Douglas MacArthur-Kriegstreiber/Ein verhinderter Caesar?

Gandolf hat bereits auf den wichtigen Aspekt der US-Aufklärung hingewiesen, thanepower hat das vertieft:
Diese grob vorsätzliche nachrichtendienstliche Inkompetenz bzw. Selbstbeschränkung betraf dann auch wichtige diplomatische Informationen, wie beispielsweise die chinesische Warnung, via indischen Botschafter, keine US-Kampftruppen über den 38 Breitsngrad vorrücken zu lassen, da dieses eine chinesische Intervention nach sich ziehen würde. Obwohl diese Informationen vorhanden war wurde sie in ihrer Bedeutung durch CIA und andere Nachrichtendienste bzw. Dienststellen nicht korrekt eingeordnet.

Man sollte hier nicht nur die CIA oder die nichtmilitärischen Nachrichtendienste im Fokus haben, sondern die Bemerkung in #18 bezog sich insbesondere auf das krasse Versagen der militärischen Aufklärung, die Basis der Entscheidungen von UN-Joint-staff und MacArthur gewesen sind. Diese militärischen Aufklärungen auf den Quellen Funk, Vernehmungen und Luftaufklärungen lagen grandios falsch und schätzten selbst im Zeitpunkt des chinesischen Vormarsches der zunächst 6 Armeekorps die Zahlen völlig falsch ein (zwischen 30. und 70.000 Mann, anstatt 200.000).

Die militärische Meldungslage vermischte sich natürlich mit dem internationalen Tauziehen um die Lage, wobei sowohl auf der UN-Seite zB mit Indien und Großbritannien eine höchst komplexe Lage gegeben war, als auch auf der kommunistischen Seite zwischen Mao und Stalin.

DMA hatte umfangreiche Erfahrungen im Bodenkrieg gegen "asiatische Armeen", aus dem Fall Japan. Er verfügte auch über detaillierte Studien des Scheiterns der japanischen Armeen, trotz großer Stärke, gegen die chinesischen Landstreitkräfte 1937/45. Die Airforce lieferte einerseits grob falsche Aufklärungsergebnisse, versicherte jedoch andererseits, ein chinesisches Eingreifen durch Luftschläge zu ersticken. Dabei ging man jedoch von den niedrigeren Zahlen aus, und war außerdem der Überzeugung, die Yalu-Übergänge für die chinesischen Verstärkungen abschnüren zu können. So erging an DMA der Auftrag, die bewaffneten Kräfte der NKVA auch nördlich des 38. Breitengrades völlig zu zerschlagen.

Ende Oktober 1950 hatte man die ersten chinesischen Kriegsgefangenen in der Hand, die wiederum - begrenzte Informationen - viel zu geringe Zahlen der chinesischen Truppen lieferten. Sämtliche militärischen Aufklärungen, die diese Entwicklung auch nordwärts des Yalus durch die Höhenaufklärung hätten erkennen müssen, hatten versagt. Die falsche Informationslage führte nun in eine chaotische, und militärisch äußerst brenzlige Situation, bei der die UN-Truppen durch die chinesische Übermacht vor der Zerschlagung standen. Außerdem war der Versuch gescheitert, die NKVA (schnell! und vorwiegend aus der Luft) auch nördlich des 38. zu zerschlagen. Das ist der (eine!) Kontext für die Kurzschlussforderung von DMA, die chinesischen Truppen am Yalu nötigenfalls mit A-Bomben zu stoppen. Dass die nun entstandene Lage nicht mehr zu gewinnen bzw. im Sinne eines nichtkommunistischen Gesamtkoreas zu entscheiden war, hatte DMA zuvor bereits prognostiziert, weil es ihm nach dem konventionellen Bodenkrieg gegen Japan klar war.

Umgekehrt waren die Verbündeten brüskiert, die vor dem Vormarsch über den 38. ein Appeasement gegenüber der kommunistischen Seite gefordert hatten (Indien, Großbritannien). China sollte ein "Streifen" südlich des Yalus als "kommunistisch" zugeschlagen werden. Das war nach dem Eingreifen einer großen chinesischen Armee nunmehr vorerst vom Tisch, und der als Unterpfand anzubietende kommunistische Streifen Koreas würde ungleich größer sein müssen, wenn sich die Lage überhaupt für die UN-Truppen noch stabilisieren ließe (was pessimistisch gesehen wurde, wenn die massiven Luftschläge versagen würden).
 
Am Rande:

Zeitlich und in der Taktung hochinteressant ist die außenpolitische Strategie der Volksrepublik China, nachdem man erst im Dezember 1949 die letzten Reste auf dem chinesischen Festland unter Kontrolle gebracht hatte. Maos Ziel war nun offenbar die Absicherung der Flanken des Reiches.

Dazu fiel im Frühjahr 1950 die Entscheidung, die vietnamesische kommunistische Befreiungsarmee Ho Chi Minhs massiv zu unterstützen. Diese Unterstützung bestand in der Ausrüstung der 5 "Divisionen" in der "Grenzoffensive" gegen Fankreich. Ziel der Grenzoffensive war die Absicherung der Versorgungswege von China nach Nordvietnam, Voraussetzung für jeden weiteren Vormarsch in Vietnam.

Parallel versuchte man, im Rekordtempo eine starke chinesische Luftwaffe aufzubauen. Ab Juli lieferte Stalin nach kurzem Zögern die MiG-Regimenter, einige Hundert Stück sollten es werden. Ganz kurzfristig sollten die 4 chinesischen Armeen Luftschutz erhalten, die in den Norden an die koreanische Grenze verlegt werden sollten. Die ersten Flugzeuge tauchten im Dezember 1950 über Nordkorea auf.

Und bereits im April 1950 "informierte" Nordkorea China, dass der Einmarsch in den Süden bevorsteht. Es fanden auf die schon erwähnten Verlegungen chinesischer Armeen (nach westlicher Einstufung: Armeekorps) in das Grenzgebiet zu Korea statt.

Alle drei Vorgänge wurden von westlicher Seite total unterschätzt. Weder bekam man viel vom Aufbau der Luftwaffe mit, noch war das beachtliche Ausmaß der militärischen Vorbereitungen oder im Fall Vietnams auch der militärischen Unterstützung bekannt geworden.

Das Ganze lief also in erstaunlichem Tempo in 12 Monaten ab.
 
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Dazu fiel im Frühjahr 1950 die Entscheidung, die vietnamesische kommunistische Befreiungsarmee Ho Chi Minhs massiv zu unterstützen. Diese Unterstützung bestand in der Ausrüstung der 5 "Divisionen" in der "Grenzoffensive" gegen Fankreich. Ziel der Grenzoffensive war die Absicherung der Versorgungswege von China nach Nordvietnam, Voraussetzung für jeden weiteren Vormarsch in Vietnam.
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Man belieferte den Viet Minh überwiegend mit amerikanischen Kriegsmaterial, das ursprünglich der Kuomintang erhalten hatte, nach dem Sieg der Kommunisten aber in deren Hände gefallen war.

Das hatte für die Vietnamesen später unerwartete logistische Vorteile, da sie Beutemunition der ebenfalls amerikanisch ausgestatteten französischen Streitkräfte verwenden konnten. Vor allem das, was über Dien Bien Phu abgeworfen wurde und daneben ging.

Die Chinesischen Truppen in Korea waren dann m.W. überwiegend mit dem neu gelieferten Russischen Material ausgestattet, aber teilweise auch noch mit den alten chinesischen Mausergewehren so wie japanischen Beutematerial.
 
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