Eheschließung bei den Wikingern

Björn war ein großer Seefahrer
und war zeitweise auf Wikingfahrt,
zeitweise auf Handelsfahrt.

Egils Saga
Kapitel 21

Richtig (allerdings Kap. 32). Das war noch die klassische Frühzeit, von der ich oben schrieb. Auch Egill Skallagrímsson war noch Wikinger der alten Schule (wenn er auch nirgends so bezeichnet wird), der in jungen Jahren auf Raub ausging und dann von der Beute in Island sich ein Landgut kaufte. Mit 12 Jahren dichtete er:
Das sagte meine Mutter,
man müsste mir kaufen
Schiff und feste Riemen,
und fahren dahin mit den Wikingern:
Droben stehn am Steven,
steuern teuren Knörr,
halten so zum Hafen,
haun auf Mann nach Mann.

Das ist die früheste Verwendung in der Skaldendichtung.

Das spielt alles noch zur Zeit Haralds I. Schönhaars. Aber da trat auch schon die Wende ein: Die Wikinger auf den Orkneys drangsalieren die westnorwegische Küstenbevölkerung, und Harald unternimmt eine Strafexpedition zu den Orkneys und räuchert das Räubernest aus.
Ihm fehlte vielleicht das rechte Verständnis im Umgang mit Händlern und Handwerkern, die vielleicht auch mal raufen.:rofl:

Adam von Bremen schreibt: „Sie sind wirklich Piraten, die jene Wikinger nennen, wir Eschenmänner“.

Außerdem sollte man bei Deinem Zitat auf zweierlei hinweisen:
1. Es wird zwischen Wikingfahrt und Handelsfahrt deutlich unterschieden. Die Wikingfahrt ist eben keine Handelsfahrt und damit der Wikinger auch kein Händler - wenn auch die gleiche Person sich in anderem Zusammenhang als Händler betätigt.
2. "Viking" hat zwei Bedeutungen: 1. Vikingr maskulin = der Pirat. 2. Viking feminin = die Fernfahrt.
Das maskuline Wort für Seeräuber kommt in den klassischen Texten selten vor. Kein König wird Wikinger genannt. Der vornehme Óleifr enn hvíti wird gleichzeitig als herkonungr (Heerkönig) und nicht als Wikinger bezeichnet. Kein Nachkomme der vornehmen Geschlechter wird selbst „Wikinger“ genannt. Aber es wird von manchen berichtet, dass sie waren „í (vest)víking“, also auf Wikingerfahrt. Selbst der Skalde Egill Skallagrímsson, der den „klassischen“ Typus des Wikingers verkörperte, wird nicht als Wikinger bezeichnet. Nur seine Unternehmungen werden „Víking“ genannt. In der Njálssaga wird von Gunnar von Hlíðarendi und den Söhnen Njáls berichtet, dass sie auf „Víking“-Fahrt fuhren, sie selbst werden aber nicht Wikinger genannt. Als die Sagas aufgeschrieben wurden (13. Jh. Da gab es schon längst keine Wikinger mehr), war der Wikinger bereits verpönt. In den zeitgenössischen Quellen ist stattdessen meist von Dänen, See-Dänen und Nordleuten die Rede. Diese Wörter werden zu Wikinger synonym gebraucht. Aber es wird ohne weiteres berichtet, dass Könige "auf Wiking (f.) gingen".

Von Olav dem Heiligen heißt es:
"Lands Schirmherr mit Schwerte
stäupte ab die Häupter
vielen des Wikinger-Volkes.
Furchtbar an Macht war der!"
Auch er scheint deren Händlertum nicht recht verstanden zu haben.:grübel:
 
die jene Wikinger nennen, wir Eschenmänner
Interessant :grübel:..ist das möglicherweise eine Anspielung auf die yggdrasil als Symbol nordgermanischer Weltsicht ,das im Gegensatz zum christlichen Kreuz gesehen wird ?.:grübel:
 
Dann hätten sie Eichen/Kiefern/Tannenmenschen heißen müssen.
Esche ist nun nicht das bevorzugte Bootsbauolz der Nordleute
 
Dann hätten sie Eichen/Kiefern/Tannenmenschen heißen müssen.
Esche ist nun nicht das bevorzugte Bootsbauolz der Nordleute
Hast ja recht. Hab' mal wieder voreilig mein schwaches Gedächtnis bemüht.:motz:

Esche ist auf Norrön "Ask". das war der Name des ersten Mannes, der Adam der nordischen Mythologie. Der war aus einem Eschenstamm gemacht, der als Treibholz angeschwemmt war. Also, du hast schon richtig vermutet:friends:: Der erste Mann war eng mit der Weltenesche verbunden.
 
....
Von Olav dem Heiligen heißt es:
"Lands Schirmherr mit Schwerte
stäupte ab die Häupter
vielen des Wikinger-Volkes.
Furchtbar an Macht war der!"
Auch er scheint deren Händlertum nicht recht verstanden zu haben.:grübel:
Das hat er vermutlich wegen Steuerhinterziehung getan. Die haben nach der Heimkehr nicht richtig die unterschiedlichen Mehrwertsteuersätze für Lebensmittel und Plünderware verrechnet.

Spass beiseite. Zwischen Räubern und Händlern hat m.W. schon unterschieden, auch wenn die selben Leute zu verschiedenen Zeitpunkten mal das eine mal das andere unternahmen. Es wurden dafür auch unterschiedliche Schiffstypen verwendet.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wikingerfrau

Hallo zusammen....
Zurück zum Thema. :winke:
Man sollte sich von der Vorstellung trennen, dass Mädchen sobald sie 12 Jahre alt waren, verheiratet wurden.
Außerdem muss man die Vorstellung aus seinen Gedanken streichen das die "alten" Männer heiß auf junge Mädchen waren. Es waren viel mehr wirtschaftliche und/oder politische Gründe!
Ehen wurden auch zu späterer Zeit früh geschlossen wie das Beispiel von Magarethe der I ( "Königin" von Dänemark, Schweden und Norwegen....im übertragenden Sinn). Sie wurde bereits im Alter von 10 Jahren verheitatet, hatte jedoch so etwas wie eine Schonfrist...ihr erstes Kind bekam sie erst mit 17. 1363 wurde sie verheiratet.
Auch wenn der sehr beliebte Link über die Wikingerfrau immer wieder hier im Forum auftaucht, ist dies nur ein Bruchteil von dem was den Altag, Rituale und Praktiken angeht.
Man sollte daran denken das "Kind-Sein" im Frühmittelalter nicht bedeutete den ganzen Tag zu spielen oder sogar zur Schule zu gehen. Mädchen wie auch Jungen wurden schnell in den harten Alltag integriert. Oft waren es die Jungen "Burschen" die schone Heere führten und Schlachten schlugen, z.B. Childerich I ( Sohn des Begründers des Merowingergeschlechts). Er war vermutlich zwischen 14 und 18 Jahre alt als er bereits seinem Vater nacheiferte. Das Geburtsdatum ist nicht genau überliefert aber wird so um 440 gewesen sein.
Für die Mädchen galt besonders "das Lernen" eine Familie zu versorgen: Spinnen, weben, kochen (Haushalt allgemein), nähnen usw.
Ich selber bin Mutter einer 4 Jährigen Tochter und kann es mir kaum vorstellen, aber diese kleinen Mädchen hatten, was das betrifft, so viel mehr drauf als manche 20 Jährige heute!
Natürlich wurden Ehen "verabredet" um Bündnisse zu schließen aber darauf wurden die Mädchen auch vorbereitet.
Außerdem gab es wohl sowas wie ein Antragsritual inden der Zukünftige den Brautvater erst fragen musste und dieser dann mit Einverständnis an die Braut verwies, stimmte diese dann zu war die Sache nach Beschluss im Thing "amtlich". Nicht bekannt ist ob je eine Braut den Antrag ausschlug....was interessant wäre.
Leider find ich auf die Schnelle die Quelle mit dieser Info nicht mehr, werde mich aber bemühen diese nachzureichen.
Desweiteren, um noch mal auf das erwähnte Alter zurückzukommen, ist es nicht verwunderlich warum es eine Festsetzung des Alters mit 12 gibt. Schließlich setzt da (für die meisten Frauen) der Menstruationszyklus ein und man kann, wie man weiß, Kinder zeugen!:baby:
Dies garantiert den Erhalt der Sippe und festig das vereinbarte Bündnis enorm.
Die "Wikingerfrauen" haben bis heute ein genauso verklärtes Bild wie der oft dargestellte, mordende, blutrünstige, böse Wikingermann. Man sollte sich stehts vor Augen halten das die Wikinger durch all diese Überfälle und Plünderungen (und unzählige Ammenmärchen) als Barbaren galten oder noch gelten...aber....wann waren das Kriege oder ähnliches im Mittelalter nicht?
Außerdem waren Frauen, das ganze Mittelalter hindurch, auch oft Grund für Kriege oder sie zettelten diese regelrecht an. In der Njáls saga und der Laxdœla saga treiben zwar die Männer die Geschichte an, es sind jedoch die weiblichen Personen die die Fäden in der Hand haben. Das ganze Hin und Her von Rache und Hinterlist entäuschter Liebe und heimliche Liebschaften sind hier allgegenwärtig...ja ja ,die Frauen!=)
Fauen hatten einen hohen Stellenwert (wir reden hier über die bessergestellte Ober-bzw.Adelsschicht) wenn man sich den Jellinge-Runenstein in Dänemark in Erinnerung ruft. Dort hat König Gorm seiner Frau ein Denkmal gesetzt indem er sie als "Zierde Dänemarks" beschreibt. Außerdem wird sie als Begründerin des Danewerks sogar geschichtlich erwähnt! ( Quelle zB. Wikipedia)
Sehr schön finde ich auch eine sehr interessante Hochzeitsforschung.. hier: Wikinger
Welchen "Wert" die Frauen bei den Wikinger hatten kann man eigentlich auch aus der Götterwelt ablesen. Göttinnen gab es schließlich genug und sogar eine Göttin die ähnliche Attribute wie Odin besaß. So war es doch Freya die Odin im Seidr unterrichtete und er ihre Fähigkeiten annahm und sie war es, die die andere Hälfte der "Toten" mit nach Folkvangr nehmen durfte.
Das Frauenbild wandelte sich erst mit dem Christentum und dem dazugehörigen "Sündenfall". Arme Eva! Frauen sind alles Schuld! Scheiß Kirche!
"Hinter einem mächtigen Mann, steht eine starke Frau"....so oder so ähnlich werden es wohl (vielleicht) auch die Wikinger gedacht haben!;)

Schönen Gruß
tribernium

Mod an: Link wurde entfernt. Mod aus
 
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Hast Du eigentlich den Threat gelesen, bevor du geschrieben hast?
Das meiste stand schon im Beitrag #8.
Natürlich wurden Ehen "verabredet" um Bündnisse zu schließen aber darauf wurden die Mädchen auch vorbereitet.
Außerdem gab es wohl sowas wie ein Antragsritual inden der Zukünftige den Brautvater erst fragen musste und dieser dann mit Einverständnis an die Braut verwies, stimmte diese dann zu war die Sache nach Beschluss im Thing "amtlich". Nicht bekannt ist ob je eine Braut den Antrag ausschlug....was interessant wäre.
Leider find ich auf die Schnelle die Quelle mit dieser Info nicht mehr, werde mich aber bemühen diese nachzureichen.
Woher hast Du das mit dem Beschluss im Thing? Der war keineswegs erforderlich. Ansonsten siehe #8
Desweiteren, um noch mal auf das erwähnte Alter zurückzukommen, ist es nicht verwunderlich warum es eine Festsetzung des Alters mit 12 gibt. Schließlich setzt da (für die meisten Frauen) der Menstruationszyklus ein und man kann, wie man weiß, Kinder zeugen!:baby:
Und in #8 steht schon, dass es für Mädchen keine Heirats-Untergrenze gab. Dort findest Du auch etwas zum "Antragsritual". Eine "Festsetzung des Alters mit 12", die du erwähnst, gab es nicht.

Die "Wikingerfrauen" haben bis heute ein genauso verklärtes Bild wie der oft dargestellte, mordende, blutrünstige, böse Wikingermann.
Ich kenne kein "verklärtes Bild der Wikingerfrauen". Wie soll das ausgesehen haben. Die Genderforschung bezüglich der Wikingerfrauen hat erst eingesetzt, als die Wikingerhorden, die in Nordfrankreich und England alles niedergemacht haben, zu kuschligen Händlern, die auch mal gerauft haben, mutiert sind - ein beispielloser Hohn für die Opfer. Guck mal oben #21.

Man sollte sich stehts vor Augen halten das die Wikinger durch all diese Überfälle und Plünderungen (und unzählige Ammenmärchen) als Barbaren galten oder noch gelten...aber....wann waren das Kriege oder ähnliches im Mittelalter nicht?
Tja, wenn man so undifferenziert in die Geschichte schaut, dann kann man auch die Einschränkung auf das Mittelalter streichen und alle Tötungen in einen Topf werfen. Aber das wurde bereits im Thread erörtert.

Bei deinem Beitrag hat man den Eindruck, als ob es einen allgemeingültigen Status "Wikingerfrau" gegeben habe. Hat es nicht. Frauen in Schweden und Frauen in Island hatten ganz unterschiedliche Sozialisationen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Fingalo, sicher waren die Seeräuber der Nordleute keine Friedensengel. Verglichen mit anderen "zivilisierten" Völkern ihrer Zeit aber ganz normal.
Ich denke da an die schwäbischen Reichsritter in der Harzregion ~1070,(nicht um sonst haben die Anwohner auch noch die Gebeine aus den Gräbern gerissen) Heinrich der Löwe und die Slawen, Slawenzüge der Sachsen davor, Karl der Große und seine Vorväter im Okertal. Da sind die , die Lindisfarne überfielen in "guter Gesellschaft".

Abgesehen davon, das die Wikinger "nur" Beute machen wollten, die anderen wollten Beute, Sklaven und das Land.

Die Orte Ober- und Niedersachswerfen am Harzausgang Richtung Thüringen/Eichsfeld gibt es garantiert nicht wegen der "guten Nachbarschaft" .

Mordbrennen und Rauben waren beliebte Betätigungen aller. Wenn die Möglichkeiten sich ergaben. Gegen die Kreuzfahrer sind die Nordleute direkt Waisenknaben.
 
Fingalo, sicher waren die Seeräuber der Nordleute keine Friedensengel. Verglichen mit anderen "zivilisierten" Völkern ihrer Zeit aber ganz normal.
Ich denke da an die schwäbischen Reichsritter in der Harzregion ~1070,(nicht um sonst haben die Anwohner auch noch die Gebeine aus den Gräbern gerissen) Heinrich der Löwe und die Slawen, Slawenzüge der Sachsen davor, Karl der Große und seine Vorväter im Okertal. Da sind die , die Lindisfarne überfielen in "guter Gesellschaft".
Bei den Reichsrittern ist zu unterscheiden zwischen Fehde (die rechtlich abgesichert war) und der "Plackerei", also dem schlichten Straßenraub. Wikinger betrieben keine Fehde. Der Umfang ihrer Unternehmungen ging weit über die Plackerei hinaus. Und das war keineswegs mehr normal. Das war, wie oben #21 gezeigt wurde, bereits fast 500 Jahre Vergangenheit. Man kann nicht die Zustände nach dem Zusammenbruch des Römischen Reiches mit den damaligen Raubzügen mit heutigen Banküberfällen in einen Topf werfen (d.h. - man kann schon, aber es versperrt den Weg zum Erkenntnisgewinn), weil es halt beides Mal um Bereicherung auf gewaltsame Art geht.

Abgesehen davon, das die Wikinger "nur" Beute machen wollten, die anderen wollten Beute, Sklaven und das Land.
Eben, es ging bei den Kriegen um Herrschaftserweiterung. Bei den Wikingern nicht.

Mordbrennen und Rauben waren beliebte Betätigungen aller. Wenn die Möglichkeiten sich ergaben. Gegen die Kreuzfahrer sind die Nordleute direkt Waisenknaben.
Es geht nicht um den Vergleich der Brutälitäten. Es geht um das Ziel der Unternehmung. Und die Eroberung und Plünderung von Byzanz durch die Kreuzfahrer ist durchaus mit den Wikingerzügen zu vergleichen - und stieß im Abendland dementsprechend auch auf die gleiche Empörung. Das zeigt, dass dieses Vorgehen eben nicht als "normal" empfunden wurde.
 
Fingalo, es ist also weniger barbarisch, Pruzzen, Ranen oder sonstige Dörfer zu plündern, niederzubrennen , die Bewohner zu verkaufen und das Land eigenen Leuten zu geben als Pruzzen , Ranen oder sonstige Dörfer zu plündern und die Bewohner zu verkaufen??
Also als Betroffener wäre mir das herzlich egal, ich wäre ja auf jedenfall tot oder verkauft.
Es geht mir nicht um die kriegerischen Handlungen in Bezug auf Fehde, sondern um die ganz normalen "kleinen Raubzüge", wie Hirten erschlagen, die weiblichen Bewohner vergewaltigen und mitnehmen sowie Vieh wegtreiben und Haus plündern.

Sicher kann man nicht die Taten der Franken gegen die Sachsen mit denen der Wikinger in späterer Zeit vergleichen. Aber die nahezu zeitgleichen darf man schon vergleichen. Und da nehmen sich alle nichts.

Und dann ist ja noch zwischen denen zu unterscheiden, die als Räuber quasi auf See lebten, denen die nur Zeitweise auf Fahrt gingen, denen , die an "Handelskriegen" teilnahmen und denen, die auch Land erobern wollten. Es waren ja nicht alles reine Raubzüge, manches waren eben "politisch motivierte Taten".

Der Krieg finanzierte sich damals überall aus Beute und es sollte bei allen "was überbleiben".
 
Wilfried: Zwischen Feldherren und Räubern ist schon immer unterschieden worden, auch wenn der Unterschied oft nur in der Größe der Unternehmung lag.
Ein wesentlicher Unterschied ist jedoch die Tatsache, das bei Eroberern sich die Gewalt oft in Grenzen hilet, wenn es keine oder nur wenig Gegenwehr gab. Man will die Bauern die man ausbeuten will, schliesslich nicht töten und ein gut funktionierendes Dorf mit Vieh und Landwirtschaft ist mehr Wert als ein toter Bauer, ein paar entführte Kinder und eine halb verhungertes Rind dass an weit entfernt auf den Markt treibt.

Bei Räubern gehört es dagegen zum Geschäft, Angst und Schrecken verbreiten, um die Opfer möglichst zur Flucht und nicht zum Kampf zu bewegen. Nicht das noch jemand merkt, dass man es gerade mal mit einer Bootsladung Nordmänner zu tun hat und nicht mit einem ganzen Heer.

Aus diesem Grund ist man oft auch bereit gewesen, eine zu Beginn gewalttätige Fremdherrschaft zu akzeptieren, so lange diese für eine Gewisse Sicherheit sorgte.

Moralisch sehe ich auch keinen Unterschied unter einen kleinen Räuber der mit Gewalt eine Kuh stielt, und einem großen der sich einen ganzen Landstrich unter den Nagel reisst, die Menschen haben das jedoch früher anders wahrgenommen.

Und es gab noch einen letzten aber sehr wichtigen Unterschied: Nach dem die die Franken oder der deutsche Ritterorden erobert, geplündert, gepiesackt und verkauft hatte, warst Du vermutlich ein Christ und für dein Seelenheil war gesorgt. Auch wenn Du vielleicht dieses nicht als ausreichende Entschädigung für die vorangegangene Prozedur siehst, die Kirche tat es doch und die war für Jahrhunderte der oberste Schiedsrichter in der Bewertung solcher Angelegenheiten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Fingalo, es ist also weniger barbarisch, Pruzzen, Ranen oder sonstige Dörfer zu plündern, niederzubrennen , die Bewohner zu verkaufen und das Land eigenen Leuten zu geben als Pruzzen , Ranen oder sonstige Dörfer zu plündern und die Bewohner zu verkaufen??
1. Von welcher Zeit sprichst Du?
2. Wann begreifst Du endlich, dass es nicht um mehr oder weniger barbarisch geht?

Sicher kann man nicht die Taten der Franken gegen die Sachsen mit denen der Wikinger in späterer Zeit vergleichen. Aber die nahezu zeitgleichen darf man schon vergleichen. Und da nehmen sich alle nichts.
Doch, in den Augen der Zeitgenossen offenbar schon.

Der Krieg finanzierte sich damals überall aus Beute und es sollte bei allen "was überbleiben".
Und noch einmal: Es geht um die Kriegsziele.
 
[MOD: Hinweis auf die Forenregeln]


Fingalo hat sich als langjähriges GF- Mitglied ein hohes Ansehen im Forum erworben und zwar auch bei Forianern, die gelegentlich anderer Meinung sind. Das liegt vor allem daran, dass er eben keine dämlichen Beiträge schreibt, sondern über fundierte Kenntnisse verfügt und differenziert. Bei Rückfragen kann er stets Quellen- und Literaturangaben liefern, statt nur Behauptungen aufzustellen. Bevor man anderen Dämlichkeit attestiert, sollte man den eigenen Diskussionsstil und Geschichtsmythen überdenken.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
In diesem Thread gehts erstmal um Hochzeiten bei den Wikingern, nur mal so nebenbei.
Es werden zwar in der schriftlichen Überlieferung die "barbarischen Überfälle der ..." erwähnt, aber das Danewerk ist nun mal ein Wall am südlichen Ende des dänischen Reiches. Und bestimmt nicht gebaut, um Dänen an Raubzügen nach Norddeutschland zu hindern.

Bei den zeitgleichen Taten Franken und Dänen, naja für die Franken waren die Heiden eben barbaren, die barbarisches tun. Dieses als Franke an anderen zu tun, ist natürlich "gottgefällig". Entschuldigung, das sahen die Wikinger genauso, und auch die Sachsen, die nen christlichen Priester als Landesverräter aufgehängt haben. Es war ihrem Gott gefällig.

Und die Plünderung von Hamburg und Dorestad ....
So schaltet man Konkurrenz aus.


Was ich meine, die schriftliche Überlieferung mit der Verteufelung der Heiden aus dem Norden ist nun doch sehr einseitig.

Die Frage ist aber, wie sah eine Hochzeit eines Wikingers aus?
Es kann sich dabei ja nur um die handeln, die auch im Norden zu Hause waren und blieben. Also "Gefolgsleute" von Königen, Leute, die sich von ihrer Beute eine Existenz "zu Hause" aufbauen konnten o.ä.
 
In diesem Thread gehts erstmal um Hochzeiten bei den Wikingern, nur mal so nebenbei.

Richtig.

Allerdings komme ich nicht ganz umhin grinsend festzustellen, dass die letzte Ablenkung vom Thema Wikingerhochzeit - wobei die Frage ist, ob die Frage danach überhaupt sinnvoll zu stellen ist, aber wir sind ja großzügig und verstehen das als Hochzeit im skandinavischen bzw. skandinavisch geprägten Raum im frühen und Frühochmittelalter - mit folgendem Beitrag anfing:


Fingalo, es ist also weniger barbarisch, Pruzzen, Ranen oder sonstige Dörfer zu plündern, niederzubrennen , die Bewohner zu verkaufen und das Land eigenen Leuten zu geben als Pruzzen , Ranen oder sonstige Dörfer zu plündern und die Bewohner zu verkaufen??
Also als Betroffener wäre mir das herzlich egal, ich wäre ja auf jedenfall tot oder verkauft.
Es geht mir nicht um die kriegerischen Handlungen in Bezug auf Fehde, sondern um die ganz normalen "kleinen Raubzüge", wie Hirten erschlagen, die weiblichen Bewohner vergewaltigen und mitnehmen sowie Vieh wegtreiben und Haus plündern.

Sicher kann man nicht die Taten der Franken gegen die Sachsen mit denen der Wikinger in späterer Zeit vergleichen. Aber die nahezu zeitgleichen darf man schon vergleichen. Und da nehmen sich alle nichts.

Und dann ist ja noch zwischen denen zu unterscheiden, die als Räuber quasi auf See lebten, denen die nur Zeitweise auf Fahrt gingen, denen , die an "Handelskriegen" teilnahmen und denen, die auch Land erobern wollten. Es waren ja nicht alles reine Raubzüge, manches waren eben "politisch motivierte Taten".

Der Krieg finanzierte sich damals überall aus Beute und es sollte bei allen "was überbleiben".
 
Und es gab noch einen letzten aber sehr wichtigen Unterschied: Nach dem die die Franken oder der deutsche Ritterorden erobert, geplündert, gepiesackt und verkauft hatte, warst Du vermutlich ein Christ und für dein Seelenheil war gesorgt. Auch wenn Du vielleicht dieses nicht als ausreichende Entschädigung für die vorangegangene Prozedur siehst, die Kirche tat es doch und die war für Jahrhunderte der oberste Schiedsrichter in der Bewertung solcher Angelegenheiten.
herrlich formuliert :yes::yes::yes::yes:

retour zur Ausgangsfrage: zumindest die dynastisch eingestellten "Wikinger" werden nicht ganz so schnell und eruptiv geehelicht haben, wie ihre Drachenboote umherfuhren ;)
 
Was die isländische Oberschicht anbetrifft, gibt es Schilderungen von Hochzeiten in den Sagas: Wenn zwei Familien sich einig waren, so wurde der Hochzeitstermin festgestzt. Dann kamen die Familien zusammen zu einem Festmal. Die gemeinsame Malzeit war ein heiliger Vorgang. Dann wurden die Gäste reich beschenkt entlassen.
 
Darf ich Euch zum Thema "Wikingerfrauen" ein Buch empfehlen ? Mittlerweile ist es ja schon fast antik, bedenkt man das Erscheinungsjahr.

Judith Jesch
"Frauen der Vikingzeit"
erschienen 1993
Br., 32 Abb., 339 Seiten
Milena-Verlag
ISBN 3-900399-79-4

Inhalt:
Die englische Historikerin hat die wenigen und sehr verstreuten Zeugnisse über Vikingfrauen, die bis jetzt in dem martialischen Vikingerbild nicht vorkamen, in einem spannenden Überblick zusammengestellt […] trägt so zu einem neuen Geschichtsbild von friedfertigen, stadtbewohnenden und Handel treibenden 'Vikinger-Menschen' und insbesondere Frauen bei. (Ariadne Newsletter)

Anmerkung von mir:
Das beste Buch über die Frauen der Wikingerzeit, welches ich je gelesen habe ! Es zeigt eigentlich alle Aspekte auf, ohne zu auch nur eine Minute zu langweilen. Hinweis für ängstliche Männer: Es ist kein "Emanzenbuch".
 
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