Die Bestimmungen des Versailler Vertrages

ronnie1302

Neues Mitglied
Hallo,

ich bin leider eine 0 in Geschichte und sitze hier schon eine Weile an meinen Hausaufgaben zu den Bestimmungen des Versailler Vertrags (Demütigungen). Wir sollen die jeweiligen Bestimmungen erklären und die Folgen für Deutschland erklären. Wenn mir jemand helfen könnte und mich berichtigen könnte, wäre ich sehr dankbar.

Also es geht Allgemein um die Demütigungen:

1) Kriegsschuldartikel 231: der besagt ja, dass Deutschland und seine Verbündete für alle Verluste und Schäden verantwortlich sind und ebenfalls alle Reperationsschäden des 1. Weltkrieges zahlen mussten

Die Folgen wären doch dann die Inflation, weil in Deutschland ja mehr Geld gedruckt wurde und somit mehr Geld im Umlauf war oder?

2) Auslieferung der "Kriegsverbrecher": es sollten ja Deutsche ausgelifert werden, die „gegen die Gesetze und Gebräuche des Krieges“ handelten. Ich habe im Internet diesen Satz gefunden "Kriegsverbrecher waren der deutsche Kaiser, waren deutsche Feldkommandeure und U-Boot-Kommandanten." Stimmt das wirklich, dass der deutsche Kaiser als Kriegsverbrecher dargestellt wurden und das er ausgeliefert werden sollte?

Wären die Folgen dann (wenn das stimmt), das sie DE damit noch mehr demütigen wollten?

3)Überwachungskommission der Entente:
-Reparationskommission
-Abrüstungskommission

Die beiden Kommissionen waren doch nur dafür da, DE zu kontrollieren (Luftstreitkräfte, schwere Waffen, U-Boote etc.).

Und die Folgen für Deutschland wären doch eine komplette Überwachung. Ebenfalls das sich Deutschland nicht währen könnte theoretisch, weil DE ja keine Waffen etc hat.

Wäre um Hilfe sehr dankbar.:help: Viele Grüße.
 
Hier die umstrittenen Artikel des Versailler Vertrages:

Artikel 231

Die alliierten und assoziierten Regierungen erklären, und Deutschland erkennt an, daß Deutschland und seine Verbündeten als Urheber für alle Verluste und Schäden verantwortlich sind, die die alliierten und assoziierten Regierungen und ihre Staatsangehörigen infolge des ihnen durch den Angriff Deutschlands und seiner Verbündeten aufgezwungenen Krieges erlitten haben.

Artikel 232

Die alliierten und assoziierten Regierungen erkennen an, daß die Hilfsmittel Deutschlands unter Berücksichtigung ihrer dauernden, sich aus den übrigen Bestimmungen des gegenwärtigen Vertrags ergebenden Verminderung nicht ausreichen, um die volle Wiedergutmachung aller dieser Verluste und Schäden sicherzustellen.
Immerhin verlangen die alliierten und assoziierten Regierungen und Deutschland verpflichtet sich dazu, daß alle Schäden wieder gutgemacht werden, die der Zivilbevölkerung jeder der alliierten und assoziierten Mächte und ihrem Gut während der Zeit, in der sich die beteiligte Macht mit Deutschland im Kriegszustand befand, durch diesen Angriff zu Lande, zur See und in der Luft zugefügt worden sind, sowie überhaupt alle Schäden, die in der Anlage I näher bezeichnet sind.
In Erfüllung der von Deutschland bereits früher bezüglich der völligen Wiederherstellung und Wiederaufrichtung Belgiens gegebenen Zusage verpflichtet sich Deutschland noch über den an anderer Stelle in diesem Kapitel vorgesehenen Schadensersatz hinaus, und als Folge der Verletzung des Vertrags von 1839, alle Summen zu erstatten, die Belgien von den alliierten und assoziierten Regierungen bis zum 11. November 1918 entliehen hat, nebst 5 v. H. Zinsen aufs Jahr für diese Summen. Der Betrag dieser Summen wird durch den Wiedergutmachungsausschuß festgestellt, und die deutsche Regierung verpflichtet sich, sofort eine entsprechende Ausgabe von besonderen Schatzscheinen auf den Inhaber, zahlbar in Mark Gold am 1. Mai 1926 oder nach Wahl der deutschen Regierung am 1. Mai eines der 1926 vorausgehenden Jahre, zu veranstalten. Unter Berücksichtigung obiger Bestimmungen wird die Form dieser Schatzscheine durch den Wiedergutmachungsausschuß festgesetzt. Die Schatzscheine werden dem Wiedergutmachungsausschuß ausgefolgt, der zur Entgegennahme und Empfangsbestätigung im Rahmen Belgiens ermächtigt ist.


Artikel 233

Der Betrag der bezeichneten Schäden, deren Wiedergutmachung Deutschland schuldet,wird durch einen interalliierten Ausschuß festgesetzt, der den Namen "Wiedergutmachungsausschuß" trägt und in der Form und mit den Befugnissen, wie nachstehend und in Anlage II bis VII ausgeführt, gebildet wird.

Dieser Ausschuß prüft die Ansprüche und gewährt der deutschen Regierung nach Billigkeit Gehör.

Die Beschlüsse dieses Ausschusses über den Betrag der oben näher bestimmten Schäden werden spätestens am 1. Mai 1921 aufgesetzt und der deutschen Regierung als Gesamtbetrag ihrer Verpflichtungen bekanntgegeben.
Zu gleicher Zeit stellt der Ausschuß einen Zahlungsplan auf, der die Fälligkeitszeiten und die Art und Weise vorschreibt, wie Deutschland vom 1. Mai 1921 an seine gesamte Schuld in einem Zeitraum von 30 Jahren zu tilgen hat. Sollte jedoch im Laufe dieses Zeitraums Deutschland mit der Begleichung seiner Schuld im Rückstande bleiben, so kann die Zahlung jeder Restsumme nach Gutdünken des Ausschusses auf spätere Jahre verschoben werden oder unter Bedingungen, die die alliierten und assoziierten Regierungen entsprechend dem in diesem Teile des gegenwärtigen Vertrags vorgesehenen Verfahren festsetzen, eine anderweitige Behandlung erfahren.
 
Die Folgen wären doch dann die Inflation, weil in Deutschland ja mehr Geld gedruckt wurde und somit mehr Geld im Umlauf war oder?

Die Inflation war eine Folge des Versailler Vertrages? Bist du dir da sicher? War es nicht vielmehr eine Folge der Geldpolitik im Weltkrieg?
 
2) Auslieferung der "Kriegsverbrecher": es sollten ja Deutsche ausgelifert werden, die „gegen die Gesetze und Gebräuche des Krieges“ handelten. Ich habe im Internet diesen Satz gefunden "Kriegsverbrecher waren der deutsche Kaiser, waren deutsche Feldkommandeure und U-Boot-Kommandanten." Stimmt das wirklich, dass der deutsche Kaiser als Kriegsverbrecher dargestellt wurden und das er ausgeliefert werden sollte?

Ja, das stimmt. Und nicht nur der Kaiser, sondern auch fast die komplette Spitze des Heeres und Marine sollten vor alliierte Gerichte gestellt werden.
 
Es ging nicht so sehr um Demütigung, sondern, insbesondere bei Frankreich, um Sicherheit. Frankreich wollte möglichst eine vollständige große Sicherheit, doch die gibt und gab es nicht. Gerade Frankreich hat es versäumt, man hüte sich aber vor voreiliger Kritik, eine Politik der Versöhnung in die Wege zu leiten.
 
Turgot schrieb:
Die Inflation war eine Folge des Versailler Vertrages? Bist du dir da sicher? War es nicht vielmehr eine Folge der Geldpolitik im Weltkrieg?
Wenn auch nicht der Versailler Vertrag, so waren die Alliierten doch maßgeblich an der Inflation beteiligt. Die Geldentwertung hatte zwar schon seit 1914 in erschreckenden Ausmaßen um sich gegriffen, aber die Hyperinflation begann erst im Zuge des Ruhrkampfes 1923, als die Weimarer Regierung massenhaft Geld drucken musste, um die streikenden Arbeiter zu entlohnen.

Dass der Versailler Vertrag aber keine oder nur eine sehr geringe Auswirkung auf die Inflation der Deutschen Mark hatte zeigt sich ja schon daran, dass nach der Währungsreform 1924/1925 und der Wiederherstellung des Goldstandards die wirtschaftlichen Verhältnisse im reich sich stabilisieren konnten, obwohl der Vertrag von Versailles nach wie vor in Kraft war und durchgesetzt wurde.

Die Alliierten hatten ja ein Interesse daran, die deutsche Wirtschaft wieder aufzupeppeln und zu stabilisieren. Daher gab es aus Frankreich und England große Kredite an die Weimarer Republik.
 
Wenn auch nicht der Versailler Vertrag, so waren die Alliierten doch maßgeblich an der Inflation beteiligt. Die Geldentwertung hatte zwar schon seit 1914 in erschreckenden Ausmaßen um sich gegriffen, aber die Hyperinflation begann erst im Zuge des Ruhrkampfes 1923, als die Weimarer Regierung massenhaft Geld drucken musste, um die streikenden Arbeiter zu entlohnen.

Weshalb musste sie denn? Niemand hat die Weimarer Regierung zu, dem wirtschaftlich unvernünftigen und desaströsen, passiven Widerstand gezwungen.
Stresemann hat den "Ruhrkampf" bei Antritt seiner Kanzlerschaft sofort abgebrochen.

Kamen nicht die entscheidenden Kredite aus den USA?
 
Die Inflation war eine Folge des Versailler Vertrages? Bist du dir da sicher? War es nicht vielmehr eine Folge der Geldpolitik im Weltkrieg?

Ich hätte jetzt schon gesagt, dass der Versailler Vertrag Schuld an der Inflation ist. Ich mein, deutschland musste ja viele Gebiete abtreten, die wirtschaftlich auch sehr von Bedeutung waren z.B. Elsass-Lothringen. Dadurch gingen erstmals doch auch Steuergelder verloren und ebenfalls die Reperationen. Es wurden doch Reperationsgelder gezahlt und weil sie das Geld nicht zu verfügung hatte, haben sie einfach Geld gedruckt, was dann auch zur Inflation führte. Ich behaupte hier jetzt nicht, dass das der einzige Grund war.

(Entschuldigung wenn ich hier nur Blödsinn rede, Geschichte ist nicht meine Stärke. Anders kann ich mir es aber nicht erklären.:S)
 
Ja, das stimmt. Und nicht nur der Kaiser, sondern auch fast die komplette Spitze des Heeres und Marine sollten vor alliierte Gerichte gestellt werden.

Aber was bringt den Allierten der Kaiser, die Spitze des Heeres etc.? Und wer bestimmte darüber das sie wirklich ausgeliefert werden sollten? Ich meine die werden sich doch nicht hinstellen und sagen: "Hier, nehmt unseren Kaiser"...
 
Ich hätte jetzt schon gesagt, dass der Versailler Vertrag Schuld an der Inflation ist. Ich mein, deutschland musste ja viele Gebiete abtreten, die wirtschaftlich auch sehr von Bedeutung waren z.B. Elsass-Lothringen. Dadurch gingen erstmals doch auch Steuergelder verloren und ebenfalls die Reperationen. Es wurden doch Reperationsgelder gezahlt und weil sie das Geld nicht zu verfügung hatte, haben sie einfach Geld gedruckt, was dann auch zur Inflation führte. Ich behaupte hier jetzt nicht, dass das der einzige Grund war.

Nein, der einzigste Grund war es nicht, aber mit der Besetzung der Franzosen des Ruhrgebiets kam der Sieger des 1. WK gleich dem, welches selbst 18701/71 von seitens Preußens bzw. dem neuen deutschen Reich erfahren wurde ...

Aber so rein wirtschaftlich waren die Reparationen im Bereich der Handelsmarine wesentlich entscheidender, denn der deutsche Außenhandel und Export war vor Juli 1914 enorm, und die Möglichkeit, diesen Handel zu verloren zu haben, wirkte sich enorm auf den wirtschaftlichen Haushalt der neuen Republik nachteilig aus.
 
Aber so rein wirtschaftlich waren die Reparationen im Bereich der Handelsmarine wesentlich entscheidender, denn der deutsche Außenhandel und Export war vor Juli 1914 enorm, und die Möglichkeit, diesen Handel zu verloren zu haben, wirkte sich enorm auf den wirtschaftlichen Haushalt der neuen Republik nachteilig aus.

Also das heißt DE musste Reparationen im Bereich der Handelsmarine bezahlen?
Dadurch haben sie keine Möglichkeiten mehr gehabt den Handel weiter zu betreiben was sich nachhaltig auf die Wirtschaft auswirkte?
Hab ich das richtig verstanden?
 
Aber was bringt den Allierten der Kaiser, die Spitze des Heeres etc.?
Vielleicht bringt dich das, was nach dem 2. Weltkrieg gemacht wurde, etwas weiter
Nürnberger Prozesse ? Wikipedia

Und wer bestimmte darüber das sie wirklich ausgeliefert werden sollten? Ich meine die werden sich doch nicht hinstellen und sagen: "Hier, nehmt unseren Kaiser"...
Getan hat das tatsächlich niemand. Tun können hätte man das aber schon - und meiner Meinung auch sollen. Anstatt die gesamte Bevölkerung und da vor allem die "Kleinen" zu bestrafen, wäre es mMn angebracht gewesen, in erster Linie mal die zur Rechenschaft und Verantwortung zu ziehen, die den Krieg angezettelt hatten.
 
Ich hätte jetzt schon gesagt, dass der Versailler Vertrag Schuld an der Inflation ist. Ich mein, deutschland musste ja viele Gebiete abtreten, die wirtschaftlich auch sehr von Bedeutung waren z.B. Elsass-Lothringen. Dadurch gingen erstmals doch auch Steuergelder verloren und ebenfalls die Reperationen. Es wurden doch Reperationsgelder gezahlt und weil sie das Geld nicht zu verfügung hatte, haben sie einfach Geld gedruckt, was dann auch zur Inflation führte. Ich behaupte hier jetzt nicht, dass das der einzige Grund war.

(Entschuldigung wenn ich hier nur Blödsinn rede, Geschichte ist nicht meine Stärke. Anders kann ich mir es aber nicht erklären.:S)

Hier geht es weniger um Geschichte, als um Wirtschaft. Aber mach Dir nichts draus: Die Verantwortlichen von damals wussten auch nicht was sie taten.=)

Ich will das mal erklären versuchen. Den Grundstock für die Inflation stellte der Krieg mit seinen Kosten dar.

In einem Krieg wird die freie Marktwirtschaft weitgehend eingestellt. Es werden Güter des täglichen Gebrauchs rationiert, auch weniger produziert, da viele nun an der Front sind oder in der Rüstung beschäftigt sind. Die Preise warden staatlich festgelegt (somit wird der Preismechanismus von Angebot und Nachfrage ausser Kraft gesetzt - anders gesagt: sie können nicht teurer werden), Dafür werden Werte produziert, die schnell wieder vernichtet werden, statt von jemandem gekauft zu werden: Waffen, Granaten, Kanonen usw. Trotzdem werden die Arbeitskräfte, die sowas produzieren, vom Staat bezahlt. Und ebenso die Soldaten und Offiziere an der Front, die Krankenschwestern in den Lazaretten und die Eisenbahner, die sie an die Front transportieren usw. usf.
Folge: Die Leute können ihr Geld nicht ausgeben, es gibt zuviel Geld und nichts zu kaufen. Geht das über Jahre, staut sich das Geld auf - und es stehen keine realen Werte gegenüber.
Im Moment, wo die Rationierung aufgehoben wird, explodieren die Preise, denn es ist viel mehr Geld da als reale Güter. Wenn nun munter Geld gedruckt wird, gibt es Inflation, die auch in Hyperinflation münden kann. Nun kam ja auch noch der Ruhrkampf dazu: Arbeiter die gestreikt haben wurden auch nocht bezahlt. Aber es wurden keine Gegenwerte geschaffen.

Wieder anders gesagt: Der Krieg ist eine gigantische Wertevernichtung. Zur Veranschaulichung: Ein TIger Panzer im zweiten Weltkrieg kostete 800 tausend RM. Ein VW Käfer damals rund 1000. Statt also 1 Tiger Panzer hätte man 800 VW Käfer bauen können und verschenken können und ware gleich weit. Nein, weiter: denn ein Tiger Panzer wurde irgendwannmal abgeschossen, ein VW Käfer könnte seinem Eigentümer noch Jahre Freude bereiten.
Also, eine gigantische Wertevernichtung ist der Krieg. Und irgendwann muss jemand die Rechnung bezahlen. Nach dem zweiten Weltkrieg hatte man eine Währungsreform gemacht, (Gleichmässiger Schnitt der Ersparnisse und Zusatzsteuern für Immobilieninhaber als Lastenausgleich, jetzt vereinfacht darfgestellt), entging damit der Inflation.

DIe Inflation, wie sie sie nach dem ersten Weltkrieg gab, hat aber hat den Nachteil, das sie den Marktmechanismus praktisch ausser Kraft setzt weil das Geld seine Funktionen als Wertaufbewahrungsmittel komplett verliert, auch als Tauschmittel funktoiniert es schlecht und auch die Funktion als Recheneinheit für wirtschaftliche Werte ist erschwert. Aber noch etwas anderes ist an der Inflation schlimm: Es findet eine Umverteilung von Vermögen in der Bevölkerung statt, die absolut ungerecht und damit auch unerwünscht ist: Von denjenigen, die Geld besitzen zu denjenigen, die Sachwerte haben.

Noch was zu den Reparationen: Die betrugen im Verhältnis zu den aufgestauten Kriegskosten einen Klacks - die jährliche Rate der Reparationen war etwa so hoch wie die Kriegskosten in einem Kriegsmonat. Dabei gilt es aber zu bedenken, das nach Kriegsende die Rüstungsausgaben für das 100 000 Mann Heer massiv gesunken sind, somit der Deutschen Wirtschaft mehr Geld für zivile Zwecke - oder eben auch für die Reparationen - zur Verfügung stand. Elsass und Lothringen waren ohnehin im Vergleich zum Rest des damaligen Reiches sehr klein (schätze mal ganz grob 2-3%).

Das grosse Versäumnis der Deutschen Politik nach 1918 war es, Versailles für alles schlechte verantwortlich zu machen statt sich der eigenen Verantwortung für das, was man gemacht hatte, aber auch das, was man nach 1918 tat, bewusst zu werden.

Ich hoffe das war verständlich.
 
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Hier wird die deutsche Geschichte wiedermal etwas überspitzt und falsch dargestellt!

Der eine meint so, der andere so. Ich hänge jedenfalls nicht der Auffassung an, right or wrong - my country.

Was hat das Kriegsende 1918 mit den Nürnberger Prozessen zu tun?

Der Artikel zu den Leipziger Prozessen und der Satz aus dem Artikel zu den Nürnberger Prozessen
Unter Kriegsverbrechen wurden Delikte verstanden, die bereits in den Haager Abkommen vor dem Ersten Weltkrieg definiert worden waren:
hätten dir (m)eine Antwort erschließen können.
 
Aber so rein wirtschaftlich waren die Reparationen im Bereich der Handelsmarine wesentlich entscheidender, denn der deutsche Außenhandel und Export war vor Juli 1914 enorm, und die Möglichkeit, diesen Handel zu verloren zu haben, wirkte sich enorm auf den wirtschaftlichen Haushalt der neuen Republik nachteilig aus.

Meine Frage, die ich zu der Abgabe der Handelsflotte habe: Hätte man nicht für den Export Schiffe ausländischer Reeder einsetzten können? Hätte halt bezahlen müssen, vielleicht teurer, aber es wär gegangen oder?

Ich denke, ohnehin lag die Exportwirtschaft erst mal eine Zeit lang darnieder, den die Wirtschaft war auf Kriegsproduktion orientiert. Eine Umstellung auf Export ging wohl eine Zeit

Trotzdem, keine Frage, die Requisition der Handelsflotte, war das falsche Signal, zu Recht auch von Keynes kritisiert.
 
Also, eine gigantische Wertevernichtung ist der Krieg. Und irgendwann muss jemand die Rechnung bezahlen.

Im Prinzip hast Du es schon korrekt beschrieben. Nur kurz eine Erweiterung auch um die Polarisierung in der Weimarer Republik etwas zu erklären. Im volkswirtschaftlichen Sinne findet im Rahmen der Rüstungsproduktion und besonders im Krieg die Vernichtung von Werten statt und führt zur Inflation.

Gleichzeitig verdient das individuelle Rüstungsunternehmen auf vielfältige Art. Zum einen über die garantierte Abnahme seiner Waren, durch die zusätzliche Qualififzierung seiner Mitarbeiter (Management etc.), durch ein erweitertes Fertigungs-Know-how (Patente, Economy of Scales etc.) etc. Das führte am Ende des WW1 und des WW2 dazu, dass die deutschen Unternehmen in vielfältiger Hinsicht über eine "moderne" Fähigkeit zur Marktbearbeitung verfügten und dieses die Grundlage für die wirtschaftliche Erholung bildete.

Und nicht zuletzt erhöht sich der "Wert" des einzelnen Unternehmens, auch durch den Zukauf von Grundstücken, Bau von Gebäuden und Errichtung von Produktionsanlagen etc. und natürlich ist der individuelle "Kapitalist" (können natürlich auch Gesellschaften sein) in der Lage, entsprechende Gewinne für sich zu erwirtschaften. Durch die Kriegswirtschaft ist zudem die Beschaffung von zusätzlichen Investitionsmitteln, die die Wertsteigerung zusätzlich unterstützen, erleichtert bzw. teilweise direkt durch staatliche Subventionen finanziert.

Diese Gruppe von Unternehmen, die von der Rüstungsproduktion profitiert haben, wurden von Teilen der Öffentlichkeit nach 1918 als "Kriegsgewinnler" wahrgenommen. Diesen Unternehmen wurde u.a. vorgeworfen, sich im "Schutze" der "patriotischen Sache" unrechtmäßig bereichert zu haben. Und genau an dieser ideologisch begründeten Position verlief auch die Frontstellung vor allem der organisierten Arbeiter und Soldaten gegen die besitzenden Eliten.

Kriegsgewinnler ? Wikipedia

Eine Ablehnung die auch in der Kritik in den Werken von Künstlern einen entsprechenden Niederschlag fand, wie bei Grosz, Dix, etc..

http://web.archive.org/web/20070221002751/www.abcgallery.com/G/grosz/grosz.html

Zudem eine Konfliktlinie bildete, die die Innenpolitik von Weimar immer mit bestimmen sollte und die harte Polarisierung der politischen Lager mit erklärt. Und auch erklärt, warum sich die NS-Bewegung mit einem pseudo-sozialistischen Vokabular ausgerüstet hatte, um diese Entfremdung von Teilen der Gesellschaft vom "Kapitalismus" für ihre Wahlkämpfe zu nutzen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Eigentlich sind hier zwei Aspekte angesprochen, die man getrennt betrachten kann (und sollte):

- die Perzeptions- bzw. auch Rezeptionsgeschichte der Hyperinflation 1923
- die makroökonomischen Analysen zu den Wirkungsketten

Richtig ist der Hinweis auf die Umverteilungsmechanismen und auch die Kriegsgewinnler-Diskussionen in der Weimarer Republik. Bei den Verteilungswirkungen müsste ausserdem deutlich unterschieden werden zwischen den Kriegswirkungen und den Wirkungen der Hyperinfaltion selbst (so "Verschiebungen" von Unternehmensbeteiligungen und Immobilien, "lucky buy" etc.). Auch das ist in der Wahrnehmung durchmischt.

Zur makroökonomischen Beurteilung grundlegende Ausführungen:

Bresciani-Turroni, Constantino: The Economics of Inflation - A study of currency depreciation in post-war Germany
(alte Studie, immer noch lesenswert und unverzichtbar zur Aufbereitung der Fakten)
Deutsche Bundesbank, Währung und Wirtschaft in Deutschland 1876-1975
Büsch/Feldmann: Historische Prozesse der deutschen Inflation 1914 bis 1924 - Tagungsbericht, Historische Kommission Berlin Band 21

Danach ist deutlich zwischen den eigentlichen Wurzeln der Hyperinflation im Krieg und durch die desaströse Kriegsfinanzierung selbst, und den Ereignissen 1922/23 als Katalysatoren der bereits zerrütteten finanziellen Basis des Deutschen Reiches zu unterscheiden. Wer das nachvollziehen will, und die Wirkungen von denen des Versailler Vertrages und der Reparationsdiskussionen abtrennen will, dem sind ein paar Zahlen und Fakten (auch hier im Forum zu finden) zu den tatsächlichen Reparationsleistungen 1919/23 empfohlen, außerdem eine getrennte Betrachtung der endogenen Abläufe innerhalb der deutschen Nachkriegs-Ökonomie und den Wirkungen der Zahlungsbilanz inkl. Reparationen.
 
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