die Feinde ein, die ihn umringten. Da fassten die Soldaten, beschämt darüber, dass sie ihren Kaiser, der an ihrer Stelle kämpfte, derart im Stich ließen, Mut und griffen ebenfalls an. Eine große Zahl Männer fiel auf beiden Seiten, doch während viele Römer ihr Leben ließen, wurde fast die ganze barbarische Armee vernichtet, und der Kaiser war der hervorragende Mann auf dem Schlachtfeld […]. Noch weitere Kämpfe fanden statt, bei denen Maximinus aufgrund seiner persönlichen Beteiligung Ruhm erwarb, da er stets eigenhändig mitfocht und in jedem Gefecht der beste Krieger auf dem Schlachtfeld war […]. Er drohte und war entschlossen, alle germanischen Stämme bis hin zum Meer zu besiegen und zu unterwerfen.
 
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