Die napoleonischen Marschælle

Welcher der napoleonischen Marschälle war bei der Truppe am beliebtesten?

  • Augereau

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  • Berthier

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  • Brune

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  • Davout

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  • Gouvion-Saint-Cyr

    Stimmen: 0 0,0%
  • Jourdan

    Stimmen: 0 0,0%
  • Lefebvre

    Stimmen: 0 0,0%
  • Macdonald

    Stimmen: 0 0,0%
  • Marmont

    Stimmen: 0 0,0%
  • Massena

    Stimmen: 0 0,0%
  • Oudinot

    Stimmen: 0 0,0%
  • Perignon

    Stimmen: 0 0,0%
  • Serurier

    Stimmen: 0 0,0%
  • Suchet

    Stimmen: 0 0,0%
  • Victor

    Stimmen: 0 0,0%

  • Umfrageteilnehmer
    16
"Dieser war ein persönlich integrer Ehrenmann und einer der ganz wenigen Intimfreunde Napoleons gewesen (neben den ebenfalls gefallenen Lannes und Duroc, neben Berthier und Drouot). Als Befehlshaber der berittenen Kaisergarden hatte er eine herausragende Stellung in der Generalshierarchie inne, war den Korpschef vor- und den Armeeführern nicht nachgesetzt, obwohl über kein eigenes Kommando verfügend und als Militär bestenfalls unteres Mittelmaß. So hat ihn auch der berühmte Militärhistoriker Carl Bleibtreu in seiner Feldherren-Pyramide der napoleonischen Marschälle ganz zuunterst mit eingebaut." [1] (Hervorhebungen von mir)
Bezieht sich diese Einschätzung nicht vielleicht nur auf 1813?
Bei Jena soll er ja ein Kavalleriekoprs geführt haben. Bei Medina de Rioseco kommandierte er bspw. die gesamten französischen Truppen (etwa 1 Korps Stärke).
 
So weit ich sonst über ihn gelesen habe, war er ein fähiger und vor allem sehr tapferer Offizier, dazu ein guter Organisator und legte bei Medina de Rio Seco eine brilliante Schlacht hin (wenn auch geholfen durch die Unfähigkeit seiner Gegner).
Ja genau, irgendwie scheint die Einschätzung oben, den Spanienfeldzug auszuklammern. Komisch. :confused:
 
So weit ich sonst über ihn gelesen habe, war er ein fähiger und vor allem sehr tapferer Offizier, dazu ein guter Organisator und legte bei Medina de Rio Seco eine brilliante Schlacht hin (wenn auch geholfen durch die Unfähigkeit seiner Gegner).
Das deckt sich mit dem, was ich bei Bellangé gefunden habe:

"Im Jahre 1808 befehligte Bessières ein Armeecorps von 23000 Mann in Spanien, blieb aber dabei Oberbefehlshaber des Kavallerie der Kaisergarde. Am 12. Juni besiegten seine Unterbefehlshaber Lasalle und Merle den General Cuesta bei Valladoid und rückten in diese Stadt ein, welche Bessières mit der größten Gelindigkeit behandelte.
...
Am 14. Juli schlug Bessières die Armee der span. Generale Blake und Cuesta bei Medina des Rio Secco auf das Haupt, nach welcher Schlacht Joseph Napoleon am 20. Juli in Madrid einzog." [1]

"Unteres Mittelmaß" liest sich dann doch anders. Besonders anzumerken scheint mir, dass B. versucht hat, Land und Leute zu schonen und dies in einem Land, in dem die Versorgung der eigenen Truppen nicht einfach war.

Das Buch gibt es auch bei google-books:
Die Generale der französischen Republik und des Kaiserreichs - Hippolyte Bellangé - Google Books
Bessières ab Seite 295

Bezieht sich diese Einschätzung nicht vielleicht nur auf 1813?
Kann ich mir nicht denken, da, B. auch 1808 Oberbefehlshaber der Garde-Kavallerie blieb, er es daher schon vorher war und nicht erst im Feldzug von 1813.
Da mir der Bleibtreu nicht vorliegt, kann ich aber nichts weiter sagen.

Die Einzige Frage für mich ist, ob das ausreichende Eigenschaften für einen Feldmarschall sind. Unfähig war er aber auf keinem Fall. Im Gegensatz zu Massena und Soult hate er auch keine Schlachten verloren.
Eine gute Frage.
Bei Rothenberg findet Bessières im Text auch nicht zum Thema Spanien statt, was aber wohl eher daran liegt, dass dieser Teil recht Wellington-lastig abgehandelt wird.
Dafür im biografischen Teil:
"Ein hervorragender Kavallerieführer." [2]

Es bleibt, dass (bislang) nichts vorliegt, was Bleibtreus Einschätzung rechtfertigt.

Meines Wissens waren - mal von Waterloo abgesehen - immer genug Marschälle (Corpskommandeure) vorrätig. Der Einsatz Bessières als Kavalleriechef der Kaisergarde legt daher wohl nahe, dass Napoleon ihn bewußt als "hervorragenden Kavallerieführer" auf diesem Posten einsetzte, um im Fall des Falles "ein Ass im Ärmel" zu haben.

Grüße
excideuil

[1] Bellangé, Hippolyte: “Die Generale der französischen Republik und des Kaserreiches”, Leipzig, 1847, Seite 296
[2] Rothenberg, Gunther: „Die Napoleonischen Kriege“, Brandenburgisches Verlagshaus in der Dornier Medienholding GmbH, Berlin, 2000, Seite 214
 
Bessières war bei seinen Leuten beliebt.
Das, was er im Rahmen seiner Auftræge geleistet hat, war gut.
Laut engl. Wiki soll Napoleon sogar gesagt haben, dass mit Bessières Waterloo gewonnen worden wære.
In "NapoleonWiki" finden sich Auszuege aus den Memoiren von Las Cases, auch hier ist Napoleon voll des Lobes:
Jean-Baptiste Bessières - NapoleonWiki

Es stellt sich dann aber die Frage, warum er (zumeist) kein eigenes Korps kommandiert hat, im Gegensatz zu anderen Marschællen, sondern permanent mit neuen Aufgaben, zumeist kurzzeitig, betraut wurde.
War es, wie exci vermutet, das Ass im Ærmel, die "Feuerwehr", oder das fehlende Vertrauen Napoleons in die Fæhigkeiten Bessières, ein eigenes Korps zu fuehren ("Das ist eine Nummer zu gross fuer ihn") oder die Furcht/Eifersucht, dass er womøglich "zu gut" war (Vglch. Davout bzgl. Jena und Auerstedt)?

Wahrscheinlich muss man sich von der Denke verabschieden, nur die besseren Marschælle hætten -je nach Charakter weitgehend selbstændig- Korps kommandieren duerfen, und die schlechteren blieben in der 2. Reihe.
Die Gedankengænge Napoleons sind anscheinend komplexer gewesen.

Wie auch immer, "unteres militærisches Mittelmass" oder gar schlechter kann man ihm nicht attestieren, dafuer steht zu viel auf der "Haben-Seite"; den Marschall-Rang hat er sich verdient.

Gruss, muheijo
 
Bei der Schlacht von Fuentes de Oñoro bat Massena Bessieres um Unterstützung. Er kam mit lediglich 800 Mann Kavallerie von seinem Korps, darunter vier Schwadronen der ausgezeichneten Grenadiers á Cheval de la Garde.

Während der Schlacht, entfernte er sich um irgendwelche Gräben zu inspizieren die er auf der Anreise gesehen hatte. Als Massena seine Kavallerie vorrücken lassen wollte um eine Lücke in der britischen Linie auszunutzen, weigerte sich diese es zu tun, ohne Befehle Bessieres. Die Schlacht ging verloren und Massena gab Bessieres die Schuld, weil er mit zuwenigen Soldaten gekommen war und diese nicht einmal eingriffen. Dadurch sei ganz Portugal verloren gegangen. Fakt ist, dass Massena nicht einmal genügend Proviant für seine eigenen Truppen mitführte, er also sich vermutlich sowieso hätte zurückziehen müssen.

Das Ganze klingt für mich eher nach Zickenkrieg und nicht nach Unfähigkeit.
 
Zuletzt bearbeitet:
Bei der Schlacht von Fuentes de Oñoro bat Massena Bessieres um Unterstützung. Er kam mit lediglich 800 Mann Kavallerie von seinem Korps, darunter vier Schwadronen der ausgezeichneten Grenadiers á Cheval de la Garde.

Während der Schlacht, entfernte er sich um irgendwelche Gräben zu inspizieren die er auf der Anreise gesehen hatte. Als Massena seine Kavallerie vorrücken lassen wollte um eine Lücke in der britischen Linie auszunutzen, weigerte sich diese es zu tun, ohne Befehle Bessieres. Die Schlacht ging verloren und Massena gab Bessieres die Schuld, weil er mit zuwenigen Soldaten gekommen war und diese nicht einmal eingriffen. Dadurch sei ganz Portugal verloren gegangen. Fakt ist, dass Massena nicht einmal genügend Proviant für seine eigenen Truppen mitführte, er also sich vermutlich sowieso hätte zurückziehen müssen.

Das Ganze klingt für mich eher nach Zickenkrieg und nicht nach Unfähigkeit.
Folgt man Presser, war Bessières kein Einzelfall:

"Napoleon schickt seine besten Generale hin, 1811 hat er 360000 Mann, aber es hilft nichts. Der arme Joseph genießt nicht die mindeste Autorität über die Feldherren, die ihre Befehle nicht von ihm, sondern von Napoleon erwarten, und diese Befehle sind meistens undurchführbar oder kommen Wochen zu spät. Die Generale sind sich daher selbst überlassen, unter gefährlichen Umständen, in einem abscheulichen Krieg gegen eine Bevölkerung, die, ganz anders als die Deutschen oder Italiener, die Spielregeln nicht einhält, ein wahnsinniges Stück Arbeit. Jeder handelt auf eigene Faust. Dies führt zum Untergang von Tausenden: Suchet läßt in Katalonien Saint-Cyr im Stich, Victor Soult in Porto, Soult Masséna bei Lissabon, Bessières Masséna vor Almeida. Und was tut Napoleon, als Bessières mitten in der Schlacht bei Fuentes de Oñoro Masséna die Hilfe seiner Truppen vorenthält? Er ersetzt ihn durch Marmont, und der verhält sich nicht anders." [1]

Der span. Feldzug war eben anders als andere und viele Probleme eben wohl auch hausgemacht.

Grüße
excideuil

[1] Presser, Jacques: „Napoleon – Die Entschlüsselung einer Legende“, Rowohlt, Reinbek bei Hamburg, 1979, Seiten 404-405
 
Wie auch immer, "unteres militærisches Mittelmass" oder gar schlechter kann man ihm nicht attestieren, dafuer steht zu viel auf der "Haben-Seite"; den Marschall-Rang hat er sich verdient.
Der Einschätzung kann man sich wohl nicht entziehen.

Bei Wencker-Wildberg heißt es:

"[...] Marschall Bessières, der den Oberbefehl in Altkastilien und Leon führte, kam Cuesta zuvor. Er zog, obwohl er an Truppenzahl dem Gegner um die Hälfte unterlegen war, den Aufständischen entgegen und schlug am 14. Juli Cuestas Scharen bei Medina des Riosecco, wo er sie aus ihren vorteilhaften Stellungen warf und bis über Benavente hinaus verfolgte."

Napoleon schrieb ein paar Tage später an Joseph:

"[...] Der Sieg des Marschalls Bessières, welcher Cuesta und die galizische Linienarmee gänzlich geschlagen, hat die Lage der Dinge bedeutend verbessert; er ist mehr wert als eine Verstärkung von 30000 Mann. [...] Seit dem schönen Siege von Medina del Riosecco, der so schnell die spanischen Angelegenheiten entschieden, ist der Marschall Bessières absoluter Herr des nördlichen Teiles. [...] [1]

Napoleon irrte, was die Entscheidung des span. Angelegenheiten betraf aber das Urteil über die Schlacht fällt eindeutig positiv für Bessières aus.

Grüße
excideui

[1] Wencker-Wildberg, Friedrich: „Napoleon – Die Memoiren seines Lebens“, Gutenberg-Verlag Christensen & Co., Wien, Hamburg, Zürich, o. J., Bd. 6, Seiten 67; 71-72
 
So hat ihn auch der berühmte Militärhistoriker Carl Bleibtreu in seiner Feldherren-Pyramide der napoleonischen Marschälle ganz zuunterst mit eingebaut."
Ich habe jetzt die Feldherrenpyramide gefunden:

5. Grouchy, Oudinot, Moncey, Kellermann, Lefebvre, Poniatoswsky, Mortier, Victor, Bessières

4. Bernadotte, Saint-Cyr, Marmont, Macdonald, Berthier, Jourdan, Augereau

3. Lannes, Murat, Ney, Davout

2. Suchet, Eugène, Masséna

1. Soult

Carl Bleibtreu: Marschälle, Generale, Soldaten Napoleons I., Alfred Schall, Berlin, 1898, Titelseite

Mal davon abgesehen, dass Brune und die (Ehren)Marschälle Pérignon und Sérurier fehlen, scheint mir die Rangfolge dann doch sehr individuell zu sein. Z.B. Ney und Davout auf der gleichen Stufe? Erstaunlich auch, dass sich prince Eugène in der Pyramide findet und dann so weit oben!? War er denn tatsächlich so ein großer Militär?

Noch erstaunlicher Masséna und Soult:

Bei Wiki heißt es:

"Masséna gilt bis heute als einer der fähigsten Heerführer Napoleons. Überschattet wird dieses Andenken nur durch die Beutegier des Marschalls, der die von ihm besetzten Gebiete systematisch ausplündern ließ, um sich zu bereichern. Neben Marschall Nicolas Jean-de-Dieu Soult zählt Masséna daher zu den größten Plünderern der Napoleonischen Kriege."
André Masséna ? Wikipedia

und:

"Seine wertvolle Gemäldesammlung, die er in den spanischen Feldzügen zusammengeraubt hatte, brachte bei der Versteigerung fast 15 Mill. Franc ein."
Nicolas Jean-de-Dieu Soult ? Wikipedia

Da frage ich mich natürlich, gibt es zwischen den Erfolgen/Fähigkeiten und den charakterlichen Eigenschaften der Marschälle einen Zusammenhang? Ist der, der im Fall des Falles eben auch an die Gewinnsucht der Soldaten - Aussicht auf Beute - appelliert nicht im Vorteil gegenüber dem, der auf unbedingte Disziplin hält und das Plündern verbietet? :grübel:

Grüße
excideuil
 
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