Die Teilung des karolingischen Reiches

Schwimmer

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Hi!
Ich suche Literatur (vor allem Bücher aber auch Internet) über die teilung des krolingischen Reiches in ein West- und Ostreich durch den vertrag von verdun. Wie äußerten sich die seperaten Gebiete, z.B. in Sprache, Kultur und denken. Hab bis jetzt nur Bücher gefunden über den Bruderstreit und Verträge selber aber nichts zu den "Völker" an sich.:weinen:
 
Schwimmer schrieb:
Hi!
Ich suche Literatur (vor allem Bücher aber auch Internet) über die teilung des krolingischen Reiches in ein West- und Ostreich durch den vertrag von verdun. Wie äußerten sich die seperaten Gebiete, z.B. in Sprache, Kultur und denken. Hab bis jetzt nur Bücher gefunden über den Bruderstreit und Verträge selber aber nichts zu den "Völker" an sich.:weinen:


Zunächst einmal wurde das Reich nicht in zwei, sondern in drei Teile gespaltet. Ich zitiere aus den Annales Fuldensis, 843:

"et Hludowicus quidem orentalem parten accepit, Karlus vero occidentalem tenuit, Hlutarius, qui maior natu erat, mediam inter eos sortitus est portionem."
(Ludwig erhielt den östlichen Teil, Karl den westlichen, Lothar als der älteste den dazwischen gelegenen Anteil.)

Es ist ja so, dass im Vertrag von Verdun die Grundlagen für die heutigen europäischen Staaten gelegt werden und dass einzelnen Stämme (der Begriff "Völker" gefällt mir in diesem Zusammenhang nicht besonders gut) vorhanden waren. Das Geschlecht der Karolinger hatte jedoch eine solche Macht über die von ihm beherrschten Gebiete, dass sich die Stammesführer nicht zur Reichsteilung äußerten.

Ich erläutere es einmal am Beispiel Bayern:
Bayern war ein eigenständiges Stammesherzogtum, bis Karl der Große Tassilo III. unter einem fadenscheinigen Vorwand einfach absetzte. Damit endet die Herrschaft der Agilolfinger und Bayern wird eine ganz gewöhnliche fränkische Provinz, was heißt, dass es zwar nichts an Gebieten verlor und seitens der Karloinger versucht wurde, diesen Einschnitt in die Selbständigkeit Bayerns zu vertuschen, faktisch war der Graf, der an der Spitze Bayerns stand ab diesem Zeitpunkt nicht recht viel mehr als eine Marionette in den Händen Karls des Großen und später auch seiner Nachfolger. Sämtliche bayerische "Vertreter" des Königs, ob sie nun comes, praefekt oder dux genannt werden, waren Teil des karolingischen Reichesapparates und es war ihnen nicht möglich, eigenständig Politik zu betreiben. Deshalb fügten sie sich auch bei der Reichsteilung, die im übrigen keine Nachteile für die einzelnen Stämme brachte (zumindest fallen mir auch nach längerem überlegen keine ein).

Falls du die Bevölkerung meinst, versteht es sich fast von selbst, dass es keine Quellen gibt, die sich damit auseinandersetzen. Abgesehen davon, wird Großmachtpolitik dem gewöhnlichen Bauern nicht beschäftigt haben.

Ansonsten würde ich mir an deiner Stelle einfach mal das Buch "Die Karolinger" von Rufolf Schieffer zur Hand nehmen. Dort findest du eine ausführliche Bibliographie, die mit Sicherheit speziell zu deinem Thema weiterführende Literatur nennt.
 
Zuletzt bearbeitet:
817 wurde Ludwig "der Deutsche" von seinem Vater zu Unterkönig in Bayern gemacht.
Seine Hauptresidenz war Regensburg. Von dort aus gelang es ihm, mit Hilfe einer fähigen Verwaltung, eine "Hausmacht" für seinen späteren Kampf gegen seinen Vater und gegen Lothar.
842 schlug er einen Aufstand der Sachsen nieder, denn sein Bruder Lother iniziert hatte. Dies festigte seine Macht in den deutschen Landen und bildete die Grundlage für seinen Anspruch auf die rechtsrheinischen Gebiete im Vertrag von Verdun.
Überhaupt muß Ludwigs Macht in Ostfranken sehr groß gewesen sein. Bayern war de facto seine Heimat. Sachsen, Rheinfranken und Alemannen besaßen noch keine starken Herzöge an ihrer Spitze.

Für die Bildung des Westfränkischen Reichs war vor allem der Tod Pippins, 839, von entscheidender Bedeutung.
Pippin war seit 814 König von Aquitanien und war für Karl dem Kahlen, der 838 König in Neustrien wurde, der größte Rivale im Westen.
Erst Pippins Tod und die Nachfolge seines schwachen Sohnes, Pippin II., ermöglichte es Karl seine Macht von den Pyrenäen bis zur Schelde auszudehnen und diese im Vertrag von Verdun zu behaupten.
Auch im Westen gab es zu diesem Zeitpunkt noch keinen starken Feudaladel (Hinrichtung Bernhards von Septimanien 844) der einen größeren Einfluß auf die Reichsteilung hätte nehmen können.
 
Wirtschaftliche Anliegen bestimmten die neuen Teilreiche, nicht die Zugehörigkeit der Menschen zu diesem oder jenem Volk. Der Vertrag zielte auf das Ende der Zwistigkeiten im Herrscherhaus, nicht auf die Auflösung des fränkischen Großreichs - Teilungen hatte es ja seit der Zeit der Merowinger immer wieder gegeben.
 
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