Die Anteilnahme der Bevölkerung an der Politik

Rafael

Aktives Mitglied
Wir wissen, dass es in der Weimarer Republik viele grundlegend verschiedene politische Gesinnungen gab und, dass sich dies auch in Parteien und Gruppierungen wiedergespiegelt hat.
Die Linken, die Regierungsfreundlichen, die Nationalen, dies sei eine grobe Unterscheidung...
Wie aber sah es in der gesamten Bevölkerung aus? Hatte die einfache Bevölkerung sich auch direkt einer Gruppierunge zuschreiben können? Wie hoch war die Wahlbeteiligung in der Weimarer Republik?
 
Im Geschichtsunterricht habe ich heute gelesen, dass 1928 die niedrigste Wahlbeteiligung seit 1898 war und zwar lag diese bei 75,5 %.
 
aus dieser hohen wahlbeteiligung lässt sich doch schließen, dass das Interesse der Bevölkerung an der Politik ja da war. Vielleicht hätte mit ein bisschen mehr Aufklärungsarbeit Hitler verhindert werden können, oder ??? :kratz:
 
Da bin ich mir nicht so ganz sicher, dass es daran lag.
Denn viele Menschen hingen damals noch der Monarchie nach, so spricht man sogar bei manchen Politikern, die in der Weimarer Republik tätig waren, von "Vernunftrepublikanern". Dies tut man deshalb, weil sie sich eigentlich nach der Monarchie sehnten, doch sahen, dass dies in diesem Moment nur zur weiteren Schädigung Deutschlands geführt hätte, also haben sie die Republik aus reiner Vernunft unterstützt.
In der Bevölkerung gab es wohl selbst viele, die Links waren und viele die eher der rechten Seite zugeneigt waren. Gerade die Erfüllungspolitik trieb ungewollt und dummerweise den linken und den rechten Parteien sehr viele Leute zu, da sie unzufrieden waren.
Dann kam die Weltwirtschaftskrise und man konnte immer mehr Schuld auf den Versailler Vertrag und auf die bestehende Regierung schieben.
Ich weiß nicht, ob Aufklärungsarbeit in dieser Generation viel gebracht hätte, da diese Menschen sich teilweise wirklich sehr gerne an die alte gute Kaiserzeit zurückerinnert haben.
Aber ein diskutabler Punkt über den man noch streiten kann.
 
Ich mein es ist ja klar, dass die damalige Bevölkerung dann letztendlich die Rechten gewählt hat, weil das monarchisch-konservativee Denken noch so verinnerlicht war. Aber ich , wenn ich jetzt versuche mich in die damalige Zeit reinzuversetzen (was natürlich schwer ist), ich glaube ich wäre gar nicht erst zur Wahl gegangen. Auch wenn du jetzt die Erfüllungspolitik ansprichts; für die meisten lag die Kriegsschuld nicht bei ihnen und auch die Niederlage wollten sie nicht einsehen. Daraus entstand dann ja auch die Dolchstoßlegende.
Deshalb bezweifle ich, dass sie aus purem Pflichtgefühl zur Wahl gegangen sin, obwohl ich merk grad dass ich mir selbst widerspreche. Also zurück, du könntest doch recht haben, da ja in der Keiserzeit die absolute Treue und Pflichterfüllung gepredigt wurde. Ach ist das schwierig... :kratz: :kratz: :kratz:
 
Ja es ist sehr schwierig und auch ich spreche nicht dogmatisch, sondern nur das was man mich lehrte ;)
Hindenburg zum Beispiel wurde Reichspräsident und schrieb Briefe nach Holland an seinen alten Kaiser dem er immer noch treu untergeben war...
Man hatte versucht der Präsidialmacht Grenzen aufzuerlegen durch bestimmte Gesetze und drei mal darf man raten, wer sich dem entgegensetzte: Der Herr von Hindenburg.
Dieser Mann hatte dann noch genügend Gönner (diese Gruppierung nannte man so viel ich weiß "Camarilla"), die ihm halfen. Diese waren natürlich wirtschaftlich stark.
Wieso man gerade Hindenburg auf diesen Stuhl setzte? Man hat gehofft, dass er es schafft die alten monarchistischen Kräfte und die Republikaner ein Stück näher zubringen und somit die Demokratie zufestigen.
Pustekuchen, Hindeburg trieb ein falsches Spiel.
Dies alles geschah nicht nach dem ersten Weltkrieg, als die Weimarer Republik wirklich noch in den Windeln steckte, sondern es geschah ab dem Jahre 1925.
 
Rafael schrieb:
Ja es ist sehr schwierig und auch ich spreche nicht dogmatisch, sondern nur das was man mich lehrte ;)
Hindenburg zum Beispiel wurde Reichspräsident und schrieb Briefe nach Holland an seinen alten Kaiser dem er immer noch treu untergeben war...
Man hatte versucht der Präsidialmacht Grenzen aufzuerlegen durch bestimmte Gesetze und drei mal darf man raten, wer sich dem entgegensetzte: Der Herr von Hindenburg.
Dieser Mann hatte dann noch genügend Gönner (diese Gruppierung nannte man so viel ich weiß "Camarilla"), die ihm halfen. Diese waren natürlich wirtschaftlich stark.
Wieso man gerade Hindenburg auf diesen Stuhl setzte? Man hat gehofft, dass er es schafft die alten monarchistischen Kräfte und die Republikaner ein Stück näher zubringen und somit die Demokratie zufestigen.
Pustekuchen, Hindeburg trieb ein falsches Spiel.
Dies alles geschah nicht nach dem ersten Weltkrieg, als die Weimarer Republik wirklich noch in den Windeln steckte, sondern es geschah ab dem Jahre 1925.

Interessant ist in diesem Zusammenhang, daß Hindenburg, der Kandidat des konservativen Lagers, sich äußerst knapp gegen den Kandidaten der vorwiegend demokratischen Parteien (SPD, DStP, Zentrum) durchgesetzt hatte. Er bekam im 2. Wahlgang 48,3 % der Stimmen, Marx (kein Kommunist, sondern einer vom Zentrum :)) 45,3 %.
Die KPD beharrte auf ihrem Kandidaten Thälmann, der jedoch schon im ersten Wahlgang nur eine bescheidene Rolle gespielt hatte. Hätte er im 2. Wahlgang verzichtet, hätte es vielleicht nie einen Reichspräsidenten mit Pickelhaube gegeben...
 
Leo hat ein paar dumme Fragen

Wieso sollte es denn immer an der Wahlbeteiligung hängen?


Die USA als auch die Schweiz haben oftmals wesentlich niedrigere Wahlbeteiligungen. Trotzdem würde wohl keiner anzweifeln, dass es sich in beiden Fällen um mündige Demokratien handelt. Will man nun das Wahlvolk für irgendwas verantwortlich machen....?Sprich: Der arme Schweizer ist nun dafür persönlich verantworbar dafür, dass Mobutu Sese Seko Geld beiseite schafft? Was kann der Durchschnittsamerikaner für Irak oder Vietnam?


Viele Grüße....


...ein langjährig überzeugter "Ersatzwähler"
 
....andersrum gesagt: Wie hoch ist meine "Anteilnahme" denn, wenn es um Wahlstatistiken geht.....???????? (so die Ursprungsfrage des Threads...)
 
Leopold Bloom schrieb:
....andersrum gesagt: Wie hoch ist meine "Anteilnahme" denn, wenn es um Wahlstatistiken geht.....???????? (so die Ursprungsfrage des Threads...)
Ich habe da mal eine dumme Frage. ( ich weiss, es gibt keine dummen Fragen )
Was würde passieren, wenn gar keiner zur Wahl ginge? Würde die alte Regierung dann weiter regieren?
 
Ich bin mir nicht sicher.
Aber ich glaube allgemein bei zu geringer Wahlbeteilligung muss die Wahl wiederholt werden.
Kling zwar merwürdig, weil ich nicht weiß wiso dann mehr wählen gehen sollten, aber ich meine das so in der Schule gelernt zu haben.
 
Leopold Bloom schrieb:
Wieso sollte es denn immer an der Wahlbeteiligung hängen?


Die USA als auch die Schweiz haben oftmals wesentlich niedrigere Wahlbeteiligungen. Trotzdem würde wohl keiner anzweifeln, dass es sich in beiden Fällen um mündige Demokratien handelt.

QUOTE]

nunja, die direkte demokratie ist ja eine schöne einrichtung, die wir in liechtenstein auch geniessen, aber das schweizer regierungs"wahl"system ist m.E. doch mehr als fragwürdig.

wenn das volk ein parlament wählen kann, wie es will, die besetzung der regierung aber immer gleich bleibt (ok, letztes jahr gab's das erste mal seit anno schnee eine kleine anpassung an die mehrheitsverhältnisse im parlament) und aus einer koalition aller grossparteien besteht, dann stimmt 'was nicht. da fühlte ich als wähler mich doch leicht veräppelt.

aber das nur am rande.
 
M.A. Hau-Schild schrieb:
Ich bin mir nicht sicher.
Aber ich glaube allgemein bei zu geringer Wahlbeteilligung muss die Wahl wiederholt werden.
Kling zwar merwürdig, weil ich nicht weiß wiso dann mehr wählen gehen sollten, aber ich meine das so in der Schule gelernt zu haben.
Es geht ja v.a. darum, daß der Staat für das Volk, also für die Menschen da ist und nicht umgekehrt. Das heißt aber auch, daß das Volk sich nach Maßgabe seiner Möglichkeiten darum kümmern muß, daß der Staat im Sinne des Volkes geführt wird. Und das funktioniert halt für die meisten von uns hauptsächlich über die Wahlzettel, wobei es ja darüberhinaus auch die Möglichkeit der Bürgerinitiativen gibt, man kann einer Partei beitreten oder eine solche neu gründen, etc....
Der Fall, daß niemand zur Wahl geht, wird wohl nie eintreten, solange es Wahlen gibt, denn wenn sich das Volk als ganzes nicht genügend engagiert, engagieren sich halt die, die am lautesten brüllen, und wenn die an der Macht sind, dann gibt es in aller Regel zwar auch noch Wahlen, aber mit recht überschaubaren Wahlzetteln, auf denen man entweder JA oder (nein) ankreuzen kann.
 
Es sollen aber auch schon neu Wahlen geben wenn die Wahlbeteiligung unter ein gewissen Prozentsatz sinkt.
Ich weiß nicht genau wo diese grenze sein soll, mir schwirrt da eine zahl von wegen 10 oder 15% im Kopf herum.
Muss aber wieder gestehen das ich es nicht genau weiß. Wenn jemand eine Quelle weiß wo etwas darüber drinsteht schreibt es mir.
 
Mir geht es nicht nur um die Wahlbeteiligung, sondern wirklich um die Anteilnahme an der Politik..
Haben die Menschen sich in Initiativen oder Gruppen eingesetzt? Ich habe zum Beispiel mal gehört, dass die Parteien Straßenbanden hatten, die sich gegenseitig bekämpft haben sollen.
Diskutierte man in den Wirtshäusern und unterstützte man "seine" Partei?
 
Ich denk, mit der Wahlbeteiligung, war das so ne sache. Die Menschen waren nicht auf eine Demokratie vorbereitet gewesen, und es ging zu schnell. So war es natürlich, dass ein "Führer" früher oder später hermusste. Dann ist dann das eine zum Anderen gekommen.
 
Aber vielleicht hätte das verhindert werden können, wenn man die Menschen mehr auf die Demokratie vorbereitet hätte.
 
Aber dazu hätten die Leute die dies entschieden haben zunächst mal das Wohlergehen deutschlands im Blickfeld haben sollen und nicht ihre eigenen.
Wobei ich ihnen das nicht zum Vorwurf machen kann da im Falle eines Sieges Deutschlands im ersten WK vermütlich auch nicht im intresse der französischen Bevölkerung sondern den eigenen gehandelt hätten.
In erster Linie ging es nie darum Deutschland nach dem Krieg zu einen besseren dasein zu verhelfen.
Es ging darum Deutschland klein zu halten.
Wie gesagt man kann ihnen daraus keinen Vorwurf machen da es umgekehrt nicht viel anders gewesen wäre.
Aber aus dieser Situation heraus suchte das Volk natürlich wieder nach einer Leitperson. Jemand von dem sie glaubten ihnen aus ihrer Not zu helfen.
Und daraus folgte dann auch diese hohen Wahlbeteilligungen, weil sie glaubten solche Leute in den Politikern zu sehen.
In den einen mehr, in den anderen Weniger.
 
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