Dolchstoßlegende Folgen

Sandro

Neues Mitglied
Hey,

Habe mal ein paar fragen.

Die Dolchstoßlegende. Ich frage mich, ob die Dolchstoßlegende am Ende vielleicht mitschuld daran ist, dass die Weimarer Republik scheiterte?
Kann man das denn sagen? Denn dadurch haben die Sozialdemokraten ja viele Sympathisanten verloren. Da sie weniger Wähler bekamen konnten die Nationalsozialisten ja letzentlich an die Macht kommen.
 
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Die Dolchstoßlegende. Ich frage mich, ob die Dolchstoßlegende am Ende vielleicht mitschuld daran ist, dass die Weimarer Republik scheiterte?
Kann man das denn sagen? Denn dadurch haben die Sozialdemokraten ja viele Sympathisanten verloren. Da sie weniger Wähler bekamen konnten die Nationalsozialisten ja letzentlich an die Macht kommen.
Die Dolchstoßlegende trägt eine Mitschuld an die Weimarer Republik. Rechtskonservative, militaristische und monarchistische Kreise nutzten diese Legende über die gesamte Dauer der Weimarer Republik, um demokratische und linke Parteien zu denunzieren und zu bekämpfen.
 
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Klar ist, dass die Feinde der Republik das Stichwort "Dolchstosslegende" im Entscheidungsjahr 1932 in der politischen Agitation benutzten, auch die verwandten Begriffe wie zB "Novemberverbrecher", "Systemverbrecher" etc.

Interessant wäre, das einmal in der Bedeutung bzw. der Wirkungsmacht im Entscheidungsjahr 1932 zu diskutieren,

a) Wahlverhalten zugunsten der NSDAP
b) Einfluss bei den am Ende der Republik beteiligten Akteure
 
Zu 1932 fallen mir spontan zwei Dinge ein.

Die NSDAP hat in der Novemberwahl gegenüber der Wahl im Juli 32 deutliche 2 Millionen Wählerstimmen verloren.

Das andere ist die Wiederwahl des unsäglichen Hindenburgs zum Reichspräsidenten. Zum Dank dafür hat Hindenburg den Mann, Reichskanzler Heinrich Brüning, der sich sehr stark für Hindenburgs Wiederwahl engagiert hat, gefeuert.

Hitlers radikaler Antisemitismus und Antimarxismus wurde ihm vom einem guten Teil des Wahlvolkes abgekauft. So waren die "Schuldigen" für die innenpolitische Misere ausgemacht und für das außenpoltische Szenario mussten immer noch die "Novemberverbrecher" und die "Dolchstoßlegende" herhalten.
 
Ein wichtiger Punkt dazu ist auch, dass sich die demokratischen Kräfte der Weimarer Republik wie Ebert sich nie von dieser "Legende" distanziert haben und sie damit indirekt mit getragen haben.
 
Die Reichsregierungen und tragenden demokratischen Parteien befanden sich hier in einem "Gefangenendilemma".

Einerseits wurden die Bestimmungen des Versailler Vertrags heftig bekämpft, wozu neben Kriegsschuldfrage die Reparationen und die Revisionspolitik nach Osten gehörten.

Andererseits war das System bereits gestürzt, das Krieg und Niederlage mit verursacht hatte, und damit der Verantwortung entzogen. An die Stelle waren heftige publizistische Bemühungen getreten, mittels "Dolchstoss" die Niederlage zu verdrängen. Diese Verdrängungsliteratur fand in gewisser Weise auch eine Anknüpfung in der "Volksgemeinschaft vom August 1914", der ein Sieg nichts anderes als selbstverständlich gewesen ist, und eine Niederlage nach den Kriegsanstrengungen unerklärlich.

Es würde danach nicht den damaligen Gegebenheiten entsprechen, den demokratischen Gruppen unter diesen Rahmenbedingungen realistische Optionen zur Bekämpfung des NS-Propaganda einzuräumen oder mittelbar eine Mitschuld zu suggerieren. Die fehlende "Akzeptanz der Niederlage" und der fehlende Verzicht auf den politischen Kampf gegen Versailles (quasi die fehlende "Annahme der Niederlage") gaben da wenig Raum.
 
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