Es mag etwas sonderbar anmuten, dass ich mit solch einem Thema komme und das auch noch gänzlich unbedarft, was literaturgeschichtlichen Betrachtungen des Romanstoffes anbelangt. Da Einzige, das mich dazu qualifiziert ist, dass ich den Roman als Jugendlicher einmal gelesen habe und noch ganz grob ein Bild davon im Hinterkopf habe. Aber eben das, die verschwommene Erinnerung daran ist vielleicht für diesen Thread garnicht so verkehrt. Denn es soll mir nicht nur darum gehen, was wir über den Roman wirklich wissen, sondern eben auch darum, was all die vielen mit der Figur des berühmten Ritters assoziieren, welche den Roman nie gelesen haben. Eine gewisse Rolle spielt dabei sicherlich auch die Ausschlachtung des Romans für die Bühne (Theaterstücke und Musiktheater) und die Leinwand.
Das ganz ungenaue Bild was ich früher von dem Don Quijote hatte, war dass er ein ganz unzeitgemäßer Anhänger des Rittertums war, der in seiner Vorliebe für dieses unter seinen Zeitgenossen kein Verständnis findet. Hinzu kommen solche berühmten Geschehnisse wie das Anreiten auf die Windmühlen, der Kampf mit den Weinschläuchen usw..
Also nahm ich an, als ich mich mit der Zeit, in welcher der Roman entstand, noch nicht beschäftigt hatte, dass damals das Rittertum ganz passé war. Der Held des Romans flüchtete sich demnach in eine Traumwelt, in welcher das mittelalterliche Ritterbild noch am Leben war.
Der Gegensatz zwischen dem Don Quijote und seiner Umwelt ist aber, wenn man sich die Welt des frühen 17. und späten 16. Jahrhunderts vorstellt nicht so gravierend. So sah ich einmal eine recht neuere Verfilmung zum Don Quijote, in welcher die Handlung ins 19. Jh. verlegt worden war, was eben die Figur des Ritters alberner und absurder im Verhältnis zu den Menschen um sich herum darstellte.
Denn im Prinzip lebte Cervantes selbst in dem Jahrhundert, dem fünfzehnten, als eben die Ritter begannen auf den Schlachtfeldern als entscheidende Kavallerie endgültig ausgedient zu haben. Noch in der Schlacht bei Ravenna zeigt sich, z.B. nachzulesen bei Delbrück, der bedeutende Einfluss der unplanmäßig zuschlagenden und in der Folge geschlagenen spanischen Ritter 1512. Die Franzosen unterhielten noch eine ganze Weile die Gensdarmes - die Ritter wurden 1548 in Du Bellays "Discipline militaire" noch "hommes d'armes" genannt. Bis in die Lebzeiten von Cervantes erstreckte sich indes die Diskussion von Wallhausen, Mendoza, Monluc, Basta und anderen, ob den Lanzenreitern oder den Pistolenschützen zu Pferde der Vorzug auf dem Schlachtfeld zu geben sei, wobei sich dann auch nach dem schließlichen Überwiegen der Letzteren noch mancher Verfechter der Lanzenreiter fand.
Demnach waren die Ritter zu Zeiten von Cervantes noch nicht der alte Hut, für den ich ihn irrtümlicherweise als Jugendlicher gehalten hatte. Neben der noch eine ganze Weile fortdauernden Rolle ritterlicher Kavallerie auf dem Schlachtfeld im 16. Jh. sind natürlich auch die fotlaufenden Traditionen des Rittertums auf kulturellen und gesellschaftlichen Feldern (man denke an das anhaltende Turnierwesen) in der Frühen Neuzeit nicht zu unterschätzen. Man denke an die geistlichen und weltlichen Ritterorden mit ihren Wiederbelebungen, ihrem anhaltenden Glanze und auch Neugründungen noch im 18.Jh..
Wie kann man also dieses Ritterbild, das man in Cervantes Werk findet, im Vergleich mi dem zeitgenössiche Ritterbild in der Gesellschaft verstehen?:grübel:
Ich möchte keine Smalltalk-Diskussion rein bloß mit Erinnerungen aus Kindertagen führen, aber auch möglichst nicht mit Links zugeschüttet werden. Wäre schön, wenn die Kenner der Materie oder auch nur die Halbwissenden ihren Kenntnisstand in eigenen Worten oder schönen Zitaten dazu erzählen würden.
Ein bisschen passt der Thread natürlich auch zu meiner Beschäftigung mit der frühneuzeitlichen Ständegesellschaft und dem Niederadel im Besonderen.
Ich habe auch noch eine andere Frage, aber die kommt später und bezieht sich auf Sancho Panza. Soll ich die auch hier stellen?
Das ganz ungenaue Bild was ich früher von dem Don Quijote hatte, war dass er ein ganz unzeitgemäßer Anhänger des Rittertums war, der in seiner Vorliebe für dieses unter seinen Zeitgenossen kein Verständnis findet. Hinzu kommen solche berühmten Geschehnisse wie das Anreiten auf die Windmühlen, der Kampf mit den Weinschläuchen usw..
Also nahm ich an, als ich mich mit der Zeit, in welcher der Roman entstand, noch nicht beschäftigt hatte, dass damals das Rittertum ganz passé war. Der Held des Romans flüchtete sich demnach in eine Traumwelt, in welcher das mittelalterliche Ritterbild noch am Leben war.
Der Gegensatz zwischen dem Don Quijote und seiner Umwelt ist aber, wenn man sich die Welt des frühen 17. und späten 16. Jahrhunderts vorstellt nicht so gravierend. So sah ich einmal eine recht neuere Verfilmung zum Don Quijote, in welcher die Handlung ins 19. Jh. verlegt worden war, was eben die Figur des Ritters alberner und absurder im Verhältnis zu den Menschen um sich herum darstellte.
Denn im Prinzip lebte Cervantes selbst in dem Jahrhundert, dem fünfzehnten, als eben die Ritter begannen auf den Schlachtfeldern als entscheidende Kavallerie endgültig ausgedient zu haben. Noch in der Schlacht bei Ravenna zeigt sich, z.B. nachzulesen bei Delbrück, der bedeutende Einfluss der unplanmäßig zuschlagenden und in der Folge geschlagenen spanischen Ritter 1512. Die Franzosen unterhielten noch eine ganze Weile die Gensdarmes - die Ritter wurden 1548 in Du Bellays "Discipline militaire" noch "hommes d'armes" genannt. Bis in die Lebzeiten von Cervantes erstreckte sich indes die Diskussion von Wallhausen, Mendoza, Monluc, Basta und anderen, ob den Lanzenreitern oder den Pistolenschützen zu Pferde der Vorzug auf dem Schlachtfeld zu geben sei, wobei sich dann auch nach dem schließlichen Überwiegen der Letzteren noch mancher Verfechter der Lanzenreiter fand.
Demnach waren die Ritter zu Zeiten von Cervantes noch nicht der alte Hut, für den ich ihn irrtümlicherweise als Jugendlicher gehalten hatte. Neben der noch eine ganze Weile fortdauernden Rolle ritterlicher Kavallerie auf dem Schlachtfeld im 16. Jh. sind natürlich auch die fotlaufenden Traditionen des Rittertums auf kulturellen und gesellschaftlichen Feldern (man denke an das anhaltende Turnierwesen) in der Frühen Neuzeit nicht zu unterschätzen. Man denke an die geistlichen und weltlichen Ritterorden mit ihren Wiederbelebungen, ihrem anhaltenden Glanze und auch Neugründungen noch im 18.Jh..
Wie kann man also dieses Ritterbild, das man in Cervantes Werk findet, im Vergleich mi dem zeitgenössiche Ritterbild in der Gesellschaft verstehen?:grübel:
Ich möchte keine Smalltalk-Diskussion rein bloß mit Erinnerungen aus Kindertagen führen, aber auch möglichst nicht mit Links zugeschüttet werden. Wäre schön, wenn die Kenner der Materie oder auch nur die Halbwissenden ihren Kenntnisstand in eigenen Worten oder schönen Zitaten dazu erzählen würden.
Ein bisschen passt der Thread natürlich auch zu meiner Beschäftigung mit der frühneuzeitlichen Ständegesellschaft und dem Niederadel im Besonderen.
Ich habe auch noch eine andere Frage, aber die kommt später und bezieht sich auf Sancho Panza. Soll ich die auch hier stellen?
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