Eugenio Pacelli: Vom "Stellvertreter" zum Tyrannenmörder?

El Quijote

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Ganz frisch auf dem Markt erschienen ist das Buch eines amerikanischen Historikers (oder Journalisten?) - Mark Riebling - in dem dieser behauptet, Pius XII. sei Kopf einer Verschwörung gewesen, die sich den Tyrannozid Hitlers zum Ziel gesetzt habe (Church of Spies).
Dass Pius XII. eine ambivalente Persönlichkeit ist, ist klar. Riebling behauptet nun, dass das vielkritisierte öffentliche Schweigen des "Stellvertreters" zu nationalsozialistischen Verbrechen an Juden, Polen, Klerikern etc. weniger ein Akt der persönlichen Feigheit war, wie Kritiker immer meinen, sondern mit dem Tag einsetze, an dem sich Pacelli in aquin'scher Tradition zum Tyrannenmord entschieden habe.

Was ist davon zu halten?

Ich meine, dass Riebling, der sich sehr auf die Geschichte von Geheimdiensten spezialisiert hat und die katholischen Ordensnetzwerke, Laienorganisationen etc. in Dtld. während der Nazizeit als Geheimdienste des Vatikan versteht, sich da ein wenig in Doppel- und Dreifachagentenszenarien verstrickt. Das Schweigen des Papstes ab einem bestimmten Zeitpunkt zu den nationalsozialistischen Verbrechen und seine offenen Friedensaufrufe (offen in dem Sinne, dass er nicht Ross noch Reiter nannte und alle Kriegsparteien als gleichermaßen in den Krieg verstrickt, also in dem Sinne, dass er nicht zwischen Angreifer und Angegriffenen unterschied) interpretiert Riebling als Maßnahme, dass die deutschen Katholiken nicht stärker in den Focus der deutschen Abwehr gerieten und so leichter hätten operieren könnnen.
 
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