Die Ermordung erklärt sich sehr plausibel durch zwei Erklärungsstränge.
Der übergeordnete Erklärungsstrang ist der allgemeine Terror, der vor während und vor allem nach der Machtergreifung gegen die anderen Parteien der Weimarer Republik durch Hitler und sein NS-Regime durchgeführt wurde (vgl. z.B. Bracher u.a.: Die Nationalsozialistische Machtergreifung)
Erstaunlicherweise mit Kenntnis und Duldung durch Hindenburg und seiner politischen Berater. Und somit Teile der konservativen Militäreliten zu Mitwissern bzw. passiven Beihilfen gemacht hat, durch die Duldung des Terrors.
Eine sehr authentische Darstellung und auch Kritik an den handelnen Akteuren findet sich beim ex-Reichskanzler und demokratischen Zentrums-Politiker H. Brüning (Memoiren 1918 - 1934). Ihm war zum Zeitpunkt der Machtübernahme durch die Nazis die Dimension des politischen Terrors durchaus bewußt und im letzten Satz äußert er sich - durchaus zu Recht - stolz darauf, dass er politischen "Freund und Feind" vor Verhaftungen durch die SS bzw. SD gewarnt hatte (S. 679)
Neben dieser allgemeinen Dimension, spielt noch die konkrete politische Situation eine Rolle. Während der Machtübernahme durch Hitler gab es Spekulationen über einen Staatsstreich gegen Hitler. Im Zentrum dieser Spekulationen befanden sich Schleicher und Hammerstein. Und somit im Prinzip wichtige Teile der Reichswehr.
Da Schleicher mit seiner "Quer-Koalition" als talentierter "Volkstribun" durchaus über eine realistische politische Alternative zu Hitler verfügte und mit der Reichswehr das wichtigste Instrument der Exekutive kontrolliert, war er eine - potentielle - massive Gefahr für Hitler.
Irgendwelche Äußerungen von Schleicher über Hitler als Begründung für den Mord erscheinen im Vergleich dazu fast lächerlich. Mit solch einem "Kleinkram" hat sich ein Hitler nicht beschäftigt.
Vor diesem Hintergrund kann man den "Röhm-Putsch" als einen "politischen Tausch zwischen Hitler und den restlichen militärischen Eliten betrachten. Hitler eleminiert Röhm und somit die Bedrohung der elitären Existenz der aristokratischen Reichswehr und gleichzeitig fordert er implizit den Tod von Schleicher von der Reichswehrführung als Opfer und als Unterwerfung unter die politische Oberhoheit des neuen Reichskanzlers Hitler.
Zusätzlich "legalisiert" wurde dieser staatliche NS-Terror durch die Schriften von Carl Schmitt, der im Handeln von Hitler angesichts eines - angeblichen - "Staatsstreichs" durch Röhm und seine SA eine legitime Selbstverteidung des Staates sah.
Schleicher und Hammerstein waren nicht so brutal in der Durchsetzung ihres Willens zur Macht. Sie waren traditionelle Machiavellisten, die der Nationalismus als revolutionäre Bewegung und mit einem neuen, radikalen Verständnis der Legitimität politischen Handelns, entmachtet hat.