Durch die Stasi überschrittene Grenzen

An politische Häftlinge aus DDR-Zeiten kommt man eventuell über die Ehemaligenverbände, dass Bautzen-Komitee oder die Cottbuser Häftlingsgemeinschaft, ran. Weiter sind hilfreich die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und der Forschungsverbund SED-Staat an der FU Berlin. Einem Historiker, Häftling in Cottbus, gab ich mal u.a. für das FU-Archiv ein Interview über meine Zeit in Cottbus. Sie haben dort einiges archiviert.
 
Buchtipps:
- Manfred Liebscher (war Stasi-MA): Im Paradies der Erinnerungen ... Autobiographie, Broschur, 316 Seiten, NORA Verlagsgemeinschaft 2002, ISBN 3-935445-78-4

- Die Sicherheit. Zur Abwehrarbeit des MfS, von Reinhard Grimmer, Werner Irmler, Willi Opitz (waren alle Stasi-MA)

- Erinnerungen: Autobiographie des Chefs der Grenztruppen der DDR: Autobiografie des Chefs der Grenztruppen der DDR, von Klaus D. Baumgarten


Nun sind diese Buchtipps genau solche, vor denen du zu recht warnst:
Ich kann mir vorstellen, dass es ziemlich schwierig sein könnte, jemanden zu finden, der da aus dem Nähkästchen plaudert. Die Leute reden gern über das Unrecht von damals... aber damals haben sie opportunistisch von den Vorteilen des Kriechens im damaligen System profitiert, Karriere gemacht.

Eigentlich sogar noch schlimmer, es handelt sich z.T. um reine Stasi-Apologetik!

Einzig das Buch von Stefanie Eisenhuth hat wissenschaftlichen Wert. Alles andere sind Sekundärquellen (also Quellen, die nur mittelbar, nicht unmittelbar zum Ereignis/Sachverhalt stehen Memoiren von Menschen welche die Deutungshoheit über ihre Verbrechen behalten wollen). Da kann man besser mit den Primärquellen arbieten, also den Dokumenten zu den operativen Vorgängen. Die vernebeln einem wenigstens nicht die Sicht!
 
Dass kein ehemaliger Mitarbeiter so einfach über seine frühere Tätigkeit reden will ist ja auch irgendwie menschlich nachvollziehbar. Jeder Mensch hat in seinem Leben auch schon irgend welche Dinge getan, auf die er nicht unbedingt stolz sein muss. Jeder wird die entweder später verharmlosen (das was andere tun ist immer viel schlimmer als das was man selbst tut) oder möglichst ganz weit wegschließen um nicht daran erinnert zu werden. Vor einem ehemaligen Stasi-Mitarbeiter, der sich dazu schonungslos, öffentlich bekennen und auch seine Fehler einsehen würde, könnte ich Achtung haben. Denn das ist wirklich nicht leicht. Wer sich aber, wie die ganzen Nazigrößen ,hinter Befehlen versteckt ,sollte besser schweigen denn das bringt niemanden etwas.
 
Buchtipps:
1.) Manfred Liebscher (war Stasi-MA): Im Paradies der Erinnerungen ... Autobiographie, Broschur, 316 Seiten, NORA Verlagsgemeinschaft 2002, ISBN 3-935445-78-4

2.) Die Sicherheit. Zur Abwehrarbeit des MfS, von Reinhard Grimmer, Werner Irmler, Willi Opitz (waren alle Stasi-MA)

3.) Erinnerungen: Autobiographie des Chefs der Grenztruppen der DDR: Autobiografie des Chefs der Grenztruppen der DDR, von Klaus D. Baumgarten

Nun sind diese Buchtipps genau solche, vor denen du zu recht warnst:

Eigentlich sogar noch schlimmer, es handelt sich z.T. um reine Stasi-Apologetik!

Einzig das Buch von Stefanie Eisenhuth hat wissenschaftlichen Wert. Alles andere sind Sekundärquellen (also Quellen, die nur mittelbar, nicht unmittelbar zum Ereignis/Sachverhalt stehen Memoiren von Menschen welche die Deutungshoheit über ihre Verbrechen behalten wollen). Da kann man besser mit den Primärquellen arbieten, also den Dokumenten zu den operativen Vorgängen. Die vernebeln einem wenigstens nicht die Sicht!

@ El Quichote:

- der Threadinitiator wünscht explizit, dass er direkte Infos von Stasi-Leuten bekommt! Dass man solche Bücher immer mit einer kritischen Brille lesen sollte, sollte schon klar sein.

zu 2. Rezensionen)
http://www.amazon.de/product-reviews/3360010302/ref=dp_top_cm_cr_acr_txt?ie=UTF8&showViewpoints=1
http://www.geheimdienste.info/texte/grimmer.htm

zu 3. Rezensionen)
Klaus-Dieter Baumgarten - Erinnerungen
Amazon.de: Kundenrezensionen: Erinnerungen: Autobiographie des Chefs der Grenztruppen der DDR: Autobiografie des Chefs der Grenztruppen der DDR
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe das zweifelhafte Vergnügen gehabt in zwei untergehenden Diktaturen zu leben, und danach noch die sinkenden Reste einer dritten miterlebt.

Und ihr könnt mir glauben: Denunzianten, Mitläufer, Duckmäuser und "nachträgliche Helden" sind keine ausschliesslich und spezifisch deutschen Charaktere. Im Rest der Welt gibt es mehr als genug davon. Sonst würden sich nicht so viele Diktaturen so lange gehalten haben.
 
@ El Quichote:

- der Threadinitiator wünscht explizit, dass er direkte Infos von Stasi-Leuten bekommt! Dass man solche Bücher immer mit einer kritischen Brille lesen sollte, sollte schon klar sein.
DDR

hauptsächlich geht es mir darum, die Methoden, die die Stasi nutze und die gegen die Menschen und Grundrechte verstoßen haben, aufzuzeigen und evtl. (muss erst die Lehrerin fragen), dies an persönlichen Beispielen von 1 oder 2 Personen aufzuzeigen. Ich denke bei diesem Thema ist immer viel subjektiv, jedoch die Art und Weise, die Methoden der Stasi sind objektiv richtig. Das Interview, das ich dann per Email, ich denke Ende nächster Woche, mit dem ehmaligen Stasi-Opfer führen werde, ist sowieso subjektiv zu sehen-wobei er das ja so erlebt hat und man dies nicht leugnen kann. Das Interview dient aber sowieso nur als Ergänzung zu meiner Ausarbeitung.
 
hauptsächlich geht es mir darum, die Methoden, die die Stasi nutze und die gegen die Menschen und Grundrechte verstoßen haben, aufzuzeigen und evtl. (muss erst die Lehrerin fragen), dies an persönlichen Beispielen von 1 oder 2 Personen aufzuzeigen. Ich denke bei diesem Thema ist immer viel subjektiv, jedoch die Art und Weise, die Methoden der Stasi sind objektiv richtig.

Ich würde Dir mal empfehlen, den Film Das Leben der Anderen ? Wikipedia anzuschauen.
 
Das Denunzieren scheint den Deutschen sehr zu liegen.
Solche Pauschalurteile sind eigentlich immer falsch.
Auch in den übrigen Ostblockstaaten haben die jeweiligen Geheimdienste genügend Denunzianten rekrutieren können.

Und umgekehrt haben auch in der DDR viele nicht mitgemacht.

Es gibt ja Leute die versuchen heute den Eindruck zu vermitteln, eine IM-Tätigkeit wäre normaler Teil einer DDR-Biographie und deswegen zu akzeptieren.
In Wahrheit hatte die StaSi erhebliche Probleme mit der Rekrutierung. Obwohl sie ohnehin nur Leute ansprach, die entweder sehr linientreu waren oder aber gegen die sie etwas in der Hand hatte, hat sich die Mehrheit (!) der Angesprochenen geweigert, als IM zu arbeiten.
 
Hab gestern mit der Lehrerin gesprochen und mein Thema geht klar :) hab ihr dann nochmal vorgeschlagen, wie ich es machen will-also erst grob über die Mitarbeiter der Stasi (sehr knapp vielleicht Aufgaben und sowas), dann die Menschenrechte bzw Grundrechte, die hierbei wichtig sind und danach die Methoden der Stasi und wie sie dabei die Rechte überschreitet bzw verletzt.
danke nochmal für eure Hilfe und falls ihr noch was los werden wollt, Informationen habt oder Ideen habt zum Aufbau, Einleitung und sonstigem für die Seminararbeit=Facharbeit, dann immer her damit. Is meine Erste und ich bin noch leicht überfragt mit der Struktur und allem :)
 
Ist nun schon ein bisschen älter, der Thread...

Ich wollte nur einwerfen, dass es bei der BSTU auch für Schüler Material gibt, wo sie besonders "vollständig erhaltene" Stasiakten als Heft aufgearbeitet haben, da kann man sich dann sowas mal angucken bzw. das als Quelle benutzen. Da sind dann Auszüge aus Originalakten drin, die Namen sind natürlich alle geschwärzt. Aber man kann schön nachverfolgen, wie die Leute angeworben wurden, was man über die IM alles für Daten erhoben hat und welche Berichte sie dann schrieben und Briefe usw. sind da drin... vielleicht kannst du dir mal dort so ein Heft anfordern, wenn du nett fragst (telefonisch oder so). In Leipzig haben wir das bekommen. Vielleicht kostet es auch eine Kleinigkeit.

Außerdem haben die erzählt, dass es erstaunlicherweise noch nie zu irgendwelchen Tragödien kam. Viele Menschen finden ja jetzt raus, wer sie damals bespitzelt hat, waren teilweise im Knast oder konnten nicht studieren, aber komischerweise ist noch keiner durchgedreht, als er dann den Namen las, der für das alles verantwortlich ist. Sie meinten, die Leute würden dann in den meisten Fällen einfach miteinander reden, das fand ich sehr interessant.

Viele Akten findet man auch nicht mehr, weil die Stasi die dann in letzter Sekunde zerschreddert hat. In Leipzig lagern säckeweise Schnipsel und es gibt Leute, die die dann zusammensammeln. Deshalb macht es auch Sinn, wenn man nichts rausfindet, in ein paar Jahren nochmal zu fragen. Die Akten liegen auch generell durcheinander und müssen erschlossen werden, selbst wenn sie noch nicht zerschreddert sind.

Wenn du ein Aktenlager in der Nähe hast, dann könntest du da auch mal eine Führung mitmachen. Sie haben auch haufenweise Briefe, die wurden ja damals geöffnet, das Geld rausgenommen und so Späße. Jetzt kann man all die Briefe lesen, die damals nie angekommen sind. :(
 
Viele Akten findet man auch nicht mehr, weil die Stasi die dann in letzter Sekunde zerschreddert hat. In Leipzig lagern säckeweise Schnipsel und es gibt Leute, die die dann zusammensammeln. Deshalb macht es auch Sinn, wenn man nichts rausfindet, in ein paar Jahren nochmal zu fragen. Die Akten liegen auch generell durcheinander und müssen erschlossen werden, selbst wenn sie noch nicht zerschreddert sind.

Leider ist eben nciht nur viel zerschreddert. Die Stasi verfügte über Maschinen, welche das Papier zu einer Pampe verarbeiteten, welche getrocknet weggeschafft wurde. Zur Zusammenlegung des geschredderten Papiers gibt es mittlerweile Computerprogramme, welche die erforderliche Rechenleistung erbringen, die vielen Millionen Puzzlestücke zusammenzusetzen. Eine Methode, die getrockneten Aktenpampeklötze historisch wieder nutzbar zu machen gibt es bisher noch nicht.

Wenn du ein Aktenlager in der Nähe hast, dann könntest du da auch mal eine Führung mitmachen. Sie haben auch haufenweise Briefe, die wurden ja damals geöffnet, das Geld rausgenommen und so Späße. Jetzt kann man all die Briefe lesen, die damals nie angekommen sind. :(
Kassetten kamen auch häufig nicht an. Die Stasi bevorzugte westliche Musik- oder Hörspielkassetten vor den volkseigen hergestellten Compactkassetten (das waren die zum selber bespielen), um ihre Abhörgespräche aufzunehmen. Die Tonqualität war einfach besser. Deshalb hat man kistenweise aus Westpaketen geklaute Kassetten in Einrichtungen der Stasi gefunden. Eines der eher kurioseren und harmloseren der vielen Verbrechen der Stasi.
 
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