Kein Problem, dann schreib doch einfach eine Zusammenfassung zum aktuellen Stand, die angemessen ist.
Warum sollte ich? Die Zusammenfassung hat doch Matthias Hardt geliefert; die Druckfassung seines Referats ist hier nachzulesen:
Estnisches Mittelalter
Zur ersten Erschütterung der Vorstellung von wandernden und dabei ihre Identität bewahrenden Völkern (50 Jahre vor dem Referat) durch Wenskus schreibt Matthias Hardt:
"Zwar machte er [Wenskus] deutlich, dass es im Zuge der weitreichenden Wanderungen der einzelnen gentilen Gruppen immer wieder zu neuen Ethnogenesen kommen konnte und dass sich hinter den sogenannten Großstämmen zahlreiche, auch häufig wechselnde ethnische Einheiten und Charaktere befinden konnten. [...]"
Zur Wiener Schule (Herwig Wolfram, Walter Pohl, Patrick Geary):
"Die Wiener Vorstellungen von Ethnogenesen sehen aktuell so aus, dass sich zwischen dem 1. und dem 6. nachchristlichen Jahrhundert im Barbarikum immer wieder neue Gruppen von Kriegern bildeten, die unter Verwendung von ebensolchen Namen die Auseinandersetzung mit dem römischen Imperium oder benachbarten gentilen Gruppen suchten. Die Führungsschichten dieser Gentes, ihre Eliten, strebten nach wenig anderem, als im Anschluss an die Erringung der politischen Herrschaft in den römischen Provinzen
etwas zu beginnen, das in der Forschung als 'Imitatio Imperii' bezeichnet wird und als Übernahme römischer Formen von Prestige, Habitus, Sprache, insgesamt der Lebensweise provinzialrömischer Bevölkerung durch die germanisch-reiternomadischen Zuwanderer zusammenzufassen ist.[...]"
Und zur Kritik durch Goffart:
"Sollte man angesichts solcher Vorstellungen von Ethnogenese, welche die 'Völkerwanderungszeit' durch die Infragestellung der wandernden Völker in einem Prozess der 'Transformation of the Roman World' aufgehen lassen, vermuten, dass Kritik daran vor allem von Traditionalisten geäußert worden wäre, die an der biologistischen Sicht auf die frühen Völker hätten festhalten wollen, so sieht man sich getäuscht. Harscher Widerspruch kam vielmehr von dem kanadischen Forscher Walter Goffart, der den
origines gentium den ihnen von der Wiener Schule aufgrund des in den Ursprungserzählungen verwendeten Namenmaterials belassenen letzten Rest von Authentizität absprechen wollte. [...]"
Dem habe ich nichts hinzuzufügen, außer dem Hinweis, dass die verlinkte Zusammenfassung von Hardts Zusammenfassung hinsichtlich Wenskus und der Wiener Schule irreführend ist.