Gandolf
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Ein Land, dass mit dem Ziel, seinen russischen Nachbarn platt zu machen, seinen belgischen Nachbarn überrannte, um seinen französischen Nachbarn auszuschalten, der sich vor der Aufnahme des Kampfes weigerte, aus dem Bündnis mit dem russischen Nachbarn auszusteigen, hat wohl jede Sensibilität um seine Außenwirkung abgelegt. Interessant ist aber dann doch, wie sehr von den Neutralen erwartet wurde, dass diese - wegen der britischen Blockade - Partei für das Deutsche Reich ergreifen. Und weil ihr Protest nicht über Protestnoten hinausging, wendete das Deutsche Reich mit seinem unbeschränkten U-Boot-Krieg auch noch Repressalen gegen die Neutralen an, obwohl das Völkerrecht nur Repressalien gegen Kriegsgegner gestattete.Albatros schrieb:Wenn der finanzielle Aspekt überhaupt eine Rolle spielte, dann nicht wegen der Frage, ob die Kredite zurückgezahlt werden konnten. Dieses Risiko war bereits eingepreist und durch hohe Zinsen erkauft. Das Problem war, wenn überhaupt, dass die Entente ihren Kredit ausgeschöpft hatte. Die US-Industrie hatte kräftig profitiert, um weiter profitieren zu können, mußten neue Geldquellen erschlossen werden. Lediglich die US-Regierung konnte Ende 1916 neue Kredite bereitstellen, und sie konnte nur dann den Kriegführenden Geld leihen, wenn sie auch selbst am Krieg beteiligt waren.
Sehr viel schwerwiegender ist aber, dass die Stimmung in den USA im Laufe der ersten drei Kriegsjahren von einer strikt isolationistischen Haltung hin zur Intervention umschwang. Und das hatte nichts mit der Sorge um die Zahlungsfähigkeit der Entente zu tun, sondern mit der Art der deutschen Kriegsführung bzw. ihrer Darstellung in den Medien. Wobei ich wieder bei meinem Lieblingsthema wäre, der Unsensibilität der Deutschen gegenüber ihrer Außenwirkung.
Eine gewisse Seite dieser Unsensibilität zeigt sich ja auch in der Theorie vom wirtschaftlich motivierten Kriegseintritt. Man kann sich einfach nicht vorstellen, dass es Wilson tatsächlich um die Beseitigung der deutschen Autokratie ging; so soll der schnöde Mamon schuld gewesen sein.