Einführung in die Geschichte der Renaissance

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Der Begriff „Renaissance“ entstand durch Jules Michelet und Jakob Burckhardt im 19. Jahrhundert; gemeint war damit die Zeit zwischen den Künstlern Giotto und Michelangelo, also das 14. und 15. Jahrhundert. Der Begriff bedeutet übersetzt „Wiedergeburt“, da in diese Zeit die Antike sozusagen wiedergeboren wurde. Genau dort, wo die Antike einst endete, begann sie von neuem: in Italien. Und innerhalb kürzester Zeit erfasste sie ganz Europa. Vorraussetzungen für die Renaissance sind allerdings nicht nur in der Antike wie bei Platon, Aristoteles, Cicero oder Ovid zu finden, sondern auch im Mittelalter, welche so lange als die „Dunkle Zeit“ verkannt wurde. Waren es doch christliche Mönche, die die antiken Schriften für ihre Wiedergeburt erhielten. Und vor allem war es die mittelalterliche Scholastik eines Thomas von Aquin oder eines Wilhelm von Ockham, auf die die Philosophen der Renaissance aufbauten. Nichtsdestotrotz begann für die Gelehrten der Renaissance eine neue Zeit, die es vom Mittelalter abzugrenzen galt; letztlich waren es sie selbst, die die Einteilung der Geschichte in „Altertum“, „Mittelalter“ und „Neuzeit“ durchführten.

Die Folgen könnte man im positiven Sinne als verheerend bezeichnen: während in der Kunst die lineare Perspektive entwickelt wurde, durch die Künstler wie Masaccio dreidimensional wirkende Gemälde erstellen konnten, wurden erstmals seit der Antike wieder Medaillen mit Porträts wichtiger Persönlichkeiten geprägt und lebensgroße nackte Statuten geschaffen. In diese Zeit erlebte die Kunst vor allem durch Leonardo da Vinci, Raffael und Donatello eine Hochblüte.

In einer ebenso hohen Blüte befand sich auch die Wissenschaft: Nikolaus Kopernikus entwickelte das Heliozentrische Weltbild, welches jenes von Claudius Ptolemäus, laut dem die Erde im Mittelpunkt des Universums steht, ablöste und die Erde durch die Sonne ersetzte. Doch nicht nur in der Astronomie wurden Fortschritte gemacht, sondern auch in der Medizin. Die Werke der antiken Ärzte Hippokrates und Galen wurden übersetzt, während Philippus Aureolus Paracelsus behauptete, dass Krankheiten, welche von außerkörperlichen Substanzen erregt würden, sich mit chemischen Mitteln bekämpfen ließen. Dank der Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg konnten die neuen Erkenntnisse auch weitergegeben werden.

Auch in der Politik und im Militär gab es Veränderungen: seit dem 15. Jahrhundert wurde vermehrt Schießpulver eingesetzt, was zur Entwicklung einer gegen Stadtmauern und Burgen starken Artillerie und stehender Heere, welche aus Feuerwaffen tragenden Fußsoldaten bestand, führte. Außerdem entstanden aus den italienischen Städten, welche man als Wiegen der Renaissance bezeichnen könnte, Territorialstaaten.

Volker Reinhardt, „Die großen Familien Italiens“ (1992)
Volker Reinhardt, „Die Medici“ (1998)
Volker Reinhardt, „Rom“ (1999)
 
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