Die Aramäische Sprache

Gegenfrage: Warum wurde die Sprache eines Bauerndorfes am Tiber übernommen, so dass sie heute noch in Portugal, Spanien, Frankreich, Belgien, Italien, Rumänien etc. in regional differenzierter Form gesprochen wird?

Was allerdings nicht passieren sollte, das ist die Verwechslung von Schrift und Sprache. Das sind zwei ganz verschiedene Paar Schuh.
 
Ja aber ich gehe mal nicht davon aus das jeder bürger in Mesopotamien die Keilschrift beherschte. Eher nur die Könige..Priester..Adlige..usw.. also warum sollten den z.B. die armen bauern die Aramäische sprache übernehmen ???

Wie mehrfach gesagt, gibt es mehrere Gründe, die die Ausbreitung des Aramäischen und die Zurückdrängung des Akkadischen begünstigten.

Als erstes sind machtpolitische Verschiebungen zu nennen. Kerngebiet der akkadischen Sprache waren Babylonien und Assyrien, da die Akkader dort die Macht um 1700 v. Chr. übernommen hatten. Als Assyrien im Jahr 614 und das Neubabylonische Reich 539 v. Chr. den Medern bzw. den Persern zum Opfer fielen, waren auch die Zentren der akkadischen Sprache vernichtet. Da sich zu dieser Zeit die Aramäer im ganzen Nahen Osten ausgebreitet hatten - besonders stark in Syrien und im Euphratbogen, wo sie späthethtische Stadtstaaten übernahmen - wurde ihre Sprache zur Lingua franca und verdrängte das Akkadische.

Ein zusätzlicher Grund mag die leichter schreib- und lesbare aramäische Schrift gewesen sein, obwohl das eine Spekulation ist. Die Ägypter sind mit ihrer Keilschrift nahezu 3000 Jahre glücklich gewesen und haben nicht den Drang verspürt, das Aramäische zu übernehmen.

Solche Sprachwechsel fanden und finden immer wieder statt. So folgte in Mesopotamien auf das Sumerische das Akkadische, auf das Akkadische das Aramäische und darauf wieder das Arabische. Das blieb dann bis heute existent, aber wer weiß, was die Geschichte in den nächsten 2000 Jahren bringen wird?
 
Solche Sprachwechsel fanden und finden immer wieder statt. So folgte in Mesopotamien auf das Sumerische das Akkadische, auf das Akkadische das Aramäische und darauf wieder das Arabische. Das blieb dann bis heute existent, aber wer weiß, was die Geschichte in den nächsten 2000 Jahren bringen wird?
Wobei die Keilschrift für das Sumerische und das Akkadische weitgehend gleich ist. Keilschrift funktioniert nur nicht so gut auf Papyrus u.ä.
 
Entscheidend ist, dass die Aramäische Schrift eine Buchstabenschrift ist, während Keilschriften Silbenschriften sind. Es ist schon ein Unterschied, ob man etwa 20 Zeichen beherrschen muss oder 100.
Daher müssen wir uns nicht wundern, dass sich im europäisch-vorderasiatischen Raum, wo es Austausch der Kulturen gab, die Buchstabenschriften durchgesetzt haben. Dagegen gibt es noch einige, lange isolierte, Kulturen wie die Japanische, die noch eine Silbenschrift haben.
 
Ein zusätzlicher Grund mag die leichter schreib- und lesbare aramäische Schrift gewesen sein, obwohl das eine Spekulation ist. Die Ägypter sind mit ihrer Keilschrift nahezu 3000 Jahre glücklich gewesen und haben nicht den Drang verspürt, das Aramäische zu übernehmen.

Die Ägypter haben aber auch die aramäische Schrift verwendet und damit Texte auf Papyrus verfasst.
 
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Entscheidend ist, dass die Aramäische Schrift eine Buchstabenschrift ist, während Keilschriften Silbenschriften sind. Es ist schon ein Unterschied, ob man etwa 20 Zeichen beherrschen muss oder 100.
Jain .. erstmal ist die sumerische Keilschrift keine Silbenschrift gewesen, sondern wurde erst von späteren Kulturen zum Teil so verwendet. Eigentlich ist es eher eine Art Bilderschrift mit zusätzlichen abstrakten Symbolen.
Eine Bilderschrift hat u.a. gerade den Vorteil gehabt, dass diese zum Teil auch von nicht Schreibern "gelesen" werden konnte. Das geht mit einer Buchstabenschrift sicher nicht.
Hatte die aramäische Schrift (welche genau?) schon Vokale?
Das kann nämlich abhängig von der verschrifteten Sprache sonst uneindeutig sein.
 
Entscheidend ist, dass die Aramäische Schrift eine Buchstabenschrift ist, während Keilschriften Silbenschriften sind.

Jein. - Spätestens mit dem Ugaritischen hast du eine Keilschrift als Buchstabenschrift, also mit Phonemen statt Morphemen.
 

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Hatte die aramäische Schrift (welche genau?) schon Vokale?
Das kann nämlich abhängig von der verschrifteten Sprache sonst uneindeutig sein.

Vokalisiert wurde erst mit der Verschriftlichung des Qur'ān. Andere semitische Schriftsysteme übernahmen die Vokalisierung erst durch das Arabische, was nicht heißt, dass die Diakritika (also hier die Vokalisierungszeichen) dieselben wären.
 
Die Ägypter haben aber auch die aramäische Schrift verwendet und damit Texte auf Papyrus verfasst.

Als kursive Variante der Keilschrift entstand in Ägypten die vor allem auf Papyrus leichter schreibbare hieratische Schrift, die parallel zur Keilschrift verwendet wurde. Etwa um 650 v. Chr. wurde in Ägypten eine noch flüssigere Kursivschrift entwickelt, die demotische Schrift. Sie war zunächst Kanzleischrift und wurde bald zur Volks- bzw. Gebrauchsschrift. Noch später - ab dem 4. Jh. n. Chr. - entstand die koptische Schrift, die eine um demotische Zeichen ergänzte griechische Schrift repräsesentiert.

Das alles hat die Ägypter allerdings nicht dazu bewegen können, die ägyptische Sprache zu Gunsten des Aramäischen aufzugeben. Ein Sprachwechsel erfolgte erst nach Eroberung Ägyptens durch die Araber im 7. Jh. n. Chr.
 
Vokalisiert wurde erst mit der Verschriftlichung des Qur'ān. Andere semitische Schriftsysteme übernahmen die Vokalisierung erst durch das Arabische, was nicht heißt, dass die Diakritika (also hier die Vokalisierungszeichen) dieselben wären.
Waren die ersten Niederschriften nicht noch Vokalfrei? Das führt(e) doch zu diversen Unsicherheiten bzgl. der Bedeutung der Texte, soweit ich weiss.
 
Jetzt muss ich auf das Hebräische verweisen, weil ich keine Aramäisch-Kenntnisse habe: In beiden Sprachen gibt es die gleiche Schrift mit den gleichen Zeichen. (Die heute für Bibelausgaben gebrauchte, sogenannte hebräische Quadratschrift, hat sich ab dem 3. Jh. v.Chr. aus dem Aramäischen entwickelt.)

Im Hebräischen gab es ursprünglich keine Vokale, aber später wurden Konsonanten wie H, W oder Y als Vokale gebraucht. Andere Vokale wurden zwar gesprochen, aber erst eingezeichnet, als das Hebräische nicht mehr Alltagssprache war und damit der Leser die Worte nicht mehr kannte. Um die Konsonanten nicht zu verändern, wurden die Vokalzeichen unter bzw. über die Konsonanten geschrieben.
Ich glaube, dass es sich im Aramäischen ähnlich verhielt. Im Wörterbuch zum Alten Testament sind jedenfalls die Vokalzeichen eingetragen, so dass ich davon ausgehe, dass schon in vorchristlicher Zeit das Aramäische Vokalzeichen hatte.
 
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