Diese Entwicklung setzte sich fort (hierzu Olwen Hufton, Arbeit und Familie. In: aaO, Bd. 3, S. 27-59): "Die Nachfrage nach Dienstboten scheint in der frühen Neuzeit stark angestiegen zu sein. [...] Dienstbotinnen bildeten die größte Berufsgruppe mit ungefähr 12% der Gesamtbevölkerung einer Stadt (dies gilt für alle europäischen Städte) während des 17. und 18. Jh."; man schätzt "die Zahl der Dienstboten beiderlei Geschlechts in London auf 200 000, darunter seien doppelt so viele Frauen wie Männer gewesen" (S. 31).
Stimmt schon, nur gehen da die Meinungen etwas auseinander ob es für Frauen in London denn tatsächlich ein 'Beruf' war. Also nur um es noch komplizierter zu machen...
Tim Meldrum in 'Domestic Service and Gender: Life and Work in the London Household 1660-1750' (2000) Longman,' behauptet, daß eine Position als Dienstmädchen oder Magd nicht in dem Sinne als Beruf betrachtet wurde, sondern als zu entgeltende Position, und eigentlich im Bewußtsein der Bevölkerung als Übergangsphase betrachtet und behandelt wurde.
Ist einige Zeit her seit ich das Buch gelesen habe, aber ich glaube mich zu erinnern, daß er eine deutliche Unterscheidung bei weiblichem Dienstpersonal zwischen den verschiedenen Positionen gemacht hat. Will heißen, während Dienstmädchen sein als Übergangsphase konzipiert wurde, war eine Frau die als Köchin eingestellt war- wurde entweder 'kitchen' oder 'cooking maid' genannt (sorry, an die genaue Bezeichnung erinnere ich mich nicht mehr, nur das sie trotzdem 'maid' genannt wurde)- zwar immernoch 'Magd', aber aufgrund gelernter und spezialisierter Fähigkeiten jemand der einem Beruf nachging und auch besser bezahlt wurde.
So weit ich mich erinnere schließt er das aus Briefen und anderen Dokumenten in denen solche Arbeit als nebensächlich oder nicht als wirkliche Arbeit genannt wird, und impliziert damit, daß es eine Dunkelziffer an Dienstmädchen gab. Meldrum zitiert einen Fall als Beispiel in dem eine 'hauptberufliche' Witwe nebenbei jemanden den Haushalt macht und auch dafür bezahlt wird, dies aber nicht als 'Dienst' betrachtet. Vielleicht liegt also die von Olwen Hulfton genannte Zahl noch viel höher.
Apropos angestiegene Nachfrage: In Schottland im angehenden 18. Jahrhundert war die Nachfrage anscheinend so groß, daß die Gerichtsbarkeit manchmal zu härteren Methoden griff um die Nachfrage zu stillen. In Larnarkshire wurden 1708 und 1716 Beschlüsse erlassen, daß alle unverheirateten Frauen, Männer, Jungs und Mädchen die dazu in der Lage sind in Dienst gehen sollten oder mit Gefängnis zu rechnen hatten. In Dumfries wurde etwas später erlassen, daß niemand der Dienstbote war einen anderen Beruf ergreifen konnte ohne eine Lizenz von zwei Richtern erhalten zu haben. (Marjorie Plant, The Domestic Life of Scotland in the Eighteenth Century, (1952) Edinburgh University Press)