Emotionen und Ängste am 9.11.1989

B

bristina

Gast
Hi. :winke:

Ich habe zwei für mich spannende Fragen. Die erste Frage ist an die Leute, die den Mauerfall persönlich miterlebt haben. Also schon in einem Alter waren, indem sie das alles selbst mitbekommen haben. (in Berlin, Fernseher, Radio) - Was für Emotionen waren im Spiel? Riesige Freude, Kritik oder vielleicht Traurigkeit?

Die zweite Frage ist an alle: Was waren die Ängste nach dem Mauerfall, die andere Länder Europas vor einer bevorstehenden Wiedervereinigung der beiden deutschen Länder hatten? Gibt es da genaue Aussagen? :confused:

Danke.
 
Ich kenne einige, welche mit Sekt gefeiert haben. Jetzt feiern sie nicht mehr. Kurioserweise gehörten die meisten von ihnen zu den 1. Arbeitslosen und blieben es in den meisten Fällen bis heute. (eben die typische Ost Karriere, wenn man schon über 40 damals war)

Ich kenne auch einige, die es nicht fassen konnten, weil sie ihr Lebenswerk zerstört sahen.

Ich selber habe den Tag und den darauf verpennt. Ich hab das erst ein paar Tage später mehr durch Zufall erfahren.
 
bristina schrieb:
Die zweite Frage ist an alle: Was waren die Ängste nach dem Mauerfall, die andere Länder Europas vor einer bevorstehenden Wiedervereinigung der beiden deutschen Länder hatten? Gibt es da genaue Aussagen?

Ängste gab es sicherlich kaum, eher Bedenken. Denn als BRD war Deutschland demographisch auf Augenhöhe mit England, Frankreich und Italien. Das Herz Europas lag in den Benelux-Staaten.

Die Bedenken waren, dass Deutschland neues Gewicht bekommen würde, durch seine Masse und durch die europäische Schwerpunktverlagerung nach Osten in Verhandlungen eine Sonderrolle beanspruchen würde. Diese Bedenken sind heute weitestgehend ausgeräumt.
 
bristina schrieb:
Hi. :winke:

Ich habe zwei für mich spannende Fragen. Die erste Frage ist an die Leute, die den Mauerfall persönlich miterlebt haben. Also schon in einem Alter waren, indem sie das alles selbst mitbekommen haben. (in Berlin, Fernseher, Radio) - Was für Emotionen waren im Spiel? Riesige Freude, Kritik oder vielleicht Traurigkeit?

Ich war damals 29 und bin mit Frau, Kind und Trabi(Baujahr 62) nach Leipzig gefahren um dort mitzumachen.
Wir sind über die Dörfer gefahren, nicht Autobahn. Da waren mir zu viel Armeefahrzeuge, die nach Berlin wollten zum Jahrestag der Republik.

Es war schon Euphorie dabei, wenn man in jedem zweiten Fenster eine Kerze gesehen hat. Ja, schon fast gespenstisch.
Am anderen Tag sagte ich zu einem Arbeitskollegen, warte ab, bald sind wir ein Deutschland. Da wusste ich noch nicht, das er iM war.
Der sagte nur zu mir, noch so ein Spinner.
Ich antwortete, weisst du, was für mich Spinner sind?
Leute, die die Fahne immer hochgetragen haben und nun plötzlich ihre Partei verlassen, so wie er.
 
Ich erinnere mich noch, dass ich an dem Tag von der Uni in Konstanz kam und von den Ereignissen noch gar nichts mitbekommen hatte. Bei den Eltern meinr Freundin lief der Fernseher und mir fiel der Ton des Kommentators auf - gespannt, aufgeregt und nervös die weitere Entwicklung abwartend.

Meine erste Reaktion war Unglauben. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass diese Entwicklung nicht sofort von Polizei oder Militär unterbunden würde. Ich blieb diesen Tag und einen Teil des darauffolgenden sehr skeptisch und befürchtete, die Entwicklung würde sich nicht so fortsetzen

Erst dann begann ich so langsam die Realität zu begreifen und war erfüllt von Freude. Meine Mutter stammt aus Thüringen und hatte nach 1947 ihre Heimat nicht wieder gesehen, sich aber in all den Jahren danach gesehnt. In diesem Moment wusste ich, dass ein Wiedersehen für sie möglich sein würde.

Außerdem war ich - ja, stolz ist nicht das richtige Wort, aber doch emotional sehr berührt, in einer Zeit zu leben, in der sich historisch so bedeutsame Dinge ereignen.

Gruß

Megatherium
 
Hallo Bristina,

im Voraus kurz zur Einordnung: ich bin in der DDR geboren, Jahrgang 70 und war zu der Zeit in Schichtarbeit; also bekam ich das Ereignis per Radio mit.

bristina schrieb:
Die erste Frage ist an die Leute, die den Mauerfall persönlich miterlebt haben. Also schon in einem Alter waren, indem sie das alles selbst mitbekommen haben. (in Berlin, Fernseher, Radio) - Was für Emotionen waren im Spiel? Riesige Freude, Kritik oder vielleicht Traurigkeit?

Offen gestanden waren es im ersten Moment Unglauben und Zweifel, ob ich richtig gehört hatte.
Ich konnte es kaum fassen, daß die bis dahin am stärksten gesicherte Grenze plötzlich geöffnet wurde.
Ob dies zur späteren deutschen Einheit führte, darüber machte ich mir an dem Tag noch keine Gedanken; aber ich empfand Erleichterung, weil eine Grenze fiel, die für mich persönlich zutiefst unmenschlich war - nicht so sehr, weil sie zwei deutsche Staaten trennte, sondern weil wegen ihr auf beiden Seiten (sowohl Flüchtlinge ud Fluchthelfer als auch Angehörige der Grenztruppen und der VP) umkamen.

bristina schrieb:
Die zweite Frage ist an alle: Was waren die Ängste nach dem Mauerfall, die andere Länder Europas vor einer bevorstehenden Wiedervereinigung der beiden deutschen Länder hatten? Gibt es da genaue Aussagen?

Soweit ich mitbekommen habe, gab es v.a. auf polnischer Seite einige Ressentiments, wohl weil man dort - ob nun zu Recht oder nicht, sei dahingestellt - befürchtete, ein geeintes Deutschland könnte im Zuge einer Vereinigung auch noch Ansprüche auf Gebiete erheben, welche bis 1945 zu Deutschland gehört hatten...

Soweit meine persönliche Reflexion zu diesem Thema.

In diesem Sinne

Timo
 
bristina schrieb:
Was für Emotionen waren im Spiel? Riesige Freude, Kritik oder vielleicht Traurigkeit?
Das erste Gefühl war Unglauben, das zweite Entsetzen, daß es so geschah. Die DDR-Bürger wußten ja bescheid, daß in absehbarer Zeit das Reisegesetz verabschiedet werden würde. Wir haben uns ja alle mit Vorschlägen daran beteiligen können. Insofern war die Grenzöffnung keine Überaschung. Aber so plötzlich, nur weil Schabowski sich verplappert hatte, und ohne jede Kontrollen - das konnte nur schiefgehen. Ich war am 9.11. krank, hatte auch keine Lust, zur Grenze zu fahren. Konnte ja sein, daß sie sie ein paar Stunden später wieder zumachen...:grübel: Am 10.11. war ich in Westberlin. Die Gefühle beim Überschreiten des weißen Strichs waren zur Hälfte Sorge, was nun werden solle (immerhin hatte die Grenzregelung die Stabilität der DDR wesentlich mitgeprägt), zur anderen Hälfte Nostalgie (ich hab als Kleinkind noch die Zeit vor der Mauer erlebt und später in deren Nähe gewohnt).
 
Ich bin am Morgen durch den Radiowecker darauf aufmerksam geworden, habe mich sofort vor den Fernseher gesetzt und konnte es kaum glauben was für Bilder da kamen. Wildfremde Menschen, die sich jubelnd und Fahnenschwenkend in den Armen lagen. Ich habe vor Freude eine Gänsehaut bekommen und geweint. Ich kam an diesem Tag viel zu spät zur Arbeit.
Da wir recht nah an der Grenze wohnen, schlug meine Frau vor doch auch hinzufahren. Aber als ich die Bilder am Abend sah, wo Trabbikolonnen mit schwarz-rot-gold über die Kontrollpunkte knatterten und Westdeutsche ihnen Bananen zuwarfen oder abknutschten, hatten sich meine Emotionen doch beruhigt - das ist und war nicht mein Charakter ;)

Tja, wie kann man es jemanden erklären, der es nicht erlebt hat? So ähnlich wie bei der Fußball-WM, nach dem Spiel um den 3.Platz.

Die nächsten Tage verbrachte ich jede freie Minute vor dem Fernseher, guckte jede Sonder- und Nachrichtensendung aller Sender die ich fand. Die weitere Entwicklung mit dem Runden Tisch bis Modrow verfolgte ich täglich. Freunde sprachen mich an und es kam sogar ein Telefonanruf eines ehemaligen Mitschülers (den ich jahrelang nicht mehr gesehen hatte) und machten mich stolz: "Du hast früher immer gesagt, zwei deutsche Staaten haben keinen Bestand, 40 Jahre getrennt sind nur ein Moment der Zeitgeschichte. Es kommt irgendwann zur Wiedervereinigung." :)
 
Ich war gerade in Südamerika unterwegs und habe natürlich nichts mitbekommen. Eines Tages lese ich an einem Kiosk die Schlagzeile: "Cayó el Muro!" (Die Mauer gefallen!)

Da ich keine Ahnung hatte, welche Mauer hier gemeint war, hat mich das auch nicht weiter interessiert. Ein paar Stunden später wieder eine Überschrift: "Cayó el Muro de Berlín!"

Mannomann, dachte ich. Die Pressefritzen lassen sich hier aber auch jeden Blödsinn einfallen, um ihre Auflage zu steigern.

Erst als ich am nächsten Tag mit Daheim telefonierte, erfuhr ich, dass die Artikel der Wahrheit entsprochen hatten.


Jacobum
 
Ich sah die Pressekonferenz von Schabowski im Fernsehen.

Ich glaubte , mich verhört zu haben und wartete die Nachfragen ab.
Dann zweifelte ich mit der Familie zusammen stundenlang , denn es
konnte ja jeden Moment ein Dementi kommen.

Wir konnten nicht glauben , das die SED und die Russen das zulassen
würden - bis hin zum Auffahren von Panzern und Kriegsrecht konnte
alles passieren. Wir telefonierten mit der Familie und Freunden darüber:
"Hast du das gesehen ?"

Als dann die Massen nach Westberlin strömten und das Fernsehen
das alles life zeigte - naja da haben wir mit abwechselnd Freude,
Ungläubigkeit und Angst zugesehen .Es war eine lange Nacht .....
 
Also ich persönlich habe den Fall der Mauer beim Frühstück in meinem Lieblingsrestaurant in Santa Monica, Californien/USA (ich liebe amerikanisches Frühstück [ausser den Kaffee]), wo ich zu diesem Zeitpunkt lebte, im laufendem Fernsehapparat gesehen/verfolgt/miterlebt und war ehrlich gesagt zunächst eher schockiert! Denn der erste Gedanke, der mir durch dem Kopf ging, war der, dass jetzt all die Stasileute, die den Menschen im Namen des Kommunismus so viele Schwierigkeiten bereitet haben/hatten, ungehindert und so einfach in den Westen kommen dürfen - was sie ja den Menschen in der DDR Jahrelang vorenthielten.

Dennoch saß ich wie gebannt vor dem Bildschirm auf dem man dann die unvergesslichen Bilder sah, wie sich "Ossis" und "Wessis" tränenüberströmt im Arm lagen vor Freude über die gewonnene Freiheit, gefolgt von Telefonaten mit den ergriffenen Verwandten in Deutschland. Das erweckte dann auch bei mir ein Glücksgefühl.
Insofern bleibt dieser Tag ein unvergessliches und überwältigendes Erlebnis!

Arne schrieb:
Tja, wie kann man es jemanden erklären, der es nicht erlebt hat? So ähnlich wie bei der Fußball-WM, nach dem Spiel um den 3.Platz.

Treffendes Beispiel! Besser kann man es später geborenen kaum vergleichbar machen :winke:.
 
Zuletzt bearbeitet:
Geschichte erlebt haben dürfen

... na dann schreib ich auch mal ...

Ich saß vor unserem kleinen Fernseher in meines besten Studentenzeitkumpels und meiner gemeinsamen ersten Wohnung. Ich war dahin eben erst nach etwa einem halben Jahr zurückgekehrt und hatte zuvor einiges Aufregendes hinter mich gebracht.

Als die Mauer fiel, weinte ich ganz unmännlich, vor Rührung, Freude, Jubel sogar, Hochachtung und Trauer - Deutschland endlich erlöst betrauernd - als Mostschädel in der einst zur "Führerstadt" erkorenen österreichischen Großstadt* an der Donau.

Es geht wohl um die *Verhältnisse und das *Maß, worin sich jeder damals befand - und um Befindlichkeit (pos./neg.), Art, Ideologie, Ideal und Dogma - nur so kann ich verstehen, dass man als Deutscher in sunny California "zuerst schockiert" ist, wenn Menschen eine Mauer niederringen.

Und dies ist nullo bös gemeint, lieber Vorredner (ich las eh Deine idealistischen Arbeiten) ich bin nur manchmal verwundert ob des komplexen deutschen Wesens ...
 
Für mich war das einer der Tage, die man im Leben nie vergißt. Ich hatte damals Nachtschicht und so habe ich alles live miterlebt.
Bevor ich zur Arbeit mußte, habe ich ( das habe ich in der Wendezeit täglich gemacht ) zuerst im ZDF die Heute-Nachrichten gesehen und anschließend im Osten die "Aktuelle Kamera". Dort habe ich auch die legendäre Pressekonferenz gesehen, in der Günter Schabowski das neue Ausreisegesetz vorlas. Ich selbst habe es zu diesem Zeitpunkt zwar zur Kenntnis genommen,
habe es aber nicht auf mich selbst bezogen - ich dachte, daß damit Diejenigen gemeint waren, die teilweise seit Jahren einen Ausreiseantrag zu laufen hatten. Für diese Leute freute ich mich zu dem Zeitpunkt. Ich ging dann zur Arbeit. Als ich mit der Arbeit fast fertig war - kurz nach
Mitternacht - kam ein älterer Kollege angelaufen und meinte: "Du, ich hör gerade Radio - die rennen alle auf dem Kudamm rum!" Völlig fassungslos und ungläubig ging ich mit und wir hörten die restliche Nacht Radio. Als ich nach Hause kam, wußten natürlich auch meine Eltern schon davon. ich ging erst mal ein paar Stunden schlafen und meine Mutter besorgte die Visa für uns
alle. Der Bruder meiner Mutter wohnte seit 1986 in Westberlin ( er ist gegangen worden ), ihn besuchten wir und ich blieb das ganze Wochenende dort ( der 10. 11. ´89 war ein Freitag ). Er zeigte mir vieles in Westberlin, was ich sonst nur aus dem Fernsehen kannte. Die Emotionen die wir alle hatten, kann man eigentlich kaum beschreiben, man muß ja dabei berücksichtigen, daß wir bis dahin damit nicht gerechnet hatten und dachten, daß wir erst als Rentner in den Westen kommen würden. Selbst das neue, erst kurz davor erlassene Reisegesetz, brachte kaum Verbesserungen. So lief ich durch Westberlin teils immernoch fassungslos, neugierig, glücklich,
aber einmal auch verärgert über eine Frau mittleren Alters, die sich bereits am 10. 11. 89 über die vollen S-Bahnen aufregte und meinte, sie hoffe, die Mauer wird bald wieder zu gemacht ( typische "Insulaner-Mentalität" - scheint es bis heute dort zu geben, waren aber längst nicht Alle so ).
In den folgenden Monaten fuhr ich noch oft nach Westberlin, Ausweis und Reisepaß waren nachher voll mit Visa. Überhaupt war die Wendezeit für mich eine der schönsten, interessantesten, ja, spannensten Zeiten in meinem Leben, in der ich ( als damals 22-järiger ) auch politisch aktiv wurde und im Februar 1990 in den Demokratischen Aufbruch eintrat.
Ängste meinerseits ? Null.
 
Ich kann ja nich für mich sprechen, hab ich an diesem Abend bereits seelig geschlafen als 9Monate alter Bengel. Aber meine Eltern waren geschockt. Sie wollten daran auch nicht teilhaben. Wie auch mit Kleinkind zu Hause. Sie wohnten nah an der Grenze. Haben alles am Fernseher verfolgt.Mein Vater ist dann auch enttäuscht über den Zerfall aus der SED ausgetreten. Als er das erste Mal in einem westlichen Kaufhaus war, konnte er es nicht verstehen, warum es 20 verschiedene Bleistiftsorten gibt. Für ihn war das Unfug. Er kannte das ja nicht. Für ihn ist eine Welt zusammengebrochen. Darüber hinaus hat er seine Existenz verloren und gehört zu den "Wendeverlierer". ER will sie auch nicht wiederhaben, die DDR, aber er will, dass aus Fehlern gelernt wird.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich bin Jahrgang April 1962 und praktisch mit der Mauer aufgewachsen. In Westdeutschland. Für meine Generation war das Unnormale eigentlich das normalste von der ganzen Welt. Man kannte nichts anderes.

Trotzdem war innerlich der ständige Wunsch vorhanden, dass die Mauer verschwindet. Wir haben so viele Geschichten von Eltern und Großeltern gehört, wie ein Deutschland ohne Mauer war. Das wollten wir auch mal erleben. Wir hätten gut mit dem geteilten Deutschland weiterleben können, weil wir nichts anderes kannten, aber die Einheit wollten wir noch viel mehr.

Und dann kam alles in rasender Geschwindigkeit. Noch im Juni 89 wäre wohl jeder für verrückt erklärt worden, der behauptet hätte, im November stünde die Mauer nicht mehr.
Es war unmöglich, die Ereignisse rationell zu verarbeiten. Man befand sich in einem Rauschzustand. Wir blickten herrlichen Zeiten entgegen.

Irgendwann, ich vermute, es war Anfang 1991, gewannen die ewigen Nörgler wieder an Gewicht. Leute, die immer und zu allen Zeiten alles schlecht geredet haben und auch noch reden werden. Sie waren zu gleichen Teilen im Ostteil wie im Westteil des Landes zu finden, aber wohl nicht in der Überzahl. Die meisten Leute haben verstanden, dass man etwas Großem nicht mit Kleinkariertheit begegnen kann.
 
Ich habe die Ereignisse damals viel in den Medien verfolgt. Ich kann mich noch daran erinnern, als unser damaliger Außenminister Genscher diese Ansprache auf dem Balkon der deutschen Botschaft in Prag hielt, und vielen DDR Flüchtlingen die Einreise in den Westen ermöglichte, wurde unter Arbeitskollegen viel diskutiert was das bedeutete. Auch viel der Satz, "das bricht der DDR das Genick", der mir damals einleuchtete, das unsere beider Staaten auf irgendeine Weise zusammenfinden.
Am 09.11.1989 war dann alles so unnatürlich natürlich, auch das alles friedlich einherging beeindruckte mich sehr.
 
kalle schrieb:
Am 09.11.1989 war dann alles so unnatürlich natürlich, auch das alles friedlich einherging beeindruckte mich sehr.

Richtig. Dass alles friedlich ablief; das war das wichtigste, erstaunlichste, erfreulichste, beeindruckendste, erleichterndste - man kann das Gefühl gar nicht beschreiben.

Jeder wusste, wie die Sowjetunion in der Vergangenheit bei Aufständen innerhalb des Ostblocks reagiert hat, z. B. in Berlin 1953, in Ungarn 1956 oder in Prag 1968. Und das war die große Angst.
Aber seit Gorbatschow war die UdSSR zum Glück eine Andere geworden.

In der Tat haben sogar damals an erster Stelle Großbritannien und dann Frankreich am negativsten auf die Einigungsbestrebungen in Deutschland reagiert.
 
Festus621 schrieb:
In der Tat haben sogar damals an erster Stelle Großbritannien und dann Frankreich am negativsten auf die Einigungsbestrebungen in Deutschland reagiert.

Stimmt, da hat man gemerkt, wie eng und vertrauensvoll die "Freundschaft" ist. :S
 
Festus621 schrieb:
Richtig. Dass alles friedlich ablief; das war das wichtigste, erstaunlichste, erfreulichste, beeindruckendste, erleichterndste - man kann das Gefühl gar nicht beschreiben.

- das leider das "Schlusslicht" Rumänien trübte ...

Das Vorher und Nachher gehörte ja auch zu jenem "Rausch und den herrlichen Zeiten", die ich, umgeben von einem Bogen kommunistischer Länder wie Du erlebte, aufgewachsen mit dem Rücken zum Eisernen Vorhang.

Zuerst waren es verzweifelte Ostdeutsche, die diese friedliche, fast gandhiistische Revolution auslösten (aber noch nicht machten): als DDR-Bürger die erste Mauer überstiegen, jene der BRD-Botschaft in Budapest , und danach mit ihren Trabbis duch die ungarische Grenze und schnurstracks durch Österreich nach Deutschland knatterten.
Wir empfanden diese noch als Wirtschaftsflüchtlinge, aber es brodelte im Bogen - und weit entfernt floß dann auch das Blut am Platz des himmlischen Friedens ...

Dann kam das mutige: Berlin und der Mauerfall, dann Prag und der Wenzelsplatz und die klingelnden Schlüsselbunde, "samtene Revolution" ... wie schrecklich klangen dann die Schüsse in Temesvar ...
 
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