Die Runenschrift lesen lernen

5. Im erwähnten Buch erstreckt sich die kompakte Basisdarstellung (Einführung in und Beschreibung der einzelnen Alphabete) über etwa 20 Seiten - zu viel für hier, aber doch wohl das Minimum. Allenfalls könnte ich die entsprechenden Seiten scannen (als jpg) und dann irgendwo zum Download bereitstellen. Dazu müßte ich aber vorher wissen, ob das wirklich nötig ist.

Naja, ob es wirklich nötig ist, das glaub ich ist relativ (oh gott, 5€ ins Phrasenschwein :rotwerd: )
Aber ich würd mich dafür interessieren und würd es klasse finden, wenn du es machen könntest!
Und sag auf diesem Wege schon mal Danke im vorraus!! :winke:

Mfg
 
Soweit ich weiss, ist es ziemlich umstritten, welche Bedeutung die Asatru (Verzeihung, ich habe hier keine deutsche Tastatur und kann dementsprechend die Akzente nicht hinzufuegen) den einzelnen Runen geben.
Einige geben Fehu zum Beispiel das Symbol des Feuers - andere verdammen das als okkulte Veraenderung der Edden.
Ich persoenlich habe die Edden leider nie gelesen und kann daher nicht beurteilen, was urspruenglich wie war. Und ich habe auch kein Studium ueber Runen abgelegt.

Und ich habe auch noch nie wirkliche Regeln gehoert, wann ein Wort ausgeschrieben wird, wann nicht. Ich denke, wenn eine Rune ein Symbol ist, wird das Wort nicht ausgeschrieben - verboten ist es aber auch nicht.

Und natuerlich habt ihr Recht, dass es unzaehlige verschiedene Alphabete gab.
Schliesslich war es keine Schriftenreligion, sondern mehr ein jeweils lokal gebundener Dialekt, in der die selben oder sehr aehnliche Mythen weitergegeben wurden.
Ich persoenlich haette natuerlich gerne eines von der Gegend in Deutschland, aus der ich stamme. Zumal der Dialekt aus der Gegend sehr mit den englischen Runen verwandt sein duerfte.

Falls das alles schon geschrieben wurde -: Verzeiht.
Ich wollte einfach den ersten Beitrag zu einem meiner Lieblingsthemen abgeben, und musste ausprobieren, wie hier alles funktioniert...

lg,

Huoco.
 
Sagt mal,
vllt. ist das auch nur eine Verständnissfrage aber wie wurde den eigentlich Thor in der Runenschrift geschrieben? hat man die th-Rune benutzt oder hatte man t und h einzeln geschrieben, hat man es sich selber ausgesucht? Wie war es da auch bei anderen Wörtern in denen th vorkommen? Und wie war es bei ng?

Mfg
 
Nein, eine einzelne Rune (im älteren Fu[th]ark) für Donar/[Th]or gab es nicht. Dort findet man nur Runen für:
[th] = [th]urse = Riese;
A = ansuz = Ase (evtl. auch in der Bedeutung für Wodan);
S = sówiló = Sonne;
T = Tíwaz (Tyr)

Auch eine Rune für Hagel (H) ist dort zu finden, aber nicht für Donar. Möglicherweise liegt das daran, weil seine Bedeutung erst in späterer Zeit zunahm.
 
Die Frage dürfte wohl eher sein, ob man Thor mit <þ> oder <ᛏᚺ> geschrieben hat.
Mit <þ>. Dieses entspricht phonetisch dem griechischen <θ> (also /θ/, da der griechische Buchstabe gleichzeitig das entsprechende Lautwertzeichen in der Umschrift ist) und ist die Grundlage des deutschen <d>. (Thor und Donar/Donner haben dasselbe Etymon).
Hätte man <ᛏᚺ> geschrieben, hätte der Laut so geklungen, wie wir im Deutschen Thor fälschlichereise aussprechen: Als aspiriertes /t/, wie in in Thomas.
 
die Runeninschrift auf der Nordendorfer Fibel (frühes 7. Jh.) wird Wigiþonar (Weihedonar) transliteriert. die Runen verwenden die th-Rune þ; soweit ich weiß, wird diese Rune beim Götternamen Thor auch in den altnord. Quellen (Runeninschriften) verwendet.
 
Kann man das den generell sagen, dass Wörter die im Germanischen mit th geschrieben wurden die purisaz Rune benutzten? Und Wörter mit ng die ingwaz Rune??


Ich hab jetzt auch schon einige Male gelesen, dass in der Umschrift fast immer das letzte R großgeschrieben wird also wie bei:
ek erilaR oder widuhudaR

Kann mir jemand erklären warum das so ist??



Mfg tomcat
 
Zuletzt bearbeitet:
Kann mir jemand erklären warum das so ist??

Die Schreibung von germ. /þ/ wird, sofern sie den germanischen dentalen stimmlosen Frikativ /þ/ (< idg. /t/) voraussetzt, mit der þ-Rune als entsprechendes Graphem umgesetzt. Die Schreibung des stimmhaften velaren germanischen Nasals /ŋ/ (= „ng“) wird im älteren Fuþark sowie im anglo-sächsischen Fuþark durch die ŋ-Rune in ihren jeweiligen Formen realisiert, die wikingerzeitliche Runentradition verwendet für diese Konsonantenverbindung die k-Rune.

Vgl.

P. Ramat: Einführung in das Germanische, Tübingen 1981, S. 32; K. Fjellhammer Seim: Runenreihen, In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 2. Aufl., Bd. 25, S. 570.

Die Schreibung des (zumeist) auslautenden (-)R erklärt sich durch die germano-norröne Lautgeschichte. Die hiervon betroffenen Wortstämme im Altnordischen sind oftmals spezifisch nordische Weiterführungen der germanischen Nominalstämme (insb. o-, i- und u-Stämme, vgl. insb. den Nominativ Singular starker maskuliner altisländischer Substantive und Adjektive; betroffen sind die urnordischen Endungen –aR, -iR, -uR, -ēR, -ōR), die wiederum auf das morphologische Nominalsystem des Indogermanischen zurückgehen, vgl. z. B. lat. aes, ‚Erz, Bronze’ und got. aiz, aber an. eir. Allerdings betrifft dies nicht ausschließlich die Wortenden. Die Veränderung des auslautenden Konsonanten vom stimmlosen alveolaren Frikativ / Sibilanten (/s/) über den stimmhaften alveolaren Frikativ / Sibilanten (/z/) zum stimmhaften alveolaren Vibranten (/R/) ist der sog. Rhotazismus.

Dies bedeutet, dass das aus dem Urgermanischen ererbte stimmhafte /z/ vermutlich im 6. Jh. n. Chr. die phonologische Qualität eines palatalen r-Lautes annimmt, was es wiederum vom ererbten germanischen /r/ unterscheidet, vgl. z. B. im Nom. Sg. germ. *wulfaz (‚Wolf’), got. wulfs, urnord. *wulfaR, an. úlfr. Diese konsonantische Alternanz wird in der Forschung als Reflex des „Vernerschen Gesetzes“ interpretiert. Daher wird dieser Laut in den runologischen Transliterationen eigens als <R> wiedergegeben, zumal dieser Sachverhalt Einfluss auf die jeweilige graphematische Gestalt einer Inschrift hat.

Im älteren Fuþark wird bekanntlich in dieser Position noch mit der z-Rune verfahren, jüngere Inschriften enthalten i. d. R. die R-Rune anstatt der r-Rune, die das „ursprüngliche“, ererbte alveolare /r/ in der runischen Graphie repräsentiert. Im weiteren Verlauf der nordischen Sprachgeschichte wird diese Allophonie beseitigt, beide r-Laute fallen zusammen.

Die phonologisch exakte Wiedergabe dieses Konsonantismus ist von entscheidender Bedeutung, da hiervon u. a. Fragen der lautlichen Datierung einer Inschrift abhängen. Weiterhin ist diese Exaktheit für etymologische Fragen des Altnordischen notwendig, da die vormalige Präsenz des urnordischen /R/ spezifische altwestnordische Umlautphänomene (R-Umlaut) erklärt, vgl. etwa an. kýr (‚Kuh’) < urn. kūR oder auch die Geminaten /dd/ und /nn/ in spezifischen Positionen des altnordischen Vokabulars, da sich ererbtes /R/ (< /z/) in unmittelbarer Verbindung mit /ð/ zu /dd/ bzw. mit /n/ zu /nn/ entwickelt; vgl. got. razda ~ an. rödd (‚Stimme'), got. razn ~ an. rann (‚Haus’).

Der eigentümliche Konsonantismus des r-/R-Lautes wird in der Eymologie des bekannten skandinavischen Anthroponyms „Erik“ deutlich, das im Altnordischen Eiríkr lautete, was wiederum ein urnordisches *AiwarīkijaR voraussetzt. Im Altnordischen wurden die Wortbildungsmorpheme bereits synkopiert, der alte R-Laut ist phonologisch und graphematisch nicht mehr markiert und die ursprüngliche Bedeutung (vgl. urn. *aiwa, 'ewig, lebenszeitlich' und *rīkijaz, ‚der Mächte’, eigtl. [ja-Ableitung?] ‚der zur Herrschaft Gehörige’; vgl. germ. *herdijaz, ‚der zur Herde Gehörige’ [= 'Hirte']) ist, ähnlich wie in anderen ererbten Namen, verwischt.

vgl.

E. H. Antonsen: A Concise Grammar of the Older Runic Inscriptions: Tübingen 1975, S. 1f.; Ders.: Runes and Germanic Linguistics, Berlin / New York 2002, S. 73 – 91; A. Bammesberger: Die Morphologie des urgermanischen Nomens, Heidelberg 1990, S. 35ff.; K. Düwel: Runenkunde, 2. Aufl,. Stuttgart 1983, S. 15; W. Euler, K. Badenheuer: Sprache und Herkunft der Germanen. Abriss des Protogermanischen vor der Ersten Lautverschiebung, Hamburg / London 2009, S. 83ff.; O. Grønvik: Untersuchungen zur älteren nordischen und germanischen Sprachgeschichte, Frankfurt am Main u. a. 1998, S. 120; W. Krause: Runen, Berlin 1970, §§ 10, 47; Ders.: Die Sprache der urnordischen Runeninschriften, Heidelberg 1971, §§ 24, 72; È. A. Makaev: The Language of the Oldest Runic Inscriptions. A Linguistic and Historical-Philological Analysis, Stockholm 1996, § 6, S. 94; R. Nedoma: Kleine Grammatik des Altisländischen, 3. Aufl., Heidelberg 2010, § 11.1; H. F. Nielsen: The Early Runic Language of Scandinavia. Studies in Germanic Dialect Geography, Heidelberg 2000, S. 33f.; F. Ranke / D. Hofmann: Altnordische Elementarbuch, Berlin / New York 1988, §§ 17.7, 21; H. Reichert: Vor- und Frühgeschichte der germanischen Sprachen, Wien 2009, S. 124f.; D. Ringe: A Linguistic History of English, Vol. I, From Proto-Indo-European to Proto-Germanic, Oxford 2006, S. 41, 278f.; H. U. Schmidt: Einführung in die deutsche Sprachgeschichte, Stuttgart / Weimar 2009, S. 77f.; A. Zaluska-Strömberg: Grammatik des Altisländischen, Hamburg 1982, §§ 32, 52; G. T. Zoëga: A Concise Dictionary of Old Icelandic, Toronto 2004, S. 536ff.
 
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