Die Tang-Dynastie (618-907)

Louis le Grand

Aktives Mitglied
Chinas Goldenes Zeitalter


Zu recht wird die Tang-Zeit so bezeichnet, denn dies war der Höhepunkt der chinesischen Geschichte. Den Sui- und Tang-Kaisern gelang es China wiederzuvereinen, die imperiale Größe der Han-Dynastie wiederherzustellen und diese noch bei weitem zu übertreffen. Diese Dynastie gilt als Dynastie der Superlativen und ich werde euch zeigen wieso. Allen voran eine Karte, welche einen ganz guten Überblick bietet:
http://www.mcah.columbia.edu/dbcourses/asianarthum/pinky/aah_ch_map_tang.jpg

Doch bevor man zu den Tang kommt, muss man die kurzlebige Sui-Dynastie (581-618) beleuchten. Sie steht am Anfang dieses Zeitalters und legte das Fundament, indem sie nicht nur die kaiserliche Autorität wiederherstellten, sondern ein stark zentralisiertes Heer und eine neue Zivilverwaltung mit solider Finanzbasis schufen. Die Sui ersannen ein effektives Kanalsystem, das den Norden mit dem Süden verband; gebrauchten den Buddhismus als Mittel zur Einigung; belebten den Konfuzianismus als Quelle für gute Regierung und Legitimität neu. Darüber hinaus muss man noch erwähnen, dass die Sui und Tang über mehrere Verbindungen miteinander blutsverwandt waren.

Die genannten Namen sind die nach dem Tod verliehenen Tempelnamen, in Klammern deren Übersetzungen.




Sui-Dynastie


Wendi 581-604
(Der belesene Kaiser)

Yang Jian, Kaiser Wendi, war ein klassisches Mitglied der neuen Nord-Aristokratie, die entstand, als sich die Eliten der Nordvölker mit der alten chinesischen Aristokratie verschmolzen. Seine Familie diente seit 200 Jahren der Dynastie der Nördlichen Zhou und war mit der Kaiserfamilie verwandt. Er war geborener Buddhist und erhielt als hochrangiger Aristokrat eine typische Ausbildung in den Künsten des Krieges; und bekleidete seit dem vierzehnten Lebensjahr militärische und zivile Ämter. Seine Tochter heiratete den Thronerben der Zhou, als jedoch der Zhou-Kaiser 578 plötzlich starb, ging der Thron an ihren sechs jährigen Sohn. Yang Jian wurde zum Regenten und nutzte dies zugleich, um im Chaos die Macht an sich zu reißen und die Sui-Dynastie zu gründen. Durch seine Fähigkeiten und Erfahrungen gewann er schnell Unterstützung und richtete seine Aufmerksamkeit sofort auf den Süden Chinas. Dort besiegte er den letzten Chen-Kaiser Hou Zhu und vereinigte China nach dreihundert Jahren Teilung wieder.

Sein wichtigster Schritt, um den inneren Frieden wiederherzustellen, war die Privatarmeen abzuschaffen. Er verbot jede Bewaffnung, siedelte die entlassenen Soldaten als Bauern an und organisierte die kaiserlichen Armeen neu, indem er sie strikt unter Kontrolle der Zentralgewalt hielt. Die Große Mauer wurde in Stand gesetzt und die Grenzverteidigung gestärkt. Dazu wurden Bauernkolonien in den Grenzregionen eingerichtet und das Kanalsystem stark erweitert. Wendi ernannte fähige Minister und reformierte die Verwaltung, indem er, statt die Aristokratie zu fördern, das System der Beamtenexamina durchsetzte. Er liebte die Arbeit, nahm selbst an den Morgenaudienzen teil, bearbeitete ganze Papierberge, überwachte persönlich die Beamtenexamina und sprach selber Recht. Der Kaiser führte mehrere Landreformen durch, wodurch er die Steuereinnahmen verdoppeln konnte. Über allem setzte er das Recht, das für alle gelten sollte, ohne Ausnahme. Als einer seiner Söhne Geld aus den Schatzkammern stahl, bestrafte er ihn wie jeden anderen, mit dem Tode.

Wendi war ein strenger Mensch, kurzarmig und dünn. Er fürchtete Rivalen, inklusive seiner Söhne, neigte zu Wutausbrüchen, was auch so manchen Beamten das Leben kostete. Alten Freunden gegenüber war er jedoch stets großzügig. Von Natur aus geizig, verbannte er den Luxus vom Hof und rationierte sogar die Kosmetik der Hofdamen. Seine Frau, ein Mitglied der mächtigen Dugu-Familie, bestand auf Monogamie und er hatte auch keine Kinder von anderen Frauen. Als er sich dennoch in ein Mädchen verliebte, ließ die Kaiserin sie umbringen. Als der Kaiser im Alter eines Tages durch die Berge ritt, soll er traurig gesagt haben: „Ich werde als Sohn des Himmels verehrt, doch habe ich keine Freiheit“.
Wendi blieb seinem buddhistischen Glauben treu, dennoch akzeptierte er konfuzianische Beamte. Ging dem Ahnenkult nach, misstraute aber den Konfuzianern und nannte sie verächtlich „Bücherwürmer“, weil sie ihn davon abbringen wollten, den letzten Zhouprinzen hinzurichten. Er erkannte, dass der Buddhismus ein hervorragendes Machtinstrument ist und nutzte dessen Eigenschaft der Vergebung, um die Einigung Chinas voranzutreiben. Daher förderte er die Klöster in jeder Hinsicht. Über 100.000 neue Skulpturen Buddhas gab er in Auftrag oder ließ sie erneuern.


Yangdi 604-617
(Der willkürliche Kaiser)

Kaiser Yangdi, Wendi’s zweiter Sohn, teilte die große Vision seines Vaters von der Größe des Reiches, doch fehlte es ihm an dessen Fähigkeit. Im völligen Gegensatz zu seinem Vater war er im Herzen ein Südchinese, diente dort in seiner Jugend und heiratete eine Frau aus der mächtigen Liang-Famillie aus dem Süden. Als Buddhist erzogen übernahm er die Sitten des Süden, wie den Daoismus und die Kunstliebe. Als Poet und Gelehrter legte er großartige Bibliotheken in Chang’an und Luoyang an.

Nach einigen Jahren soll sich jedoch Größenwahn und der Hang zu Verschwendung und Luxus breit gemacht haben. Er missachtete die Proteste seiner Beamten und ließ die zweite Hauptstadt Luoyang neu aufbauen. Aus den Protesten lässt sich ein lebendiges Bild vom Glanz der neuen Paläste ablesen. Zwei Millionen Zwangsverpflichtete wurden beschäftigt zum Bau der neuen Anlagen, der künstlichen Seen und der Gärten. Allein die Parkanlagen bedeckten 155 km² und als er im Winter dort residieren wollte, wurden die kahlen Bäume über und über mit Blumen und Blättern aus Seide bedeckt. All dies, obwohl Luoyang nur zweite Hauptstadt war, Chang’an war die erste Hauptstadt. Das neue Kanalsystem sollte ein noch größeres Werk werden. Yangdi ließ Wendi’s Kanalarbeiten fortführen und im Jahr 618 waren 2.000 km fertiggestellt. Nun verbanden große Kanäle das ganze Land, von Zentralchina ins südliche Yangzi-Tal und bis in die nördlichen Regionen Beijings. So kostenintensiv dies war, so nützlich war dies auch für Armee und Handel. Doch seinen dadurch erworben Ruhm zerstörte er wieder, als er seine luxuriöse Drachenflotte bauen ließ, um damit samt Hofstaat das Reich zu bereiste.

Yangsi’s Sturz wurde stark von außenpolitischen Problemen begünstigt. Wendi hatte einst versucht Korea zu annektieren, Yangdi’s Bemühungen dem zu Folgen, endeten in einer Katastrophe. Er nahm den Verlust von Leben und Geld in kauf, aber dennoch gelang es ihm nicht, in drei Feldzügen Korea zu unterwerfen. Die koreanischen Könige verweigerten ihm den Respekt. Aus den teuren Kriegen resultierten hohe Steuern, die unter den stark belasteten Bauern zur Revolte führten. Mit Korea beschäftigt ignorierte Yangdi die Unruhen in der Heimat und als der Gelbe Fluss über die Ufer trat, brach offene Rebellion aus. Rücksichtslos versuchte er nun der Opposition mit Repressalien zu unterdrücken was Situation nur noch verschärfte. Im Jahr 617 erhob sich einer der wichtigsten militärischen Führer des Nordens, Li Yuan, Yangdi’s leiblicher Cousin, und eroberte die Hauptstadt Chang’an. Yangdi dankte überstürzt in Luoyang ab und floh nach Süden. Dort wurde er ermordet von Familienmitgliedern eines ehemaligen Ministers, den er ins Unglück gestürzt hatte. Während dessen wurde sein Enkel Gongdi (617-618) in Chang’an auf den Thron gesetzt und Li Yuan zum Regenten ernannt. Im nächsten Jahr eroberte Li Yuan auch die östliche Hauptstadt Luoyang. Daraufhin setzte er seinen Großneffen, den Marionettenkaiser Gongdi, ab und machte sich selbst zum neuen Kaiser. So wurde Li Yuan zum ersten Kaiser der Tang-Dynastie, garantierte aber die Sicherheit der Sui, um nicht zu sagen, integrierte das alte Kaiserhaus in den neuen kaiserlichen Clan der Li. Was schon durch die enge Verwandtschaft Sinn machte.



Tang-Dynastie


Gaozu (618-626)
(Der hohe Vorfahr)

Genau wie Sui Wendi kam Li Yuan aus den höchsten Kreisen der nördlichen Aristokratie, mit einer lange zurückreichenden Tradition im Staatsdienst. Ebenso usurpierte er den Thron von einem Minderjährigen, um den sozialen Frieden wiederherzustellen. Als Kaiser Gaozu nannte er seine Dynastie nach der Region deren Titel er seit 572 führte, nämlich Herzog von Tang. Nach seiner Thronbesteigung war das Reich in feindliche Fraktionen zersplittert, doch mit der Hilfe seines 17jährigen Sohnes Li Shimin, gelang es Gaozu binnen sechs Jahren den Frieden wiederherzustellen. Li Shimin – der spätere Kaiser Taizong - ließ später die offiziellen Aufzeichnungen so umschreiben, dass sie Gaozus Leistungen schmälerten und ihn als mittelmäßigen Herrscher hinstellten, der nur den musikalischen Freuden und Mädchen nacheiferte. In Wahrheit war Gaozu ein fähiger Staatsmann mit gutem Urteilsvermögen, der politische, ökonomische und militärische Institutionen schuf, die bis zum Ende der Tang-Zeit bestand haben sollten. Seine ausgezeichnete Politik, wie die den Frieden halten, das Kaiserhaus der Sui verschonen, die Gewährung einer Generalamnestie und die Widereinsetzung oder Beibehaltung der vormaligen Sui-Beamten, halfen schnell die Wunden des Bürgerkriegs zu heilen; und legten erst die Basis für die legendäre Herrschaft seines Sohnes.

Kaiser Gaozu hatte mindestens 22 Söhne. Im Jahr 626 kam es zu einem fehlgeschlagenen Attentat auf den Kaiser durch dessen Thronerben, dies nutzte Gaozus zweiter Sohn Li Shimin um seinen älteren Bruder auszuschalten. Daraufhin zwang er seinen Vater zu seinen Gunsten abzudanken.


Taizong (626-649)
(Der allerhöchste Ahne)

„Der Kaiser ist abhängig vom Staat, doch der Staat hängt von seinem Volk ab. Wenn man das Volk unterdrück nur damit es dem Herrscher dient, dass ist so als ob man jemanden das eigene Fleisch herausreißt um dessen Magen zu füllen. Sein Magen ist befriedigt, doch sein Körper verletzt: Der Herrscher mag dann reicher sein, aber sein Staat ist zerstört.“Kaiser Taizong

Der zweite Tang-Kaiser gehört ohne jeden Zweifel zu den Superstars unter den Kaisern Chinas. Nach den Beschreibungen der kaiserlichen Annalen war er ein Mann mit außergewöhnlichem Charakter und scharfsinnigem Verstand, der aus seinen Altersgenossen hervorstach. Er hatte sich schon unter Gaozu durch seine militärischen Erfolge großen Ruhm verschafft; einmal zog er nach Chang’an im Triumph ein, bestückt mit golden Waffen, im Schlepptau zwei „Rebellenkaiser“ und ihren Hofstaat, beigleitet von 10.000 Mann bewaffneter Kavallerie. In China wird er bis heute für seine Gelehrsamkeit und politischen Fähigkeiten verehrt. Ausgebildet in den konfuzianischen Klassikern, ein exzellenter Gelehrter und Meister der Kalligraphie , ernannte er fähige Minister, unterhielt enge Beziehungen zu seinen Beratern, beherzigte Kritik und war sparsam. Seine Herrschaft gilt als ideelles Vorbild der konfuzianischen Herrschaft. Dazu eine Anekdote:
Auch Taizong regierte nach dem legalistischen Prinzip von Strafe und Belohung, das Rechtswesen wurde unter dem großen Tang-Kaiser jedoch humanisiert. 92 Verbrechen, für die bisher die Todesstrafe verhängt wurde, ahndete man nun mit Verbannung. Tod durch Erdrosseln wurde vielfach durch Abschlagen des rechten Fußes ersetzt, dieses wiederum durch Verurteilung zum Militärdienst. Bei einer Gefängnisbesichtigung gab der Kaiser 390 zum Tode Verurteilten Urlaub auf Ehrenwort. Als sich alle pünktlich wieder einfanden, begnadigte er sie alle.

Der Himmelssohn lud Künstler und Wissenschaftler an den Hof ein und zeigte selbst großes Interesse an Geschichte und Naturwissenschaften. Bei Gelegenheit beklagte der berühmte Maler Yan Liben, dass der Kaiser ihn vom Essen abhalten würde, nur weil er gerade einen schönen Vogel am See des Palastgarten gesehen hatte und er diesen sofort zeichnen sollte. Des weiteren hatte Taizong eine phänomenale Begabung gewaltige Kapazitäten an Akten zu bearbeiten. Die Regierungsbeamten mussten in mehren Schichten arbeiten, um mit dem Kaiser mitzuhalten, unbearbeitete Dokumente wurden in seine Schlafgemächer gebracht, damit er sie in der Nacht lesen konnte. Besorgt um das Wohlehrgehen seines Volkes, begrenzte er die öffentliche Arbeiten, um so Steuern zu senken und weniger Zwangsverpflichtungen durchführen zu müssen. Dieser moralische Ansatz verlieh den Tang ein so hohes Prestige, dass dieses Generationen überdauerte und sogar das Ansehen der Han-Kaiser übertraf. Als Rationalist ging Taizong einer pragmatischen Politik nach und gebrauchte Daoismus wie Buddhismus um den Konfuzianismus zu unterstützen wann immer ihm dies nützlich erschien. Da die Konfuzianer für Stabilität standen und fähige Minister hervorbrachten, förderte er Staatsakademien mit einer großen Gelehrtenelite, wand die Beamtenexamina an, nutze den Ahnenkult an den Gräbern, um die Legitimität des Kaiserhauses zu unterstreichen. Da er sich der Macht des geschrieben Wortes sehr bewusst war, beschäftigte er zahlreiche Historiker, die alles aufzeichnen sollten was geschah. Ganz unabhängig waren diese freilich nicht, unterstanden sie doch einem „Büro der Geschichte“, das direkt unter kaiserlichem Einfluss wirkte.

Unter Taizong’s Herrschaft nahm China eine Position als die dominierende Weltmacht der Zeit ein. Mit einer wohldosierten Mischung militärischer Stärke und überlegender Diplomatie, gebrauchte er einen Feind um den anderen zu zerstören. Er veränderte die gesamten Machtverhältnisse in Nordasien indem er die östlichen Turkstämme besiegte und so die Kontrolle über die Innere Mongolei bekam. Chinesische Armeen marschierten in Zentralasien ein: Das Tarimbecken wurde genommen und Garnisonen in Kucha, Khotan, Yarkand, Kashgar, Tukmak und Karashahr eingerichtet. In Tibet wurde eine chinesische Prinzessin dem neuen König zur Frau gegeben und so ein Friedensvertrag etabliert der 20 Jahre bestand haben sollte. Nur Korea fügte sich nicht so leicht. Eine schwere Niederlage wurde den Chinesen im Jahr 645 zugeführt, gefolgt von einem unentschiedenen Feldzug zwei Jahre später. Taizong starb über der Vorbereitung einer dritten Invasion. Als er nach dem großen Nordfeldzug des Jahres 629 türkischen Stämmen Siedlungsland zuwies und die Stammeshäuptlinge sogar mit chinesischen Beamtenposten bedachte, löste dies am Hof bei den konfuzianischen Beratern Proteste aus: „ Die Türken sind Wesen mit menschlichen Gesichtern, aber mit dem Fühlen wilder Tiere. Sie sind nicht von unserer Art. Ihrem Charakter entsprechend rauben und plündern sie, wenn sie stark sind, und tun unterwürfig, wenn sie schwach sind. Für Güte und Gerechtigkeit haben sie keinen Sinn“. Der Kaiser entgegnete klug: „Die Barbaren sind auch Menschen und ihr Empfinden ist nicht anders als das von uns Chinesen. Wenn der Herrscher sich nur bemüht, seine Tugend zu mehren, so braucht er kein Misstrauen gegenüber anderen Völkern zu hegen. Wenn aber seine Tugend überallhin wirkt, so wird er damit die Barbaren der vier Himmelsrichtungen dazu bringen, wie Mitglieder einer Familie zu werden“. Und die gewaltsame Expansion förderte den Handel enorm. Das Tor in den Westen war nun weit aufgestoßen und im 7. Jh. war Chang’an die größte und kosmopolitischste Stadt der Erde (siehe unten), ihre Straßen waren mit Fremdem aus Indien, Innerasien und Japan überfüllt. Reisende, Händler und Missionare überschlugen sich mit Beschreibungen des Wohlstandes. Es war eine Zeit der Zuversicht, Vitalität und Offenheit für neue Ideen und Religionen. Nicht nur buddhistische Tempel waren vertreten, sondern auch Moscheen, Synagogen und Kirchen waren anzutreffen. Die Oberschicht importierte fremde Waren und übernahm ausländische Sitten, spielte persisches Polo und trug westasiatische Moden. Literarische Beschreibungen, Gemälde und Skulpturen – zum großen Teilen aus den prächtigen Gräbern - berichten von dem enorm verfeinertem Lebensstil und dem verschwenderischen Luxus am kaiserlichen Hof. Dazu siehe:

Bankett der Hofdamen:
http://faculty.colostate-pueblo.edu/beatrice.spade/china/tang/tang1.jpg

Ein hoher Beamten vor dem Kaiser:
http://www.artnet.com/Magazine/news/stern/Images/stern4-12-11.jpg

Taizong’s spätere Jahre waren geprägt von den Effekten uneingeschränkter Macht. In den Jahren nach 630 wurde er etwas überheblich, extravagant und kümmerte sich für einige Zeit nicht mehr so intensiv um die Staatsangelegenheiten. Mehr und mehr genoss er die Schönheiten seines Hofes, wie etwa kostspielige Jagdausflüge. Entgegen dem Rat seiner Minister, ließ er großartige neue Paläste errichten und andere öffentliche Projekte durchführen. Einmal ließ er einen Palast, an dem bereits seit einigen Jahren gebaut worden war, abreißen, nur weil ihm der Ort zu heiß war und der Baustil veraltet war. Nach dem Tod seiner geliebte Frau, der Kaiser Wende, im Jahr 636, musste er sich mit der Nachfolgeregelung auseinandersetzen. Sein Erbe Li Cheng Qian – der älteste von 14 Söhnen, ein intelligenter aber etwas fauler Jüngling – war von seinen wenigen tatarischen Vorfahren besessen. Er trug nur noch tatarische Kleider, sprach nur noch Türkisch und wohnte in einem Zeltlager nach Nomadenart. Er stahl Schafe und kochte sie wie ein Nomade über einem Lagerfeuer. Die Beamten kritisierten dies als für einen kaiserlichen Prinzen unwürdig, diejenigen die sein Verhalten offen als barbarisch brandmarkten, wurden wegen Hochverrats hingerichtet, obwohl Taizong seinen ältesten Sohn wohl selbst für etwas verrückt hielt. Als der Kronprinz in ein Komplott gegen des Kaisers Lieblingssohn – den Prinzen von Dai – verwickelt wurde, fielen gleich beide Söhne in Ungnade. So wurde der jüngste Sohn der Kaiserin Wende, Li Zhi zum neuen Thronerben und sollte seinem Vater als Kaiser Gaozong nachfolgen.


Chang’an Stadt der Städte
Karte:http://darkwing.uoregon.edu/~inaasim/Hist%20387/changanmap.gif

Die Dimensionen der kaiserlichen Hauptstadt waren gewaltig und sie war auch die größte aller dynastischen Residenzstädte in der Geschichte Chinas. Die aus Stampferde ausgeführten Stadtmauern maßen in nordsüdlicher Richtung eine Länge von 8,5km, in ostwestlicher Richtung 10km und umschlossen ein Stadtareal von 80km². Es ist anzunehmen, dass Chang’an die erste Stadt der Menschheitsgeschichte war, welche zwei Millionen Einwohner erreichte. Die Stadt bot ihren Bewohnern reichlich Platz zur Entfaltung, in vielen Stadtvierteln sogar große Gärten, die sich von ihrer Fläche durchaus auch zur landwirtschaftlichen Nutzung eigneten. In der Tang-Zeit bestanden Städte nicht nur aus Straßen und Häusern, sondern auch noch aus weiten unbebauten Arealen. Verwaltungstechnisch umfasste Chang’an als Hauptstädtischer Bezirk zwei Kreise. Die Binnenstruktur der Stadt innerhalb der Stadtmauern war nach einem schachbrettartigen und symmetrischen Plan mit einhundertzehn ummauerten Vierteln angelegt. Dazu kamen noch der Ostmarkt und der Westmarkt, im Norden die Kaiserliche Stadt mit ihren Ministerien, Verwaltungen und Ämtern und die Kaiserliche Palaststadt mit ihren Anlagen und dem „Kaiserlichen Palast des Äußerst Absoluten“. Über das Aussehen dieser Anlagen sind wir recht gut durch Beschreibungen und Bilder informiert. Die großen Stadtviertel maßen von Ost nach West eine Länge von über einem Kilometer und von Nord nach Süd über 800m. Die in der Anlage längsrecheckigen Viertel waren entsprechend schmaler. Diese Stadtarchitektur der ummauerten Viertel hatte für die Verwaltung den Vorteil, dass eine strikte Kontrolle ausgeübt werden konnte, denn die Tore der Stadtviertel wurden morgens geöffnet und abends geschlossen. Für die Einwohner bot eine solche Regelung ein hohes Maß an persönlicher Sicherheit. Es gab jedoch auch Vergnügungsviertel, in denen die Nacht zum Tag gemacht wurde. So zum Bsp. das berühmte Kurtisanenviertel Beili, westlich des Ostmarktes. Der Ostmarkt lag in der nähe der großen Residenzen der Aristokraten und galt als entsprechend vornehm und luxuriös. Die Wohnlage der Viertel um den Westmarkt war lange Zeit weniger gut, was auch dadurch zu erklären ist, dass im Westmarkt der Richtplatz lag. Auf dem durch Mauern umgebenen Markt, der eine Fläche von etwa 95ha einnahm und auf jeder Seite zwei Tore besaß, wurden neben den Dingen des täglichen Bedarfs auch exotische Waren verkauft. Dazu befanden sich dort Gasthäuser, Imbissstuben, Pfandleihen, Weingeschäfte, Drogerien, die mit Heilkräutern und Arzneien ausgestattet waren, Holzkohlenhändler und dergleichen mehr. Drei Zünfte waren am Westmarkt ansässig, die Waagenmacher, die Zaumzeugsattler und die Kleiderhändler. Nach dem Jahr 664 gewann der Westmarkt und seine umliegenden Viertel an Bedeutung. Man nannte ihn nun auch den Goldmarkt, was wohl auf den Handel mit Gold und die Werkstätten von Goldschmieden schließen lässt. Als der Westmarkt am Anfang des 8. Jh. an einen Kanal angebunden wurde, stieg seine wirtschaftliche Bedeutung noch mehr.

Bereits bei der Gründung der Stadt hatte der Sui-Kaiser Wendi 120 buddhistische Klöster und zehn daoistische Klöster in der Hauptstadt angesiedelt. Er wollte die Stadt dadurch nicht nur kulturell und religiös beleben, sondern zu einem tatsächlichen kosmologischen Zentrum machen. Dies ist ihm auch gelungen, denn Chang’an wurde zum Idealtypus der Stadt in Ostasien. In der Anlage der japanischen Stadt Kyoto ist bis heute die Planung nach dem Vorbild von Chang’an deutlich erkennbar. Unter der Tang-Dynastie wurden Klöster gegründet und aufgelöst, umbenannt oder anderen Zwecken zugeführt. Bis heute stehen die Kleine Wildganspagode, die damals im Anren-Viertel lag und die Große Wildganspagode , die ins Jinchang-Viertel gehörte. Umwidmungen und andersartige Nutzung waren bei der architektonischen Struktur und Anlage solcher Baulichkeiten, die ohne weiteres auch in Wohnresidenzen oder Ahnentempel umgewandelt werden konnten, keine Schwierigkeit. Zu Beginn der zwanziger Jahre des 8. Jh., der Zeit der Regierungsdevise kaiyuan (713-742), gab es in Chang’an weit mehr als einhundert buddhistische Klöster, mehr als zwanzig daoistische Klöster, drei Kirchen des Mazdaismus und eine Kirche der persischen Religion des Lichts. Zusätzlich waren über die Stadt noch siebenundzwanzig große Residenzen, zumeist von Mitgliedern des kaiserlichen Haushalts, verteilt, die zum Teil der Verwaltung, aber auch der Sicherheit und öffentlichen Ordnung dienten. Zusätzlich lagen unzählige Residenzen von Beamten, Gelehrten und Aristokraten in der ganzen Stadt.

Der kaiserliche Palast der Strahlenden Helligkeit.
Der Kaiser und seine Angehörigen lebten und wohnten bis in die sechziger Jahre des 7. Jh. in der Kaiserlichen Palaststadt im Norden von Chang’an, wozu der Palast des Äußerst Absoluten (Taijigong) gehörte. Danach zogen sie in den weitläufigen Palast der Strahlenden Helligkeit (Daminggong) um, der später beschrieben wird. Nur während der Regierungszeit der Kaiserin Wu Zetian oder wenn die Kaiser auf der Flucht waren, wurde dieser Palast nicht vom Kaiser bewohnt. Die Kaisein Wu zog die östliche Hauptstadt Luoyang dem westlich gelegenen Chang’an vor. Kaiser Xuanzong (712-756) ließ später zusätzlich im Osten von Chang’an den Palast der erhabenen Segnungen (Xinqinggong) als informelle Residenz für Empfänge und Bankette errichten.
Der historisch wichtige Neubau des Palastareals der Strahlenden Helligkeit im Nordosten der Stadt, der mit seiner Südfront an die Stadtmauer anschloss, wurde im Jahr 634 auf Befehl von Kaiser Taizong begonnen. Ursprünglich als Ruhesitz für seinen Vater, den abgedankten Kaiser Gaozu geplant, hieß die Residenz Palast des Ewigen Friedens. Doch bevor er fertiggestellt war, starb Gaozu im Jahr 635 in seiner alten Residenz, dem Palast des Großen Friedens, den er 629 bezogen hatte. Der Daminggong sollte auch zu Lebzeiten von Taizong nicht mehr fertiggestellt werden. Erst etwa dreißig Jahre später, im Jahr 662, nahm Kaiser Gaozong das gigantische Bauprojekt wieder in Angriff. Der Grund dafür ist nicht vollkommen klar, doch es heißt, dass Gaozong an Rheumatismus litt und der Taiji-Palast ihm unangenehm war. Kein frischer Luftzug durchwehte ihn, weswegen der Kaiser in einem höher gelegenen trockenen Palast wohnen wollte, der nach Süden ausgerichtet war. Dazu kam, dass die Gebäude im Taiji-Palast sehr dicht standen und sich die Angehörigen des Hofes auf dem Areal drängten. Um den Bau des großzügig angelegten neuen Palastes mit seinen sechzig Gebäuden, die aus Hallen, Türmen, Pavillons, Terrassen mit Teichen und Gärten bestanden, zu finanzieren, wurde von allen Beamten ein Monatsgehalt einbehalten, der Bevölkerung in allen fünfzehn Provinzen eine Sondersteuer auferlegt und Arbeitsverpflichtungen von ihr gefordert. Der Daminggong lässt ich von seiner Anlage in einen südlichen und einen nördlichen Teil gliedern. Der südliche Teil hatte eine rechteckige Form, der nördliche glich einem Trapez. Die Gesamtlänge der Außenmauern betrug in nordsüdlicher Richtung 2256m, die Breite im Süden 1674m, im Norden 1135m. Fünf Tore verbanden den Palast im Süden mit der Stadt. Das Haupttor war das Tor des Zinnoberroten Phönix. Der nördliche Teil der Anlage wurde im Osten und Westen durch Mauern, die im abstand von 55m voneinander angelegt waren, geschützt. Zwischen den Mauern lebte die Palastgarde. Der südliche Teil des Palastes war in sich nochmals durch Mauern in ostwestlicher Richtung gegliedert; der nördliche Teil dagegen bestand aus einer parkähnlichen Landschaft mit verschiedenen Gebäuden, von denen etwa zwanzig von den Archäologen bestimmt werden konnten. Die regierungspolitisch wichtigsten Hallen lagen auf einer süd-nördlichen Achse, die im Süden, am Tor des Zinnoberroten Phönix, ihren Anfang nahm. In nördlicher Richtung folgten einander mehrere Hallen. Zuerst der Palast der Paläste, die Halle des Ursprünglichen Prinzip , die auf einer leichten Anhöhe des Drachenkopfhügels errichtet war, von dem heute noch einige Erhebungen aus der Ebene aufragen. Sie diente den großen Staatszeremonien wie der Inthronisation, dem Ritual bei der Wintersonnenwende, der Geburtstagsfeier des Kaisers, der Feier an Neujahr. Diese Halle, von der aus man die tiefer liegende Stadt überblicken konnte, muss für die Zeitgenossen auch aus der Ferne sehr eindrucksvoll gewesen sein. So heißt es in den verschiedenen Versen der Geschichte von Wang Wei (701-761):

„Der Tore Fluchten und die hohen Hallen
im dunst’gen Licht der Abendsonne liegen,
Des Kaiserpalastes ragende Dächer
Hüllen die Wolken ein,
unter Frühlingsbäumen duckt im Regen
sich zahllose Menschen Heim.“

Hinter der Halle des Ursprünglichen Prinzips stand die Audienzhalle, die Halle zur Verkündigung der Regierungsentscheidungen, in der die Audienzen stattfanden. Die dritte Halle, die genau auf der Grenze zwischen dem offiziellen und dem privaten Teil des Palastes stand, war die Purpurhalle, die dem Kaiser als Empfangshalle und eigentliche Wohnresidenz des Himmelssohnes diente. Wang Wei, der zur Blüte der Tang-Zeit lebte, hat sehr eindrucksvolle Beschreibungen des Palastes am frühen morgen und des Kaisers in seinen Audienzgewändern, die mit Wolken- und Drachenmustern geschmückt waren, hinterlassen.

Von den Hallen , die im Park lagen, ist besonders die Halle des Tugendhaften Einhorns (Lin’de dian) zu erwähnen, die in der Regierungsdevise linde (Tugend des weiblichen Einhorns) in den Jahren 664 und 665 errichtet wurde. Diese Halle, deren Fundamente und Grundriss durch Ausgrabungen sehr gut dokumentiert sind, hatte gewaltige Abmessungen. Die Länge des Gebäudes in südnördlicher Richtung betrug 222m. Die Breite belief sich auf 127m. Im Fundament der Halle wurden insgesamt 192 Fragmente von Grundsteinen unterschiedlicher Größe für Pfosten gefunden. Die Halle diente Festbanketten, Musikaufführungen, Tanzvorstellungen, der Bewirtung ausländischer Gesandtschaften, chinesischer Beamter und hoher Militärs.

Hier ein recht gut gelungener Versuch die Stadt im Ganzen zu rekonstruieren:
http://www.arch.nus.edu.sg/casa/projects/hck_changan/pages/content.htm



Gaozong (649-683)
(Der hohe Ahne)

Gaozong war erst 21 Jahre alt als er seinem Vater auf dem Thron folgte. Er war durch seine Jugend unerfahren, körperlich etwas schwach konstituiert und litt gelegentlich unter Schwindelanfällen. Als ein gutmütiger Mensch, der sich nicht zu Entscheidungen durchringen konnte, geriet er schnell unter dem Einfluss seiner ehrgeizigen Nebenfrau Wu Zhao. Sie war bereits Konkubine des Taizong – was ihre Verbindung zu Gaozong eigentlich zu Inzest machte – und sollte besser als Kaiserin Wu Zetian bekannt werden. Wu überredete Gaozong seine Gemahlin, die Kaiserin Wang, zu verstoßen und an ihrer statt sie selbst als Kaiserin einzusetzen. Erst einmal als Kaiserin anerkannt, begann sie im Namen ihres Gemahls zu handeln und brachte ihre eigenen Vertrauten in führende Positionen des Staates. Als Kaiser Gaozong durch einen Schlaganfall im Jahr 660 teilweise gelähmt wurde, war ihre Position unantastbar geworden. Was sich jedoch positiv auf das Reich auswirken sollte. Gaozong erreichte große Beliebtheit im Volke, dadurch dass er den Lebensstandart anhob und eine gut funktionierende Verwaltung vorzeigen konnte. Während seiner langen Regierung herrschte weitestgehend Frieden und Harmonie im Inneren, nach außen betrieb Wu Zetian eine aktive Expansionspolitik. China erreichte zu diesem Zeitpunkt die größte territoriale Ausdehnung seiner Geschichte. Siehe Karte:
http://history.binghamton.edu/hist130/images/h130maps/china-3.jpg

In Zentralasien nahmen die Chinesen Kontakt mit den Arabern auf, denn diese hatten gerade das persische Sassanidenreich erobert und die sassanidische Königsfamilie war an den kaiserlichen Hof nach Chang’an geflohen. So erreichte der erste arabische Botschafter China im Jahr 651. Im Fall von Korea suchte Chang’an die endgültige Entscheidung. Korea bestand damals aus drei Königreichen; in Nordkorea befand sich der alte Hauptfein Koguryo, den schon Kaiser Yangdi und Taizong erbittert angegriffen hatten und der auch Teile der Mandschurei umfasste, in Südkorea lagen der chinesische Vasall Silla und das mit Koguryo verbündete Paekche. Alle früheren Angriffe auf Korea erfolgten auf dem Landweg vom Norden her und scheiterten mehr oder weniger. So ersann man bei Hofe einen neuen Plan, die Invasion zur See. Dazu wurde in den kaiserlichen Werften am Yangzi eine etwa 1000 Kriegsschiffe umfassende Armada gebaut. Im Jahr 660 begann die Landung von 100.000 Soldaten in Paekche, unterstützt von 50.000 Mann aus Silla. Das nun ohne Verbündete dastehende Koguryo war nun isoliert. Von 661 bis 668 dauerte dann die Unterwerfung Koguryos von Süden und Norden her durch eine Invasionsarmee von etwa einer Million Mann.

Die gewaltige Ausdehnung die China nun erreichte, stellte sich jedoch als schwierig zu kontrollieren heraus. Als es zu militärischen Konflikten in Tibet und an den nördlichen Grenzen kam, zogen sich die Armeen wieder auf Grenzlinien zurück die besser beherrschbar waren.
In der Heimat wollte sich Wu Zetian nicht damit abfinden, mit dem Tod ihres Mannes die Macht zu verlieren. So manipulierte sie die Thronfolge, indem sie den beliebte Kronprinzen Li Hong vergiften ließ und andere Prinzen verbannte. So wurde ihr dritter Sohn Li Hong zum neuen Thronfolger. Gaozong’s letzter Wille stärkte ihre Position, denn er veranlasste, dass der Erbe ohne Verzögerung den Thron besteigen sollte, noch bevor seine Begräbnisfeierlichkeiten abgeschlossen seien. Auch sollte sich der neue Kaiser seiner Mutter in allen militärischen wie zivilen Frage unterordnen.

Bestattet wurde Gaozong im Qianling-Mausoleum. Überhaupt sind die Grabkomplexe der Tang-Kaiser die größten Grabanlagen der Menschheitsgeschichte. Es war Kaiser Taizong der überlegte, wie er sich ein gigantisches Grab bauen lassen konnte, ohne jedoch ein Vermögen dafür ausgeben zu müssen, wie einst die Han-Kaiser. So erwählte er sich einen 1.200m hohen Berg als Grabhügel und schuf so das größte Mausoleum der Welt, das Zhaoling. Selbst das imposante Grab des Ersten Kaisers wirkt eher niedlich dagegen. Der viele Räume umfassende Unterirdische Palast für den Sarg wurde an der Seite in den Berg getrieben. Um den Eingang herum wurde eine Totenstadt angelegt, deren Anlage nach dem Vorbild von Chang’an geformt wurde. In einer dreifachen Umwallung aus Türmen und mehren Toren, befanden sich zahlreiche Opferhallen und Tempel, Wohngebäude für die Totenpriester und Angestellten, sowie ein Palast für den neuen Kaiser und die Kaiserinwitwe samt Hofstaat. Auf den Begräbnisberg führt eine 1km lange Geisterstraße zu, die mindestens 68 Statuen, mit einer Größe von über 4m, umfasst.

Die Größe dieser Anlagen ist wahrhaft kaiserlich. Als die ersten Mausoleen im 8. Jh. restauriert wurden, mussten in jedem Grabkomplex etwa 378 Hallen ausgebessert werden; allein Taizong’s Grab hatte eine Außenmauer von etwa 60km und bedeckt ein Areal von 182km². Alle anderen Gräber der Tang-Kaiser folgen exakt diesem vorgegebenen Muster.

Die Gräber sollten die Größe und den Ruhm der Tang reflektieren und wurde auch für die Politik in Szene gesetzt. Etwa wenn fremde Fürsten vor den Mausoleen niederknien musste, um für Vergebung zu bitten. Auf dem Gelände der Totenstadt befanden sich auch zahlreiche prächtig ausgestatten Nebengräber. Das Zhaoling hat über 200 solcher Anlagen. Nach dem Fall der Dynastie wurden die Kaisergräber systematisch zerstört. Heute sind nur noch Erdrampen, Fundamente von Mauern, Türmen und Hallen, sowie die spektakulären Statuen zu sehen. Dennoch wirken sie noch immer monumental und einschüchternd. Das am meisten erforschte Grab ist das Qianling von Kaiser Gaozong und Wu Zetian. Dort sind alle Begleitgräber geöffnet worden und ans Licht kamen exquisite Wandgemälde, die vom Leben am Hof berichten. Sehr bekannt ist das Grab der Prinzessin Yongtai – die angeblich von Wu Zetian ermordet wurde – und wo man elegante Hofdamen sieht, begleitet von ihren Dienerinnen, die Früchte und Fächer bringen. Man spielt auf Musikinstrumenten und Vögel ziehen ihre Kreise. Im Grab eines Kronprinzen findet man Bilder von Polospielenden Männern und die Darstellung von hohen Mauern und Türmen, die mit Flaggen geschmückt sind. Auch der Empfang ausländischer Botschafter ist zu sehen. Jedoch ist keiner der Unterirdischen Paläste je geöffnet worden. Ob diese jemals geplündert worden sind oder ob die Kaiser noch mit all ihren Schätzen dort ruhen ist unklar. Deutsche Archäologen arbeiten derzeit an Ausgrabungen am Qiaoling-Mausoleum des Tang-Kaisers Ruizong (+716) und wenn die Behörden dies erlauben, wollen sie auch die kaiserlichen Grabkammern erforschen. Die Zeit wird es zeigen.

Hier zwei Seiten über die Gräber der Tang-Kaiser und deren Begleitgräber:
http://lazelsberger.at/guenther/china/Qianling.htm
http://www.travelchinaguide.com/attraction/shaanxi/xian/qianling/index.htm

Fortsetzung folgt. ;)
 
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