timotheus
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Brot und Brötchen waren billiger, als das Mehl, das man dazu brauchte. Vielfach wurden diese Backwaren sogar verfüttert.
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Kleintierhalter lieferten große Mengen Eier und Fleisch ab. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man bei Kaninchen für 1 Kilo Lebendgewicht 7 DDR Mark in bar vom Schlachthof ausgezahlt bekam. Wenn man bedenkt, dass je nach Rasse so ein Tier 2,5 bis 6 Kilo wiegen kann, kann man sich ausrechnen, wie lukrativ dieser Handel war. Kaninchenfleisch war angeblich als Export für Frankreich vorgesehen...
Das ist v.a. dann interessant, wenn man es im Zusammenspiel sieht - sprich: die eigenen Kaninchen mit subventioniertem Brot füttern und großziehen, sie dann beim Schlachthof zum bereits genannten (vergleichsweise hohen) Preis verkaufen.
Übrigens war das Kaninchenfleisch keinesfalls Exportware; Du konntest es sogar dahingehend auf die Spitze treiben, quasi Dein eigenes abgeliefertes Kaninchen verarbeitet für den eigenen Verzehr zurückzukaufen und hattest damit via Aufzucht, Verkauf und Wiederkauf trotzdem noch Gewinn gemacht...
Anm.: Das ist jetzt kein Witz o. dgl.; ich kenne selbst Beispiele, wo dies genauso gelaufen ist.
Noch zum angesprochenen Thema der Lebensmittelversorgung...
Wie bereits richtig geschrieben wurde, muß man hierbei stark differenzieren: zunächst nach der Art der Lebensmittel.
Hungern mußte tatsächlich niemand, zumal es auch politisch durchaus auch gewollt war, daß niemand Hunger litt (wiewohl es dies in anderen sozialistischen Staaten - z.B. in Rumänien, aber auch im großen Vorbild UdSSR - gab, was wiederum offiziell verschwiegen wurde).
Aus diesem Grund war die Versorgung mit Grundnahrungsmitteln grundsätzlich gewährleistet bzw. sogar über dem erforderlichen Maß - wenngleich bspw. die Qualität der Butter in den 80ern alles andere als berauschend war.
Aber es gab eben nicht nur die Grundnahrungsmittel, und wir brauchen noch nicht einmal auf Südfrüchte u.ä. "Exoten" zu schauen, sondern können auch die Versorgung mit "normalem" Obst und Gemüse betrachten, die v.a. dadurch gegeben war, daß die Bürger dies im eigenen Garten anbauten und so den größten Teil ihres diesbezüglichen Bedarfs deckten.
Zum Kaffee noch, weil der ebenfalls zur Sprache kam: hier war das Problem weniger ein zu geringes Angebot als vielmehr ein sehr hoher Preis. Gemahlener Kaffee kostete - sofern mich meine Erinnerung nicht trügt - 17,50 DDR-Mark pro 250g (oder waren's 8,75 DDR-Mark pro 125g; jedenfalls 35 Mark das Pfund, wenn man es hochrechnet), was gemessen am Einkommen eben vergleichsweise viel war. Dafür war - um bei den Genußmitteln zu bleiben - bspw. Alkohol wiederum recht günstig...
Zum anderen muß bzgl. Versorgung noch regional unterschieden werden - wie Hurvinek gerade schrieb: als Faustregel kann man sagen, daß die Versorgungslage mit zunehmender Entfernung zu Berlin schlechter wurde. Dies mochte sich in Großstädten wie Dresden oder Leipzig noch nicht so stark zeigen, die Südbezirke (für den heutigen Regierungsbezirk Chemnitz, den damaligen Bezirk Karl-Marx-Stadt, weiß ich es noch recht gut) als solche gehörten jedoch bspw. zu den schlecht versorgten Gebieten.
Schlußendlich noch eine Anmerkung zu dem, was Florian17160 bzgl. Südfrüchten und dem Zusammenhang zu den unterschiedlichen (Wirtschafts-)Systemen angedeutet hatte: hier war es durchaus nicht so, daß die sozialistischen Länder nicht selbst Südfrüchte u. dgl. anbauten (Bulgarien, Kuba, Vietnam und v.a. auch die UdSSR verfügten bspw. sowohl über günstige natürliche Bedingungen als auch über entsprechende Ernten), nur ließen sich damit wiederum auf dem Weltmarkt Deviseneinnahmen erzielen, weswegen der Teil, welchen man in diesen Ländern nicht selbst benötigte, ebendort auf dem Weltmarkt abgesetzt wurde.