Die DDR - Warum hat den Menschen in der DDR das Leben nicht gefallen?

auszug:

Was wirklich interessiert,
sind die eigenen Erfahrungen der Gegenwart
Überwachungskameras in der
Straßenbahn, Polizeiwillkür beim Fußballspiel,
Nazis in der Nachbarschaft. Ist das
die Demokratie, die der »Diktatur DDR« so
überlegen ist?



ND-Beilage "Auferstanden aus Ruinen", vom 07.10.2009


gruß!

Ich möchte auf das oben stehende gern Anworten:
Natürlich ist die heutige Demokratie bei den angegebenen Beispielen nicht der ehm. DDR überlegen:

Überwachungskameras hatte die DDR nicht nötig oder es fehlten die Mittel an moderner Technik, man überwachte seine Bevölkerung indem man die eigenen Bevölkerung zum Spitzeln an der eigenen Bevölkerung benutzte..dieses System ist klar überlegen in einem Überwachungsstaat 1. Ranges, so wie in der DDR...

Polizeiwillkür gab es bei in der DDR nicht nur beim Fußball, sondern gegen Kinder, Frauen und alte Menschen, sprich gegen die gesamte Bevölkerung ohne Ausnahme...ist also auch klar überlegen.

Nazis in der Nachbarschaft, oh, die gab es in der DDR auch und das nicht zu knapp, aber ob Braun oder Rot, Diktatur ist Diktatur...ohne Worte

Vielleicht sollte der 19-jährige Gymnasiastin jemand die tatsäschlichen Zustand des Lebens hinter dem angepassten Leben der Bevölkerung erläutern, ob Sie dann noch die DDR für überlegen empfinden wage ich zu bezweifeln, denn grade für Andersdenkende hatte die DDR keinen Platz, außer vielleicht in Bautzen...
 
Ich bin bestimmt kein Freund der Überwachungskameras, aber es ist wirklich unterste Schublade, Überwachungskameras an neuralgischen Punkten wie in Bahnhöfen und auf öffentlichen Plätzen mit der Ausspionierung des Privatlebens einschließlich der Intimbereiche, dem Aufeinanderhetzen von Freunden, Bekannten und sogar Familienmitgliedern zu vergleichen.
Ein weiterer deutlicher Unterschied ist, dass wir frei über das Maß an Überwachung reden können. Man siehe nur die Kritik an Schäuble und "Stasi 2.0". Genau das wäre gegenüber dem MfS nicht möglich gewesen!

Im Übrigen gab es in der DDR sehr wohl Überwachungskameras.
 
Die Interviews und sonstigen Artikel im ND sind natürlich pro domo formuliert.

Die soziale Absicherung in der DDR wird ja immer als ein Pluspunkt herausgestellt. Funktionierte sie wirklich immer so viel besser als das Konzept im Westen? Ich habe da meine Zweifel und weiß nur, dass beide Systeme unterschiedlich gearbeitet haben. Bei allen Vergleichen gibt es natürlich das Problem des Blickwinkels. Die DDR ist vor 20 gescheitert, bei Betrachtung von Arbeitslosigkeit im Westen zu verdeckter Arbeitslosigkeit im Osten wird aber die heutige Situation mit der vergangenen verglichen.

Zurück zu Krenz den anderen hochrangigen Vertretern der DDR: Da wird verharmlost, ausgewichen und beschönigt. Nur wenige (wie z.B. Schabowski) stellen sich selbst und ihr politisches Treiben wirklich in Frage, die meisten ergehen sich in Phrasen. So ist klar, dass Krenz und Co. natürlich nicht das System wirklich ändern wollten. Sie wollten nur mehr Akzeptanz für den eigenen Machtanspruch!

Denn die ach so tolle Prominenz hätte ja bei Unzufriedenheit mit Honecker schon bessere Alternativen in der Schublade haben können. Damit meine ich nicht ausgearbeitete Konzepte (das hätte nicht mit der nötigen Geheimhaltung zusammengepasst), wohl aber Ideen. Ideen, die aus der Beobachtung der Realität gewonnen werden konnten. Stattdessen wurde nur noch ein wenig Feuerwehr gespielt und Modrow als letzte Hoffnung der SED konnte nur noch abwickeln.

Solwac
 
Nun rezensiert ihr schon das "Neue Deutschland" vom 12.10.2009.
Es gibt Tageszeitungen, die kann man locker im Laden liegen lassen.
Ich setz mal einen Krenz-Witz aus der "Berliner Zeitung" vom 04.09.1997, um das Krenz-Thema abzurunden:
Im Winter hatte jemand in Wandlitz "Erich ist doof" in den Schnee gepinkelt, was Erich natürlich sehr erzürnte, und der beauftragte seinen Stasi-Kumpel Mielke, den Sünder zu suchen. Mielke fand ihn auch und wußte nicht, wie er Erich, dem großen Vorsitzenden, die Wahrheit sagen sollte. Die Urinprobe wies eindeutig auf Krenz hin, die Handschrift aber war die von Margot.
 
ND, vom 12.10.2009, "Wir sind hochmütig geworden" (Interview mit Egon Krenz)
12.10.2009: »Wir sind hochmütig geworden« (Tageszeitung Neues Deutschland)

fakten, fakten und fakten ............. hm, aber wo ist wahrheit???

gruß!

Die Wahrheit - die Wahrheit ergibt sich aus Fakten. Was Krenz jedoch nach der deutschen Einigung von sich gegeben hat - wie z. T. auch in diesem Artikel - war und ist fern jeder Realität.
Timo hat eines bereits erwähnt - den Schießbefehl, den Krenz leugnet und die daraus resultiernden die Mauertoten, die auch er als einer der führenden SED- und FDJ-Funktionär mitzuverantworten hat.
Aber auch die Aussage in deinem Zitat, die Menschen hätten bis November 1989 nie nach der deutschen Einheit verlangt, belegen, wie realitätsfern Krenz heute noch ist.

:rechts: Aber am heftigsten waren jedoch seine Aussagen während der Gerichtsverhandlungen, als er sich selbst als "politisch Verfolgter" (!) und die deutsche Justiz als "Siegerjustiz" (!!!) bezeichnete.
Eine Person, die solche Aussagen macht, disqualifiziert sich von vorn herein selbst für jegliche "Wahrheitsfindung".
:(
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe mich oft gefragt, wie es dazu kommen konnte, dass die DDR heute von so vielen ehemaligen DDR Bürgern verklärt wird, selbst von solchen, die damals an den großen Protestdemonstrationen beteiligt waren, also 1989 aktiv die Wende herbeigeführt haben. Das kann doch nicht nur mit enttäuschten Erwartungen der letzten 20 Jahre zu tun haben.
Ich glaube daher, dass in der Aufarbeitung der historischen Ereignisse - so wie seitdem betrieben wird - der Grund zu suchen ist. So wie die DDR heute betrachtet und beschrieben wird, kann es darin eigentlich nur zwei Typen von Menschen gegeben haben: Täter und Opfer. Und zu feierlichen Anlässen wird dann alle paar Jahre noch an die "Helden" erinnert. Ich denke, dass die Mehrzahl der ehemaligen DDR Bevölkerung sich in diesem Schema nicht wiederfindet und sich auch nicht darauf reduzieren lassen will.
Kein Wunder, wenn neben der Flut von Dokumentationen über Mauerbau oder Stasi-Staat (die aus berechtigten Gründen das Täter-Opfer Schema unterstützen) auf Sendern wie MDR oder RBB alte Spielfilme oder Serien ein breites Publikum finden, wohl gerade weil darin Politisches keine Rolle spielt und eine gewisse "Ganzheitlichkeit des Menschseins" im Bewältigen des Alltags ihre Anerkennung findet.
Nur wie soll man dieses Dillemma lösen? Eine Darstellung der DDR als Unrechtstaat ist meines Erachtens nach unerlässlich und daher ist die Ausrichtung sowohl der medialen Berichte sowie des Bildungsprogramms in dieser Richtung nachvollziehbar und sinnvoll. Jedoch befürchte ich, dass der sehr wohl wahrgenommene "Jahrestags"-Charakter dieser öffentlichen Aufarbeitung eigentlich nicht im Interesse einer ernstgemeinten und nachhaltigen Auseinandersetzung sein kann. Erst waren es die Landtagswahlen und die Bundestagswahl (im Zuge der Auseinandersetzung mit der Linken) und nun das historische Datum 9. November, doch nächstes Jahr kräht wohl kein journalistischer Hahn mehr danach. Insofern wundert es nicht, wenn in den kurzen episodenhaften Aufwallungen von Geschichtsbewusstsein in der medialen Öffentlichkeit kein Platz ist für mehr als das Wiederkäuen des Altbekannten in genau der altbekannten Manier. Niemand kann erwarten, dass die Menschen das noch ernsthaft interessiert und sie sich dann an anderer Stelle ihr Bild machen; und zwar nach den Fragenstellungen, die sie wirklich interessieren.
? Was ich eigentlich damit sagen wollte? Die Aufarbeitung der gemeinsamen deutschen Geschichte sollte nicht an historischen Jubiläen festgemacht werden, damit bekommt sie nämlich einen faden Beigeschmack und verliert ihre Glaubwürdigkeit. Das Objekt dieser Auseinandersetzung (wenn ich die ehemaligen DDR Bürger mal so nennen darf) könnte sich aus nachvollziehbaren Gründen dauerhaft abgewertet fühlen durch diesen Medien-Mechanismus.
 
Ich habe mich oft gefragt, wie es dazu kommen konnte, dass die DDR heute von so vielen ehemaligen DDR Bürgern verklärt wird, selbst von solchen, die damals an den großen Protestdemonstrationen beteiligt waren, also 1989 aktiv die Wende herbeigeführt haben. Das kann doch nicht nur mit enttäuschten Erwartungen der letzten 20 Jahre zu tun haben.
Ich glaube daher, dass in der Aufarbeitung der historischen Ereignisse - so wie seitdem betrieben wird - der Grund zu suchen ist. So wie die DDR heute betrachtet und beschrieben wird, kann es darin eigentlich nur zwei Typen von Menschen gegeben haben: Täter und Opfer...
Na ganz so war es auch nicht. Die meisten Bürger waren weder das eine noch andere. Die (sehr) große Mehrheit lebte so gut es eben ging in diesem Staat und richteten ihr Leben nach den Gegebenheiten ein (das Wort "Gegebenheiten" ist hierbei wörtlich zu nehemen). Man ging normal arbeiten, schimfte hinter vorgehaltener Hand ein wenig über den Staat, aber beließ es dann auch schon dabei.
Das waren meines Erachtens dann auch nicht wirkliche Opfer des Systems. Die wirklichen Opfer - das waren die, die als politische Häftlinge in den Gefängnissen saßen, weil sie eben mehr taten, als nur heimlich zu schimpfen und denen ging es wirklich mies - bis sie ausgewiesen/freigekauft wurden.
Und wer die Täter waren, das ist wohl klar.
 
So wie die DDR heute betrachtet und beschrieben wird, kann es darin eigentlich nur zwei Typen von Menschen gegeben haben: Täter und Opfer.

Das Perfide an Diktaturen ist, dass viele Opfer gar nicht merk(t)en, dass sie Opfer sind oder waren.
Mit Opfer sind bei mir nicht nur Opfer von physischer Gewalt sondern auch Opfer von seelischer Gewalt gemeint. Das Seelenleben vieler Menschen, die in Diktaturen gelebt haben, ist pathologisch verschoben. Sie können mit Freiheiten nicht umgehen geschweige was anfangen und wünschen sich wieder Bevormundung, weil man wenig Verantwortung für sich und das Umfeld hat.
 
Kann mir mal jemand helfen?
Ich komme mit einer Recherche nicht weiter.
Und zwar geht es um die Frage, in welchen Fällen DDR-Bürger freigekauft wurden. Ich war bisher der Meinung, das geschah nur bei den politischen Häftlingen. Auf irgendeiner Webseite wurde aber behauptet, bei allen ständig Ausgereisten wäre Geld geflossen (wenn jemand wissen möchte, wo ich das gelesen habe, dann suche ich das nochmal raus).
Was stimmt denn nun?
:grübel:
 
@Barbarossa

Das Stichwort hierfür ist "Häftlingsfreikauf". Unter diesem Stichwort firmiert es auch in der Wissenschaft. Ich meine, für "normale" Ausreisen in die BRD via "Ausreiseantrag" sind keine Gelder geflossen. Allerdings waren die innerdeutschen Beziehungen diesbezüglich in einem gewissen "halbdunkel" und es wäre nicht auszuschließen, daß in Einzelfällen auch da eventuell Geld gezahlt wurde. Literatur findest Du zu dem Thema "Häftlingsfreikauf" en masse.

In dem Wikipedia-Artikel zu Dr. Wolfgang Vogel wird nur, neben Agentenaustausch, über Häftlingsfreikäufe berichtet.

Dort wird auch ein Strafverfahren gegen ihn benannt, welches den Vorwurf der "Erpressung" ausreisewilliger DDR-Bürger beinhaltet. Das Aktenzeichen ist schlampigerweise nicht angegeben, dürfte aber beim BGH rasch in Erfahrung zu bringen sein. In diesem Verfahren wäre eine generelle Zahlung für alle Ausreisen zur Sprache gekommen. Das wäre mein erster Rechercheansatz.

http://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_Vogel_(Rechtsanwalt)

Partner des "Häftlimngsfreikaufes" und sonstiger Beziehungen in diesem Themenkreis war das Bundesministerium für Innerdeutsche Beziehungen und natürlich das Bundeskanzleramt.

Archiv:

http://startext.net-build.de:8080/b...ndex.htm?kid=46A46CEAB0F9422CA17F27AE9EC9B3A6

http://startext.net-build.de:8080/b...ndex.htm?kid=776AA6D024E4456E8AE5DD042CA8B6B3

Eine gute Anlaufstelle ist auch diese:

Forschungsverbund SED-Staat: Forschungsverbund SED-Staat an der Freien Universität

Eine 100% saubere Antwort wirst Du wohl nicht finden. Die "Häftlingsfreikäufe" sind recht gut dokumentiert inkl. der "Kopfpreise". Aber es gab auch Grauzonen in Verhandlungen, allerdings eine generelle Zahlung der BRD an die DDR für jeden "normalen" Ausgereisten wird es wohl nicht gegeben haben, dagegen spräche auch die "sperrige" Politik der DDR gegen Antragsteller für die ständige Ausreise.

Mehr geht aus der fernen Sicht leider nicht.

M.
 
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