Dreißigjähriger Krieg

mandi

Mitglied
Hallo an alle :)

Ich habe eine Frage zum Dreißigjährigen Krieg da ich eine Hausaufgabe erledigen muß.

Meine Aufgabe lautet:
Gehen sie bitte der Frage nach, inwieweit diese blutige Auseinandersetzung noch Religionsprobleme betraf und nicht eher weltlicher Machtkampf verschiedener Herrscherhäuser war??????

Bitte helft mir ich verzweifle. :confused:
 
Ganz kurz: Am Anfang steht eine Auseinandersetzung zwischen dem böhmischen Adel und dem Kaiser Ferdinand. Dessen Vorgänger hatte dem böhmischen Adel freie Religionsausübung zugestanden, was Ferdinand nun wieder rückgängig machen wollte. Daraus folgte der Prager Fenstersturz und die Böhmer wählten einen Gegenkönig, nämlich den Protestanten Friedrich von der Pfalz. Das hier kann man durchaus als religiös motivierte Auseinandersetzung betrachten, wobei auch zu dieser Zeit Fürsten im Reich schon länger die Religion nutzten, um die Macht des Kaisers zu schwächen.

Nach diesem Böhmisch-pfälzischen Krieg, den der Kaiser mit Hilfe des Fürsten Maximilian von Bayern gewann (Maximilian erhielt dafür die Kurwürde, die man Friedrich von der Pfalz wegnahm), mischte sich Dänemark in den Krieg ein, später dann auch das protestantische Schweden. Gerade bei Schweden kann man zwei Motivbündel schön unterscheiden: Einmal die HIlfe für die vom Kaiser arg bedrängten Glaubensbrüder (Protestanten) ... zum anderen jedoch auch Interesse an einer Schwächung des Hauses Habsburg und an bestimmten Gebieten in Norddeutschland (Pommern).

Das KATHOLISCHE Frankreich (Richilieu) hatte die PROTESTANTEN schon länger finanziell unterstützt und als es nach dem Tod des Schwedenkönigs Gustav Adolf so aussah, als würde endlich Frieden geschlossen, trat Frankreich auf Seiten der Protestanten in den Krieg ein. Um den Glauben ging es also nicht mehr, nur noch um eine Schwächung Habsburgs (das ja auch über Spanien herrschte und Frankreich damit umklammerte) und evtl. Landgewinn (Elsass).

Auf der anderen Seite stellten sich nun auch häufiger protestantische dt. Fürsten auf die Seite des Kaisers im Kampf gegen die ausländischen Mächte, insb. den alten Feind Frankreich.

Umgekehrt, in der Zeit, als der Kaiser deutlich zu gewinnen schien und schon plante, ganz Deutschland zwangsweise zu rekatholisieren - da stellten sich katholische Fürsten gegen ihn, damit er nicht zu übermächtig wurde.

Damit denke ich, hast Du schon mal einige Anhaltspunkte.
 
Fast ganz richtig - nur der Anfang stimmt nicht ganz. Zur Zeit des Prager Fenstersturzes regierte noch Kaiser Matthias, erst nach dessen Tod wählten die Stände Friedrich von der Pfalz zum König von Böhmen - ist aber nur ein Detail.
Infos dazu im AEIOU
 
Dank euch beiden es werden wohl bald neue fragen kommen denn ich habe gerade mit meinem Abitur per Fernstudium begonnen.:teach:


Also bis bald und noch mal schön dank.
 
Hi
Meine Frage : Hatte der Dreißgjährige Krieg sowohl religiös bedingte Ursachen als auch rein machtpolitische ? Ich höre oft ,dass es sich bei dem Krieg um den letzten großen Glaubenskrieg handelt ,les dann jedoch ,dass sich spätestens ab 1635 Katholiken und Protestanen in beiden verfeindeten Partein befanden .
Wieviel "Religion" war also noch in diesem Krieg?
 
Die Antwort der Fachleute:
Würde man heute eine Umfrage starten, in der gefragt wird, welcher Art von Krieg der Dreißigjährige Krieg war, so erhielte man die klassische Antwort "Der Religionskrieg schlechthin"! Die Geschichtsforschung tendiert allerdings seit einigen Jahren zu einer wesentlich differenzierteren Sichtweise und untersucht das wahrscheinlich einschneidenste Ereignis in der Frühen Neuzeit auf andere Ursachen. Dabei wurden erstaunliche Ergebnisse erzielt, die - in einen europäischen Kontext gebracht - ein ganz neues Licht auf den Dreißigjährigen Krieg werfen.

http://www.krieg.historicum.net/themen/m30jk/staatsbildungskrieg.htm
 
Der Religionsunterschied spielte sicher eine Rolle aber es war eben auch ein Krieg, in dem die Habsburger Kaiser versuchten, ihre Macht im Reich, insbesondere den "kaiserfernen" (protestantischen) Fürsten im Norden gegenüber zu stärken. Dabei kam es auch innerhalb des Reiches zu teilweise seltsamen Konstellationen. Z.B. war das protestantische Kurfürstentum Sachsen zu Beginn des Krieges lange Zeit auf Seiten des Kaisers.

Der eigentliche Kriegsgrund war auch eher machtpolitischer Natur: Wenn Friedrich von der Pfalz Böhmen gehalten hätte, wären alle 4 weltlichen Kurfürstentümer in protestantischer Hand gewesen. Da kann man sich leicht denken, dass der nächste Kaiser kein katholischer Habsburger mehr gewesen wäre. Da galt es von habsburger Seite natürlich gegenzusteuern. Und die vermeintliche Gunst der Stunde versuchte man zu nutzen, um im ganzen Reich die kaiserliche Macht wieder zu stärken.
 
Man sollte nicht davon ausgehen, dass der religiöse oder besser der konfessionelle Faktor tatsächlich alle anderen Interessen überlagert hätte. Selbstverständlich gab es diesen Gegensatz und er bestimmte auch zunehmend bis hin zum 30jährigen Krieg die politische Agenda im Reich, aber die Politik der Zeit läßt sich nicht vollkommen unter dem konfessionellen Paradigma auflösen. Natürlich gab es im 16. und 17. Jahrhundert eine ganze Menge an Konflikten und Krisen, die kein konfessionelles Moment beinhalteten.

Aber: Diese Spannungen konnten und wurden über den Fundamentalgegensatz der Konfessionen aufgeladen, so konnten Gegensätze zwischen Rivalen verstärkt, der Zusammenhalt innerhalb einer Konfliktpartei gefestigt, Verbündete (mit denen man ansonsten wenig zu schaffen gehabt hätte) gesucht und Handlungsoptionen fernab traditioneller Konfliktlösungen gefunden werden. War der benachbarte Fürst altgläubig, konnte man selber als Fürst über eine dezidierte Zurschaustellung seines Protestantismus dessen Ansprüche auf eigene Besitzungen abschwächen (und vice versa), war der Fürst katholisch, so lohnte es sich als adeliger oder städtischer Landstand des Territoriums, protestantisch zu sein, um Grenzen zu ziehen und die ständische Opposition zu akzentuieren (und vice versa), war die eine Seite einer Dynastie katholisch, so lohnte sich für die andere Seite eine Wahl des Protestantismus, um bei einer Stärke des eigenen Lagers die familieninterne Rivalität zu seinen Gunsten zu ändern (und vice versa).

Kurzum: Natürlich gab es im konfessionelle Zeitalter weiterhin traditionelle Konflikte verschiedenster Natur. Zusätzlich konnten diese traditionellen Konflikte konfessionell aufgeladen werden. Und schließlich gab es noch rein konfessionelle Konflikte, die es ohne religiösen Gegensatz so nicht gegeben hätte. Eine Befriedung traditioneller Konflikte durch gemeinsame konfessionelle Vorstellungen scheint mir eher selten vorgekommen zu sein, was ein bezeichnendes Licht auf die Instrumentalisierbarkeit der Konfession zu politischen Zwecken zu werfen scheint.

Im 30jährigen Krieg kulminieren dann die verschiedensten Frontstellung in einem Großkonflikt, in dem territoriale, dynastische, hegemoniale (= traditionelle) und konfessionelle Gesichtspunkte untentwirrbar miteinander verschmelzen.


Andronikos schrieb:
Der Religionsunterschied spielte sicher eine Rolle aber es war eben auch ein Krieg, in dem die Habsburger Kaiser versuchten, ihre Macht im Reich, insbesondere den "kaiserfernen" (protestantischen) Fürsten im Norden gegenüber zu stärken.

Prinzipiell ging es erst einmal um die Sicherung der Hausmacht durch den Kampf um Böhmen, die Ausschaltung der starken protestantischen Opposition in den habsburgischen Erblanden und die Garantie einer katholischen Mehrheit im Kurgremium zur Wahrung eigener Ansprüche auf die Kaiserkrone. Dann ging es um die Durchsetzung kaiserlicher Macht in den oberdeutschen Kernregionen des Reiches, wo ja gerade die Kurpfalz ein bedeutender Rivale war. Erst danach scheint es mir um den Norden des Reiches gegangen zu sein, sicherlich auch durch die (zufällig?) benachbarte Lage Dänemarks und Schwedens motiviert.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nicht zu vergessen, dass Kriegsführende Parteien mehrmals wechselten. Für Gustav Adolf waren doch deutsche Religionsstreiterein relativ egal. Und den Franzosen wirds ähnlich gegangen sein. die Frage sollte also IMHO für jeden Abschnitt einzeln gklärt werden.
 
Herold schrieb:
Prinzipiell ging es erst einmal um die Sicherung der Hausmacht durch den Kampf um Böhmen, die Ausschaltung der starken protestantischen Opposition in den habsburgischen Erblanden und die Garantie einer katholischen Mehrheit im Kurgremium zur Wahrung eigener Ansprüche auf die Kaiserkrone. Dann ging es um die Durchsetzung kaiserlicher Macht in den oberdeutschen Kernregionen des Reiches, wo ja gerade die Kurpfalz ein bedeutender Rivale war. Erst danach scheint es mir um den Norden des Reiches gegangen zu sein, sicherlich auch durch die (zufällig?) benachbarte Lage Dänemarks und Schwedens motiviert.

Richtig; die erste Etappe, der Böhmisch-Pfälzische Krieg, ging von 1618/23, erst danach griff Christian IV. von Dänemark ein, und es folgte der Dänisch-Niedersächsische Krieg (1625/29). Wieder ein Jahr danach löst die Landung von Gustav II. Adolf mit seinem Heer auf Usedom den Schwedischen Krieg aus (1630/35).

Übrigens zeigt sich bereits bei diesen ersten drei Kriegsabschnitten deutlich, wie wenig es wirklich um die Religion bzw. Konfession ging und wie wenig der Dreißigjährige Krieg tatsächlich ein Religionskrieg war...

Bereits angesprochen wurde das protestantische Kursachsen (lutherisch), welches in den ersten Jahren (vermutlich bis zum Restitutionsedikt 1629) Rückhalt beim katholischen Kaiser suchte. Allerdings hatte es zum anderen auch schon vor dem Beginn des Krieges eine Gegnerschaft zur protestantischen Kurpfalz (calvinistisch) entwickelt, weswegen Sachsen auch der Union nicht beigetreten war.
Außerdem gab es dann im Böhm.-Pfälz. Krieg neben den päpstlichen Subsidien und der militärischen Hilfe von Spanien und der Liga (Maximilian I. von Bayern) auch Unterstützung durch Kursachsen, das sich damit die Lausitz sicherte.
Ich bin mir aus diesem Grund nicht sicher, ob der Kaiser zuvorderst auf die Stimmenverteilung im Kurgremium sah (die Stimme Sachsens hatte er mE de facto) oder es ihm nicht doch eher um die habsburgischen Erblande (ergo die Hausmacht) ging...

Im Dänisch-Niedersächs. Krieg wagte König Christian erst den Angriff, nachdem er sich durch Subsidien aus England, den Niederlanden und Frankreich gesichert hatte. Und Frankreich war wiederum ein katholisches Land, welches damals mit den eigenen Protestanten (calvinistische Hugenotten) recht rigide umging.
Hier ging es wohl für Dänemark um den Einfluß in den Niedersächsischen Reichskreisen und den "Hintermännern" (England, Niederlande, Frankreich) um eine Schwächung der habsburgisch-spanischen Macht.

Die Schweden wiederum konnten erst auf deutschem Gebiet landen, nachdem Kardinal Richelieu 1629 den Frieden zwischen Schweden und Polen vermittelt hatte und den Schweden auch finanzielle Hilfe gab.
Zwar tritt Gustav II. Adolf nach eigenen Worten an, "um die Sache der Protestanten zu schützen", jedoch sein Bündnis mit dem Katholiken Richelieu verschweigt er. Wie er übrigens auch verschweigt, daß sein Interesse seit Jahren schon der Sicherung der schwedischen machtstellung im Ostseeraum gilt.

Ich gehe in meiner Einschätzung deshalb sogar so weit, daß die Polarisierung durch die konfessionellen Gegensätze eher vorgehalten war und es in diesem Krieg primär um nichts als reine Machtpolitik ging, wenn auch die konfessionelle Spaltung sicher ein nicht zu vernachlässigender Grund für die Herausbildung der beiden Machtblöcke der Habsburgischen und der Antihabsburgischen Koalition gewesen ist.

In diesem Sinne

Timo
 
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