Mir geht es immer wieder so, dass ich vor stark erzählerischen Gemälden stehe und mich dann frage, was das Gemälde eigentlich aussagen möchte. Hier geht es mir freilich ausschließlich um Bilder, welche im Grunde zeitnahe Geschehnisse abbilden, erst einmal total logisch erscheinen, aber im Detail Fragen aufwerfen.
Sehr empfehlenswert zu dieser Thematik ist z.B. "Let this be a Lesson - Heroes, Heroines, and Narrative in Painting at Yale" der Yale University Art Gallery. Diese Doku wird auf YT kostenlos von Yale angeboten. Besonders die Erläuterungen zu Trumbulls Gemälde der Schlacht bei Bunker Hill fand ich sehr spannend.
Nun aber zu meinem ersten Beispiel, ein Gemälde der Schlacht bei Guastalla.
http://warsoflouisxiv.blogspot.de/2015/12/the-battle-of-guastalla-1734.html
Der historische Hintergrund ist klar. Wir schreiben das Jahr 1734. In Deutschland, Polen und Italien tobt der Polnische Thronfolgekrieg. Die Schlacht bei Guastalla wird eine der größten und blutigsten auf dem italienischen Kriegsschauplatz.
Der während des Feldzuges oftmals schwer kranke und schon recht betagte Feldmarschall Mercy ist immer wieder mit seinem Stellvertreter und Unterkommandierenden, dem Herzog von Württemberg uneins. Bei San Pietro (29.06.) fällt Mercy von zwei Kugeln getroffen an der Spitze der Vorhut. Die blindwütigen immer wieder nachsetzenden Attacken der Österreicher brechen zusammen. Württemberg leitet einen geordneten Rückzug.
Im September des Jahres treffen nochmals die Hauptkräfte beider Seiten aufeinander - bei Guastalla. Nun hat Feldmarschall Königsegg den Oberbefehl inne. Da sich Königsegg über die Bewegungen des Feindes irrte und einen Rückzug desselben über den Po vermutete, ließ er die mutmaßliche Nachhut angreifen. Die Franzosen widerstehen wiederum, v.a. die österreichische Reiterei attackiert immer wieder. Am Ende der Schlacht ist kaum noch ein höherer österreichischer Befehlshaber unverwundet. Herzog Friedrich Ludwig von Württemberg selbst fällt gegen Mittag. Auch die Reserven unter Neipperg können den Sieg nicht erzwingen. Ähnlich wie bei San Pietro leiten die Österreicher wieder einen Rückzug ein.
Was sieht man nun auf dem Gemälde? Ganz rechts erkennt man einen General in typischer Pose, der offensichtlich seine Truppen ins Treffen führt. Ebenso typisch wie sein ausgestreckter Arm ist das Aufbäumen seines schönen Schimmels und die eher gelassen wirkende Entourage. Von links kommt ein Reiter angesprengt, den Hut ziehend grüßt er wohl den General. Die Soldaten zwischen rot gekleidetem Reiter und General sind wohl französische Infanteristen, denn sie tragen eine weiße Fahne, ein Drapeaux Colonel. Offensichtlich befindet sich der General am Brennpunkt des Geschehens, denn nur wenige Fußsoldaten weiter vorn erkennt man ein wildes Durcheinander französischer und österreichischer Fahnen. Scheinbar stürmen die, ebenfalls weiß (!) uniformierten österr. Infanteristen in die französische Stellung hinein, die von sowas wie einem Erdwall gedeckt scheint. Ganz links im Vordergrund sieht man abgesessene blau uniformierte Kavalleristen oder Dragoner (wohl eher letztere), welche die sich nähernden Feinde beschießen, während ein Teil von ihnen in ihrem Rücken noch zu Pferde ist. Ein klein wenig weiter oberhalb tobt ein malerischer Reiterkampf zwischen rot und weiß uniformierten Reitern, wobei nicht auszumachen ist, wer nun Österreicher und wer Franzosen sind - es gab weiße und rote Uniformen in der Kavallerie beider Seiten. Im Bildmittelgrund erkennt man französische Infanterie in roten, weißen, blauen Uniformen, welche ihre gegnerischen Gegenüber beschießt. Die rot uniformierten könnten Schweizer Fremdregimenter sein. Die französischen Linien lehnen sich an eine befestigte Stadt mit Graben. Ein Gebäude im Bildmittelgrund ist in Brand geschossen. Die kleinen Vorwerke der Stadt verdecken teilweise die österreichischen Linien. Weiter hinten sieht man eine malerische Landschaft mit Bäumen und Dörfern und leicht ansteigenden Bergen weiter links.
Wer ist nun der General? Wohl der franz. Kommandeur Coigny oder eher Broglie? Stellt das Gemälde einen historischen Brennpunkt der Schlacht dar bei dem sich der Befehlshaber so nah an den Feind wagte?
Sehr empfehlenswert zu dieser Thematik ist z.B. "Let this be a Lesson - Heroes, Heroines, and Narrative in Painting at Yale" der Yale University Art Gallery. Diese Doku wird auf YT kostenlos von Yale angeboten. Besonders die Erläuterungen zu Trumbulls Gemälde der Schlacht bei Bunker Hill fand ich sehr spannend.
Nun aber zu meinem ersten Beispiel, ein Gemälde der Schlacht bei Guastalla.
http://warsoflouisxiv.blogspot.de/2015/12/the-battle-of-guastalla-1734.html
Der historische Hintergrund ist klar. Wir schreiben das Jahr 1734. In Deutschland, Polen und Italien tobt der Polnische Thronfolgekrieg. Die Schlacht bei Guastalla wird eine der größten und blutigsten auf dem italienischen Kriegsschauplatz.
Der während des Feldzuges oftmals schwer kranke und schon recht betagte Feldmarschall Mercy ist immer wieder mit seinem Stellvertreter und Unterkommandierenden, dem Herzog von Württemberg uneins. Bei San Pietro (29.06.) fällt Mercy von zwei Kugeln getroffen an der Spitze der Vorhut. Die blindwütigen immer wieder nachsetzenden Attacken der Österreicher brechen zusammen. Württemberg leitet einen geordneten Rückzug.
Im September des Jahres treffen nochmals die Hauptkräfte beider Seiten aufeinander - bei Guastalla. Nun hat Feldmarschall Königsegg den Oberbefehl inne. Da sich Königsegg über die Bewegungen des Feindes irrte und einen Rückzug desselben über den Po vermutete, ließ er die mutmaßliche Nachhut angreifen. Die Franzosen widerstehen wiederum, v.a. die österreichische Reiterei attackiert immer wieder. Am Ende der Schlacht ist kaum noch ein höherer österreichischer Befehlshaber unverwundet. Herzog Friedrich Ludwig von Württemberg selbst fällt gegen Mittag. Auch die Reserven unter Neipperg können den Sieg nicht erzwingen. Ähnlich wie bei San Pietro leiten die Österreicher wieder einen Rückzug ein.
Was sieht man nun auf dem Gemälde? Ganz rechts erkennt man einen General in typischer Pose, der offensichtlich seine Truppen ins Treffen führt. Ebenso typisch wie sein ausgestreckter Arm ist das Aufbäumen seines schönen Schimmels und die eher gelassen wirkende Entourage. Von links kommt ein Reiter angesprengt, den Hut ziehend grüßt er wohl den General. Die Soldaten zwischen rot gekleidetem Reiter und General sind wohl französische Infanteristen, denn sie tragen eine weiße Fahne, ein Drapeaux Colonel. Offensichtlich befindet sich der General am Brennpunkt des Geschehens, denn nur wenige Fußsoldaten weiter vorn erkennt man ein wildes Durcheinander französischer und österreichischer Fahnen. Scheinbar stürmen die, ebenfalls weiß (!) uniformierten österr. Infanteristen in die französische Stellung hinein, die von sowas wie einem Erdwall gedeckt scheint. Ganz links im Vordergrund sieht man abgesessene blau uniformierte Kavalleristen oder Dragoner (wohl eher letztere), welche die sich nähernden Feinde beschießen, während ein Teil von ihnen in ihrem Rücken noch zu Pferde ist. Ein klein wenig weiter oberhalb tobt ein malerischer Reiterkampf zwischen rot und weiß uniformierten Reitern, wobei nicht auszumachen ist, wer nun Österreicher und wer Franzosen sind - es gab weiße und rote Uniformen in der Kavallerie beider Seiten. Im Bildmittelgrund erkennt man französische Infanterie in roten, weißen, blauen Uniformen, welche ihre gegnerischen Gegenüber beschießt. Die rot uniformierten könnten Schweizer Fremdregimenter sein. Die französischen Linien lehnen sich an eine befestigte Stadt mit Graben. Ein Gebäude im Bildmittelgrund ist in Brand geschossen. Die kleinen Vorwerke der Stadt verdecken teilweise die österreichischen Linien. Weiter hinten sieht man eine malerische Landschaft mit Bäumen und Dörfern und leicht ansteigenden Bergen weiter links.
Wer ist nun der General? Wohl der franz. Kommandeur Coigny oder eher Broglie? Stellt das Gemälde einen historischen Brennpunkt der Schlacht dar bei dem sich der Befehlshaber so nah an den Feind wagte?
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