Dreißigjähriger Krieg = Glaubenskrieg?

Als allgemeine Beobachtung erkennt der geneigte Leser neben all den richtigen und wichtigen Details der Beiträge , daß die konfessionelle Spaltung als eine Art deutsches "Schiksal " erkannt werden muß .
Der Augsburger Religionsfrieden hat 1555 den Ausbruch eines Konfessionskrieges zwei Generationen später nicht verhindern können. Zu stark war die Dynamik der Konfessionen, besonders des aggressiven Calvinismus neben dem reformierten und wiedererstarktem Katholizismus. Nach 30 Jahren Krieg stand man wieder da, wo man 1555 gestanden hatte, es zeigte sich, daß keine der Konfessionen die Kraft besaß, die andere zu überwältigen.
Im Ergebnis all der Auseinandersetzungen nimmt somit Deutschl. eine gewisse Sonderstellung ein unter den großen Nationen Europas. Die meisten haben die konfessionelle Spaltung von ihren Grenzen ferngehalten-oder sie wenigstens wieder aufheben können; das stattl. zerissene Italien und das straff zentralisierte Spanien blieben rein katholisch, England (anglekan.) und Schottland, die Vereinig.Niederlande und Schweden-beide im Zeitalter der "konfessionellen Kriege" vorübergehend Großmächte-wurden rein protestantisch, Rußland blieb orthodox. In Frankreich ist letztlich nur ein kleiner Teil protestantisch geworden und geblieben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wie schon öfters erwähnt wurde kommt es auf die Fragestellung an...
Die Frage, ob der 30jährige Krieg ein (reiner) Glaubenskreig war, kann man getrost mit nein beantworten.
Stellt man sich die Frage, ob religiöse/konfessionelle Motivationen und Überzeugungen eine große Rolle gespielt haben, muss man die Frage bejahen.

Im 30jährigen Krieg werden in der Forschung 3 große Felder gesehen (bei einem so langen Konflikt dieses Ausmaßes logischer Weise mit den manigfaltigsten Überschneidungen und Ausprägungen):
- ein Konfessioneller Konflikt
- ein "außenpolitischer"/europäischer Konflikt (Habsburg-Frankreich, dominium maris baltici)
- ein "innenpolitischer"/reichsinterner Konflikt (Kaiser-Reichsstände, Reichsstände-Reichsstände, Reichsstände-Landstände)

Ein sehr gutes Buch zu dem Thema um sich schnell zu informieren wäre:
Ronald G. Asch, The Thirty Years War, Basingstoke 1997.


Auch sollte man sich davor hüten, geschichtl. Ergeignisse anachronistisch zu berwerten oder zu erklären. (Wobei auch etablierete Historiker oder solche, die es sein wollen, davor nicht gefeit sind)
 
Betrachtet man das Beispiel Gustavs II. Adolf, der sowohl aus konfessionellen (es war tatsächlich sein Ziel, die Protestanten in Deutschland vor der katholischen Übermacht zu schützen und anfangs wurde er von diesen auch als neuer Messias gefeiert- das schwedische Heer bekam nach seiner Landung auf Usedom Unterstützung von vielen protestantischen Fürsten), als auch aus machtpolitischen Gründen (er wollte die Position als "dominus maris baltici" einnehmen und scheute sich auch nicht, im Vertrag von Bärwalde ein Bündnis mit dem katholischen Frankreich einzugehen) in den Krieg eintrat.
Ich glaube Horst Möller sagte auch etwas in die Richtung oder war es Heinz Schilling
Ich glaube, das war im Buch von Heinz Schilling "Aufbruch und Krise".
Wessen Diener ich bin, dessen Religion habe ich,
oder so ähnlich und auf Latein hört es sich noch viel besser an, aber das trau ich mich nicht.
"Cuius regio, eius religio" - "wessen Land, dessen Religion"
Es ist auch zweifelhaft, ob die Habsburger den Religionsfrieden von 1555 wirklich im Innersten akzeptiert hatten.
dass Karl V. die Verhandlungen seinem Bruder Ferdinand überließ und ein Jahr später abdankte, spricht für sich.
Nach 30 Jahren Krieg stand man wieder da, wo man 1555 gestanden hatte
Nicht ganz. Es war nun nicht mehr möglich, die anderen (in konfessioneller Hinsicht) Stände auf dem Reichstag zu überstimmen, wenn es um religiöse Angelegenheiten ging. Außerdem wurde das "reservatum ecclesiasticum", nach dem ein Geistlicher Amt und Würden verlor, wenn er zur reformierten Kirche übertrat, nicht übernommen. Vor allem dadurch wurde die religiöse Lagerbildung auch geographisch sichtbar, wurde von diesem Recht doch v.a. im Süden und Südwesten Gebrauch gemacht und viele geistliche Länder so säkularisiert.
 
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