Empfehlenswerte Geschichtsdokus?

"Gegen Land und Leute" heißt die doch, oder? Fand ich sehr sehenswert.


Ich bin absolut deiner Meinung, Peter Milgers Doku über den 30 Jährigen Krieg ist eine wirklich gut gemachte Geschichtsdoku mit viel Liebe zum Detail, die sich wohltuend vom Mainstraimdokutainment a la Guido Knop unterscheidet und für Historiker wie Laien gleichermaßen interessant ist.

Milger hat aber bereits in den späten 80ern eine gute Doku zu den Kreuzzügen gemacht, die auch in Buchform erhältlich war. Milgers Kreuzugproduktion kam übrigens ganz ohne reenactment- Spielszenen aus. Während meiner Studienzeit erlebte ich einige Male, dass Dozenten sich sehr positiv dazu äußerten, dabei aber (oft fast mit Bedauerung) darauf hinwiesen, dass Milgers "Die Kreuzzüge" streng genommen wissenschaftlich nicht zitierfähig waren, da ein Quellen und Literaturverzeichnis fehlte, in der die Fundstellen genau verzeichnet sind.

Peter Milger griff das Thema Kreuzzüge später noch einmal auf mit einer Produktion, die Richard Löwenherz gewidmet war.


Weiß zufällig jemand, ob der Anhang zu Milgers Buch "Die Kreuzzüge" vom Verlag noch einmal überarbeitet wurde?
 
Ich fand die Doku am WE auf Arte zu Prinz Eugen garnicht so schlecht. Die Spielszenen waren freilich ziemlich daneben (oftmals unnötig). Aber was zu so Dingen wie Prinz Eugens Kürass gesagt wurde, fand ich ganz interessant. Insgesamt ging die Doku über das Blabla in vielen heutigen Produktionen hinaus.
Diese Produktion war sicher besser als die üblichen Knopp-Filmchen - eins ist mir aber doch aufgefallen: die Pappenheimer-Helme der österreichischen Reiter waren offensichtlich recycelte "Legionärshelme" aus R. Scotts "Gladiator". Praktischerweise haben die Dinger einem Pappenheimer-Helm des 16. Jahrhunderts auf jeden Fall eher entsprochen als einem echten Legionärshelm.
 
Also was Geschichtsdokus angeht tendiere ich immer zu ARTE, der Rest ist meist von minderer Qualität. Es gibt einige Youtubechannels die sich z.B komplett auf Geschichtsdokus fixieren, von 10 Stück ist mal ne Gute mit dabei. (Ahnenfeuer und Nihilistible wäre z.B solche Channels, wobei man auch da genügend Schmarn findet)

Mal ne kurze Liste von Dokus, die sich im Lesezeichen verirrt haben:

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Diese Produktion war sicher besser als die üblichen Knopp-Filmchen - eins ist mir aber doch aufgefallen: die Pappenheimer-Helme der österreichischen Reiter waren offensichtlich recycelte "Legionärshelme" aus R. Scotts "Gladiator". Praktischerweise haben die Dinger einem Pappenheimer-Helm des 16. Jahrhunderts auf jeden Fall eher entsprochen als einem echten Legionärshelm.
Die Helme habe ich nicht so nahem gesehen. Ich hielt die Dinger auf die Entfernung für Zischäggen. Korrekterweise müssten ja die meisten Reiter sowas tragen. Prinz Eugen sollte auch ein Kleidungsstück mit Kettengeflecht haben, da ja ein solches im HGM gezeigt wird. Wahrscheinlich orientierte man sich aber eher an Porträts.

@ Legat
Sehr interessant. Taktisches konnte ich bis jetzt nicht wirklich erkennen. In dieser eher allgemein gehaltenen Betrachtung der militärischen Ereignisse hätte Musketendrill vielleicht auch nicht so gut reingepasst. Es ist aber spannend, dass es Darsteller für die Zeit geben soll. Ich kenne nur ganz ganz wenige, die sich damit als Reenactors beschäftigen. Entsprechend sehen dann auch oftmals die Fotos von Veranstaltungen aus: eine Einheit hoppelt allein über eine Wiese. Oder halt nur Exerzieren etc. vor Zuschauern.
 
Sehr gut finde ich den aktuell laufenden Kanal "Der erste Weltkrieg", der über vier Jahre quasi live die geschehnisse von 14-18 behandelt... kann ich echt empfehlen. sind schon einige Stunden und wird bis 2018 noch viel mehr werden...

mit wöchentlichen Frontberichten und specials zu Ausrüstung und Charakteren der Zeit - und auch nicht sparsam mit Kritik an den Kommandeuren bzw allgemeinen militärischen Ansichten die zum Massensterben führten.

ich hoffe ich konnte euch animieren, und es bleiben ein paar abos bei christoph und seiner Truppe hängen...

den Kanal "einfach Geschichte" kenne ich noch nicht so gut, hab ihn aber auch abonniert - ist allgemeiner gehalten und spricht mich daher nicht soooo an wie "der erste Weltkrieg".

edit: ganz vergessen, es handelt sich um youtube kanäle.
 
Jep so ist es auch Brissotin. Die Reenactment-Szene für die Zeit der Türkenkriege ist in Österreich so gut wie nicht existent. Auf der Seite "Stradiot" hat ein uns bekannter Stefan was dazu geschrieben :)
 
Die Helme habe ich nicht so nahem gesehen. Ich hielt die Dinger auf die Entfernung für Zischäggen. Korrekterweise müssten ja die meisten Reiter sowas tragen.
Man kann es in der ARTE+7 Mediathek ganz gut erkennen. Gab's ja auch früher schon, dass Filmproduktionen Ausrüstunggegenstände von älteren Filmen wieder verwendet haben, z.B. als sowohl in "Gladiator" als auch ein paar Jahre später in "Königreich der Himmel" dieselbe spätmittelalterliche Rossstirn zu sehen war:
Maximus Gallery 1 | Preliminary Draft Photos
https://alypiusminor.wordpress.com/...of-heaven-is-such-a-cramped-and-narrow-place/
 
Naja ich bezweifle, dass sich eine österreichische Produktion aus dem Fundus von Hollywood bedient :) Zumal passable Zischäggen (für so eine Produktion zu mindest) schon für 60€ zu haben sind.
 
Was mir gestern beim Schauen der 2. Folge auffiel war:
1. Die Lanzen bei der österr. Kavallerie. Was soll das darstellen? Ich hielt diese Reiter für Kürassiere. Trugen österr. Kürassiere Lanzen zu der Zeit? Die Lanze war bei den westlichen Mächten um 1700 eine äußerst unübliche Waffe.
2. Die österr. Musketiere tragen in der Doku durchweg auch noch um und nach 1700 Luntenschlossmusketen und dann auch noch mit den Gabeln zum Auflegen. Selbst wo diese Musketen noch lange verwendet wurden, war damit um 1700 Schluss. Das war ja schon die Zeit der Bajonette, die man hier in dem Film sowenig wie die damals gegen Türken oft verwendeten Spanischen Reiter sieht.
3. Die Karten sind ein Graus. Für die Zeit vor 1700 fehlt bei den österr. Besitzungen Vorderösterreich. Nach 1714 fehlen auf den Karten sogar die Österr. Niederlande und die italienischen Besitzungen obendrein. Einmal wird Sizilien ja sogar ausdrücklich erwähnt, als der Comte de Bonneval dort einen bedeutenden Posten haben will.

Immerhin hat man sich bei Bonneval recht viel Mühe gegeben, dass dieser v.a. in türkischer Kleidung der hist. Person ähnelte.
 
2. Folge? Das ist doch nur ein einzelner Film von ca 1,5h länge.

1683 wurden Luntenschlösser noch benutzt. Erst nach 1700 wurden die ausgetauscht. Im 7jährigen Krieg wurden Steinschlösser erstmals komplett eingesetzt.

Die ersten östereichischen Steinschlösser waren Deutsche. Die wurden erst ab ca 1720 in Wien Neustadt produziert.

Die Lanzenreiter dürften polnische Hussaria sein. Die waren bekanntermaßen ja bei Wien ausschlaggebend.
 
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Nee, die Typen mit den Lanzen sah man in der Doku auch bei den Szenen, die Zenta darstellen sollten. Beim Kahlenberg hätte ich mich auch weniger gewundert.

In der Mediathek war die Doku in 2 Folgen unterteilt.

So und jetzt suche ich verzweifelt nach zeitgenössischen Abbildungen mit österr. Infanterie 1680-1716 mit Musketengabeln.
 
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"Hadubrand, ein Händler aus dem Mittelalter" Film von Peter Prestel und Rudolf Sporrer (BR/ARD 2007).
Ein typisches Konzept bei Prestel, es gibt eine Grundstory - Händler reist von A nach B - anhand dessen werden verschiedene historische Aspekte wie Burgen, Geldwechsler, Schreiben, Speisen angesprochen. Neben wirklichen Fachleuten wie Kunst-, Bau- und weiteren Historikern bestechen Aufnahmen mit Reenactors, wobei er zumeist schon für die Handlung einen Zeitschnitt wählt, wofür es gute Darsteller gibt. Hier sind es die Leute von "1476". Die Doku ist noch 5 Tage in der Mediathek von 3sat zu sehen. Überdurchschnittlich gut in Format und Ausstattung. Das Muster der für nur etwas über 40 Minuten sehr vielen unterschiedlichen Themen sorgt dafür, dass die Aussagen leider recht allgemein bleiben müssen. Dafür gibt es schön gefilmte Bilder.
 
Auf Planet Schule gibt es ab jetzt eine neue Reihe von Peter Prestel in Zusammenarbeit mit Mike Grünwald zu sehen. Diesmal heißt sie "Das Barock-Experiment" (SWR 2015). Wie bei dem Vorgänger zum Mittelalter geht es um viele Aspekte dieser Zeit. Eine Folge mit dem Titel "Fürstenherrlichkeit" beschäftigt sich mit der Vermessung, der Herstellung von Stuckmarmor, Parks und Stadtanlage. Die Reihe erschien rechtzeitig zum 300. Jahrestag in Karlsruhe. Neben Handwerkern kommen auch Reenactors ins Bild. Hauptmankos für mich: die Räume passen teilw. nicht zur Handlung und der Titel "Barock-Experiment" passt im Grunde kaum zum Film, weil ausschließlich Kleidung der 2. Hälfte des 18.Jh. präsentiert wird. Ansonsten recht schön gemacht.
 
Die Doku würde ich auch empfehlen, sich mal anzuschauen:

"Savonarola - der schwarze Prophet"

Sicher ist einigen von euch diese Gestalt bekannt. Savonarola war ein radikaler Bußprediger und Revolutionär. Vor Savonarola, der von 1452-1498 gelebt hat, zitterten Fürsten und sogar der Papst. Leider ist diese schillernde Gestalt in Vergessenheit geraten, doch die Doku veranschaulicht die Aktualität seines Wirkens bis in die Gegenwart. Savonarola gilt vielen als die dunkelste Gestalt in einer der faszinierendsten Epochen der Menschheit.
Eine hochinteressante Doku, die mich sehr beeindruckt.
 
"Blenheim - Battle for Europe" (2004)

Charles Spencer, 9th Earl Spencer, leitet in dieser Doku durch die Geschichte rund um die Schlacht seines berühmten Verwandten, des Duke of Marlborough. Spencer hat ein gleichnamiges Buch verfasst und bei all seinem aristokratisch gewählt wirkenden Auftreten scheint deutlich sein persönliches Interesse an der Schlacht und dem Blutvergießen durch. Neben Historikern kommen auch in Zitaten Zeitgenossen zu Wort, allerdings fast nur englische Teilnehmer der Schlacht - u.a. ein Offizier names Blackadder=). Die Spielszenen fand ich nicht so überragend, v.a. weil die Darsteller oftmals völlig unpassende Bärte und Frisuren hatten. Dafür punktet die Doku damit, dass die Originalschauplätze, originale Waffen und zeitgenössische Darstellungen gezeigt werden. Das Thema hat die Länge, über 80 min. immerhin!, sichtlich verdient und man hätte noch so viel mehr erfahren wollen.
 
"Two men in a trench" (2002-2004)

Ich habe mir gestern mal aus der aus zwei Staffeln bestehende Dokuserie mit und von Tony Pollard und Neill Oliver die Folge zur Schlacht bei Sedgemmoor angeschaut.
Das läuft in etwa so ab: die beiden Schlachtfeldarchäologen fahren zu einem Schlachtfeld, hier das von 1685 bei Sedgemoor und stellen sich diverse Fragen: Wo waren die Pferde untergebracht? Wie schaute damals das Geländehindernis aus, welches die Rebellen davon abhielt das Lager der Royalisten zu stürmen? Wo lagerten die Truppen? Wo wurde gekämpft? Gibt es noch die Massengräber, die durch ein Foto aus dem 19.Jh. bekannt sind? Die beiden Wissenschaftler finden auf sämtliche Fragen Antworten im Boden. Ein Militärhistoriker, der auch schon in der Doku zu Höchstädt auftrat, erläuterte die Kampfweise der beiden Seiten mit Lunten- und Steinschlossgewehr und Sichel und half bei der Auswertung der Funde, v.a. der Kugeln und z.B. einem verlorenen Knopf.
Ich fand die Doku sehr gelungen, wenngleich die beiden Archäologen nicht so unterhaltsam sind wie Phil und Co in "Time Team". Die Herangehensweise ist aber auch eine ganz andere.
 
"Meuterei auf dem Sklavenschiff" (2010)

"Meuterei auf dem Sklavenschiff" NL (2010)

Es geht um den Aufstand einiger verschleppter Menschen von Madagaskar auf dem niederländischen (VOC) Schiff "Meerwin" im Jahr 1766 sowie dem Ausgang des Falles.
Neben der Recherche in Archiven bemüht sich ein Unterwasserarchäologe um die Auffindung des Wracks der "Meerwin".

Was mir sehr gut gefiel waren die durchweg stimmigen Darstellungen Kapstadts aus dem 18.Jh. und die Pläne und das 3D-Modell des Sklavenschiffes "Meermin". Außerdem wurden zahlreiche Originalschauplätze wie das Bürgerhaus aus dem 18.Jh., die Gefängnisinsel der VOC und die Küste gezeigt, wo das Schiff den Akten zufolge auf Grund gesetzt wurde.

Die Spielszenen waren allerdings miserabel ausgestattet und konterkarierten v.a. die eigentlich signifikanten Unterschiede der weißen Kolonisten und der Sklaven im äußeren Erscheinungsbild. Denn auf den zeitgenössischen Darstellungen sah man ja deutlich, dass sich die Niederländer am Kap absolut europäisch kleideten und nicht etwa nur im Hemd rumrannten.
Die Beschreibung der "Meermin" beschränkte sich auf das, was man im Zusammenhang mit dem Aufstand der Sklaven wissen musste, also wo die Mannschaft und die Offiziere sowie der Proviant und die Waffenkammer untergebracht war.

Auf jeden Fall ein spannendes Stück Geschichte. Sonst ist ja in Spielfilmen und Dokus ausschließlich der Sklavenhandel von Afrika nach Amerika Thema und nicht der von einem Teil Afrikas zu einem anderen.

PS: Derzeit noch in der arte-Mediathek zu sehen.
 
Zwei Empfehlungen:

"Aufstieg und Fall der Elisabeth Vigee Le Brun" (ARTE F, 2014)
Eine wohl im Zusammenhang mit der großen diesjährigen Ausstellung entstandene aufwändig gemachte Produktion. Man sieht durchwachsen gute Spielszenen, Karten von den Reisewegen der Künstlerin, viele ihrer Gemälde und die ihrer Zeitgenossen und hört Fachleute, die nie belangloses Zeug schwätzen, sondern tatsächlich die künstlerischen Fähigkeiten der Malerin analysieren und in den Kontext der zeitgen. Kunst setzen.
Wünschenswert wäre gewesen, wenn stets Künstler, Entstehungszeit und Titel der eingeblendeten Gemälde gezeigt worden wäre, um besser den Argumentationen über den Werdegang der Malerin zu folgen. Manchmal haben die Gemälde nicht zum Text gepasst. Gerade dass das Porträt des Freundes Hubert Robert nicht besprochen wurde, fand ich seltsam. Bisweilen wurden die Gemälde auch nicht ganz in der chronologischen Reihenfolge präsentiert, v.a. bei dem berühmten Selbstporträt mit dem Strohhut von um 1783.
Dennoch war es eine recht interessante Doku, welche auch den Aspekt des engen Geflechts aus Macht und Kunst im Zeitalter Marie Antoinettes illustriert. Die Doku ist derzeit in der Arte-Mediathek zu sehen.

Mal ne ganz andere Doku:
"Breakfast, Luch and Dinner" BBC 4 2012
Clarissa Dickson Wright (1947-2014) leitete durch eine Dokumentation welche sich in drei Folgen mit der Entwicklung der 3 Hauptmahlzeiten in England beschäftigt. Jede Folge behandelt eine Mahlzeit und die Entwicklung der Mahlzeit über die Jahrhunderte vom Mittelalter, seit der ersten urkundlichen Erwähnung, bis in die Gegenwart, also das Jahr 2012. Bestechend ist die Vielzahl von Historikern, die sich mit Kochresezepten aus historischen Kochbüchern, aber auch mit Tagebüchern und anderen Quellen beschäftigt haben. Typisch für eine britische Doku ist die Nähe an der Praxis oder solche Ausflüge wie zum Nachfahren des berühmten Charles 2nd Viscound Townshend, der an der Revolutionierung der brit. Landwirtschaft beteiligt war. In den insgesamt 3 Stunden wird ein stimmiger, unterhaltsamer Bilderbogen von den großen Dinners der Upper Class bis zum einfachen Sandwich im 20. Jh. geboten. Mir hat vor allem die realitätsnahe Komponente, das Ausprobieren und Empfehlen historischer Rezepte sehr gut gefallen. Typisch britisch.:)
 
"The Tudor Monastery Farm" (2014)

"The Tudor Monastery Farm" erinnert an die Dokus von Peter Prestel, wo auch zahlreiche Aspekte eines Zeitschnittes dargestellt werden. Hier wird das Ganze aber noch ausgeklügelter und einfach breiter gemacht. Bedeutende Wissenschaftler oder auch letzte befähigte Handwerker, Schäfer usw. treten in historischer Kleidung (manchmal mit modernen Brillen) auf und beraten die Hauptakteure. In dieser Doku handelt es sich um 2 Männer und eine Frau, die einen Bauernhof in der Zeit um 1500 betreiben. Die Aufnahmen entstanden in einem Freilichtmuseum in GB. Bestechend sind die wahnsinnig vielen funktionierenden Bauten und die vielen Tiere. Das reicht von authentischen Webstühlen, einer Walkmühle bis hin zum Kräutergarten. Porträtiert wird das Leben und Arbeiten in der Zeit über einen ganzen Teil des Jahres. Folge 1 beginnt irgendwann im Frühjahr deutlich vor Ostern. Neben den Arbeiten, die anfallen, werden auch Bräuche, Tänze, kirchliche Aspekte präsentiert.

Das Konzept ist ein völlig anderes als in Dtl. "Gutshaus 1900" u. ä.. Es sollen keine unbedarften Städter in peinlichen oder sie überfordernden Situationen vorgezeigt werden, sondern es agieren nur hoch motivierte, fachlich exquisit informierte Darsteller (ich glaube auch die sind Historiker). Die gute Laune der Leute ist regelrecht ansteckend. Selbst bei ner bösen Erkältung, die man dem einen anmerkt, weiß er sich noch gutgelaunt ein Heilmittel zuzubereiten.

Eine sehr sehenswerte BBC-Produktion. Eine der besten, die ich die letzten Jahre gesehen habe, obwohl ich schon viele tolle Dokus gesehen habe, seit ich nicht mehr auf deutsches Fernsehen hoffe (gut auch da gibts Ausnahmen). BBC Two - Tudor Monastery Farm, Series 1
 
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"Harlots, Housewives and Heroines" (2012)

"Harlots, Housewives and Heroines - A 17th Century History for Girls" (BBC Four)

Wie bei der Historikerin Dr. Lucy Worsley gewohnt wird Geschichte detailiert und unheimlich spannend aufbereitet. Wie ebenfalls bei ihr üblich schlüpft sie auch durchaus selber in die Klamotten aus der Zeit (wenngleich meistens eher maue Repros), um ihre Eindrücke aus der Kleidung heraus zu schildern.
In "Act One - At Court" wird vor allem der Aufstieg der Mätressen und die Reaktionen in der zeitgenössischen Medienlandschaft im England Charles II. geschildert.
Besonders der Blick in Pepys "Pin up"-Kalender (!) und sein Originaltagebuch war für mich bemerkenswert. Außerdem wurden zahlreiche Porträts von Mätressen und weitere Gemälde präsentiert, dass einem vor Bewunderung für die gute Auswahl die Augen übergingen.
Dr. Wosley punktet mit eigenem Insiderwissen ebenso wie mit profunden Fachleuten, die von ihr interviewt werden und die in dem Fall sogar die berühmte Kostümhistorikerin Aileen Ribero einschlossen(!).
Dr. Wosley schafft es immer wieder viele Details anzureißen ohne aber (wie in neueren deutschen Dokus) den Faden zu verlieren. So entsteht mit dieser Dokumentation ein farbenfrohes Bild des Englands der Zeit der Restauration.

Absolut sehenswert!:respekt:
 
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