Die DDR - Verklärung oder Unterschlagung

Mercy schrieb:
Deine Kindheit sollst du nicht missen, sie gehört dir, da hat sich niemand einzumischen.
Dass aber tatsächlich überall Stasispitzel standen, ist nachweisbar, auch wenn du es nicht wahrgenommen hast (oder haben willst). Da beginnen die Verdrängungsmechanismen.
naja, dass es ganz so schlimm war, kann ich mir nicht vorstellen.
ein gewisses gespür, wem du vertrauen kannst, entwickelst du wohl schon mit der zeit.

ich weiss auch nicht, woher du - ursi - die infos hast und wie alt du bist, ich bin ende der 70er geboren und habe auf der anderen seite des rheins wahrscheinlich die gleichen infos erhalten, wie du auf deiner (ok, ich war noch recht jung, als die mauer fiel...) und die waren so schlimm auch wieder nicht, jedenfalls wurden auch die positiven seiten dargestellt.
 
florian17160 schrieb:
Ach übrigens, bei uns hat auch die Sonne geschienen.
Klar, du lebtest ja auch "der Sonne zugewandt".
Vera Lengsfeldt oder Markus Meckel könnten dir in Sachen Stasispitzel anderes erzählen. Von Erich Loest will ich ganz schweigen. Beispiele.
 
Mercy schrieb:
Klar, du lebtest ja auch "der Sonne zugewandt".
Vera Lengsfeldt oder Markus Meckel könnten dir in Sachen Stasispitzel anderes erzählen. Von Erich Loest will ich ganz schweigen. Beispiele.
Ich dachte, wir reden hier über den grossteil der Menschen, über das algemeine Leben in der DDR. Zumindest war Ursis Frage so. Du kannst mir doch jetzt nicht mit Meckel und Lengsfeld kommen.
Bader und Meinhoff wurden ja bei euch auch zur genüge ausgespitzelt.
Dummes Beispiel, waren ja terroristen. Aber es gab sicher eine menge Leute, die vom BND ausspioniert wurden
 
Hallo an alle!!!

Ich möchte euch ein wenig über das bzw. mein Leben erzählen den ich bin Geboren in Görlitz
(die Östlichste Stadt in der BRD) in Niederschlesien. Ihr habt mit vielen Dingen Recht was das politische angeht aber ihr könnt nicht erahnen wie das Leben wirklich war.
Noch heute behaupte ich das ich eine sehr schöne Kindheit hatte, meine Familie war da, ich hatte viele Freunde wie auch ihr, obwohl ich heute weiß was ich nicht hatte. Aber wie ihr schon sagt was man nicht kennt das vermisst man auch nicht und so war es auch.
Und trotzdem hatte man im Hinterkopf die Grenzen den mehr als die Ostsee habe ich nicht gesehen.
In unserer Stadt gab es nicht viele Geschäfte in denen man gute Nahrungsmittel kaufen konnte. Manchmal lagen ein paar schon welke Salatklöpfe oder sonsitges Gemüse zum Angebot aber es blieb uns ja nichts anderes übrig. es gab ja auch andere gute Sachen die wir durch aus besaßen. Ja, was mich auch immer wieder fazeniert ist der "Hick-Hack" um diese Banane. Wir hatten keine das stimmt aber selbst heute wo ich sie in Tonnen haben könnte esse ich auch nicht mehr als eine im Monat. Oder wieviel Bananen eßt ihr wenn ihr richtig nach denkt? Das war also nicht Lebnsnotweniges.
Aber ich lobe die DDR auf gar keinen Fall, ich finde es krank wenn es immer noch Leute gibt die sich die Mauer wieder her wünschen (Egal ob Wessi oder Ossi). Ich wünsche solch eine Mauer keinem Land. Ich kann diese dummen TV-Schows die auf RTL und SAT1 oder sonst wo gezeigt werden nicht mehr mit ansehen. Leute wie der Moderator Olliver Geißen meinen sich immer aus zukennen, mit all dem was damals passiert ist und wie es uns ergangen ist.
Die ganze Stasi und alles was dazu gehörte war wirklich nicht witzig. Ich erzähle euch mal wie das genau ablief (Ich hoffe man darf heut darüber reden). Eine Stasiakte über jemanden hatte meißtens einen Grund, wenn man häufig in den Westen gereißt ist oder Pakete aus dem Westen erhalten hatte, den das war ein Grund zur Annahmen das man fliehen möchte. Und wenn Du einmal im Visier warst, dann hast Du keine Chance mehr gehabt. Meine Mutter hatte ihre Schwester in Bochum und da blieb es natürlich nicht aus das sie sich öfters geschrieben hatten und auch Besucht hatten. Die Stasi hatte sich dan jemand für dich ausgeguckt. Jemand mit dem Man in Kontakt ist, jemand der öfter bei dir zuhause ist, einfach jemand mit dem du viel redest. Diese Person hatt man auf der Straße abgefangen (natürlich so das es keiner sieht), in einen Kleinbuss gezert und ihm das mit geteilt was er zutun hat. Wenn Du nein gesagt hattest gingst Du in Knast, also was blieb dir andres übrig. Im Falle meiner Mutter war es ihr Onkel, den sie auf sie angesetzt hatten. Das war ziemlich gemein aber selbt vor der eigenen Familie wurde kein Halt gemacht und für solche und Ähnliche Übeleien stand ja die Stasi. Wenn mein Onkel meiner Mum das erzählt hätte, dass nun gerade er der jenige ist der sie bespitzelt, wäre er ebenfalls in Knast gegangen. Und alle hatten Angst, den man weiß ja ungefähr wie es da zu ging. Da hat man sich lieber gefügt und war still. Von da an mußte mein Onkel natürlich alles weiter leiten und das lief so ab. Er mußte sich einmal in der Woche an einem von der Stasi ausgemachten Platz zb im nahe liegenen Wald oder irgend eine Straße gehen, da kam wieder der Kleinbus wo er rein mußte und hatte dann alle Informationen abgegeben. Und wenn er nicht erschienen wäre könnt ihr euch ja vorstellen was mit ihm passiert wäre. Also kann ich keinen Menschen verstehen der heute sagt "Vor der Wende war alles besser". Das war es garantiert nicht, obwohl es uns nicht schlecht ging.
Zum Schluß noch einen Guten Kracher: Als die Mauer fiel, reißte ich mit dem Zug mit meinen Eltern und meinen Geschwistern nach West-Berlin (Begrüßungsgeld abholen und natürlich die Neugierde), dort drank ich meine erste Coca Cola. Ich kann mich noch genau erinnern, als wäre es gestern. Ich lag in meinem Bett mit meiner ersten Barbie Puppe im Arm (auf die ich sehr stolz war) und hatte fürchterlichen Schluckauf und ich hatte mir gedacht: " Ach du scheiße, was ist das für ein scheiß Gesöff, das trink ich nie wieder". (Ist übrigens nichts draus geworden). Ich habe viele neue gute Freunde hier in den alten Bundesländern gefunden und das ist gut so, den Rest lass ich einfach schwetzen ( die sagen scheiß Wessi oder scheiß Ossi) auf beiden Seiten gibts solche und solche. Ich hoffe das nicht mehr soviele Jahre vergehen müssen, bis wir endlich ein vereintes Deutschland sind.

Mandy
 
Meister schrieb:
naja, dass es ganz so schlimm war, kann ich mir nicht vorstellen.
ein gewisses gespür, wem du vertrauen kannst, entwickelst du wohl schon mit der zeit.

ich weiss auch nicht, woher du - ursi - die infos hast und wie alt du bist, ich bin ende der 70er geboren und habe auf der anderen seite des rheins wahrscheinlich die gleichen infos erhalten, wie du auf deiner (ok, ich war noch recht jung, als die mauer fiel...) und die waren so schlimm auch wieder nicht, jedenfalls wurden auch die positiven seiten dargestellt.

es kommt halt immer darauf an welche Lehrer man hatte. Meine Lehrer haben da ganz klar bei der Mauer halt gemacht und haben die DDR und Russland sehr Negativ dargestellt, positive Seiten gab es nicht. Ich bin doch ein wenig älter als Du und meine Schulzeit wurde doch vom Kalten Krieg geprägt.

Zum Glück habe ich nie alles geglaubt was einem Lehrer so erzählen ;)
 
ok, meine gymnasialzeit hat angefangen, da war der kalte krieg gerade vorbei.
das thema wurde bei uns relativ selten angesprochen (wenn, dann in bezug auf kuba-krise und ähnliches), wird also wohl von da her rühren, dass das ganze nicht so negativ konotiert war....
 
Hey Florian,
auch ich habe die DDR nicht erlebt, bin erst 92/93 nach Sachsen gekommen.
Aber was Mercy meinte, ist die Tatsache, der nachgewiesene Fakt, dass die Zahl der IMs (informelle Mitarbeiter) enorm hoch war. 91 000 hauptamtlichen und 173 000 Informellen Mitarbeitern.
Dazu mal eine interessante Seite: http://www.stasiopfer.de/arbeit.html
 
Ich glaube, dass es in Teilen aneinander vorbeigeht.....

Ich bestreite nicht, dass das jeweilige Leben (Bsp. Florian, mandi) sehr wohl schön, nett oder wie auch immer war. Das persönliche Empfinden unterscheidet sich hierdurch wohl in keiner Weise von anderen Biographien. Und es behauptet wohl auch keiner, dass die DDR ihre Bürger permanent terrorisiert hätte....
Das negative Bild aber, das von der DDR vermittelt wird, entsteht ganz simpel nicht aus den persönlichen Biographien sondern der "ganz normalen Staatsdoktrin". Und hier ist es eben Tatsache (wie Tib.Gabinius sehr richtig bemerkt) ein nicht geringer Prozentsatz der Bevölkerung den Rest und sich selbst bespitzelt hat. Das hat in der BRD und durch den BND so nie stattgefunden. Auch das Beispiel Meckel contra Baader oder Bohley contra Meinhof hinkt enorm (Gründe dürften nachvollziehbar sein).
Auch, und das ist das größte Verbrechen, wurden Menschen an der Grenze erschossen, die nur eines wollten: Ihren Wohnsitz von Berlin nach Berlin verlegen....Auch hier behauptet niemand, dass nun jeder Grenzsoldat immer und sofort geschossen hätte und regelrecht blutdürstend gewesen sei. Genau wie in jeder Armee der Welt, genau wie in jeder Partei, Gewerkschaft, Kirche oder sonstigen Institution gabs solche und solche (um mal ein Sprichwort von hier zu verwenden: Es gibt sottiche und sottiche. Aber mehr sottiche wie sottiche)
 
Hallo Mandy,
ich finde deine Schreibweise köstlich, so ganz ohne Hintergedanken, einfach nur von der Seele geredet.
Eines ist mir als Nicht-Görlitzer immer unklar. Warum sind die Görlitzer eigentlich so stolz zu Niederschlesien zu gehören. Diese Periode dauerte doch nur von knapp 130 Jahre und war Folge der Besetzung durch die Preußen, aufgrund dessen, daß Sachsen auf Seiten Napoleons gekämpft hat. Davor und danach war es doch immer Lausitz, bzw. Sachsen.
 
Es ist ja auch die Oberlausitz. Mein KFZ-Kennzeichen lautet zb : NOL das heißt Niederschlesischer-Oberlausitzkreis, das ist auch irgendwie doppelt gemoppelt. Ich bin stolz auf meine Heimat,nicht so wie manche umherlaufen "Ich bin stolz ein Deutscher zu sein", nein das meine ich nicht. Einfach zu wissen woher man kommt und wo man Geboren ist, ich fahre heut noch gern zurück in die Lausitz.
Ich schäme mich nicht wo ich her komme oder Du etwa ???
 
Nachdem Frankreich in Russland fiel wurde 1815 auf dem Wiener Kongress von den Europäischen Mächten die Oberlausitz in die sächsische und preußische Oberlausitz geteilt. Nach 1945 dem Zusammenbruch Deutschlands (Mauer) war der größte Teil der Oberlausitz im Land Sachsen wieder vereint. 1952 wurde durch die Verwaltungsreform in der DDR die Länder aufgelöst und in Bezirke unterteilt, wodurch die Oberlausitz wieder geteilt wurde. Und nach 1990, seit der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten zur Bundesrepublik Deutschland ist der größte Teil des alten Markgraftums Oberlausitz innerhalb des Freistaates Sachsen wieder vereint. zMandy
 
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