Die DDR - Warum hat den Menschen in der DDR das Leben nicht gefallen?

An der Stelle muß ich alle Mitdiskutanten kurz um Entschuldigung bitten, da ich mich noch zu einigen grundsätzlichen Dingen äußern muß...



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Dieser Einwand ist nicht nur berechtigt, sondern auch sozusagen die "Geschäftsgrundlage" für jede sinnvolle historische Diskussion. Das ist eigentlich selbstverständlich!

Leider ist der von mir angeführte Punkt offenbar doch nicht so allgemein selbstverständlich...

Ich würde es als ziemlich ärgerlich betrachten, wenn mir auf einen berechtigten Einwand eine Scheinargumentation und Geschichtsklitterung unterstellt wird, um die DDR verurteilen zu können, aber ich bin ja auch nicht @timotheus.

Ich danke Dir dennoch für Deine Unterstützung während meiner zwischenzeitlichen Abwesenheit.
Verärgert bin ich übrigens nicht; es ist nur in höchstem Maße erstaunlich, daß Antworten wie
... doch nur so kannst du die DDR geißeln für etwas, was in anderen staaten, die du aber nicht geißeln willst (das ist nämlich der punkt!!!) und/oder zu anderen zeiten durchaus auch passierte. das ist jedoch keine ergebnisoffene analyse historischer ereignisse, sondern eine rein ergebnisgeleitete (man sucht sich die passenden fakten und argumente, um ein ergebnis, das bereits vor der untersuchung feststeht, nur noch zu bestätigen). ich finde das unwissenschaftlich!!!
...
... letztlich zeigt dein hinweis wieder, was ich meine: du suchst dir nur die fakten heraus, die deine bereits vorhandene meinung über die DDR stützen. was dem widerspricht, wird ignoriert oder geleugnet oder schlecht geredet oder abgewertet. übrig bleibt, was übrig bleiben soll.
auf meinen Einwand erfolgten.
Aber daran muß ich mich wohl in dieser Diskussion gewöhnen...



... ich verstehe, warum sie im mittelalter folterten (ein stichwort, weil es sonst zu weit führen würde: der geist ist willig, aber das fleisch ist schwach) und dennoch werde ich folter immer als unmenschlich bewerten! (übrigens auch in der DDR, sollte es dort sowas gegeben haben.) wie könnte man denn sagen: folter im mittelalter war ok, aber heuzutage ist folter nicht mehr in ordnung?!?

Daß es im Mittelalter OK war, hat hier mW so niemand behauptet.
Aber dazu eine rhetorische Frage: Welchem Zweck diente denn die Folter im Mittelalter?



... ist es nicht auffällig, dass je länger eine zeit zurückliegt, desto "wohlwollender" (nachsichtiger) wir/ihr über die damaligen missstände und/oder verbrechen zu urteilen bereit sind/seid?! warum eigentlich???

genauer gesagt, desto nachsichtiger ist die "bürgerliche geschichtsbetrachtung", denn in der DDR kamen weder die sklavenhaltenstaaten der antike noch die folternden feudalstaaten des mittelalters in diesem sinne ungeschoren davon, ohne dass jedoch einfach alles geredet wurde. es wurde auch anerkannt und entsprechend positiv gewertet, was es damals bereits an fortschritten gab (attische demokratie usw.)

Keineswegs ist die "bürgerliche Geschichtsbetrachtung" da besonders nachsichtig - im Gegenteil: sie war z.B. für das europäische Mittelalter in ihren Ursprüngen antiklerikal sowie antiaristokratisch und fußte auf den Bildern, welche Renaissancehumanisten und Auklärer von diesen "dunklen" Zeiten gemalt hatten. Eines muß man ihr jedoch zu Gute halten: von diesen Fehlsichten der Ursprungszeit hat sich zumindest die seriöse Geschichtsbetrachtung inzwischen entfernt.
 
...Ich würde eher mal sagen, die Umweltproblematik paßt genau zur Ausgangsthema.
Die Umweltpolitik paßt als ein Aspekt tatsächlich gut in dieses Thema, denn auf Grund der Vernachlässigung von Umweltschutzmaßnahmen in der DDR war auch die Bevölkerung direkt betroffen.
Die Gründe dafür waren vor allen ökonomischer Natur. Obwohl es bereits seit 1971 ein Ministerium für Umweltschutz in der DDR gab, wurden auf Grund fehlender finanzieller Mittel kaum Umweltschutzmaßnahmen ergriffen.
siehe: Umweltpolitik - Handwörterbuch des politischen Systems der Bundesrepublik

Das Paradebeispiel ist hier der Industriestandort Bitterfeld, wo auf Grund der hohen Luftverschmutzung ein erhöhter Krankenstand zu verzeichnen war. Bei den Kindern waren Krankheiten wie Pseudo-Krupp besonders häufig, aber auch bei den Erwachsenen traten häufige Erkrankungen der Atemwege auf, insbesondere durch eine erhöhte Luftbelastung durch Schwefeldioxid.

Ein recht sarkastischer Spruch war z. B.:
"Und diese Dünste, die als Wegweiser dienen könnten. Bitte gehen Sie geradeaus bis zum Ammoniak, dann links bis zur Salpetersäure. Wenn Sie einen stechenden Schmerz in Hals und Bronchien spüren, kehren Sie um und rufen den Arzt, das war dann Schwefeldioxyd."
siehe: Revitalisierung eines Industriestandortes - Aus Politik und Zeitgeschichte (B 22-23/2000)
:autsch:

Die Luftverschutzung war aber nicht nur hier extrem, auch beim Uran-Bergbaukombinat Wismut Aue - um noch ein weitres Beispiel zu nennen - war das ein Problem.
Der vernachlässigte Umweltschutz führte dem zur Folge ebenfalls zu einer Verschlechterung der Lebensqualität in der DDR.

Edit:
Auf der anderen Seite gab es ein Exportabkommen zwischen der DDR und der BRD bzw. West-Berlin, wie im folgenden Beispiel:
...Schließlich wurde am 11. Dezember 1974 ein Vertrag zwischen der Firma BBH und der BC abgeschlossen: Ein „Vertrag über die Verbringung von Abfallstoffen aus Berlin (West) und ihre Beseitigung in der DDR“. Seine Gültigkeit erstreckte sich vom 1. Januar 1975 bis zum 31. Dezember 1994.
(...)
Mit diesem Vertrag konnte bis 1994 die Verbringung von 18 Mio. m³ Bodenaushub, 38 Mio.
m³ Bauschutt und 35 Mio. t fester Siedlungsabfälle in die DDR gesichert werden. Das für die Jahre 1979 bis 1983 festgelegte Liefersoll für Siedlungsabfälle schrieb einen jährlichen
Anstieg um 100.000 t vor.
(...)
Am Ende akzeptierte die DDR-Seite einen Preis von 25,7 DM/t mit folgenden Zusatzkonditionen: eine jährliche Preiskorrektur auf der Grundlage der Teuerungsrate in der Bundesrepublik Deutschland, die Stellung der gesamten Deponieausrüstung durch die Westberliner Seite und eine 90%ige jährliche Vorauskasse.

Durch den Vertrag gelang es der DDR, Valutaeinahmen in Höhe von insgesamt 1,25 Milliarden Valutamark für zwanzig Jahre zu erwirtschaften.
(...)​
Von der Basisabdichtung und dem Sickerwasserproblem war dabei kaum die Rede...

siehe: http://edocs.tu-berlin.de/diss/2003/park_jinhee.pdf

Mit anderen Bundesländern der BRD gab es weitere Verträge dieser Art.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Umweltpolitik paßt als ein Aspekt tatsächlich gut in dieses Thema, denn auf Grund der Vernachlässigung von Umweltschutzmaßnahmen in der DDR war auch die Bevölkerung direkt betroffen.

Genau darauf war der knappe Hinweis in #300 bzgl. wahrnehmbarer Umweltschäden bezogen. Zu erwähnen wäre neben den Kraftwerken noch der Hausbrand als Faktor in den Städten, außerhalb der Fernwärmeversorgung.

Das Thema "Boden und Gewässerimmissionen" konnte dagegen - mangels Informationen - nicht in seiner Tragweite von der breite Bevölkerung in der DDR erfaßt werden. Bekannt war es zT in den verursachenden Betrieben, auch wenn hier wegen der Produktionsvorgaben keine Rücksicht genommen werden konnte. Drei Beispielfälle aus der Erinnerung:

- in einem Chemiebetrieb bestanden (dort bekannte) auf dem Grundwasser aufschwimmende MKW-Phasen von mehreren Metern Stärke, von den Belastungen im Grundwasser außerhalb dieser Phase ganz zu schweigen. ZT stammten diese noch aus der Notflutung entsprechender Tanks im Zweiten Weltkrieg. Sanierungsmaßnahmen wurden nie ergriffen, und auch der bakterielle Abbau über 4 1/2 Jahrzehnte brachte wenig angesichts ständig neuer Bodeneinträge und natürlich der Stärke der Verschmutzung.
- in einem weiteren Betrieb waren Hg-Einträge in diversen Gebäuden bekannt. Entsprechende Gebäudeteile wurden durch Matten abgehängt, ohne weiteren Schutz der Mitarbeiter.
- für die diversen Hochhalde-Deponien konnten (wahrscheinlich aus finanziellen Gründen) keine Verfahren der wirksamen Abdeckung gefunden und verwendet werden. @barbarossa hat ebenfalls auf die Wismut verwiesen. Die gleichen Probleme bestanden aber auch beim Abraum zB im Kali. Die Folge waren Erosionen der Hochhalden und damit großflächige Emmissionen durch den Wind.

Ein Beispiel dafür, dass solche Deponien sogar der Aufbereitung zugeführt werden konnten (den Gegensatz dazu, den "Silbersee", habe ich in #300 erwähnt und verlinkt): Deponie "Neue Sorge"
Altlasten-Projekte

Andere Fälle der Altlasten:
Altlasten-Projekte
Altlasten-Projekte
Altlasten-Projekte
Altlasten-Projekte
Altlasten-Projekte
Altlasten-Projekte
Altlasten-Projekte

Der Klarheit halber, weil von @florian angesprochen: massenweise Altlastenflächen (idR aus der Industriehistorie der Flächen) sind auch in den alten Bundesländern erfaßt.
Altlastenerfassung, bundesweit
Der DDR fehlten jedoch, wie schon mehrfach angesprochen, die Ressourcen, um an diese Problematik heranzugehen bzw. Verschlechterungen zu unterbinden. Die Entwicklung wie in anderen Industrieländern (BRD zB 1957 das Wasserhaushaltsgesetz, die Verwendung des allgemeinen POR zur Gefahrenabwehr bei Bodenlasten vor dem Bodenschutzgesetz, oder etwa die ab 1974 vorgeschriebene Rauchgasentschwefelung bei Neuanlagen, ab 1983 Nachrüstung)
Wasserhaushaltsgesetz ? Wikipedia
Rauchgasentschwefelung ? Wikipedia
Dreizehnte Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes ? Wikipedia
konnte nicht nachvollzogen werden.
 
War doch im Westen auch nicht anders.
Wer hat sich denn vor 1980 gross um Umwelt gekümmert?
Das liesst sich ja so, wie, nur die DDR hat Müll gemacht.
Selbst vor den Grünen gab es schon ein gewisses Umweltbewußtsein im Westen. ;)
Ich erinnere nur an die Slogans der Bundesbahn bei der Einstellung des Dampfbetriebs.

Das Problem betrifft auch nicht nur den eigenen Müll der DDR. 1985 habe ich in der Nähe von Dresden eine öffentliche Warnung an einem Waldweg gesehen, wo auf die Gefahr des sauren Waldbodens für Hunde hingewiesen wurde (die Pfoten sollten nach dem Spaziergang gewaschen werden). Ursache die Luft aus der CSSR.

Ich bezweifele zwar, dass bei den vorherrschenden Windverhältnissen wirklich die CSSR dafür verantwortlich war, aber der Wald sah schon sehr tot aus. :S

Die Umwelt- und Naturschutzgesetze in der DDR waren eigentlich vorbildlich wie vieles, das auf dem Papier stand. Nur die Umsetzung harperte, wie bei der Verfassung und der Helsinki-Akte.
Das ist wohl das Hauptproblem. Selbst wenn gegen Gesetze verstoßen wurde, so konnte man der verantwortlichen Verwaltung nicht an den Kragen. Das ist ja selbst heute noch ein Problem, aber wenigstens gibt es die Möglichkeit von Klagen vor Gericht.

Solwac
 
Ich war letzte Woche (endlich) mal wieder für ein paar Tage in Berlin. Da der 3.10. in aller Munde war, gab es auch etliche Gespräche mit Leuten, die in der DDR aufgewachsen sind. Keinem hat das Leben in der DDR gut gefallen, aber alle hatten schöne Erinnerungen an ihr Leben. Etwas überspitzt kann man sagen, dass ein glückliches Privatleben einfach einer bewussten Abschottung gegenüber dem Staat bedurfte.

Besonders deutlich wurde mir das im Märkischen Museum bei den Diskussion zu den Themen Stalinallee und Berlin in der DDR allgemein. Sowohl die Museumsoffiziellen (von denen etliche Rentner auf 400 Euro-Basis sein dürften) als auch die teilweise sehr jungen Besucher mit Geschichten aus ihrem Elternhaus haben das bei aller individuellen Erfahrung bestätigt.

Auch wurde der staatliche Zugriff bei Kindergarten, Schule und organisierter Freizeit durchaus nicht als menschenfreundlich empfunden. Natürlich war dadurch einiges an Möglichkeiten geboten, aber alle diese Möglichkeiten zeigten in eine Richtung. Man unterliegt halt in jeder Gesellschaft verschiedenen Zwängen, die materiell oder sozial begründet sind.

Solwac
 
Ich möchte die von mir dargelegten Grundprobleme der DDR Bevölkerung nochmals in die Diskussion einbringen und freu mich vor allem auf die Reaktion unseres linientreuen flitzpiepe.

Grundprobleme der Menschen und Bevölkerung der DDR:

-Freiheits- und Persönlichkeitsrechte wurde dem einzelnen Entzogen
-Bevölkerung wurden vom SED Regime in jeder Art und Weise bevormundet, gesellschaftlich wie auch wirtschaftlich.
-Bevölkerung wurde systematisch Belogen und mit "Angst" unter Druck gesetzt
-für normale und friedliche Lebensumstände hatte die Bevölkerung keine Wahl, alle Vorgaben des SED Regimes mussten übernommen werden
-stetig wachsende Wohnungsnot, nachhaltig schlechte Infrastrukturen, mangelnde moderne Kommunikationsnetze
-Unterversorgung durch sich Nichtanpassende Planwirtschaft an den Bedarf der Bevölkerung, denn nur von Grundnahrungsmitteln lebt die Bevölkerung, ist aber nicht befriedigt
-durch das starre Gesellschafts- und Wirtschaftssystem konnte sich das SED Regime nicht mehr Zeitgemäß auf seine Bevölkerung einstellen
-Polizeistaat und Militarismus prägten die innere Gesellschaft der DDR, die im klaren Gegensatz mit einer demokratischen und sozialen Lebensweise der Bevölkerung stand.

1989 verlor das DDR/SED Regime eines ihrer wichtigsten Machtinstrumente, die Angst.

Wer möchte unter den o.g. Umständen leben?
 
Ich war letzte Woche (endlich) mal wieder für ein paar Tage in Berlin. Da der 3.10. in aller Munde war, gab es auch etliche Gespräche mit Leuten, die in der DDR aufgewachsen sind. Keinem hat das Leben in der DDR gut gefallen, aber alle hatten schöne Erinnerungen an ihr Leben. ...
Man unterliegt halt in jeder Gesellschaft verschiedenen Zwängen, die materiell oder sozial begründet sind.

Aus psychologischer Sicht auch natürlich, dass man sich gern an seine Kindheit erinnert; an das ungezwungene Spielen, Forscher und Entdecker sein, ohne allzu große Pflichten, keine Verantwortung. Das ist keineswegs ein DDR-Phänomen.
Es ist kein Zwang, sich das Privatleben so schön wie möglich zu machen. Auch in freiheitlichen Staaten wird jeder selbst entscheiden, wie weit und für wen man sich im Privaten öffnet, um das Ausleben von Wohlgefühlen Raum zu geben.
 
Ich war letzte Woche (endlich) mal wieder für ein paar Tage in Berlin. Da der 3.10. in aller Munde war, gab es auch etliche Gespräche mit Leuten, die in der DDR aufgewachsen sind. Keinem hat das Leben in der DDR gut gefallen, aber alle hatten schöne Erinnerungen an ihr Leben. Etwas überspitzt kann man sagen, dass ein glückliches Privatleben einfach einer bewussten Abschottung gegenüber dem Staat bedurfte.

Besonders deutlich wurde mir das im Märkischen Museum bei den Diskussion zu den Themen Stalinallee und Berlin in der DDR allgemein. Sowohl die Museumsoffiziellen (von denen etliche Rentner auf 400 Euro-Basis sein dürften) als auch die teilweise sehr jungen Besucher mit Geschichten aus ihrem Elternhaus haben das bei aller individuellen Erfahrung bestätigt.

Auch wurde der staatliche Zugriff bei Kindergarten, Schule und organisierter Freizeit durchaus nicht als menschenfreundlich empfunden. Natürlich war dadurch einiges an Möglichkeiten geboten, aber alle diese Möglichkeiten zeigten in eine Richtung. Man unterliegt halt in jeder Gesellschaft verschiedenen Zwängen, die materiell oder sozial begründet sind.

Solwac

Das Gedicht vom "goldenen Käfig" kennt ihr ja, oder?

Der goldene Käfig, er ist sehr schön.
Doch innen drin ist kaum Platz um spazieren zu gehen.
Doch draußen in der Welt sind die Menschen.
Ohne mich, ich bin im goldnenen Käfig versteckt.

Der goldene Käfig, ich hab ihn noch niemals gewollt.
Er umgiebt mich seit über 40 Jahren.
Niemals werd ich die Hoffnung aufgeben,
einmal frei gelassen zu werden!
Bamboleo, Bambolea, lalalala. Bamboleo, Bambolea, lalalala

Der goldene Käfig, er ist aber auch gut.
Das Essen ist lecker und im Ofen ist Glut.
Der goldene Käfig, ich hab ihn nicht gewollt.
Doch er ist da, so lang der Rubel rollt!
Bamboleo, Bamboleo, Bamboleo, Bamboleo, Bamboleo
Quelle: Helge Schneider - Der Goldene Kfig LYRICS

Schon sehr treffend finde ich.


Mal so nebenbei: Ist das im Original wirklich von Helge Scheider?
 
Das Gedicht vom "goldenen Käfig" kennt ihr ja, oder?

Mal so nebenbei: Ist das im Original wirklich von Helge Scheider?
Vom Scheider nicht, aber vom Schneider:

Titel: Es gibt Reis, Baby : [mit Musik aus dem Texas-Film]
Enth.: Dubiduppdubi. Das prangere ich an. Der goldene Käfig. Der Nachbar. Buttersong. Katzeklo. Meine Katze. Die Annonce. Vibrationboogie. Das zerzauste Haar. Summertime. Telefonmann. Bitte geh nicht vorbei. Mister Graffity. Es gibt Reis, Baby. Die Bäckerin. Ich stand auf der Strasse. Wenn ich dich nicht halten kann. Der Rabe. Operette für eine kleine Katze. Is doch albern. My name is Peter, I'm old. Das alte Reinhold-Helge-Spiel. In der Badeanstalt.
 
Heute wieder eine subjektive Meinung gehört:

O-Ton: "Klar, war blöd, dass man nur in bestimmte Länder fahren durfte, man hätte ja auch mal nach Frankreich fahren wollen. Und sicher ist es in dem Sinne schöner, wenn man sich heute auch mal was leisten kann, was der Nachbar nicht hat, in der DDR waren damals ja alle gleich bestückt. Aber es war nicht im Grunde schlecht, man hatte alles, was man brauchte, Urlaub, die Kinder waren versorgt, jeder hatte seinen Job. Also im Prinzip kann man sagen, wenn man nun nicht gerade mit dem Staat oder dessen Organen wie Stasi oder NVA in Konflikt geriet, konnte man da trotz allem gut leben."
 
Heute wieder eine subjektive Meinung gehört:

O-Ton: "Klar, war blöd, dass man nur in bestimmte Länder fahren durfte, man hätte ja auch mal nach Frankreich fahren wollen. Und sicher ist es in dem Sinne schöner, wenn man sich heute auch mal was leisten kann, was der Nachbar nicht hat, in der DDR waren damals ja alle gleich bestückt. Aber es war nicht im Grunde schlecht, man hatte alles, was man brauchte, Urlaub, die Kinder waren versorgt, jeder hatte seinen Job. Also im Prinzip kann man sagen, wenn man nun nicht gerade mit dem Staat oder dessen Organen wie Stasi oder NVA in Konflikt geriet, konnte man da trotz allem gut leben."
Wer hat das von sich gegeben bzw. von wo kam der?


Edit: Das hier ist übrigens mein 3000. Beitrag!
:banana:
 
Zuletzt bearbeitet:
guten abend,

nun bin ich doch länger fortgeblieben als geplant, aber eben entdeckte ich beim nachrichtenlesen im internet folgenden interessanten artikel. ich glaube, der ist für viele hier ganz interessant.

ein auszug (ich glaube, 20% darf man ja immer zitieren?!?):

" ... Kürzlich ging die Meldung durch die Presse, dass Honecker auf Wunsch von Moskau schon 1987 gestürzt werden sollte. Damals habe es in Dresden ein Geheimtreffen von KGB-Chef Krjutschkow mit SED-Bezirkssekretär Hans Modrow sowie mit Markus Wolf gegeben. Trifft es zu, dass Modrow der Wunschkandidat Gorbatschows für die Nachfolge Honeckers war?
Das sind nachträgliche Spekulationen, die am Gang der Ereignisse nichts ändern. Was die Meldung betrifft, so stimmen die Fakten nicht. Markus Wolf war schon 1986 aus dem MfS ausgeschieden. Nicht Wolf, sondern sein Nachfolger Werner Großmann begleitete Krjutschkow – damals noch KGB-Vize – nach Dresden. Krjutschkow sprach auch nicht mit Modrow, sondern mit dem 2. Sekretär der Bezirksleitung sowie mit Manfred von Ardenne, der zehn Jahre als Atomphysiker in der Sowjetunion gearbeitet hatte.

(...)

In seiner saarländischen Heimat erklärte Honecker, es werde der Tag kommen, an dem der Reiseverkehr zwischen den beiden deutschen Staaten so einfach sei wie zwischen der DDR und Polen oder der CSSR.
Ja, er hatte es kaum gesagt, da meldete sich der sowjetische Botschafter und fragte mich im Auftrag seines Chefs, wie das zu verstehen sei. Die Äußerungen wären nicht mit Moskau abgestimmt. Die Differenzen zwischen Honecker und Gorbatschow resultierten nicht in erster Linie, wie meist behauptet wird, aus der Perestroika- und der Glasnost-Politik des KPdSU-Generalsekretärs. Für 1988/89 mag das zutreffen. Doch die Wurzeln der Meinungsverschiedenheiten liegen darin, dass Gorbatschow die flexible Politik der DDR gegenüber Bonn nicht wollte. Manchmal waren die Rollen vertauscht: Es war nicht immer so, wie es heute heißt, dass in Berlin der notorische Dogmatiker saß und in Moskau der stürmische Reformer.

(...)

Bei Ihrer Antrittsrede im ZK benutzten Sie den Begriff »Wende«. Gauck und Eppelmann halten genau deswegen dieses Wort für den Herbst 89 für ungeeignet.
Ich wollte eine Wende in Richtung einer veränderten DDR. Mir ging es darum, das verloren gegangene Vertrauen der Bürger wieder zu gewinnen, die Krise, in der die DDR steckte, zu überwinden, ohne die DDR aufzugeben. Dass dies nicht gelang, schmerzt mich bis zu meinem Lebensende. Ich habe den Eindruck, Gauck und Eppelmann erinnern sich nicht mehr genau, was die Demonstranten damals tatsächlich wollten. Weder am 9. Oktober noch am 4. November waren Forderungen nach Abschaffung der DDR zu hören. Am 9. Oktober waren in Leipzig 70 000 Menschen auf der Straße. Die Mehrheit von ihnen fand sich bald auf den Arbeitsämtern wieder. Das hat wohl niemand von ihnen gewollt. Und die große Reiselust der DDR-Bürger nach dem 9. November war auch kein Blankoscheck für die Zustimmung zur politischen Ordnung der Bundesrepublik. Noch im Oktober 1989 hatte Herr Eppelmann in einem Brief an mich bekundet, es ginge auch ihm »um Demokratie und Sozialismus in unserem Lande«. Da Gauck und Eppelmann inzwischen etwas ganz anderes tun, haben sie ihre Probleme mit dem Wendebegriff. Ich kann verstehen, dass sie mit mir nicht einmal Begriffe teilen wollen. Ich aber auch nicht mit ihnen. ..."

ND, vom 12.10.2009, "Wir sind hochmütig geworden" (Interview mit Egon Krenz)
12.10.2009: »Wir sind hochmütig geworden« (Tageszeitung Neues Deutschland)


fakten, fakten und fakten ............. hm, aber wo ist wahrheit???

gruß!
 
Zuletzt bearbeitet:
ND, vom 12.10.2009, "Wir sind hochmütig geworden" (Interview mit Egon Krenz)
12.10.2009: »Wir sind hochmütig geworden« (Tageszeitung Neues Deutschland)
Wer ist denn Egon Krenz? :schlafen:

Jemand, dessen eigene Vergangenheitsbewältigung ihn bspw. zu Aussagen zum Schießbefehl an der innerdeutschen Grenze gebracht hat wie "Es hat einen Tötungsbefehl oder – wie Sie es nennen – Schießbefehl, nicht gegeben. Das weiß ich nicht aus Akten, das weiß ich aus eigenem Erleben. So ein Befehl hätte den Gesetzen der DDR auch widersprochen" (Egon Krenz am 13. August 2007) - und das trotz amtlicher Dokumente darüber.
Da bitte ich vielmals um Entschuldigung, aber die Retrospektive dieses Mannes kann an der Stelle wohl nur ein Witz sein...
 
Jemand, dessen eigene Vergangenheitsbewältigung ihn bspw. zu Aussagen zum Schießbefehl an der innerdeutschen Grenze gebracht hat wie "Es hat einen Tötungsbefehl oder – wie Sie es nennen – Schießbefehl, nicht gegeben. Das weiß ich nicht aus Akten, das weiß ich aus eigenem Erleben. So ein Befehl hätte den Gesetzen der DDR auch widersprochen" - und das trotz amtlicher Dokumente darüber.
Da bitte ich vielmals um Entschuldigung, aber die Retrospektive dieses Mannes kann an der Stelle wohl nur ein Witz sein...

hallo,

ach, das macht mir doch nichts. ich nehme dir das nicht übel. so ist es ja immer. die menschen, deren meinungen uns nicht gefallen, werden eben abgewertet. ein "schlechter mensch" kann ja auch nur schlechtes (=falsches) äußern. so kann man am einfachsten "angriffe" auf das eigene denken abwehren.

aber ich wollte noch auf die beilage aufmerksam machen mit weiteren zeitzeugenberichten (ein interview mit hans modrow, ein bericht eines ehemaligen regimekritikers, wenn ich das beim überfliegen richtig erkannt habe usw.) ist doch interessant, nicht immer nur die eigene meinung in den äußerungen der anderen zu lesen, oder?

auszug:

Ja-Nein-Optionen taugen nicht dazu, das
DDR-Bild derjenigen zu erfassen (und zu
bewerten), die neben dem Schulbuchwissen
über die DDR auch Eindrücke von Familienmitgliedern
und Bekannten zu verarbeiten
haben, die eben nicht ständig das Gefühl
hatten, in einem »Unrechtsstaat« zu
leben. »In der Schule wird das Thema so
besprochen, wie jedes andere geschichtliche
Thema auch«, sagt Claudia, eine
19-jährige Gymnasiastin, »das geht hier
rein und da raus.« Was wirklich interessiert,
sind die eigenen Erfahrungen der Gegenwart
– Überwachungskameras in der
Straßenbahn, Polizeiwillkür beim Fußballspiel,
Nazis in der Nachbarschaft. Ist das
die Demokratie, die der »Diktatur DDR« so

überlegen ist?

ND-Beilage "Auferstanden aus Ruinen", vom 07.10.2009
20 Jahre nach '89 - 52 Geschichten (Tageszeitung Neues Deutschland)

gruß!
 
@ Timo
Was willst du? Irgendwas muss der Mann ja sagen, um nicht als Pfeiffe hingestellt zu werden, die er ja war.

Mir ging es bei meinem Einwand nicht um "die Pfeife, die er war" o. dgl., sondern darum, daß wir derartige Retrospektiven entsprechend der historischen Methodik einordnen müssen.
Und um gleich dem vorzubeugen, das ließe ich nur bzgl. der DDR gelten: Solche Maßstäbe a la "kann an der Stelle eigentlich nur ein Witz sein" lege ich auch dann an, wenn ich bspw. Retrospektiven ehemaliger kaiserlicher Generäle aus den 1920er Jahren lese, in welchen sie nachträglich am Schreibtisch den verlorenen Ersten Weltkrieg gewonnen haben, oder bspw. Retrospektiven ehemaliger Wehrmachtsoffiziere o. dgl., welche nachträglich sowohl den Angriff gegen Polen 1939 als Verteidigungskrieg wie auch den gegen die UdSSR 1941 als Präventivschlag sehen wollen.



... so ist es ja immer. die menschen, deren meinungen uns nicht gefallen, werden eben abgewertet. ein "schlechter mensch" kann ja auch nur schlechtes (=falsches) äußern. so kann man am einfachsten "angriffe" auf das eigene denken abwehren.

Um es ganz offen zu schreiben: Günter Schabowski ist mir nun auch nicht gerade sympathisch, aber seine Retrospektiven bzgl. der DDR-Vergangenheit, seiner Rolle im Politbüro der SED sowie seine Mitverantwortung etc. pp. sind durchaus von sachlicher Selbstkritik getragen, die man akzeptieren kann.

... aber ich wollte noch auf die beilage aufmerksam machen mit weiteren zeitzeugenberichten (ein interview mit hans modrow, ein bericht eines ehemaligen regimekritikers, wenn ich das beim überfliegen richtig erkannt habe usw.) ist doch interessant, nicht immer nur die eigene meinung in den äußerungen der anderen zu lesen, oder?

Das Interview mit Hans Modrow - den man übrigens mE zu Recht als Reformer, aber dennoch nicht gerade als Regimekritiker bezeichnen kann, aber sei's drum - findet man übrigens als genauen Link hier: http://www.neues-deutschland.de/_web_alt/downloads/ddr_60_beilage.pdf (Seite 4 f.)

Anm.: Daß ich dies hier verlinke, zeigt zudem, daß ich durchaus mit Meinungen umgehen kann, welche ich nicht unbedingt teile... :fs:
 
Schön zu sehen lieber flitzpiepe, dass es nun den ehm. Linientreuen so geht, wie damals der demokratischen Opposition bzw. der Bürgerrechtsbewegung in der DDR. Diese wurden genau mit deinen Worten in DDR verfolgt und nicht nur Mundtot gemacht.
ach, das macht mir doch nichts. ich nehme dir das nicht übel. so ist es ja immer. die menschen, deren meinungen uns nicht gefallen, werden eben abgewertet. ein "schlechter mensch" kann ja auch nur schlechtes (=falsches) äußern. so kann man am einfachsten "angriffe" auf das eigene denken abwehren.

Deine Beweisführung und Geschichtsverdrehung anhand des "Neuen Deutschland" ist einfach nur lächerlich und beweist, dass selbst heute noch "Schönredner" der ehm. DDR an Realitätsverlust leiden.

Die DDR war ein bevölkerungsfeindlicher Staat der all die unterdrückte, die sich nicht anpassten. Das SED-Regime machte mit Lügen und Angst seine Bevölkerung zu passiven Elementen einer verbrecherischen Politik und nutzte den sozialistischen Gedanken, um sich persönlich an Materiellen Dingen zu bereichern sowie uneingeschränkte Macht auszuüben.

Flitzpiepe, wenn Du so ein bekennender Sozialist oder gar Kommunist bist, dann kannst Du diesen menschenverachtenden DDR Staat eigendlich nichts abgewinnen, denn auch auch die Idealisten wurden vom SED-Regime belogen und betrogen.

An einer anderen Stelle habe ich die Frage schon einmal gestellt:

Ist es ein Bestandteil des Sozialismus bzw. Kommunismus menschenverachtend zu sein?
 
fakten, fakten und fakten ............. hm, aber wo ist wahrheit???

Inflationäre Interpunktion wird in Foren oft als Schreien empfunden. Beim reflexartigen "Gruß!", den du immer ans Ende setzt, reicht doch offenbar auch ein Zeichen.


Zum Thema: prüfe einmal, inwieweit Krenz tatsächlich auf die Fragen antwortet. Welchen Kontext weisen die Antworten zur Fragestellung bzw. den darin enthaltenen Behauptungen auf. Zur Übersichtlichkeit die wesentlichen Fragen:

1. ... Honecker auf Wunsch von Moskau schon 1987 gestürzt werden sollte?
2. ... Modrow der Wunschkandidat Gorbatschows für die Nachfolge Honeckers?
3. ... erklärte Honecker, es werde der Tag kommen, an dem der Reiseverkehr zwischen den beiden deutschen Staaten so einfach sei?
4. ... Wende: ... dieses Wort für den Herbst 89 ... ungeeignet?

Was wird - auf den Punkt gebracht - geantwortet. Welches Wissen hat der Befragte, um zB auf (1.) überhaupt eine Antwort geben zu können?

Ebenso stellt sich die Frage nach Behauptungen von Krenz (das meinst Du wohl mit "Fakten, Fakten, Fakten ... ???"):

1. "... Das sind nachträgliche Spekulationen" (Moskau/Honecker)
[Zu der eigentlichen Frage kann er keine Auskunft geben?]

2. "... Doch die Wurzeln der Meinungsverschiedenheiten liegen darin, dass Gorbatschow die flexible Politik der DDR gegenüber Bonn nicht wollte."
[Worauf ist der behauptete Rüffel Moskaus eigentlich gerichtet: gegen eine eigenständige Politik des Satellitenstaates im Grundsätzlichen, oder gegen diese Art eigenständiger Politik bzw. diese konkrete Aussage?]

3. "Ich wollte ... Mir ging es darum ... Ich habe den Eindruck ... waren zu hören ... Das hat wohl ... gewollt ... war auch kein Blankoscheck ... an mich bekundet ... inzwischen etwas ganz anderes tun ... es ginge auch ihm ... Ich kann verstehen ..."
[was hat die gesamte Antwort mit der Frage zu tun, ob der Wendebegriff angemessen sei?] - krass ist übrigens der Hinweis auf den Brief von Eppelmann, der ihm falsche Bekundungen und Täuschung unterstellt. Man muss sich mal vergegenwärtigen, dass zu diesem kritischen Zeitpunkt die Stasi noch voll zugreifen konnte.
 
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