Die DDR - Staat der Arbeiter und Bauern oder Diktatur?

Die Verwaltungen waren um ein Mehrfaches stärker besetzt als in westdeutschen Unternehmen, ich würde dieses auf das Fünffache aufwärts schätzen (natürlich branchenabhängig). Ein Teil davon war einfach technisch bedingt (EDV), ein ganz beachtlicher Teil resultierte aus der Planungsorganisation und der Dokumentation und betrieblichen Statistik. Diese Verwaltungen zogen sich einerseits weiter hoch in die vorgeordneten Kombinate bis ins Ministerium. Andererseits zog sich dieses in den Betrieben durch alle Funktionsbereiche (insbesondere Materialwirtschaft, Produktion). Dazu kam die Belastung der Industriebetriebe mit der Organisation der sog. nichtindustriellen Warenproduktion (niWP), die von oben aufgedrückt wurde und häufig unwirtschaftlich organisiert werden mußte.

All das hat sich in Personallagen niedergeschlagen, die nicht mit westdeutschen Unternehmen vergleichbar waren. Dass etwa nicht gearbeitet wurde, habe ich nicht bemerkt. Im Gegenteil, der oben beschriebene Verwaltungsaufwand war umfangreich. Fertigungsseitig bestanden die schon beschriebenen Probleme mit der technischen Ausrüstung, die den Personaleinatz eben steigen ließen.

Hier sollte man noch hinzufügen, daß vor der Wende zudem auch in jedem VEB die jeweilige Parteiorganisation der SED (betrieblich sowie auf Abteilungsebene) bzw. Vertetungen von gesellschaftlichen Massenorganisationen wie FDJ, GST und DSF integriert bzw. angehangen waren.
Diesen Aspekt zu überzeichnen, wäre zwar unangemessen, aber immerhin gilt es, ihn zumindest zu beachten...
 
Wohlgemerkt, ich habe ihn nur auf den rein materiellen Lebensstandard bezogen.
Und einen billigen Theaterbesuch vs. einem Farbfernseher, billiger Frisör vs. Bananen im Supermarkt - das gibt sich letztlich nicht viel.
Einen Farbfernseher kann man nicht mit einem Theaterbesuch vergleichen, einen Frisör nicht mit Bananen. Für mich ist es schon ein unterschied ob ich mir die meisten Waren, Freizeitangebote, Kulturangebote oder auch Urlaubsangebote leisten kann oder eben nicht. Vieles von dem, was es in der DDR gab, konnte sich ein Durchschnittsverdiener auch Leisten. Ein Hartz-IV Empfänger kann viele der Angebote nicht wahrnehmen, ein Farbfernseher kann da kaum darüber hinwegtäuschen.

R.A. schrieb:
Ja logisch - ein Durchschnittsverdiener kann sich ein durchschnittliches Leben leisten.

Der Knackpunkt ist das "relativ normal".
Wenn alle ringsum vergleichbar leben, ist man mit seinem Lebensstandard meist zufrieden.
Und wenn es nicht den Westen als sichtbares Gegenmodell gegeben hätte, hätten sich die Leute wohl auch nicht an Trabbis oder fehlenden Südfrüchten gestört.
Richtig. Bei einem Vergleich des Lebensstandards arbeitender DDR-Bürger 1989 zu arbeitenden BRD-Bürger stimmt das voll und ganz. Du aber hast einen arbeitenden DDR-Bürger mit einem arbeitslosen von heute verglichen. Überlege mal was dem so alles fehlt, was er aus dem reichlichen Angebot so alles nicht nutzen kann bzw. seiner Familie nicht bieten kann.

R.A. schrieb:
Was den Hartz-IV-Empfänger wirklich ärgert, das ist m. E. nicht der eigentliche Lebensstandard, sondern die fehlende soziale Anerkennung, die fehlenden Zukunftsperspektiven und die Tatsache, daß der Nachbar mit Job sich halt mehr leisten kann.
In meiner unmittelbaren Umgebung kenne ich keinen Arbeitslosen, aber das Arbeitslosigkeit (zumindest länger anhaltene) meinen Lebensstandard gewaltig drücken würde, erscheint mir eine traurige Logik. Ich gebe Dir Recht, fehlende soziale Anerkennung und fehlende Zukunftsperspektive würden das Ganze noch erschweren.
 
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das Thema lautet:
Die DDR - Staat der Arbeiter und Bauern oder Diktatur?

Um zur Sache zurück zu kommen, ob Arbeiter- und Bauernstaat oder Diktatur, bin ich der Ansicht, die Frage kann so konkret nicht in zwei drei Sätzen beantwortetet werden. Sinn des deutschen wie sowjetischen Kommunismus war die Befreiung von Ausbeutung und Unterdrückung und der Aufbau der klassenlosen Gesellschaft, nach den Erfahrungen des Hitlerfaschismus und der deutschen Niederlage im 2. Weltkrieg. Nachdem in den jeweiligen Zonen die entsprechenden Besatzungsmächte ihr eigenes politisches System errichteten, war es klar, dass in der SBZ das Sowjetsystem nach russischem Vorbild entstand. Dabei sollte ein Staatswesen gegründet werden, in dem der Mensch im Mittelpunkt stand. Irgendwelche Nazi- verbrecher wurden rigoros verfolgt. Vertreter der ehemaligen faschistischen, imperialistischen Großindustrie wurden enteignet und verurteilt. Freie Hand hatten die neuen deutschen Machthaber im Osten dabei nicht, denn alles war von Moskau diktiert. Die „Gruppe Ulbricht“ wurde mit genauen Instruktionen für den Aufbau des Sozialismus im Nachkriegsdeutschland nach Kriegsende eingeflogen. Aber aller Anfang war schwer und als in der jungen DDR wirtschaftliche und soziale Erfolge ausblieben, ja sogar Revolte ( z. B. 17. Juni 1953) stattfanden, musste ein Sündenbock gefunden werden: Der Klassenfeind im Westen und seine Handlanger, der RIAS, Agenten und Spione sowie Saboteure aus den eigenen Reihen usw. usf.. Hier entwickelte sich eine weitere Entartung des Stalinismus: die politische Kriminalisierung und Verfolgung großer Teile der Bevölkerung als Ersatz und Pseudoentschuldigung für ausbleibende Fortschritte im Aufbau der Volkswirtschaft. Das führte leider nicht nur zu Exzessen sondern zu regelrechter Diktatur. Der Ausspruch Ulbe Waltrichts ;) : „Überholen ohne Einzuholen“ ist ein Ausdruck der Verzweiflung der DDR- Regierung nach(!) dem Mauerbau.
 
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Einen Farbfernseher kann man nicht mit einem Theaterbesuch vergleichen, einen Frisör nicht mit Bananen.
Natürlich kann man das vergleichen - das sind alles Faktoren des rein materiellen Lebensstandards. Dinge, die man sich von seinen Euro oder Ostmark eben leisten kann oder nicht.

Unvergleichbar sind sie in dem Sinn, daß jeder dabei andere Prioritäten setzt. Ob man nun das eine oder das andere lieber hat, ist persönliche Geschmackssache.

Und da kann man dann in Summe konstatieren, daß rein materiell gesehen sich der Lebensstandard eines Arbeiters 1989 oder eines Hartz-IV-Empfängers 2007 nicht so viel geben - wegen der sehr unterschiedliche Preisstrukturen in der DDR damals und Deutschland heute sind die Konsummöglichkeiten mal für den einen, mal für den anderen attraktiver.

Vieles von dem, was es in der DDR gab, konnte sich ein Durchschnittsverdiener auch Leisten.
Ein Hartz-IV Empfänger kann viele der Angebote nicht wahrnehmen,
Ein materieller Lebensstandard ist nur danach zu beurteilen, was man sich selber leisten kann.
Und nicht, was man sich NICHT leisten kann, obwohl es andere können.

Beim Thema Zufriedenheit ist natürlich klar, daß der Hartz-IV-Empfänger den Vergleich nicht mit dem Zustand zu DDR-Zeiten zieht, sondern mit dem, was der Nachbar aktuell hat. Und diese Differenz ärgert ihn.
 
@ R.A.:
Ich glaube, du konzentrierst dich dabei zu sehr auf den Verdienst, den man in der "DDR" mit seiner Arbeit erziehlen konnte. Natürlich erscheinen sie für heutige Begriffe als sehr niedrig - als Schichtarbeiter im Stahlwerk hatte ich mit Lohngruppe 6 (eine mittlere Lohngruppe) etwa 1000,- M netto im Monat. Das war bereits ein relativ guter Verdienst, denn wer Normalschicht arbeitete (also normal täglich 7.00 Uhr - 15.30 Uhr), hatte weniger.
Aber das war gar nicht der springende Punkt, denn man kam auf Grund der subventionierten Preise und Mieten mit seinem Lohn aus. Der springende Punkt war, daß man sich für sein Geld gar nicht alles kaufen konnte. Man konnte nicht einfach mit seinem Einkaufszettel in eine Kaufhalle gehen und dort die lebensnotwendigen Dinge, wie Brot, Butter, Eier, Wurst etc. kaufen, sondern ich habe es so erlebt, daß mir meine Mutter einen Einkaufszettel gab und zu mir sagte: "Versuch mal alles zu kriegen." Und dann bin ich mit meinem Fahrrad los und habe die ganze Stadt (25.000 Einwohner) "abgeklappert". Das war dann eine Aktion, die den ganzen Nachmittag füllen konnte und meistens fehlte dann trotzdem noch irgend etwas. Und wenn man dann sah, daß es Jahr für Jahr nicht besser, sondern noch schlechter wurde - irgendwann haben sie in der Kaufhalle angefangen, 500 g Stücken Butter halb durchzuschneiden, damit jeder was bekam - dann fragte man sich doch, wie das noch weiter gehen sollte und die Unzufriedenheit wuchs.
Und das ist eben nur eine von vielen Dingen, die zusammen kamen.
Die mangelhafte Versorgung - eigentlich an allem - war eines der größten Probleme, im Alltag der DDR-Bürger. Besonders extremes Beispiel: Auf einen neuen Trabant mußte man mitte der 80er Jahre 12-13 Jahre warten, auf einen Wartburg oder Lada noch länger.
:autsch:
 
Ich glaube, du konzentrierst dich dabei zu sehr auf den Verdienst, den man in der "DDR" mit seiner Arbeit erziehlen konnte.
Da habe ich wohl etwas mißverständlich formuliert, weil Ostmark oder Euro erwähnt habe.
Es ist in der Tat nebensächlich, ob das jetzt über den Kontostand verrechnet wurde.
In der DDR war eben eher die Verfügbarkeit der limitierende Faktor, heute ist es der eigene Geldbeutel.

Wichtig war mir, daß es beim Vergleich um den rein materiellen Lebensstandard geht, welches Wohnen, welches Auto, welche Kleidung, welche Freizeitvergnügen, welches Essen usw. konnte man als DDR-Bürger bzw. kann man als Hartz-IV-Empfängererreichen.
Und wenn man nur das Materielle nimmt, gibt sich das m. E. nicht viel.

Entscheidend für Zufriedenheit ist halt der Vergleich, sowohl mit Anderen, als auch mit den künftigen Möglichkeiten.

Man will zumindestens mal ordentlich dastehen im Vergleich zu seinen Nachbarn, und man viel Zukunftsperspektiven einer Verbesserung haben - und eben nicht, daß die Butter nochmal halbiert wird oder das AA routinemäßig Absagen schickt.
 
Entscheidend für Zufriedenheit ist halt der Vergleich, sowohl mit Anderen, als auch mit den künftigen Möglichkeiten.
Da stimme ich dir natürlich zu, daß man nach ständiger Verbesserung des Lebensstandarts strebt und bei beiden Beispielen ist/war das kaum möglich - auf Grund der Perspektivlosigkeit.
 
Kam die Revolution (rein von der Logik her und aus kommunistischer Sicht gesehen) vielleicht etwa 50-100 Jahre zu früh?
:grübel:
. Ich zitiere hier mal F. Engels:
"Es ist das Schlimmste, was dem Führer einer extremen Partei widerfahren kann, wenn er gezwungen wird, in einer Epoche die Regierung zu übernehmen, wo die Bewegung noch nicht reif ist für die Herrschaft der Klasse, die er vertritt, und für die Durchführung der Maßregeln, die die Herrschaft dieser Klasse erfordert. Was er tun kann, hängt nicht von seinem Willen ab, sondern von der Höhe, auf die der Gegensatz der Klassen getrieben ist, und von dem Entwicklungsgrad der materiellen Existenzbedingungen, der Produktions- und Verkehrsverhältnisse, auf dem der jedesmalige Entwicklungsgrad der Klassengegensätze beruht. Was er tun soll, was seine eigne Partei von ihm verlangt, hängt wieder nicht von ihm ab, aber auch nicht von dem Entwicklungsgrad des Klassenkampfs und seiner Bedingungen; er ist gebunden an seine bisherigen Doktrinen und Forderungen, die wieder nicht aus der momentanen Stellung der gesellschaftlichen Klassen gegeneinander und aus dem momentanen, mehr oder weniger zufälligen Stande der Produktions- und Verkehrsverhältnisse hervorgehen, sondern aus seiner größeren oder geringeren Einsicht in die allgemeinen Resultate der gesellschaftlichen und politischen Bewegung. Er findet sich so notwendigerweise in einem unlösbaren Dilemma: Was er tun kann, widerspricht seinem ganzen bisherigen Auftreten, seinen Prinzipien und den unmittelbaren Interessen seiner Partei; und was er tun soll, ist nicht durchzuführen. Er ist, mit einem Wort, gezwungen, nicht seine Partei, seine Klasse, sondern die Klasse zu vertreten, für deren Herrschaft die Bewegung gerade reif ist. Er muß im Interesse der Bewegung selbst die Interessen einer fremden Klasse durchführen und seine eigne Klasse mit Phrasen und Versprechungen, mit der Beteuerung abfertigen, daß die Interessen jener fremden Klasse ihre eignen Interessen sind. Wer in diese schiefe Stellung gerät ist unrettbar verloren." Friedrich Engels, Der deutsche Bauernkrieg (1850),
 
Entschuldigung, nach obigem Zitat sollte noch etwas kommen. :fs:
Ich wollte damit belegen, dass die Revolution im Oktober 1917 vielleicht doch zu früh kam, da eine Regierung laut diesem Zitat immer nur das Mögliche durchführen kann. Ich kann aber nicht sehen, dass 90 Jahre später bessere Möglichkeiten bestehen und vertiefe es auch nicht-
 
Ich kenne die Schrift Engels' Der deutsche Bauernkrieg zwar nicht, würde es aber in Anbetracht des Titels eher als historische Betrachtung des 16. Jahrhunderts denn als visionäre Warnung für zukünftige Kommunisten verstehen. Oder nicht?
 
Er muß im Interesse der Bewegung selbst die Interessen einer fremden Klasse durchführen und seine eigne Klasse mit Phrasen und Versprechungen, mit der Beteuerung abfertigen, daß die Interessen jener fremden Klasse ihre eignen Interessen sind. Wer in diese schiefe Stellung gerät ist unrettbar verloren." Friedrich Engels, Der deutsche Bauernkrieg (1850), [/SIZE][/FONT]

Ich wollte damit belegen, dass die Revolution im Oktober 1917 vielleicht doch zu früh kam, da eine Regierung laut diesem Zitat immer nur das Mögliche durchführen kann.

Stalinismus ... Es galt den Sozialismus in einem Land zu behaupten und dazu musste der äussere und der innere Feind mit allen Mitteln niedergehalten werden. Die Machtmittel waren oft der blanke Terror.

Dass die Möglichkeiten retrospektiv nicht vorhanden waren, ist eine allgemeine Feststellung, Scheitern zu beschreiben und Verantwortlichkeiten apologetisch zu klären. In der Ökonomonie bedient man hierzu übrigens sich vom 19. Jahrhundert bis heute gerne externer Effekte. Leider haben Diskussionen über Marx und Engels bis heute mit Ökonomie wenig zu tun.

Nebenbei: in welcher falschen Klasse sind denn die Revolutionsführung von 1917 und ihre Nachfolger gelandet?

Ich kann aber nicht sehen, dass 90 Jahre später bessere Möglichkeiten bestehen und vertiefe es auch nicht-
Wir würden es alle nicht sehen, deshalb soll ja gerade Tagespolitik aus einem historischem Forum fernbleiben. Sonst würden aus apologetischen Betrachtungen revolutionäre Aufrufe :pfeif:


(Neben dem "zu früh" gibt es schließlich auch ein "zu spät", aber das möchte ich nicht weiter vertiefen)
 
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Ich kann aber nicht sehen, dass 90 Jahre später bessere Möglichkeiten bestehen und vertiefe es auch nicht-


Das liegt aber nicht an an Defiziten des demokratischen Systems gegenüber dem Stalinismus, sondern an der Unfähigkeit einer autokratischen Regierung! Vielleicht auch am Fehlen eines gewachsenen bürgerlichen Mittelstandes und einer politischen Elite mit demokratischer Tradition.

Das alles kann ja noch werden und man soll die Hoffnung nicht aufgeben, zumal sich 70 Jahre Gewaltherrschaft nicht so einfach wegwischen lassen!
 
Nebenbei: in welcher falschen Klasse sind denn die Revolutionsführung von 1917 und ihre Nachfolger gelandet?
Das Resultat der Revolution war die Abschaffung des Adels, genauer des Zarentums. Mit der Revolution wurden keine besseren Produktionsweisen geschaffen, sondern die gegebenen mit neuer Besitzform übernommen und weitergeführt, was den Gegensatz der Schichten und Klassen verschärfte. Man kann sagen, dass die bürgerlichen Elemente der Gesellschaft überwogen. Dem Menschen lag die eigene Brieftasche näher am Herzen als das gesellschaftliche Wohl. So ist es noch heute.
Ein Umschlag in eine neue Qualität der Gesellschaft, etwa durch eine Sozialistische Revolution muss heranreifen und von einer Mehrheit der Massen gewollt und getragen sein.
Die spätere Kollektivierung der Bauernschaft wurde zwangsweise herbeigeführt, das heißt, sie entsprach nicht dem gegenwärtigen Interesse der Bevölkerung. Darum ist sie auch letztendlich fehlgeschlagen - es gibt heute keine LPG, Artels oder Kolchosen mehr. Es war der Ansatz zur Schaffung einer neuen Qualität aber von oben herab. Auch, wenn diese Genossenschaften über Jahrzehnte als Fortschritt propagiert wurden. Ein Stück weit halfen sie aus der Versorgungsmisere. Es hieß: "In der DDR musste keiner hungern." Die Versorgungsqualität mit Lebensmitteln wie im bürgerlichen Westen wurde jedoch nie erreicht. Daher war auch dieser Versuch nichts weiter wert. Sehen wir uns in den Ländern des ehem. Stalinreichs um. Was ist übrig von den oft über Jahrhunderte vererbten Gehöften? Die Scheunen und Stallungen sind verfallen, oft als Zweckbauten für private Zwecke umgebaut.
Man kann sagen, die Oktoberrevolution ist trotz allen kommunistischen Zielen, die lange Zeit erstrebt wurden, nicht über bürgerliche Ergebnisse hinausgekommen. Da der gesellschaftliche Bedarf am Kommunismus nicht erweckt, sondern verordnet und durch Stalins Verbiegung der kommunistischen Theorie abgeschreckt wurde, ist die Chance für einen Neubeginn auf geraume Zeit vertan worden.
Aber was hätten denn die Revolutionäre besser machen sollen? Dafür, dass sie noch keinen "neuen Menschen" mit neuen Idealen hatten, erreichten sie doch für ihre Zeit das Optimale. Für Russland auf jeden Fall. Da war die Revolution ein gewaltiger Schub, aber für den Rest waren die Verhältnisse dort abschreckend. Und deshalb blieb die Weltrevolution auch aus. Wenn Nordkorea das erste mal eine gute Ernte hätte und 6 Monate keiner hungern müsste - das würde gegenwärtig auch nicht viel vom Stuhle reissen.
 
Das Resultat der Revolution war die Abschaffung des Adels, genauer des Zarentums.

Dies sollte aber etwas präziser ausgeführt werden: als Resultat der Februarrevolution mußte der Zar abdanken, während die mit dieser Revolution zur politischen Macht gelangte bürgerliche Regierung durch den Oktoberumsturz entmachtet wurde. Im Umfeld dieses Umsturzes und im Kontext des folgenden Bürgerkrieges wurde die Zarenfamilie liquidiert - um es einmal wohlwollend auszudrücken.

Mit der Revolution wurden keine besseren Produktionsweisen geschaffen, sondern die gegebenen mit neuer Besitzform übernommen und weitergeführt, was den Gegensatz der Schichten und Klassen verschärfte.

Das verkürzt den Sachverhalt aber ziemlich: Ziel war durchaus die sozialistische Produktionsweise, welche v.a. daran ansetzte, das Privateigentum an Produktionsmitteln abzuschaffen und in - wie der entsprechende Terminus lautete - Volkseigentum zu überführen.
Zwar wurde dies nicht sofort ab dem November 1917 verwirklicht, jedoch spätestens in den Jahren nach dem Bürgerkrieg - wie dann später in den Staaten des sozialistischen Lagers ebenso bzw. ähnlich.
Ein weiterer signifikanter Punkt der neuen Produktionsweise war eine im Gegensatz zur in bürgerlichen Ländern herrschenden Marktwirtschaft geschaffene Planwirtschaft, welche sowohl in der UdSSR wie auch den späteren sozialistischen Staaten eingeführt und über Jahrzehnte recht konsequent realisiert wurde.
Es war also keineswegs eine Beibehaltung der althergebrachten Produktionsweise...

Anm.: "Bessere Produktionsweise" ist übrigens ein dehnbarer Begriff - je nachdem, was einer abhängig vom eigenen weltanschaulichen Standpunkt für das "Bessere" hält. Doch darüber zu diskutieren ist müßig, denn weltanschauliche/politische/religiöse Bekenntnisse gehören nicht hierher - siehe Forenregeln.



Für den übrigen Teil des Beitrages, dessen grundsätzliche Darstellung - i.e. Widerspruch zwischen Interessen der Bevölkerung und staatlichen Interessen bzw. Verordnungen von oben herab - soweit in Ordnung ist, bitte ich darum, die wahrscheinlich unbewußt erfolgten Seitenbemerkungen ins Aktuelle wie
Dem Menschen lag die eigene Brieftasche näher am Herzen als das gesellschaftliche Wohl. So ist es noch heute.
Wenn Nordkorea das erste mal eine gute Ernte hätte und 6 Monate keiner hungern müsste - das würde gegenwärtig auch nicht viel vom Stuhle reissen.
behutsamer zu verwenden, da wir hier im Forum eine Grenze gesetzt haben, wenn Diskussionen in aktuellpolitische Diskussionen abgleiten (vgl. dazu ebenfalls Forenregeln).
Ich danke für Dein Verständnis...
 
Dies sollte aber etwas präziser ausgeführt werden: als Resultat der Februarrevolution mußte der Zar abdanken, während die mit dieser Revolution zur politischen Macht gelangte bürgerliche Regierung durch den Oktoberumsturz entmachtet wurde. Im Umfeld dieses Umsturzes und im Kontext des folgenden Bürgerkrieges wurde die Zarenfamilie liquidiert - um es einmal wohlwollend auszudrücken.
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Das verkürzt den Sachverhalt aber ziemlich: Ziel war durchaus die sozialistische Produktionsweise, welche v.a. daran ansetzte, das Privateigentum an Produktionsmitteln abzuschaffen und in - wie der entsprechende Terminus lautete - Volkseigentum zu überführen.
Zwar wurde dies nicht sofort ab dem November 1917 verwirklicht, jedoch spätestens in den Jahren nach dem Bürgerkrieg - wie dann später in den Staaten des sozialistischen Lagers ebenso bzw. ähnlich. ...

Ich bin ganz Deiner Meinung. Allerdings, wenn man vom Endergebnis der kommunistischen Epoche ausgeht, bleibt nunmal nichts weiter übrig als die Abschaffung des Adels. Mehr und tiefer möchte ich an dieser Stelle nicht diskutieren, es führt, wie du richtig sagst, an den Rand des Erlaubten. Ich bin durchaus für die Einhaltung der Forenregeln.
Gruß, Heiner
 
Allerdings, wenn man vom Endergebnis der kommunistischen Epoche ausgeht, bleibt nunmal nichts weiter übrig als die Abschaffung des Adels. Gruß, Heiner
Da es hier um die "DDR" geht, möchte ich dazu noch anmerken, daß die Errichtung der "DDR" nichts mit der Entmachtung des Adels zu tun hatte. Der wurde bereits 1918 politisch entmachtet.
 
Da es hier um die "DDR" geht, möchte ich dazu noch anmerken, daß die Errichtung der "DDR" nichts mit der Entmachtung des Adels zu tun hatte. Der wurde bereits 1918 politisch entmachtet.

Wie war das eigentlich in der DDR, Babarossa. Durften die Adligen ihren Adelstitel behalten - zumindest das "von" - oder konnten sie nur einen Familiennamen ohne jedes Adelsprädikat führen?

Ich denke da z.B. an die Habsburger, von denen sich einer der letzteren in Österreich lediglich "Otto Habsburg" nennen durfte.
 
Wie war das eigentlich in der DDR, Babarossa. Durften die Adligen ihren Adelstitel behalten - zumindest das "von" - oder konnten sie nur einen Familiennamen ohne jedes Adelsprädikat führen?

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Darf ich antworten?

Das "von" als Namenszusatz war durchaus üblich.
Ich kenne viele, die sogar verlangt haben vor dem Nachnamen das "von" zu erwähnen. Das "Graf" etc. fiel allerdings weg.
 
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Darf ich antworten?

Das "von" als Namenszusatz war durchaus üblich.
Ich kenne viele, die sogar verlangt haben vor dem Nachnamen das "von" zu erwähnen. Das "Graf" etc. viel allerdings weg.
Natürlich darfst du - wir sind ja sogar ziemlich Gleichgesinnte. :friends:

Ich möchte da ein "sehr prominentes Beispiel" bringen, das beweist, daß man in der "DDR" auch mit einem "von" im Namen die Leiter recht hoch erklimmen konnte: Karl Eduard von Schnitzler.
:eek:
 
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