Eheschließung bei den Wikingern

Nura

Neues Mitglied
Hallo erstmal :winke:
Ich habe hier keinen Thread zur allgemeinen Vorstellung gefunden, deshalb platze ich jetzt einfach mal mit einer Frage ins Forum.
Ich habe gelesen, dass zum einen der Stand der Wikingerfrauen im Vergleich z.B. zur späteren christlichen Ehe ein recht hoher war und sie einiges an Ansehen genossen.
Andererseits stand irgendwo, dass Wikingermädchen mit ca. 12 Jahren als heiratsfähig galten und verheiratet wurden.
Weiß jemand mehr dazu?
Wer bestimmte diese Hochzeiten? Hatten die Mädchen ein Mitspracherecht? Was, wenn sie mit der Wahl des Ehepartners nicht einverstanden waren? Wie alt waren in der Regel die Männer zum Zeitpunkt der "Hochzeit"?

Viele Fragen zu einem wie ich finde spannenden Thema. Vielen Dank euch schon mal im Voraus.
 
Hm - den Artikel über die Wikingerfrau kannte ich schon. Aber so richtig beantwortet er meine Fragen nicht. Konnten sich die Frauen diesen Eheschließungen schon im Vorfeld widersetzen?
 
Da die Mädchen erst durch die Ehe mündig wurden, hatten sie kein offizielles Mitspracherecht über die Wahl ihres Ehemannes aber sie konnten sich notfalls wieder scheiden lassen, wenn es nicht funktionierte. Das erfolgte u.a. wenn der Mann gewalttätig war oder beruflich erfolglos usw.
 
aber sie konnten sich notfalls wieder scheiden lassen, wenn es nicht funktionierte.

Konnten sie sich wirklich scheiden lassen?.. Und geht das auch die 12-jährigen Mädchen an?
Meine Frage wäre eigentlich (und die passt einigermaßen zu diesem Thread): was war die Rolle von Frauen in der Gesellschaft von Wikingern? Ich hab nur ganz allgemeine Informationen diesbezüglich, könnte mir vielleicht jemand ein paar Literaturtipps / Links dazu empfehlen? Danke im voraus!
 
Wie eine Scheidung im Einzelnen ablief, weiß ich nicht. Beschäftige mich nicht so intensiv damit aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es bei Gewalttätigkeiten des Mannes oder wenn der Mann keine wirtschaftliche Grundlage für die Familie bieten konnte, vom Alter des Mädchens abhing. Möglicherweise mischte dann dort ihre eigene Familie noch mit. Ich lese in Dänisch. Das wird Dir sicher nicht viel Nutzen. Aber in Deutsch gibt es sicher auch gute Linteratur zu den Wikingern.
 
Dazu muss man zunächst mal wissen, von wem die Rede ist. Eigentliche Wikingerfrauen gab es nämlich nicht. Die Wikinger waren räuberische Banden, die sich allenfalls durch Frauenraub Frauen besorgten.

Was aber die Frauen zur Wikingerzeit im übrigen anbetrifft, so ist räumlich und zeitlich zu differenzieren. Es darf bezweifelt werden, dass Mädchen in Schweden und Mädchen in Island um 1000 ein gleiches Schicksal hatten. Jedenfalls blieben in Schweden Frauen unmündig, in Norwegen und Island nicht.

Hinzukommt das Problem der Quellen. Gesetzlich war da nichts geregelt. Das war eine familieninterne Angelegenheit. Wir haben nur Texte aus dem 13. Jh., die vorgeben, Zustände aus dem 10. Jh. zu beschreiben. In den Isländersagas wird den zu verheiratenden Mädchen ein Mitspracherecht zugeschrieben. Wie tief das verankert war, lässt sich schlecht beurteilen. Denn Gegenstand der Sagas ist die Oberschicht. Die Oberschichtfamilien herrschten nach dem Konsensprinzip innerhalb des Clans mit Meinungsführerschaft des Häuptlings. Die Erziehung führte dazu, dass man in Bezug auf den Ehepartner in der Regel gleiche Auffassungen hatte: Gleicher Stand, gleiches Vermögen. Bei den Mädchen war daher in der Regel bereits "eine Schere im Kopf". Die Liebe war eine Funktion der gesellschaftlichen Bedeutung des Partners. Bei einer so kleinen Gesellschaft war in der Oberschicht die Auswahl ohnehin nicht groß. In den Sagas läuft das in der Regel (bei Erstheirat) so ab: Wenn der Mann den Vater fragte, ob er die Tochter haben kann, dann verwies ihn dieser - wenn er standesgemäß war und in Frage kam - zunächst mal an die Tochter, ob sie einverstanden sei. Fragte er die Tochter, dann verwies sie ihn - wenn er in Betracht kam - an den Vater. Mir fällt jedenfalls keine Saga ein, in der es zu einem ernsthaften Konflikt zwischen Vater und Tochter gekommen ist.

Aber die Witwe war in den Sagas absolut frei, zwar nicht ob, aber wen sie heiratete. In einer von Gewalt beherrschten Gesellschaft konnte eine Frau es sich nicht leisten, unverheiratet zu bleiben. In der Graugans (einem späten isländischen Gesetzbuchaus der Mitte des 13. Jh.) heißt es in Kap IX § 144 Abs. 2: "Wo man eine Witwe jemandem verlobt, gehört ihre einwilligung dazu, außer der Vater verlobe sie. Dann soll er entscheiden. Haben bei einem Mädchen mehrere mitzusprechen, dann soll der älteste Bruder entscheiden. Entzweit es aber die Brüder, dann soll der entscheiden, der mit dem Mädchen stimmt. Wollen sie ihr aber die Heirat hintertreiben und schlagen zwei Männer aus, die geeignete Freier wären, dann darf sie bei dem dritten entscheiden. …" Man kann davon ausgehen, dass hier eine lange Tradition zu Papier gebracht wurde. Auch aus späterer Zeit stammt die Einschränkung, dass der Vater seine Tochter nicht zu einer ehe zwingen durfte, wenn sie sich entschlossen hatte, Nonne zu werden. Aber aus der Laxdæla saga geht hervor, dass die Frage der selbständigen Eheentscheidung durchaus schwankend beurteilt wurde.

Woher das Heiratsalter von 12. Jahren kommt, weiß ich nicht. Jedenfalls hat Håkon V. Magnusson seine Tochter Ingebjørg 11-jährig an den schwedischen Herzog Erik Magnusson. Eine ausdrückliche gesetzliche Vorschrft gibt es nicht. Beim mann gilt, dass er in der lage sein muss, sich zu verpflichten. In Norwegen war das mit 15. Jahren der Fall, in Island mit 16 (Maurer II, 581). Soweit Mädchen sich selbst verloben durften, dürfte das Gleiche gegolten haben. Aber sofern sie von männlichen Verwandten zu verloben waren, gab es keine gesetzliche Untergrenze. In Island sind Heiraten von Mädchen mit 14 und 15 Jahren überliefert. Aber aus der Nichterwähnung jüngerer kann nichts geschlossen werden.

Anfangs konnte ein Mann mehrere Frauen haben. König Harald I. Schönhaar soll 9 Frauen gehabt haben. Sie alle konnten erbfähige Kinder bekommen. Mit einer Unfreien konnte er das nicht - auch nicht über den Umweg, sie freizulassen und anschließend zu heiraten.

Dann gibt es noch das Institut der "Frille". Das ist eine Nebenfrau. Im Gegensatz zum Kontinent war die Frille eines Großbauern oder Häuptlings eine durchaus begehrte Position des gesellschaftlichen Aufstiegs und auch eine politische Maßnahme zur Bildung von Beistandspakten. Erst das Christentum hat die Frille bekämpft - mit recht spätem Erfolg. In einer Herrschaftsform, die auf Gefolgschaft beruhte, war die Frille das Band zwischen Herrn und Klientel.
 
Dazu muss man zunächst mal wissen, von wem die Rede ist. Eigentliche Wikingerfrauen gab es nämlich nicht. Die Wikinger waren räuberische Banden, die sich allenfalls durch Frauenraub Frauen besorgten.

Hey,

also eigentlich ist das eben das Bild, das die moderne hat, das aber nicht der Wahrheit entspricht.
Die Wikinger sind durchaus ein eigenständiger Volksstamm mit eigenen Frauen.
Wik bedeutet lediglich Bucht und als Wikinger wurden jene Menschen bezeichnet, welche sich in den zahlreichen Buchten Norwegens, Dänemarks und Schwedens ansiedelten. Vorwiegend Fischer und Jäger aber auch Bauern und alle Arten von Handwerkern. Als Fischer und Händler waren Wikinger sehr gute Seefahrer was sie zu weiten Entdeckungsreisen anspornte, war nämlich zunächst Handel und Gold.

So gründeten Wikinger der Waräger, genannt "Rus" Russland mit Novgorod als Hauptstadt - entdeckten Vinland, Grönland, Island und Neufundland sowie den amerikanischen Kontinent weit vor Kolumbus.
Auf Neufundland und Amerika wurden Siedlungen errichtet, ebenso auf Grönland usw. Also waren sie auch Siedler und nicht nur Geschäftsmänner.

Bedingt durch die nordische Kultur, das raue Klima und Clanfehden sind die Wikinger auch gut mit dem Kampf vertraut gewesen.
Die Wikinger sind nicht mein Gebiet, darum bitte ich hier Mitglieder die sich hier besser auskennen auszuhelfen, warum die Wikinger anfingen Raubfahrten zu machen.

Grundsatz ist jedenfalls:
Die Wikinger sind ein Volksstamm wie viele andere ihrer Zeit, spezialisiert auf Fischen und handeln. Erst Spät begannen diese gezielt Plünderungsfahrten, und sicher auch nicht alle Wikinger. Dass das romanisierte Europa nur die wilden Wikinger Plünderer, Schänder und Mörder kennt liegt daran, dass nur wenige je mit dem Volk der Wikinger zu tun hatten, dafür wesentlich mehr mit ihren Jungen Wilden, den Kriegern. Und dass die Chronisten katholische Mönche waren, die alles daran setzten diese Wilden zu verteufeln

Gruß
WW
 
Nein, eben nicht, der Begriff bedeutet zunächst im Altnordischen Seereisender, später Seeräuber. Die dahinter stehenden Völker, das waren Norweger, Schweden und Dänen. Wikinger ist kein Ethnonym.
 
Naja, Seemann zu sein bzw "auf Fahrt zu gehen" , mer heißt das ja nicht, hat aber doch nichts damit zu tun, das man nicht Weib und Kind zu hause hat. Und Seeräuberei und Handelsreise ist ja nun auch kein Widerspruch damals.
Außerdem , was soll man mit 30 Abendmahlskelchen, wenn man nix zum reintun hat?
Die Beute muß schließlich gegen lebensnotwendige Dinge eingetauscht werden
 
Was ich meinte war:
Auch ein Wikinger mußte seine Beute verkaufen, außer sie bestand aus so wertvollen Dingen wie vollen Kornsäcken, vollen Butter und Weinfässern, Schinken und Wurst.

Berichtet wird von den Seeräubern, gefunden wird die Handelsware, also so viel räuberischer als die anderen Völker Europas waren die Wikinger nun wohl doch nicht.

Wenn KdG gekonnt hätte, hätte er sicher gern Jütland ein wenig geplündert. So nahm er denn mit Westfalen usw vorlieb ;-)
 
Die Handelsware, die bei den Wikingern gefunden wurde, war in aller Regel Raubgut. Sie trieben nach den Quellen selbst nur selten Handel, weil ihnen dazu die persönlkichen Beziehungen zu Geschäftspartnern fehlten. Sie hatten daher christliche Kaufleute auf ihren Schiffen, die für sie den Handel besorgten. Dieser Handel bezog sich aber nicht auf das Gold, sondern auf Sklaven. Lebensmittel wurden nicht gekauft, sondern die waren Beute. Man kaufte Statussymbole (wertvolle Pelze) und Waffen.

Bei den frühen Wikingern, bei denen die räuberische Lebensweise nur einen Lebensabschnitt als junge Männer bedeutete, diente die Beute als Kaufpreis für ein Landgut, auf dem man sich dann niederließ und eine Familie gründete. Verheiratete gingen in dieser Zeit nicht auf Raub aus.
Später - also zur Zeit der Entstehung und Festigung der Königsmacht - gab es eine Übergangszeit, wo man "draußen" plündern durfte, aber nicht im eigenen Land. Sich nicht daran gehalten zu haben, hatte für Rollo zur Konsequenz, außer Landes vertrieben zu werden, bis er sich in der Normandie niederlassen konnte.
Danach kam eine Phase, in der die Wikinger gar nicht mehr nach Hause konnten und als nicht integrierbare Verbrecher verfolgt wurden. Die Könige sahen in den Wikingern bald eine empfindliche Störung des Außenhandels.

KdG als Vergleich heranzuziehen, ist verfehlt. Die Sachsenkriege waren keine sinnlosen Raubzüge, sondern ganz normale Eroberungskriege, wie sie ja bis ins 20. Jh. stattgefunden haben. Da muss man viel weiter zurück ins 6. Jh., wo es auf dem Kontinent ähnliche Verhältnisse gab. Man kann grundsätzlich ganz grob davon ausgehen, dass die Entwicklungen auf dem Kontinent etwa 500 Jahre später auch in Skandinavien anzutreffen sind. Das nennt man die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen. Das ist ja auch der Grund dafür, dass Alkuin so entsetzt über den Überfall auf Lindisfarn war und die Chroniken voll Abscheu über die Greueltaten berichteten: Diese Phase war auf dem Kontinent schon um die 500 Jahre vorbei und vergessen.
 
Dazu muss man zunächst mal wissen, von wem die Rede ist. Eigentliche Wikingerfrauen gab es nämlich nicht. Die Wikinger waren räuberische Banden, die sich allenfalls durch Frauenraub Frauen besorgten.

Hey,

also eigentlich ist das eben das Bild, das die moderne hat, das aber nicht der Wahrheit entspricht.
Nö, die Moderne geht schon seit langen von den lieben Wikingern aus, die brave Händler und Handwerker gewesen seien, nur halt eben hin und wieder als Raufbolde mal über die Stränge geschlagen hätten.
Einer der wichtigsten Vertreter dieser Kuschel-Theorie ist/war (lebt er noch?) der an der Sorbonne gelehrt habende Skandinavist Régis Boyer. Dessen Buch über die Wikinger gibts auch auf deutsch.
Da stellen sich mir die Fußnägel hoch.:motz:
 
Zuletzt bearbeitet:
also, Kuscheltheorie ist gut :)))
Nö, es waren genauso liebenswerte Kuschelbären wie andere ihrer Zeitgenossen.
Aber es gab eben beides, die raubende Gefolgschaft oder den Zusammenschluß davon genauso wie den "friedlichen" Händler, der seine Narwalzähne und Federn verkaufen wollte.

Und wenn die Hadelner nicht so an Land mit den Franken beschäftigt gewesen wären ...
Die Otto´s sind ja schließlich auch nicht psalmensingend um Gastfreundschaft bittend mit ihrem Heeren durch Italien und Frankreich gezogen.

Setzt man das Verhalten der "Wikinger" ins Verhältnis zu den anderen Zeitgenossen, bis auf die Seefahrt war es ein "ganz normales Verhalten".
 
also, Kuscheltheorie ist gut :)))
Nö, es waren genauso liebenswerte Kuschelbären wie andere ihrer Zeitgenossen.
Aber es gab eben beides, die raubende Gefolgschaft oder den Zusammenschluß davon genauso wie den "friedlichen" Händler, der seine Narwalzähne und Federn verkaufen wollte.

Und wenn die Hadelner nicht so an Land mit den Franken beschäftigt gewesen wären ...
Die Otto´s sind ja schließlich auch nicht psalmensingend um Gastfreundschaft bittend mit ihrem Heeren durch Italien und Frankreich gezogen.

Setzt man das Verhalten der "Wikinger" ins Verhältnis zu den anderen Zeitgenossen, bis auf die Seefahrt war es ein "ganz normales Verhalten".
Nein, das war es nicht. Das waren nämlich keine Eroberungskriege, keine Unterwerfung von Völkern, wie es damals durchaus üblich war. Man überfiel eine ortschaft, ein kloster oder ähnlichees, plünderte und brandschatzte und zog blitzartig wieder ab. Das taten weder die Ottonen noch sonstwer in dieser Zeit. Das war eine Aktion ohne irgendein strategisches Ziel.
Es geht nicht um Psalmensingen ./. Grausamkeit, sondern es geht um das strategische Ziel einer Unternehmung. Die kriege der Kaiser verfolgten politische Ziele, die Kämpfe der Wikinger waren Selbstzweck ohne Ziel.
Die Wikinger machten etwa 3 % der skandinavischen Bevölkerung aus! Aber sie haben die Sicht auf die Kultur zu 100 % in Beschlag gelegt, so dass man nach ihnen siogar eine Epoche genannt hat!
 
ja, wie in Litauen als Deutsch-Ordensritter oder etwas vorher die Sachsen gegen such Dir im Osten was aus. Man überfiel Ortschaften und Tempelanlagen o.ä. plünderte, verschleppte die Bevölkerung und zog sich blitzesartig zurück (so schnell das eben mit nem Haufen Slaven im Gepäck ging).
Die Fragerin meinte aber wohl nicht die Seeräuber /Händler sondern mehr den friedlicheren Teil der Skandinavischen Bevölkerung, d.i. die anderen 97%
 
ja, wie in Litauen als Deutsch-Ordensritter oder etwas vorher die Sachsen gegen such Dir im Osten was aus. Man überfiel Ortschaften und Tempelanlagen o.ä. plünderte, verschleppte die Bevölkerung und zog sich blitzesartig zurück (so schnell das eben mit nem Haufen Slaven im Gepäck ging).
Welche Zeit? Welche Quellen?
Die Fragerin meinte aber wohl nicht die Seeräuber /Händler sondern mehr den friedlicheren Teil der Skandinavischen Bevölkerung, d.i. die anderen 97%
Diesen (möglichen) Aspekt der Frage habe ich ja ausführlich beantwortet. Ich bin nur gegen die Begriffsverwirrung.:nono:
 
Björn war ein großer Seefahrer
und war zeitweise auf Wikingfahrt,
zeitweise auf Handelsfahrt.

Egils Saga
Kapitel 21
 
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