Die gnostischen Schriften von Nag Hammadi

Andronikos

Mitglied
florian17160 schrieb:
Ich habe gestern einen Krimi gesehen. Pfarrer Braun. Da kamen die Schriften von Nag Hammadi zur Sprache. Was hat es damit auf sich?

"Im Dezember 1945 wurden bei Nag Hammadi in Oberägypten dreizehn Kodizes in koptischer Sprache gefunden, die 49 Schriften in unterschiedlichem Erhaltungszustand enthalten. Diese größtenteils gnostischen Schriften sind Übersetzungen aus der griechischen Sprache und stammen aus dem ersten bis vierten Jahrhundert nach Christus. Sie bereichern unsere Kenntnis der frühen Kirche ungemein, stellen viele bisherige Annahmen in Frage und sind überhaupt der bedeutendste Fund gnostischer Texte in diesem Jahrhundert. Sie stehen hinter den etwa zur gleichen Zeit gefundenen Qumran--Rollen in keiner Weise an Bedeutung zurück, wurden aber, bedingt durch unglückliche Umstände, erst 1977 in einer englischen Gesamtübersetzung der breiteren Öffentlichkeit bekannt.


Die Nag--Hammadi--Bibliothek wirft ein neues Licht auf das Verhältnis von ,Rechtgläubigkeit und Ketzerei` im frühen Christentum. Die meisten Verfasser der Nag--Hammadi--Schriften wurden als Ketzer gebrandmarkt und aus dem kirchlichen und gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen. Oft sind sie zu Opfern entstellender Polemik von seiten der rechtgläubigen Kirchenväter geworden. In den gnostischen Nag--Hammadi--Schriften dürfen sie endlich selbst reden und geben einen unverstellten Einblick in ihre Mythologie und Frömmigkeit. Es legte sich nahe, die bei Nag Hammadi gefundenen Quellen als ,Bibel der Häretiker` zu bezeichnen. ,Bibel` ist hier jedoch nicht im Sinne eines festgesetzten Kanons heiliger Schriften wie im kirchlichen Christentum zu verstehen, sondern als eine Sammlung von Schriften, die erahnen läßt, wie die Bibliothek eines gnostischen Häretikers ausgesehen haben könnte. Diese Dokumente gnostischer Religiosität spiegeln die Vielfalt und den religiösen Reichtum der antiken Gnosis wider. Die Schriften gehören unterschiedlichen gnostischen Schulen an, zum Teil sind sie christlich, zum Teil zeugen sie von der Existenz einer außer-- bzw. vorchristlichen Gnosis. Der inhaltlichen Vielfalt, die selbst Widersprüche aushält und gelten läßt, entspricht ein großer Reichtum an literarischen Formen: So finden sich in der Nag--Hammadi--Bibliothek Gebete, Briefe, Apostelakten, Apokalypsen, Berichte von Himmelfahrten, theologische Abhandlungen, Dialoge, Hymnen und interpretierende Nacherzählungen der Urgeschichte. "

Alles weitere zu den Schriften findet sich auf dieser deutschen Seite:
http://wwwuser.gwdg.de/~rzellwe/nhs/nhs.html
oder bei dieser englischen:
http://www.nag-hammadi.com/
 
Oder diesen einen Link nochmal in deutsch
http://www.nag-hammadi.com/ge/history.html

Zu erwähnen ist auch: Die Schriften werden noch immer ausgewertet auf ihren Wert. Da Urheber wie Besitzer und Verewendungszweck nicht eindeutig belegt werden konnten, die Shcriften nicht mehr vollständig sind und sich auch platonische Werke darunter befinden wird die Auswertung wohl noch eine Weile dauern und sehr subjektiv ablaufen.
 
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