Druiden

Lukrezia Borgia

Moderatorin
Die Führungsrolle in der keltischen Gesellschaft wurde neben der Kriegerkaste von den Druiden eingenommen. Sie waren in der gesamten keltischen Welt tätig und fungierten als Priester.

Erst nach 20 Jahren Ausbildung, während der sie in das ungeschriebene Wissen der Priesterschaft eingewiesen wurden, wurden Neulinge in den Kreis der Druiden aufgenommen.

Ihr Tätigkeitsgebiet umfasste neben Leitung von Zeremonien und Opfern auch Streitschlichtung und richterliche Tätigkeit sowie Beratung bei politischen Entscheidungen.

Auch seherische Fähigkeiten werden den Druiden nachgesagt. Daraus ergibt sich wohl ein weiterer Grund, warum sie einen gehobenen sozialen Status innehatten. Durch günstige oder warnende Vorhersagen konnten sie Einfluss auf politische Entscheidungen nehmen.

In der keltischen Religion galten Orte in der Natur wie etwa Flüsse oder Wälder sowie Tiere als heilig. Tauben oder Raben „sprachen“ in den Augen der Druiden und konnten somit göttlichen Willen an die Menschen weitergeben. Die Deutung dieser Laute oblag der Priesterschaft.

Auch Zukunftsdeutung durch Menschenopfern war römischen Berichten zufolge eine gängige Methode. Keltische Priester sollen in der Art, wie ein Opfer zu Boden fiel und wie viel Blut es verlor, prophetische Aussagen getroffen haben. Funde von vermutlich rituell getöteten Menschen, wie etwa die Leiche eines Mannes in einem Moor bei Lindow, scheinen das zu untermauern.

Über die Auswahl der Menschenopfer gibt Caesar Auskunft:
„Sie glauben, dass den unsterblichen Göttern die Tötung eines Opfers eher gefällt, wenn es bei Raub oder Diebstahl oder einem anderen Verbrechen ergriffen worden sei, aber wenn keines dieser Art zur Verfügung steht, greifen sie auch zu Unschuldigen.“

Heute gilt als gesichert, dass bei den Kelten zwar Menschenopfer stattgefunden haben, jedoch nicht in der Masse, in der römische Geschichtsschreiber es darstellen. Nach Ansicht einiger römischer Geschichtsschreiber war die Priesterkaste der Kelten eine mit blutrünstige, Aberglauben schürende Zauberergemeinschaft. Dies ist eine überzogene Behauptung.

Die Römer und insbesondere Caesar hatte wohl erkannt, dass die Beseitigung der Druiden zugleich die Zerstörung der keltischen Seele bedeutete. Und er behielt Recht. Nachdem die keltische Kriegerkaste bei der Eroberung Galliens nahezu ausgemerzt wurde und die Macht der Druiden gebrochen wurde, war es Kelten in den römischen Gebieten nicht mehr möglich, eine eigenständige Kultur zu formen.

Lediglich in Irland konnten sich die Druiden bis zur Christianisierung halten.
 
Zitat:"Erst nach 20 Jahren Ausbildung, während der sie in das ungeschriebene Wissen der Priesterschaft eingewiesen wurden, wurden Neulinge in den Kreis der Druiden aufgenommen."

Na, und hierzulande beschweren sich viele über Langzeitstudenten!!!!


Ich hörte mal das St.Patrick auch aus einer Driudensippe stammt.
 
Lukrezia Borgia schrieb:
Erst nach 20 Jahren Ausbildung, während der sie in das ungeschriebene Wissen der Priesterschaft eingewiesen wurden, wurden Neulinge in den Kreis der Druiden aufgenommen.
Askan schrieb:
Na, und hierzulande beschweren sich viele über Langzeitstudenten!!!!
Das lag wohl daran, dass das Auswendiglernen der Verse so lange dauerte, außerdem waren manche ja schneller (heute wären das dann Juristen und Mediziner, ist das ein Zufall? ;)).

Das mit den zwanzig Jahren hat übrigens Caesar verbreitet: Comentarii de Bello Gallico 6,14
 
Lukrezia Borgia schrieb:
Heute gilt als gesichert, dass bei den Kelten zwar Menschenopfer stattgefunden haben, jedoch nicht in der Masse, in der römische Geschichtsschreiber es darstellen. Nach Ansicht einiger römischer Geschichtsschreiber war die Priesterkaste der Kelten eine mit blutrünstige, Aberglauben schürende Zauberergemeinschaft. Dies ist eine überzogene Behauptung.

In welcher Masse stellten die römischen Geschichtsschreiber die Opferungen denn genau da? :)

Ich finde alleine das sollche Opferungen regelmässig durchgeführt wurden sagt schon einiges über die Masse aus. Auch da es nicht selten in Form von den "berühmten" Korbriesen geschah, bei denen die Opfer in riesige "Männchen" aus Weidengeflecht gesteckt und angezündet wurden.

Da kommt doch sicher einiges zusammen, also mich würde schon interessieren ob die Römer da maßlos übertrieben, oder vielleicht meine Infos falsch sind :)

Liebe Grüsse, Zinzi
 
Wie hiess nochmal diese Moorleiche aus Wales/Holyhead indem man ein Druidenopfer erkannte, nachdem Gerichtsmediziner und Archeologen diese begutachteten?
 
Ja, genau, der Lindow-man. Schade, das bei dem Link kein Foto von ihm dabei ist.
Er wurde auf dieselbe Weise getötet wie dieser römische Historiker, es bei der Eroberung der Insel Mona es beschrieb.
 
Zinzi schrieb:
In welcher Masse stellten die römischen Geschichtsschreiber die Opferungen denn genau da? :)

Ich finde alleine das sollche Opferungen regelmässig durchgeführt wurden sagt schon einiges über die Masse aus. Auch da es nicht selten in Form von den "berühmten" Korbriesen geschah, bei denen die Opfer in riesige "Männchen" aus Weidengeflecht gesteckt und angezündet wurden.

Da kommt doch sicher einiges zusammen, also mich würde schon interessieren ob die Römer da maßlos übertrieben, oder vielleicht meine Infos falsch sind :)

Liebe Grüsse, Zinzi

Hallo Zinzi,

Nach meinen Informationen wurden bei den Verbrennungen von diesen Männern aus Weidengeflechten keine Menschen in diese Hüllen gesteckt. Diese Art der Opferung hatte lediglich symbolische Funktion. Deshalb kommt da in meinen Augen auch sicherlich nicht "einiges zusammen".

Ich habe momentan das Material, das mir zur Verfassung des Textes zur Vefügung stand, nicht zur Hand, aber allein in dem Zitat von Caesar, das ich eingebaut habe und in welchem von der Wahllosigkeit bei der Opferauswahl die Rede ist, kann man erahnen, dass in der Propaganda der Römer eine Übertreibung stattgefunden hat.

Luk schrieb:
„Sie glauben, dass den unsterblichen Göttern die Tötung eines Opfers eher gefällt, wenn es bei Raub oder Diebstahl oder einem anderen Verbrechen ergriffen worden sei, aber wenn keines dieser Art zur Verfügung steht, greifen sie auch zu Unschuldigen.“

Liebe Grüße
 
guten morgen liebe freunde,

die opferung von menschen bei den kelten gilt immer noch als umstritten.
ein thema welches mit allergrößter sorgfalt bearbeitet werden sollte.

da gibt es die wirklich , teilweise glaubwürdigen érzählungen der historischen berichterstatter, aber archäologisch läßt sich solch ein opfer bisher einfach nicht nachweisen.
dies gilt ebenfalls für die angesprochenen "druidenopfer"

der "lindow-man" hat sicherlich ein schweres schicksal hinter sich.
gleichwohl läßt sich auch hier, trotz dreifach erlittenem tode, archäologisch eine "opferung " nicht nachweisen.
eine hinrichtung oder ein schlichter mord sind ebenfalls möglich.

mit allerbestem gruß max
 
So weit ich weiß gibt es schon Funde, die man nur schwer anderes als ein Menschenopfer erklären kann. Ich glaube aber auch nicht, dass solche Opfer häufig waren.

Ein ähnlicher Punkt ist die Frage des rituellen Kannibalismus bei den Kelten, so hat man bei Manching und anderswo Knochen mit Schnittspuren gefunden, die eindeutig zeigen, dass dort das Fleisch von den Knochen abgetrennt wurde, und zwar primär bei solchen Knochen, wo viel Fleisch sitzt, also Oberschenkel, Wade usw

Aber: Es kann sich auch um eine Form der Bestattung handeln, bei der die Hauptknochen und der Schädel entnommen und gesondert aufbewahrt wurden, so gibt es auch heute noch im christlichen Bereich, unter anderem z.B. in Hallstatt ja sogenannte Beinhäuser, in denen auch die Oberschenkel, Arm und Schädelknochen weiter verwahrt werden.
Auch bei vielen anderen Völkern wurden die Toten auf diese Weise bestattet und viele dieser Völker zu Unrecht dann als Kannibalen angesehen.

Trotzdem ist es denkbar, dass auch bei den Kelten in manchen Regionen und in einem bestimmten Zeitraum der Verzehr eines Teils des Fleisches der Toten zu den Bestattungsritualen gehörte, aber das ist nicht sicher erwiesen.
Im gleichen Kontext steht die Kopfjagd durch die keltischen Krieger und das Abtrennen und Aufbewahren der Köpfe von Feinden, dass definitiv erwiesen ist. Man kennt auch Funde von sogenannten Schädelmasken, abgetrennten menschlichen Gesichts/Schädelknochen die man dann als Maske vor dem Gesicht trug, vermutlich auch bei Religiösen Anlässen.

Zur Frage der Druiden: Ich habe gelesen, dass die Druidische Lehre von den Britischen Inseln stammen und sich von dort ausgebreitet haben soll. Druiden gab es ja in Irland, in Britannien und in Gallien, es gab aber KEINE Druiden in Spanien: bei den Kelten und Keltiberern und auch nicht in Italien, in Mitteleuropa, im Donaugebiet oder in Galatien!
Laut Caesar wurden Novizen, die die Druidenlehre erlernen sollten, vom Festland aus häufig auch nach Britannien gesandt, wo die wichtigsten Ausbildungszentren dieser Lehre liegen sollten, andererseits galt das Gebiet von Carnutum als Zentrum der druidischen Welt in Gallien.

Dazu kommt die interessante und bewiesene Tatsache, dass die Stämme in Irland und in Britannien zwar ab einem bestimmten Zeitpunkt Keltische Sprachen übernahmen und sprachen, ABER: selber gar keine Kelten waren. Das ist noch ein großes Rätsel. Nur nach Südbritannien gab es eine gewisse keltische Auswanderung, so dass dort im Süden keltische Stämme lebten, aber der Rest der Inseln war von Völkern besiedelt, die von der Abstammung und Herkunft her eigentlich nicht keltisch waren; wie und warum sie dann die keltische Sprache übernahmen und in wie weit sie das überhaupt taten ist sehr unklar. Es ist überhaupt die Frage, ob z.B. das Gälische auf Irland eine keltische Sprache ist, oder ob es nur mit dieser Verwandt ist!

Die Druiden kann man dann als eine Lehre nichtkeltischer Herkunft betrachten, die auf einen Teil der Keltischen Völker (Gallien) übergegangen ist, im Kern aber eigentlich nicht genuin Keltisch ist und daher ja auch nicht im gesamten Keltischen Kulturraum vorkam. Oder umgekehrt!! waren sie eine Bewegung die aus Gallien kam (Zentrum Carnutum) und dann sich nach Britannien ausbreitete und das mit genau dieser Ausbreitung dieser besonderen Form von Religion dann die Keltische Kultur und Sprache sich in Britannien durchsetzte, das wäre auch eine Möglichkeit, das mit der Sprache und Kulturverbreitung auf die Inseln zu erklären.

Besonders betont wird im Kontext mit den Druiden von allen Zeitgenossen immer die Rolle bei Opferhandlungen und Opfern, bei der Rechtsprechung und bei Fragen des Kalenders.
Ein interessanter Punkt, auch zur Frage ob die Druiden eine Schrift benutzten oder nicht, ist der Fund des Kalenders von Coligny, der in lateinischen Buchstaben, aber in Keltischer Sprache abgefasst ist. Die Kelten benutzen zum Schreiben eben das Griechische oder das Lateinische Alphabet, in Iberien auch die Schrift der Iberer, und schrieben durchaus in der Spätzeit ihre Erkenntnisse nieder. Sie waren zwar noch keine wirkliche Schriftkultur, aber von einer gänzlich Schriftlosen zu sprechen ist falsch.

Wenn man den Berichten einiger Antiker Autoren Glauben schenken darf, so war der Kern der speziellen druidischen Lehre der Glaube an die Seelenwanderung, dass also die Seele nach dem Tod in einem anderen Menschen wiedergeboren wird. Interessant ist auch, dass die Druiden die meisten Götter als eine Dreiheit oder Dreifaltigkeit verehrten, und Götter in den Gebieten in denen es Druiden gab häufig dreigesichtig dargestellt wurden.

Noch beschließend zur Frage der Ausbildung: Selbst wenn man die 20 Jahre annimmt, so wurde doch mit der Ausbildung zum Druiden schon im Kindesalter begonnen, daher waren die Druiden bei ihrer Einführung in die Druidengemeinschaft wohl so um die 25 bis maximal 30 Jahre alt, was das Bild vom alten, Weißbärtigen Druiden relativiert.
 
Ich zitere jetzt aus dem Gedächtnis, also ich weiß jetzt nicht ob ich eine Legende oder historische Überlieferung wiedergebe.
Da gab es doch die Sache, das die Kelten jährliche Opfergaben nach Hellas schickten zum Heiligtum des Apoll, entweder nach Delphi oder nach Delos.
Ich bin mir nicht, sicher, kann auch sein das ich mich eben nur an ein Märchen erinnere.
 
Quintus Fabius schrieb:
Es ist überhaupt die Frage, ob z.B. das Gälische auf Irland eine keltische Sprache ist, oder ob es nur mit dieser Verwandt ist!
Das Gälische ist definitiv eine keltische Sprache.
 
Gab es nicht eine richtige gälische Schrift, welche aus "Buchstaben" bestand die für Bäume standen?
... oder liege ich wieder daneben? :confused:
 
Hallo Leute,

habe eure Diskussion über Druiden und Menschenopfer verfolgt und kann auch etwas dazu beisteuern, in meinem immer wieder gern zitierten Buch habe ich auch darüber etwas gefunden.:D :teach:

Liebe Grüsse

Kassandra


Götter verkörperten Kräfte, wie die der Fruchtbarkeit, der Gestirne, der Elemente, der meteorologischen Erscheinungen, der Gewässer, der Tierwelt sowie bestimmter Orte, die sich dem Zugriff des Menschen entzogen, von denen er jedoch abhing oder denen er ausgeliefert war. Den Funden nach hatten Menschen sehr früh das Bedürfnis gehabt, mit diesen Mächten in Beziehung zu treten, sie zu bannen oder, wenn irgend möglich, günstig zu beeinflussen. Anders als in Magie und Beschwörung kam im Opfer ein emotionelles Moment zum Zuge: Das Hingeben von etwas dem Gebenden Lieb und Teurem, vor allem, wenn es freiwillig geschah, musste die Götter rühren, bewegen, sie mussten den Verzicht anerkennen, der Bemühungen des Menschen Rechnung tragen. Auf diese Weise erhoffen die Sterblichen, die Götter, falls sie beleidigt oder erzürnt waren, zu versöhnen oder durch Dank und Ehrbezeugung weiterhin geneigt zu halten. Dieser Mechanismus war und ist in den meisten Kulturen zu finden, da aber die Kelten, wie Caesar bestätigt, ausgesprochen religiös waren, spielte das Opfer bei ihnen eine sehr große Rolle.
Einerseits verlangten die Götter Beachtung, und zwar in einer gewissen Form, in Zeremonien und Ritualen, sonst machten sie sich schadend bemerkbar, andererseits suchten die Menschen den Zusammenhang mit dem Spirituellen, das ihnen in der vom ewigen Wechsel bewegten, materiellen Welt eine gewisse Sicherheit gab. Das Opfer fasst beide Seiten zusammen. Die Opferhandlung bei den Kelten stellte, nicht anders als bei den heutigen Christen den Kontakt mit dem Göttlichen her. Das Geopferte erhielt durch den Akt der Hingabe eine Weihe, das es über das Profane hinaushob, auch wenn es sich um Gegenstände des täglichen Lebens wie Werkzeuge, Feldfrüchte oder Tiere handelte. Privatpersonen konnten solche Opfer darbringen, angefangen von den täglichen Routinegaben über das rituelle Schlachten eines Tieres bei Krankheit, einem Unfall oder irgendeinem Unglück, wohl im Beisein eines Priesters, bis zur Darbietung des Familienschatzes zur Abwendung erster Bedrohung wahrscheinlich auch bei Unfruchtbarkeit. Dem einzelnen stand jedoch auch der Weg über Kultstätten offen, was eine Pilgerfahrt einschließen konnte, zu der Votivgaben gehörten, von der Münze bis zu Weiheinschriften, Altären und Götterdarstellungen. Quellen, Gewässer, einschließlich der Moore und Berge erwiesen sich für Funde ganzer Votivhorde als besonders ergiebig.

Bei den Jahreszeitenfesten war es die ganze Gemeinschaft, die das Opfer feierte. Es ging dabei wohl hauptsächlich um Feldfrüchte und Tiere und schloss ein gemeinsames Mahl ein. Hirsch- und Stier-Opfer sind im Rigani-Mythos verankert, der ja auch jahreszeitenabhängig war. Wichtige Opfer mussten von Druiden ausgeführt werden.

Ereignisse, die den ganzen Stamm betrafen, wie die Inthronisation eines Königs wurden ebenfalls mit Opferdarbietungen gefeiert.

Caesar macht die Feststellung, dass die Gallier bei schwerer Krankheit, Seuchen, Krieg „oder sonst bei Lebensgefahr“ Menschen statt Tiere opferten, oder dass sie es wenigstens versprächen, „denn sie glauben, die unsterblichen Götter sein nur dadurch zu versöhnen, dass man für ein Menschenleben ein anderes opfert“. Von Staates wegen würden solche Opfer regelmäßig vollzogen u.a. durch riesige Götterbilder aus Weidengeflecht, deren Glieder mit lebenden Menschen gefüllt und dann angesteckt würden, wobei es sich hauptsächlich um Verbrecher handle- seien keine vorhanden, müssten auch Unschuldige daran glauben. Kaum eine andere Stelle hat die Phantasie der Leser seither mehr beflügelt als das Wicker Image, der „Korbriese“, in dem Hunderte von Menschlein wie eingesperrte Maikäfer zappeln, ursprünglich aus Aylett Sammes Britannia Antiqua Illustrata von 1676, der zum Bild des blutrüstigen Druiden mindestens ebensoviel beigetragen hat, wie die übrigen, meist aus dem Zusammenhang gerissenen klassischen Zitate von Strabo, Cicero, Tactius und natürlich der Berner Scholien, die die Opfergesänge im Einzelnen beschreiben.

Menschenopfer, im Ausmaß wie sie klassische Schriftsteller beschrieben haben, sind bis heute bei den Kelten nicht nachgewiesen worden, dafür sind in den ehemals keltischen Ländern überall einzelne Menschenopfer bezeugt: Schädel mit Verletzungsspuren oder ganze Skelette im Zusammenhang mit Kultstätten sind, abgesehen von den Moorleichen, die greifbarsten Beweise, vor allem, da letztere öfter mit einem gedrehten Band oder Strick um den Hals gefunden wurden.

Eindeutig ist der Opfercharakter, wenn der Nachweis des in der keltischen Literatur verschiedentlich beschriebenen dreifachen Todes gelingt, wie beim Lindow man vom Lindow Moss am Südrand von Manchester, der 1984 beim Torfstechen gefunden wurde. Es handelte sich um einen jüngeren, kräftigen, seinen gepflegten Händen nach aristokratischen Mann, der durch einen starken Schlag auf den Hinterkopf betäubt, durch eine gewundene Schnur stranguliert und mit geöffneter Halsschlagader in einem mit Wasser gefüllten Moorloch versenkt wurde. A. Ross kam nach sorgfältigen Untersuchungen zum Ergebnis, dass er nach druidischem Ritual Esus, Teutates und Taranis übergeben worden war, um die drohende römische Invasion Irlands abzuwenden. Da an keiner Stelle auch nur ein Zeichen des Widerstandes seinerseits festzustellen war, muss der Lindow man diesen Tod freiwillig, zum Wohle der druidischen Priesterschaft und der keltischen Welt auf sich genommen haben.

Bauopfer, bis ins Mittelalter hin und wieder heimlich weiter dargebracht, starben ebenfalls für ein ganz konkretes Ziel der Gemeinschaft: Der junge Mann im Wall von Cadbury-Castle (Gr. Sommerset), das große Chancen hat, das Vorbild der Artus-Burg Camelot zu sein, sollte dieser Festung wohl Uneinnehmbarkeit verleihen.



(Quelle: Botheroyd Sylvia und Paul: Keltische Mythologie von A-Z (2004); S. 263 f.)
 
Hier noch einige Informationen zu Druiden bei den Kelten.:)



Druiden hatten eine Schlüsselstellung in der keltischen Gesellschaft inne. Sie erzogen die Kriegeraristokratie, und es galt fast als Regel, dass jeder König seinen Lehrer zum Ratgeber machte. Von der Konzeption der rechtmäßigen Herrschaft her gehörten Druide und König zusammen, denn der rechtmäßige König orientierte sich am Willen der Götter. Und wer kannte diesen besser als der Druide?



Der Druide beriet in diesem Sinn, und im Idealfall handelte der König danach. Auf diese Weise hatte der Druide Anteil an der Regierung hielt aber auch die zweite Klasse, die Krieger, in der Hand, da er diesen ihre Wertmaßstäbe, ihre ganze Ideologie beigebracht hatte.

Druiden und ihr Weltbild brachten Ordnung und Zusammenhang in das Sammelsurium keltischer Stämme und Stammesverbände. Große, jährliche Zusammenkünfte im Lande der Carnutes in Gallien gaben Gelegenheit zum Abwickeln allgemein keltischer Geschäfte und überterritorialer Rechtsprechung. Bei den dort stattfindenden Feiern und Gottesdiensten müssen große, überlokale Götter verehrt worden seien.



Auf der Insel Môn (heute Anglesey), in Wales war eine wichtige Ausbildungsstätte, zu der Schuler aus der ganzen keltischen Welt strömten.



Forscher sind davon überzeugt, dass der 1984 gefundene Lindow Man ein Druide war. Der Mann war im selben Jahr, in dem Anglesey zerstört und Boadiceas Revolte niedergeschlagen worden war, einem rituellen, dreifachen Tod unterworfen worden war. Nach den Forschern war es ein sorgfältig organisiertes, wohldurchdachtes Opfer an die höchsten Götter, das aus größter Not heraus gebracht wurde, da es den Anschein machte, die Römer könnten auch nach Irland übersetzen.



Der noch junge Mann könnte ein irischer Aristokrat gewesen sein der die Laufbahn des Druiden gewählt hatte. Er hat wohl das Opfer freiwillig auf sich genommen: Drei schwere Schläge mit einer Axt auf das Hinterhaupt sollten ihn wohl dem Taranis, das Öffnen der Halsschlagader dem Esus und das Ertränken im Wasser des Moores dem Teutates weihen.

Irland kam tatsächlich nie unter das römische Joch. Das Druidentum entwickelte sich dort ungestört weiter, um sich schließlich erstaunlich gütlich mit dem Christentum zu einigen.

In den Grundzügen stimmen festländisches und inselkeltisches Druidentum überein. „Drui“ bedeutete auch in Irland anfangs ein Druide höheren Ranges, ein Lehrer, Berater, Vermittler zwischen Göttlichem und Irdischem. Mit der Christianisierung verschwand dieser oberste Rang, er verkam zu „Zauberer und Hexenmeister“. Die fili, die ursprünglich den vates, den Sehern, entsprochen hatten, übernahmen Aufgaben und Rechte der Druiden, soweit sie sich mit dem Christentum vereinbaren ließen. Opfer und andere Rituale der Götter fielen natürlich weg. Anfangs wurde über Druiden noch mit Hochachtung geschrieben, deren Verunglimpfung ist eine Erscheinung der späten Heiligenviten.



Druiden waren all jene, die ein höheres Studium hinter sich gebracht hatten: Söhne und Töchter des Adels erhielten zwar alle Unterricht, wer sich aber spezialisieren und die höheren Ränge erreichen wolle, musste bis zu zwanzig Studienjahren auf sich nehmen. Für die Druiden war der Kernsatz ihrer Lehren die Unsterblichkeit der Seele.



Das Universum war für sie vom Göttlichen durchpulst, das sich in allen möglichen Erscheinungen manifestierte. Durch Kosmos- und Naturbetrachtung fanden sie Zugang zu ihren Göttern, ein Grundsatz, den die Heiligen der frühen irischen Kirche weiterpflegten, die übrigens in vielen Fällen die druidischen Schulen und Hochschulen übernahmen.

Um dem Göttlichen näher zu sein lebten viele Druiden an einsamen Orten wie später die Heiligen. Die Naturbeobachtungen machten sie zu Astronomen, wobei auch Astrologie dazugehörte, ebenso waren sie gewandte Mathematiker. Das Errechnen komplizierter Kalender und das Bestimmen günstiger und ungünstiger Tage wurde von ihnen erwartet.

Sagen und Heiligenlegenden berichten von ihrer Macht über die Elemente und meteorologischen Erscheinungen: Sie konnten es regnen, schneien, blitzen, donnern, stürmen lassen, sogar die Sonne verfinstern.



Sie hatten Auskunft zu geben aus Wolken, Gestirnen, Vogelflügen und –stimmen, Baumwurzeln etc. Die Aussagen über die Zukunft, die Prophezeiungen, galten als vollkommenstes Wissen.

Das Geistige im ganzen Universum ließ sich durch Sprache beeinflussen, z.B. durch Zaubersprüche, -gesänge, Beschwörungen oder auch durch Verwünschungen und Verfluchungen. Eine ganze Reihe von Zauberhandlungen sind bekannt. Lob- und Spottgedichte dienten dazu, das moralische Verhalten Hochgestellter zu verändern, zuweilen darüber hinaus deren Gesundheit anzugreifen. Ein beleidigter oder erzürnter Druide konnte kraft seiner Sprache den Beleidiger, Mensch oder Tier, tot umfallen lassen. Andererseits ließ sich durch Sprache, vor allem in Verbindungen mit Kräutern, Wasser und Pflanzen, auch heilen.



Die Druiden fixierten ihre heiligen Texte nie schriftlich, obwohl sie schreibkundig waren. Für profane Zwecke benützten sie griechische und römische Buchstaben, aber grundsätzlich misstrauten sie dem „toten“ Buchstaben als Träger für das lebendige Wort. Außerdem sollte ihre Lehre auch keinem Unbefugten in die Hände geraten.



(Quelle: Botheroyd Sylvia und Paul: Keltische Mythologie von A-Z (2004) ; S. 90 ff.)
 
Hallo Kassandra,

ich habe zwei Fragen:

Kassandra schrieb:
Forscher sind davon überzeugt, dass der 1984 gefundene Lindow Man ein Druide war.

Aus welchen Gründen sind diese Forscher sich so sicher? Hast Du die Namen dieser Forscher, bzw. eine Quelle, die diese These untermauert? Ich denke nicht, dass man aufgrund der Erkenntnis, dass der Lindow-Mann vermutlich bei einer rituellen Zeremonie geopfert wurde, auf seinen Berufsstand schließen kann.

Kassandra schrieb:
Ein beleidigter oder erzürnter Druide konnte kraft seiner Sprache den Beleidiger, Mensch oder Tier, tot umfallen lassen.

Wie soll sowas möglich sein? Magie?

Liebe Grüße
 
Zitat:" aufgrund der Erkenntnis, dass der Lindow-Mann vermutlich bei einer rituellen Zeremonie geopfert wurde, auf seinen Berufsstand schließen kann"

Die Art der Opferung war zu ungewöhnlich und auch der Mann selbst gehöre nicht zur üblichen Opferklientel, vor einigen Jahren wurde sehr viel über diesen Fund berichtet, aber wo genaus man es nachlesen kann, weiß ich jetzt auch nicht.


Zitat:" Ein beleidigter oder erzürnter Druide konnte kraft seiner Sprache den Beleidiger, Mensch oder Tier, tot umfallen lassen.

Wie soll sowas möglich sein? Magie? "

Na, wenn du es Magie nennen willst, dann ist es Magie!

Ich nenne es installierte Suggestion.
Es ist nicht direkt die Sprache die Menschen Tot umfallen lässt, sondern die Empfangsbereitschaft der Hörer die diese Reaktion einleiten.

Es ist nichts, wirklich nichts magisches daran, sondern es ist nur ungewohnt .
 
Zurück
Oben