Die bekanntesten Religionskritiker und ihre Ansätze

... ja klar, aber die wertevorstellung und weltvorstellung, also die wertemaßstäbe bzw. -konstruktionen der damaligen zeit interessieren mich. ich erläutere das noch später, vielleicht in einem eigenem thread, jetzt habe ich es eilig.
gruss
Jetzt bist Du wieder bei der "damaligen Zeit".
Meinst Du nun die Zeit (19.Jh.), um welche es iamNex im Eingangsbeitrag ging?

Die christlichen Wertevorstellungen sind ja auch nichts, was mir nichts Dir nichts einfach so "die Kirche" bauen konnte. "Die Kirche" konnte auch nur soweit mit den eigenen Vorstellungen erfolgreich sein, wie es "die Gläubigen" zuließen. Entsprechend passte sich "die Kirche" auch wiederholt dem Zeitgeist der Gläubigen an, wollte sie nicht deren Anhängerschaft verlieren.
Mir fallen jetzt bspw. die Jesuiten ein, welche bei ihrem Versuch der Gewinnung (oder Missionierung) der Menschen, sehr gut erkannte wie man die Zielgruppe erreichte, die anvisiert war. Z.B. den Adel: man richtete sich mit den Bildungsanstalten recht gut auf die Bedürfnisse und Ansichten des Adels ein, auch wenn das für die Jesuiten bedeuten konnte, dass sie hinsichtlich Umsetzung der eigenen Linie ein paar Abstriche machen mussten. Primäres Ziel war es ja, den Adel oder überhaupt die wichtigen Personen z.B. am Vorabend des 30-jährigen Krieges (um mal einen Zeitpunkt zu nennen) zu erreichen und zu gewinnen.
 
Ich verwehre mich Äußerungen wie "die Kirche" oder "die Religion", wenn es um Taten einzelner Personen geht. "Die Kirche" ist eine Gruppierung. Wenn ich "Katholik" bin, gehöre ich dieser Kirche an, jeder Katholik gehört ihr an. Wenn man diese Kirche verallgemeinernd kriminalisiert, bezieht sich das nun mal auch auf ihre "Schäfchen", auf jedes Einzelne von ihnen.

Wenn im Auftrag und bewusster Entscheidung der Führung der Kirchen Dinge getan werden, die wir als unmoralisch oder gar verbrecherisch bezeichnen, so trifft die Kritik schon zu Recht die Organisation als solche.

Wenn du aus Sizilien kämest, und der Mafia angehörtest, müsstest du auch mit der Kritik leben, auch wenn du selber keinen mit Beton an den Füßen im Golf von Palermo versenkst.

Ebensowenig, wie sich Mitglieder der NSDAP von den Taten "ihrer" Partei distanzieren können.

Es geht eben nicht um die verfehlten Taten Einzelner, sondern um geplante, gezielte und gewollte Taten der Organisation, die zum größten Teil auch heute noch von offizieller Seite geleugnet oder zumindest beschönigt werden. Und selbst wenn es sich um Einzeltaten handelte, müsste man von der restlichen Organisation eine Distanzierung erwarten, die aber nicht erfolgt.
 
Wenn du aus Sizilien kämest, und der Mafia angehörtest, müsstest du auch mit der Kritik leben, auch wenn du selber keinen mit Beton an den Füßen im Golf von Palermo versenkst.

Ebensowenig, wie sich Mitglieder der NSDAP von den Taten "ihrer" Partei distanzieren können.
Damit stellst du meine 12-jährige Tochter als bekennende Katholikin auf die gleiche Stufe wie jeden x-beliebigen Mafiosi. Ich kenne keine "unschuldigen" Mafia-Anhänger, du etwa? Muß ja nicht der Beton- oder Bleischuh sein.

Auf diesem Niveau und mit solchen Vergleichen diskutiere ich nicht mehr weiter. :still:
 
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Lies den Aufsatz mal ganz, Pfahl-Traughber geht ja nicht ausschließlich nur auf "Der Moloch" ein, sondern sehr wohl auch auf die religionskritischen Schriften. Ansonsten gibt es auch entsprechende weitere kritische Äußerungen, die in die gleiche Richtung gehen, die allerdings nicht online verfügbar sind, bspw. von Mynarek oder Kahl. Dass Deschner behauptet eine "antifaschistische Haltung" zu haben ist mir bekannt, der Moloch passt dazu aber sicher nicht.
1.) Nun hab ich den gesamten Text (http://www.gkpn.de/pfahl_deschner_usa.pdf) durchgelesen und nirgends eine Relevanz zu kirchenkritischen Themen in Verbindung mit Nutzung von "nationalsozialistische Verschwörungsliteratur" feststellen können.
2.) "in gleiche Richtung gehen" Worüber reden wir gerade? Kirchenkritik oder "der Moloch"?
3.) Kahl wurde mit seiner Meinung zu Deschner auch schon widerlegt. Man muß es nur wahrnehmen.
4.) Deschner behauptet also nur "eine antifaschistische Haltung zu haben".
Ohne NACHWEIS ein weiterer Beleg für die Nazikeule (damit ist nicht "der Moloch" gemeint).
5.) Weil "der Moloch" sogenannt "antiamerikanisch" geschrieben wurde, ist er wohl auch gleichzeitig "pro-faschistisch" und wahrscheinlich auch "antisemitisch"?

Ein Sammelsurium von wissenschaftlich verbrämten ("Methodik") Totschlagargumenten.

Das hat nichts mit einer "Keule", mit "abqualifizieren" oder "diskreditieren" zu tun.
Doch und zwar NUR.

Übrigens muß man jemanden nicht persönlich kennen um Ressentiments gegenüber diesem zu haben. Ich kenne zb. Schultze-Rhonhof auch nicht persönlich und trotzdem ... .
 
Damit stellst du meine 12-jährige Tochter als bekennende Katholikin auf die gleiche Stufe wie jeden x-beliebigen Mafiosi.

Du verwechselst da wohl was. Ich gebe auch keinem 12-jährigen Hitlerjungen die Schuld an Auschwitz. Dennoch gestehe ich ihm nicht das Recht zu, Kritik an "seiner" Partei zurückzuweisen.
 
"Nicht alles was hinkt, ist auch ein Vergleich."
Der Vergleich einer der großen Konfessionen mit der NSDAP passt nun überhaupt nicht. Während der Nationalsozialismus per se rassistisch, militaristisch, sozialdarwinistisch etc. ist und den Überlebenskampf zwischen den Rassen als notwendig und unumgehbar postuliert, muss man bei der eigentlichen "Kriminalgeschichte des Christenstums" doch ganz deutlich von Irrwegen sprechen. Bischöfe, Äbte und Päpste waren eben nicht in erster Linie Geistliche, sondern sie waren Landesherren mit landesherrlichen Interessen, die sich genauso verhielten, wie es von einem Landesherren zu erwarten war. Was man ihnen u.U. vorwerfen kann, ist, dass sie Wasser predigten und Wein tranken.
Inquisition, Kreuzzüge etc. sind dazu Themen, die viel zu komplex sind, als dass man sie mal so eben abhandeln könnte.

Desweiteren läuft der Thread imho in eine falsche Richtung. Die Farge war nach Leuten wie Marx, Feuerbach etc. gestellt, also gewissermaßen der Religionskritik der Jung-Hegelianer. Wir sind hier aber inzwischen bei Leuten gelandet, die den religiösen Missionsgedanken auf den Atheismus ausgeweitet haben und mit dem Jung-Hegelianismus eigentlich nichts mehr zu tun haben.
 
Nun, ich möchte gern unorthodox vorgehen. Relegionskritiker gab es nicht nur unter Intellektuellen, sondern auch unter "Realpolitikern", die bestimmt von Hegel was gelesen haben, aber keine "Jung-Hegelianer" waren. Bismarck. Das Vaticanum I und die Lehre von dem Infallibilismus führten ihn zu einer relegionskritischen Sicht, mit Blick auf den Katholizismus. Seine relegionskritische Sicht beschränkte sich dabei aber auf den vermuteten machtpolitischen Anspruch, den er im Vaticanum I vermutete zu erkennen. Die Folgen, die seiner Vermutung entsprangen, waren weitergehend, als die von Feuerbach und Marx, bei letzterem lassen wir mal die sozialistischen Staaten außen vor. Also Bismarck gehört für mich in die Reihe der Religionskritiker des 19. Jh., auch wenn er nie das Sumepiskopat des preußischen Königs infrage gestellt hätte.

M. :winke:
 
Es sollte klar gestellt werden, um was es in diesem Thread gehen soll:

Soll hier selbst Religionskritik geübt werden? Dann weise ich darauf hin, dass hier über eine "Institution" geurteilt werden soll, die es etwa seit 2000 Jahren gibt. (Dass nicht einmal das Wort "Institution" für diesen langen Zeitraum passt, zeigt schon mal die Schwierigkeit des Unterfangens). Jedenfalls gehört es sich dann für ein Geschichtsforum, die Handlungen einzelner oder ganzer Gruppen im jeweiligen historischen Kontext ihrer Zeit zu behandeln. Es ergibt ja auch keinen Sinn, pauschal das Römische Reich zu kriminalisieren, obwohl da nach heutigen Maßstäben wohl auch nicht alles ganz koscher war. Oder: War Alexander ein Verbrecher, weil er Theben zerstört und die Bewohner in die Sklaverei verkauft hat? Natürlich ist das nach unserer Moralvorstellung ganz schrecklich, aber damals haben wohl selbst die Thebaner dies für eine "angebrachte Reaktion" gehalten.

Eher aber geht es dem Threadersteller um die Religionskritiker selbst, wie sie zu ihren Thesen in ihrem historischen Kontext gekommen sind, wie diese von ihrem Umfeld aufgenommen wurden, usw.

Damit stellst du meine 12-jährige Tochter als bekennende Katholikin auf die gleiche Stufe wie jeden x-beliebigen Mafiosi.
Übrigens ist der Singular "der Mafioso", Plural die "Mafiosi", genauso wie "der Paparazzo" und "die Paparazzi" richtig ist. Entschuldigung für die Klugscheißerei.
 
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Jetzt bist Du wieder bei der "damaligen Zeit".
Meinst Du nun die Zeit (19.Jh.), um welche es iamNex im Eingangsbeitrag ging?

...mit damaliger zeit, meine ich die hochzeit der christlichen kirche, also das hochmittelalter so bis 1200

...die im eingangsbeitrag erwähnten "Religionskritiker" verstanden sich wohl auch wenig als Religionskritiker selbst, vielmehr führt eben die frage nach der Freiheit nicht an den einengenden religiösen werten vorbei. nietzsche hat sich wohl noch am meisten mit gott und mensch auseinandergesetzt, war aber immer getrieben von seinem eigenem schicksal und konnte letztendlich kein positives ergebnis für sein leben daraus ziehen. allerdings hat er sich wohl auch manchmal als übermensch fühlen können, ausserhalb des wertemechanistischen kontrollsystem und mitleidig auf die anderen menschen geschaut. "warum ich so weise bin" etc. waren wohl diese phasen.
...ich weise darauf hin, dass alle die gerne den nationalsozialismushammer herausholen bei nietzsche das auch tun können, er wurde nämlich von den nazis auch gefrühstückt, seine ideen wurden von den nazis oft als grundlage für eine ihnen angenehme interpretation benutzt.
 
Es sollte klar gestellt werden, um was es in diesem Thread gehen soll:

Soll hier selbst Religionskritik geübt werden?

Nein, das widerspräche den Forenregeln (politisch, religiöse und sonstige weltanschauliche Bekenntnisse). Ich denke auch, dass Nex' Eingangsbeitrag da - wie du ja auch feststellst - wenig Interpretationsspielraum lässt, was er will/wollte.
 
da hast du recht. da haben wir im thread nicht sehr gut differenziert.

die kirche ist eine organisation, die religionsdynamiken für sich nutzt und deschner kritisiert nicht die religion sondern die kirche, obwohl er seine kritik hier wiederum unter einer dritten wortbedeutung verfasst: dem christentum.

seine kritik könnte aber auch die organisationen und institutionen des judentums und des islams betreffen. bei buddhismus und hinduismus wird es wohl so nicht klappen.
 
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