Eva Perón

Solidarnosc

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In Argentinien ist Eva Perón (Evita) so etwas wie eine Heilige, besonders bei der Armen, den "Hemdlosen" (Descamisados). Evita wird als Eva Duarte am 7. Mai 1919 in Los Toldos, einem kleinen Dorf bei Buenos Aires, als uneheliches Kind geboren. Im katholischen Argentinien gibt es für so ein Kind normalerweise keine großartige Zukunft, doch Eva ist ehrgeizig beschließt Schauspielerin zu werden. Sie spielt in ein paar mäßigen Theaterstücken und zwei schlechten Filmen erfolglos mit. Dann kriegt sie eine Radioshow, die einmal wöchentlich ausgestrahlt wird. Auf einer Wohltätigkeitsveranstalltung lernt sie 1944 Oberst Juan Perón kennen, einen konservativen Politiker der sich für die Nationalisierung der Industrie und soziale Gerechtigkeit einsetzt. Sie macht sich schnell unentbehrlich, und ruft wärend Peróns Verhaftung im Oktober 1945, die Arbeiter dazu auf Perón zu unterstützen, was diese auch tun. Die heirat der beiden folgt bald. Am 17. Oktober 1944 wird Perón Präsident. Er führt übersturzte soziale Reformen durch und Evita setzte 1947 das Fraunenwahlrecht durch. Die beiden Harrschen wie Diktatoren und Eva gewöhnt sich einen luxuriösen Lebensstil an. Das Offizierskorps und die feine Gesellschaft verabscheuen Eva bis zu letzt. Des öfteren Fallen Worte wie Hure, Schlampe und Flittchen. 1952 stirbt sie an Blutkrebs und ein Mythos ist geboren. Die Menschen verehren sie bis heute auch wegen der von ihr gegründeten Eva Perón Stiftung. Vor dem Sozialministerium standen die Leute Schlange und baten Eva um etwas und sie gab es ihnen. 1955 wird Perón durch einen Putsch abgesetzt. Wirtschaftlich hat das Land großen Schaden genommen und während der Regierung Peróns wurde die Opposition gnadenlos unterdrückt. Man fragt sich nun warum ist Evita bis heute zu beliebt und so ein Mythos??? Und was hat sie Argentinien gebracht???
 
Man muss bedenken dass zu der Zeit in ganz Lateinamerika eine kleine reiche Elite das gesamte Land kontrollierten und das Volk ausbeutete. Das ist auch heute noch fast genauso. Aber es gab viele Soziale verbesserungen. Vermutlich hat dass Evita bei der Masse des Volkes so beliebt gemacht.
 
Solidarnosc schrieb:
Man fragt sich nun warum ist Evita bis heute zu beliebt und so ein Mythos??? Und was hat sie Argentinien gebracht???
Argentinien hat sie einen Mythos gebracht; ob der heute auch noch lebt, weiss ich nicht. Die wirtschaftlichen Probleme des Landes jedenfalls haben sich so verschärtft, dass kein Investor mehr dieses Land heimsuchen möchte.

Allein die "Wallfahrt" des Leichnams der jung Verblichenen trägt die Züge mythischer Grösse:
Am 26. Juli 1952 stirbt Eva Perón. Ihr Leichnam wird einbalsamiert (und das braucht Zeit).
Alle 24 Stunden werden die Türen des Arbeitsministeriums geschlossen, angeblich um die Blumen zu wechseln. Doch tatsächlich, damit die Einbalsamierungsarbeit fortgesetzt wrden kann. Nach der symbolischen Bestattung des Sarges wird noch ein Jahr daran gearbeitet.
So wurde der Leichnam Eva Peróns, die zu Lebzeiten wie eine Heilige verehrt wurde, nach ihrem Tod zur berühmtesten Reliquie des 20. Jahrhunderts.

1955 Perón wird gestürzt. Er autorisiert aus dem Exil in Pánama eine Komission, die Leiche von Eva Perón zu übernehmen. Diese verschwindet jedoch am 22. Dezember. Der Staatssicherheitsdienst hatte indes den Auftrag bekommen, den Leichnam zu verstecken. Verschiedene falsche Särge werden in verschiedenen Länder geschickt.
Eva Peróns Leichnam wird entführt und bleibt 16 Jahre lang verschollen.
Es gibt vielerlei Versionen: Die Leiche sei in einem franziskanischen Konvent in Rom beerdigt oder im Baskenland, in Chile, in Uruguay, auf der Insel Martin Garcia, auf dem Besitz La Primavera der Duartes in Monte, auf dem Campo de Mayo, in Monte Grande, gar dass sie verbrannt oder in den Rio de la Plata geworfen worden sei. Tatsächlich harrte der Sarg in Italien auf dem Friedhof von Mailand unter dem Namen Maria Maggio auf die glorreiche Rückkehr nach Argentinien.

Verschwörungstheorien gar berichten, Evas Körper gelangte unter Mithilfe des Vatikans unerkannt auf einen Mailänder Friedhof. Er wird wieder ausgegraben, als Juan Perón seinen Exilweg über Paraguay, Panama und Venezuela in Francos Spanien vollendet hatte. Die beiden nehmen Funkkontakt auf, und Evitas Leichnam landete im Obergeschoß von Juan Peróns Haus in Madrid. Dort hat Evita die Zeit bis zur Rückkehr Peróns nach Argentinien (1973 und wird Präsident)) ruhig verschlafen.
1974 stirbt Perón, seine Frau Isabel wird Staatspräsidentin und lässt Evas Leichnam nach Argentinien zurückbringen.
Heute liegt Eva Perón in der Familiengruft der Familie Duarte auf dem bekannten Friedhof von Buenos Aires, der "Recoleta".

Ein wahrer Mythos: Die Wanderschaft der jahrelang unbestatteten sterblichen Überreste Evas, die nach dem Sturz Peróns von einem Regierungsgebäude zum nächsten transportiert, schließlich nach Mailand verbrachtet wurden, wo sie vierzehn Jahre lang unter falschem Namen auf einem Friefhof lagen, bis die Leiche 1974 nach Argentinien zurückkehrte, hat einen perversen und wahnhaften Zug. Wie eine Diva nach ihrem Tod ein gespenstisches Weiterleben führen kann, so ähnelte Eva bereits vor ihrem Tod einer lebenden Leiche.

Mehr zum Thema:
Die Rolle Eva Peróns im Peronismus
http://www.matices.de/19/19sevita.htm

Klaus Theweleit: Evita Perón oder die Hochzeit von Radio und Staatsmacht
Die Heilige des Mikrophons
http://zeus.zeit.de/text/archiv/1997/03/evita.txt.19970110.xml

STARKULT Entgleiste Sterne, verglühend
Zum Beispiel Evita Perón. Oder Joseph Beuys. Rita Hayworth. Andy Warhol. Alle spielten die Diva
http://literaturbeilage.zeit.de/show_article?ausgabe_id=17&artikel_id=200241_SM-Diva&rubrik_id=206

eher eine Faktensammlung (nicht immer zuverlässig aber interessant):
http://www.hausarbeiten.de/faecher/hausarbeit/gem/14350.html

Der Mythos Eva/Evita allerdings blüht hierzulande immer noch. Promiklatsch aus nicht unbedingt trüber Quelle:
http://www.mdr.de/brisant/promi-klatsch/210965.html
 
ich weiß die Wanderung der Leiche wird sehr gut in "Santa Evita" von einem Autor dessen Name mir entfallen sit beschrieben.
 
Tomás Eloy Martinez: Santa Evita. Frankfurt 1997
Von den drei soeben auf deutsch erschienenen neuen Büchern zum Komplex "Evita" hat das von Tomás Eloy Martinez die größten Verdienste in der Rekonstruktion der Irrwege von Evitas einbalsamierter Leiche. Außerdem fällt ein interessantes Psychogramm des Obersten Moori Koenig ab, der in diesen Leichnam "verliebt" ist, und einiges zur argentinischen Armee. Das Buch ist überwiegend eine Montage von Interviews, die der Autor bei den verschiedensten Beteiligten eingeholt hat, durchsetzt von Fiktivem; der Autor eine Art "Peronist", Evita-Fan.
http://zeus.zeit.de/text/archiv/1997/03/evita.txt.19970110.xml
 
Mercy schrieb:
Tomás Eloy Martinez: Santa Evita. Frankfurt 1997
Von den drei soeben auf deutsch erschienenen neuen Büchern zum Komplex "Evita" hat das von Tomás Eloy Martinez die größten Verdienste in der Rekonstruktion der Irrwege von Evitas einbalsamierter Leiche. Außerdem fällt ein interessantes Psychogramm des Obersten Moori Koenig ab, der in diesen Leichnam "verliebt" ist, und einiges zur argentinischen Armee. Das Buch ist überwiegend eine Montage von Interviews, die der Autor bei den verschiedensten Beteiligten eingeholt hat, durchsetzt von Fiktivem; der Autor eine Art "Peronist", Evita-Fan.
http://zeus.zeit.de/text/archiv/1997/03/evita.txt.19970110.xml
:hoch: ein Spitzenbuch - wenn man einen gewissen Hang zu einer morbiden Dekadenz hat :D
Mir hat es jedenfalls ausgezeichnet gefallen und ich kann es jedem weiterempfehlen. Ebenfalls von Martinez, aber etwas langatmiger ist "Der General findet keine Ruhe", eine Romanbiographie über Peron.
 
Mir ist aufgefallen, dass bei weitem nicht alle Argentinier Eva Peron verehren, sondern ihre Person durchaus differenziert betrachten. Ich habe auch etliche Argentinier kennengelernt (jung und alt!), die Evita ablehnen bzw. sie sogar verachten. Ich glaube, die Sache mit dem Mythos ist nicht erst seit den wirtschaftlichen Problemen vorbei. Ich habe das Land 1989 besucht, und habe schon damals wenig von einem Evita-Mythos feststellen können. Es gibt Fans, Bewunderer, Kritiker und Gegner. Und vieles dazwischen. Würde ich ungefähr mit Ronald Reagen vergleichen. (was das Ansehen angeht, nicht die Bedeutung oder das Aussehen! :)
 
Heute vor 90 Jahren kam Evita in Los Toldos zur Welt. Bis heute spukt ihr Schatten durch Argentinien und ihre Präsenz in Buenos Aires ist enorm.
Intelektuelle wie auch bürgerliche Kreise lehnen sie total ab, während sie in den ärmeren Bevölkerungsschichten nach wie vor höchste Verehrung genießt. Ihr Grab in Recoletta ist immer voller Blumen (wobei man nicht sagen kann wie viele von Touristen stammen).
Selbstverständlich gibts auch ein Evita-Museum in Buenos Aires dass aber eine ziemlich unkritische Hagiographie betreibt, kein Wunder, wird es doch von der Fundacion Eva Peron betrieben, der berühmt-berüchtigten Wohlfahrtsstiftung Evitas. Ein Raum dieses Museums ist ihrem Begräbnis gewidmet, dass wohl zu den größten Totenfeiern des letzten Jahrhunderts zählt und perfekt auf Film gebannt wurde. Zu den Klängen Wagnerscher Musik zieht da ein endloser Zug durch die Prachtstraßen von Buenos Aires, ein irres Bild.

Wie auch immer -feliz cumpleaños, Evita!
 
Hat sie nicht dafür gesorgt, dass alte Nazi-Größen in Argentinien neue Heimat fanden ...? :grübel:
 
Hat sie nicht dafür gesorgt, dass alte Nazi-Größen in Argentinien neue Heimat fanden ...? :grübel:

Yup! Sie war unter anderem mit Monsignore Draganovic gut bekannt, der über die sogenannte Rattenlinie, oft mit katholischen Priestern als "Reiseleiter" zahlreiche Nazis ausgeschleusen ließ. Evita und Peron ließen sich auch gerne mit Rudel blicken, der ebenfalls viele Nazis nach Argentinien brachte. In Argentininien suchten auch Eichmann, Mengele, walther Rauff und andere Schutz. Rauff, der Erfinder der Gaswagen gab als Beruf "staatlich geprüfter Kriegsverbrecher" an. Perons Geheimpolizei ließ sich gerne von ehemaligen SS- Leuten beraten und inspirieren.
 
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